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Arcadian – Sie kommen in der Nacht

Originaltitel: Arcadian__Herstellungsland: USA, Kanada, Irland__Erscheinungsjahr: 2024__Regie: Benjamin Brewer__Darsteller: Nicolas Cage, Jaeden Martell, Sadie Soverall, Maxwell Jenkins, Joe Dixon, Samantha Coughlan, Daire McMahon u.a.
Arcadian - Sie kommen bei Nacht mit Nicolas Cage DVD Cover

Nicolas Cage in “Arcadian – Sie kommen bei Nacht”.

„Arcadian“ steigt mit Nicolas Cages Figur Paul ein, der in der schnittlos gereichten Einstiegsszenerie zunächst nach nützlichen Gegenständen in verfallenen Häusern sucht. Als er hat, was er suchte, rennt er los. Er läuft durch die Eingeweide einer Großstadt. Aus der Ferne hörbare Nachrichtenmeldungen raten den Menschen, sich in Sicherheit zu bringen. Schüsse brechen, Geschosse steigen in Richtung Himmel auf. Chaos überall. Am Ende seiner Flucht gelangt Paul an einem Gebäude an, in dem er zwei verstecke Babys in die Arme schließt.

15 Jahre später leben Paul und seine Söhne Thomas und Joseph auf einem verfallenen Bauernhof weit außerhalb jeglicher Zivilisation. Ihr Alltag besteht darin, nützliche zivilisatorische Überbleibsel zu suchen, das Gehöft in Schuss zu halten und sich mit Nahrungsmitteln einzudecken. Sie leben ein beinahe idyllisches Leben. Doch in der Nacht hat die Idylle ein sofortiges Ende. Irgendetwas will in das Gehöft eindringen und es will die Familie töten. Was vor 15 Jahren das Chaos brachte, es ist noch auf dieser Welt.

Die Situation verschärft sich unversehens, als Thomas nach dem Besuch einer benachbarten Farm nicht zurückkehrt. Paul macht sich auf die Suche. Gleichzeitig verschärfen die fremden Wesen ihre Angriffe.

Schaut in den Film hinein

Monsterhorror mit Nicolas Cage

Der in Irland gedrehte Horrorfilm „Arcadian – Sie kommen in der Nacht“ wirft den Zuschauer mitten hinein in eine postapokalyptische Welt. Die Menschheit wurde von blutrünstigen außerirdischen Wesen überrannt und weitgehend ausgelöscht. Wer überlebt hat, befindet sich in einem steten Überlebenskampf gegen Lebewesen, von denen die Menschen nicht viel wissen. Außer, dass sie bevorzugt bei Nacht jagen, weil sie das Licht meiden.

An der Seite der Filmcharaktere darf der Zuschauer fortan die Wesen „erkunden“. Und das macht wirklich Laune, denn die Außerirdischen sind nicht nur cool designt, sie haben auch eine Menge seltsame Verhaltensweisen drauf. Sie scheinen enorm elastisch zu sein. Sie bewegen ihre seltsam ausgeformten Mäuler mit irrer Geschwindigkeit. Und sie erinnern in ihrem Körperbau und aufgrund ihrer starken Behaarung an Primaten. Primaten, die sich wie einst die Critter zu einer Art Ball zusammensetzen können und dann hinter ihren Opfern her rollen.

Die Wesen wirken infolgedessen immer reichlich schräg, was noch dadurch verstärkt wird, dass keine ihrer Eigenheiten irgendwie erklärt wird. Aber sie sind effekttechnisch stark umgesetzt worden und werden vom Film derart effektiv genutzt, dass sie als Bedrohung herrlich funktionieren. Und das ist ja das Wichtigste für ein Creature Feature.

Nicolas Cage in "Arcadian"

Paul auf einer Spritztour mit seinen Söhnen.

Was rund um die Auftritte der Wesen passiert, entpuppt sich früh als Coming-of-Age-Story. Leider gerät diese arg generisch und hat nicht wirklich etwas Neues zu erzählen. Sie setzt etwas zu erwartbar auf den Unterschieden der beiden jugendlichen Helden auf und lässt auch Papa Paul reichlich vorhersehbar agieren. Die Dynamik der Figuren untereinander sorgt so nur für wenig Spannung, auch das Erzähltempo ist in diesen Momenten extrem gebremst.

Interessanter ist da schon, wenn die Figuren auf andere Überlebende der Apokalypse treffen. Die Spannungen sind dann wirklich spürbar. Leider wird dieses Story-Element fast stande pede wieder abgeräumt, sorgt aber zumindest für eine hübsche Actioneinlage.

Apropos Action: Die ballt sich in „Arcadian“ stark in Richtung Finale und hat hier eine Menge zu bieten. Die Wesen, die bis dahin eher schemenhaft gereicht wurden oder deren Anwesenheit nur über die Tonspur vernehmbar war, sind nun in ganzer Pracht zu sehen. Und sie drehen gehörig auf. Greifen brutal an, sorgen für Blutzoll und drehen auch am Bodycount. Nebenbei werden ganze Farmen niedergebrannt. Das hat Wucht und macht die letzten 30 Minuten sehr kurzweilig.

Regisseur Benjamin Brewer (besorgte die Effekte von „Everything Everywhere All at Once“) lässt insgesamt nur selten Licht in seinen Nachtmahr. Selbst die Szenen bei Tageslicht arbeiten mit gedeckten Farben und sogar Sonnenlicht lässt den Film nicht erstrahlen. Ansonsten dominiert nachtschwarze Dunkelheit. In der sich viel verstecken lässt. Eben auch fiese Außerirdische.

Was toll funktioniert und den Zuschauer schon teils sehr konzentriert in die Dunkelheit starren lässt. Dass der Regisseur diesen atmosphärischen Düsterlook nie für Jump Scares nutzt, verwundert allerdings schon. Zumal „Arcadian“ ein paar eindrückliche Gruselmomente mehr durchaus vertragen hätte. Oder derart creepy Szenen, wie jene, in der ein Außerirdischer in aller Ausführlichkeit zeigen darf, wie dehnbar er wirklich ist.

Nicolas Cage im Monsterhorror

Nicolas Cage als Familienoberhaupt Paul.

Was auffällt, ist, dass „Arcadian“ auf eine recht unruhige Bebilderung setzt. Ab und an wackelt die Kamera etwas zu heftig. Dafür gefällt die bodenständig-realistische Ausgestaltung der postapokalyptischen Welt. Die hat nichts von „Mad Max“ und Co., sondern setzt stark auf unserer Realität auf. Ein interessanter Punkt, der leider nicht erklärt wird, sind die tiefen Risse in unserem Planeten, die irgendwie von den Außerirdischen herrühren sollen. Auch kritische Einsprengsel, in denen angedeutet wird, dass sich die Erde (Umwelt, Klima) seit der weitgehenden Ausrottung der Menschheit erholt zu haben scheint, nimmt man gerne mit.

Darstellerisch agiert Nicolas Cage („Dream Scenario“) als Paul extrem souverän und erstaunlich zurückgenommen. Es gibt dementsprechend keinen einzigen seiner berühmt-berüchtigten Overacting-Momente. Die wären hier aber auch unglaubwürdig gewesen. Immerhin spielt Cage entweder allein oder mit seinen Jungs – und denen gegenüber sollte sich die Vaterfigur nicht wie ein Psycho aufführen. Im Übrigen bestreitet Cage hier eher eine Nebenrolle.

Die Last des Filmes liegt stattdessen auf den Schultern der stark agierenden Jungdarsteller Jaeden Martell („Es! Kapitel 2“) als Joseph und Maxwell Jenkins (der junge „Reacher“ in der Serie) als Thomas. Die machen ihre Sache durchweg gut, leiden aber ein wenig unter den gereichten Klischees rund um ihre Charaktere. Die spät im Film ankommende Sadie Soverall („Saltburn“) gefiel mir ebenfalls gut und hätte gut und gerne mehr Screentime haben dürfen.

„Arcadian – Sie kommen in der Nacht“ macht in seinem Creature-Part Spaß

Der mal wirklich düstere und gut gespielte Horrorfilm „Arcadian – Sie kommen in der Nacht“ kann sich vor allem auf seinen gelungenen Creature-Feature-Anteil verlassen. Die Monster sehen echt cool aus, haben enorm schräge Eigenschaften, werden sehr druckvoll und stark in Szene gesetzt und eignen sich aufgrund ihrer nicht vertieften Mythologie definitiv für weitere Filmabenteuer. Diese sollten dann aber Rahmenhandlungen haben, die weniger vorhersehbar und mit mehr Verve und Dynamik erzählt werden.

06 von 10

Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erschien am 24. Oktober 2024 von Capelight Pictures. Die Datenträger haben ungeschnitten eine Freigabe ab 16 und kommen mit drei kleineren, wenig gehaltvollen Behind-the-Scenes-Featurettes. Ihr könnt den Film auch streamen.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Patrick Redmond / Capelight Pictures__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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