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Atemlos – Gefährliche Wahrheit

Originaltitel: Abduction__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2011__Regie: John Singleton__Darsteller: Taylor Lautner, Lily Collins, Alfred Molina, Jason Isaacs, Maria Bello, Michael Nyqvist, Sigourney Weaver, Antonique Smith, Denzel Whitaker, Nickola Shreli, Allen Williamson, William Peltz, Dermot Mulroney u.a.
Atemlos - Gefährliche Wahrheit

Taylor Lautner und John Singleton machen einen auf Bourne: „Atemlos – Gefährliche Wahrheit“

Mit „Twilight“ erlangte Taylor Lautner Bekanntheit, aber gerade angesichts des anstehenden Franchise-Endes möchte der kampfsporterfahrene Youngster lieber auf Actionstar umsatteln.

Zum Actiongenre gehört ein gewisses Posing, das haben die Macher verstanden, doch bei der Inszenierung des als Starvehikel gedachten „Abduction“ schießt man schon in der Exposition übers Ziel hinaus: Nathan (Taylor Lautner) wird nicht nur beim Motorradfahren, Kickboxtraining UND einem (selbstverständlich gewonnenen) Ringwettbewerb gezeigt, gleich zu Beginn fährt er mit seinen Kumpels auf eine Party und zwar auf der Motorhaube liegend, als habe er zu oft „Death Proof“ gesehen, und dann später mit nacktem Oberkörper auf dem Rasen aufzuwachen. Leider ist das Posing wichtiger als alles andere, Teeniefilmbestandteile werden als öde Routine runtergerattert: Nathans Kumpels sind nutzlose Stichwortgeber, mit Karen (Lily Collins) das Girl Next Door und Love Interest unmotiviert eingeführt.

Wie das Drehbuch es so will, werden Karen und Nathan für ein Schulprojekt zusammengesteckt und geraten bei der Recherche auf eine Seite mit den Bildern vermisster Kinder, die man digital altern lassen kann. Eines sieht aus wie Nathan, der Zuschauer kennt die Prämisse angesichts des Trailers auch schon und das Gerede von Papa Kevin (Jason Isaacs) bezüglich von stark sein und trainieren deutet das Agentensetting ebenfalls an. Als Nathan sich bei Uploadern meldet, wird anhand von deren Verhalten skeptisch – zu Recht.

Denn schon kurz darauf traben zwei Männer an, die sich als Zivilbeamte ausgeben und erschießen Nathans angebliche Eltern, die dem Quasisohnemann gerade die Wahrheit sagen wollen. Von da ist Nathan auf der Flucht vor Geheimagenten und Profikillern…

httpv://www.youtube.com/watch?v=4zywZ_O1aVo

Ein Bourne-Klon soll also Lautners Einstieg ins Actiongenre sein, hier noch mit reichlich Teenie-Elementen um auch das „Twilight“-Fanpublikum noch anzulocken, doch erneut fällt auf, dass Lautners Holzmimik ihn eher als B-Actiondarsteller qualifiziert und die durften nach dem Ende der Ära Cannon selten ins Kino. Steif und unemotional verkörpert Lautner seine Rolle, Trauer um die Eltern, bei denen er 16 Jahre lebte, kauft man ihm nicht ab, Gefühle für Karen auch nur teilweise. Mario Bello und Jason Isaacs als besagte Eltern geben sich Mühe, sind aber schnell weg vom Fenster, Sigourney Weaver supportet solide, doch die besten Performances findet man noch bei Häschern: Alfred Molina als CIA-Agent sowie Michael Nyqvist als Elitekiller veredeln ihre Szenen, sind jedoch nur Unterstützung für den mauen Hauptdarsteller, neben die eh nicht besonders herausragende Lily Collins, Lautners tatsächliche Freundin, auch nicht groß zum Zuge kommt.

Doch Lautner das Scheitern des Films allein anzukreiden, wäre unfair, auch wenn natürlich der Zuschnitt auf ihn diesem Projekt erst grünes Licht gab, scheinbar ohne längeres Studium des Drehbuchs und ohne große Blicke auf Schauwerte abseits von Lautners Physis. Also gibt es auch nicht viel an Action zu sehen, neben dem Kickboxtraining vom Anfang den Kampf bei der Eltern-Ermordung, einen weiteren Fight in einem fahrenden Zug und eine Schießerei in einem Diner. Alles jugendfrei, aber doch ziemlich gut im angesagten Bourne-Stil choreographiert, doch leider auch von einer unschönen Kürze, die bei der geringen Anzahl der Actionszenen noch unschöner auffällt. Außerdem mag es ja realistisch sein, dass ein Teen einen Killer nur überwältigt, wenn er (wie im Zug) keine andere Chance hat, aber ein Held, der das Finale mit Weglaufen bestreitet (inklusive des auf dem Poster verwendeten Glasrutschens), damit die Kavallerie ihn retten kann, wirkt schon etwas schlapp.

Die Actionszenen gehören jedoch noch zu den Meriten des leider bärig schlecht geschriebenen Films. Damit sind noch nicht einmal die diversen Logiklücken, verschiedene Unglaubwürdigkeiten und die auch besser nicht genauer untersuchte Prämisse des Films gemeint, sondern seine Gesamtkonstruktion: Nach ellenlanger Exposition rasen Hero und Girlfriend los um die Wahrheit herauszufinden, doch schon 10 Minuten später klärt eine Szene beim CIA zumindest für den Zuschauer beinahe alle offenen Fragen und killt damit das Meiste an Überraschungspotential und Spannung. Aber scheinbar hält der Film sein Publikum für dumm (Die Teens? Die Actionfans? Beide?) und will es nicht überlasten.

Nach der Exposition macht John Singleton das, was angesichts des Scripts wohl das Beste war, nämlich kräftig aufs Gas treten und den Film in schicke Bilder hüllen, doch das kompensiert den Mangel an Substanz und funktionierender Dramaturgie nur bedingt: Die Liebesgeschichte ist da, weil sie halt dazu gehört, dabei hätte man die weniger Actionbegeisterten aus der Teenzielgruppe ansprechen können, die Nebenfiguren sind verschenkt und die paar Plottwists werden so lustlos dargebracht, dass sie uninteressant bleiben.

Ein paar brauchbare, aber kurze Actionszenen sowie eine recht sichere, aber auch komplett unterforderte Regie bewahren „Abduction“ noch vor dem totalen Absturz, sind angesichts des undurchdachten Drehbuchs und des hölzernen, uncharismatischen Hauptdarstellers, auf den der Film nun mal vollends zugeschnitten, aber auch nicht in der Lage die Chose zu retten. Schade, von John Singleton ist man eigentlich Besseres gewohnt.

Knappe:

Die deutsche DVD und Blu-Ray kommen von Studiocanal ungekürzt mit FSK 12.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Studiocanal__FSK Freigabe: ab 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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