Originaltitel: 100 Kha__Herstellungsland: Thailand__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: Chalit Krileadmongkon, Pakphum Wongjinda__Darsteller: Chanya McClory, Mike Angelo, Benjamin Joseph Varney, Kulteera Yordchang, David Asavanond, Paramej Noiam, Aticha Pongsilpipat, Wanpiya Omsinnopphakul u.a. |
Thailand ist in der ersten Phase der Covid-Pandemie so hilflos wie der Rest der Welt auch. Social Distancing und Quarantänen stehen auf der Tagesordnung. Die Auswirkungen bekommt Mister Wit besonders hart zu spüren. Denn er führt ein Hotel, dem die Gäste fernbleiben. In seiner Verzweiflung bemüht er irgendwann mächtige Kontakte.
Diese schaffen es, dass sein Hotel die Erlaubnis erhält, Quarantäne-Gäste zu empfangen. Also Gäste, die aus anderen Ländern nach Thailand einreisen und entsprechend geltender Bestimmungen zwei Wochen unter Quarantäne bleiben müssen. Doch dieses Mal geht die Gefahr nicht von den Gästen aus. Vielmehr ist da eine neue Angestellte, die im Dschungel von einem Tausendfüßler „übernommen“ wurde. Von Wirt zu Wirt switchend, sorgt der in verschiedensten Ausformungsstadien in dem Hotel für blutiges Chaos.
Tierhorror aus Thailand
Das Subgenre des Creature Features lebt davon, jeder möglichen und unmöglichen Species eine besondere Gefährlichkeit für den Menschen anzudichten. Das ist bei Haien, Löwen und Grizzlys höchst glaubwürdig. Auch seltsamen Monstren wie Werwölfen oder Raketenwürmern möchte man nicht im Dunklen begegnen. Sogar Faultiere, Schnecken und Frösche durften in Filmen bereits zeigen, an welche Stelle der Nahrungskette sie eigentlich gehören – genau, nach ganz oben.
„Creepy Crawly“ bedient sich nun der Tausendfüßler. Die dürfen zumeist in Dschungelfilmen für eklige Momente und spitze Frauenschreie sorgen. Zuletzt wurde in den „Human Centipede“-Filmen eine besonders ausgefallene Abart des „Tausendfüßlers“ präsentiert. Der thailändische Horrorfilm „Creepy Crawly“ setzt mehr auf Tausendfüßler in ihrer tatsächlichen Form – präsentiert allerdings auch eine „Abart“, die eng mit dem menschlichen Körper verbunden ist.
Infolgedessen setzen die Regisseure Chalit Krileadmongkon und Pakphum Wongjinda sowohl auf den natürlichen Ekel, den der Anblick der Gliederfüßer mit ihren zahlreichen Beinen auslöst, als auch auf Bodyhorror, wenn der Monster-Tausendfüßler aus menschlichen Körpern bricht oder seinen Wirt und dessen Gliedmaßen zu Waffen ummodifiziert. Dabei funktioniert der Bodyhorror um ein Vielfaches besser als die Szenen um die „realen“ Tausendfüßler.
So real sind die nämlich zumeist gar nicht, stammen sie doch überwiegend aus dem PC. Allerdings werden sie von wirklich guten CGI-Effekten zum Leben erweckt. So wirklich bedrohlich wollen sie aber auch in großen Mengen nicht wirken. Auch und vor allem, weil sie vom Film eher unvorteilhaft eingesetzt werden. So spielen sie lange Zeit gar keine Rolle, dominieren dann etwa zehn Minuten lang den Streifen und verschwinden daraufhin wieder sang- und klanglos von der Bildfläche. Weder sorgen sie für fiese Heldentode noch für eindrückliche Horrormomente.
Dies bleibt alles dem Monster-Tausendfüßler vorbehalten, der immer mal wieder beherzt losschlagen darf. Dann durchstoßen seine gefühlt endlos dehnbaren Gliedmaßen diverse Brustkörbe und sorgen für ordentlich Aderlass. Dabei sind sowohl die Splatter-Momente als auch die Bodyhorror-Einlagen klasse getrickst. Gegen Ende bekommt man das Wesen dann in voller Pracht zu sehen und staunt: Es sieht dem deutschen Filmtitel entsprechend wirklich creepy aus und ist hervorragend inszeniert. Es ist schnell, wendig, agil und nicht zimperlich. Eine würdige Kreatur für ein Creature Feature.
Die eigentliche Handlung rund um die Auftritte des Monster-Tausendfüßlers macht jedoch nicht so viel Laune. Kaum eine der Figuren verfängt. Vieles bleibt unklar. Dem Tausendfüßler wird ein Motiv für sein Agieren angedichtet, das nicht wirklich unterfüttert wirkt. Und warum hier welche Figuren was machen, das wird auch aufgrund zahlreicher Flashbacks niemals so wirklich klar.
Was man „Creepy Crawly“ zugute halten muss: Er lässt sich von diesen Problemen im Storytelling niemals einbremsen. Regie und Drehbuch machen immer Tempo, sorgen durchgehend für Bewegung und erzeugen ein durchgehendes Gefühl von Kurzweiligkeit. Dafür sorgt auch die flotte Bebilderung und vor allem ein enorm vorwärtsdrängender Score.
Als Held der Chose agiert Mike Angelo („The Misfits“), der einen ordentlichen Job macht. Der Rest des Castes laboriert an den wenig unterfütterten Charakteren und kommt damit eher semi zurecht. Große Ausfälle oder Overacting gibt es kaum zu erspähen. Ein wichtiger Hauptdarsteller ist freilich das Hotel, in dem das Creature Feature steigt. Der Schauplatz wirkt dabei immer glaubwürdig, wird vom Dach bis zum Keller ausgiebig bespielt und wird niemals langweilig.
„Creepy Crawly“ kriecht nicht unter die Haut
Der thailändische Horrorfilm weiß vor allem in seinen Creature-Momenten zu überzeugen. Dabei sitzen die Effekte und die Inszenierung so sehr, dass man sich viel mehr Rambazamba aus dieser Ecke gewünscht hätte. Dreht der Monster-Tausendfüßler gegen Ende dann so richtig auf, dreht „Creepy Crawly“ selbst aktuellen B-Creature-Features aus Hollywood eine lange Nase. Mühelos. Leider können da die Story und die Charaktere zu keiner Zeit mithalten.
Die Tatsache, dass viele Figuren vor allem zu Beginn durchgehend maskiert sind, passt zur Story, macht es aber schwer, in die Charaktere hinein zu finden. Entsprechend sind sie dem Zuschauer dann auch weitgehend vollkommen egal. Infolgedessen ist man auch leider nie wirklich in dem Film drin. Und so schaut man trotz des hohen Tempos des Monsterhorrors immer mal wieder zur Uhr und sehnt den Abspann herbei. Schade.
Die deutsche DVD zum Film erscheint am 31. Oktober 2024 von der Busch Media Group. Am selben Tag erscheint auch ein Mediabook inklusive der Blu-ray zum Film. Beide Medien haben eine Freigabe ab 16 und sind in der Form ungeschnitten. Streamen könnt ihr den Film bereits ab dem 17. Oktober 2024.
In diesem Sinne:
freeman
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