„Trick“ ist ein Slasher mit Elementen des Copthrillers und Serienkillerfilms sowie einem erstaunlich agilen Mörder. Der sucht jedes Jahr zu Halloween Orte entlang des Hudson River heim. Omar Epps und Ellen Adair sind ihm als Gesetzeshüter auf den Fersen, sind sich aber nicht sicher, ob es sich bei dem Serienmörder um einen Menschen oder ein übernatürliches Wesen handelt.
Originaltitel: Trick__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Patrick Lussier__Darsteller: Omar Epps, Ellen Adair, Jamie Kennedy, Tom Atkins, Kristina Reyes, Vanessa Aspillaga, Todd Farmer, Alex Breaux, Melody Hurd, Aaron Dalla Villa, Jerome Charvet, Tony Mitchell u.a. |
Patrick Lussier begann seine Karriere am Schneidetisch, wurde später zum Stamm-Editor von Wes Craven, der ihm mit „Wes Craven präsentiert Dracula“ den Weg ins Regiefach ermöglichte. Dort blieb Lussier dem Horrorgenre mit Filmen wie dem Pathologiethriller „Play Dead“, dem Remake „My Bloody Valentine 3D“ oder dem Slasher „Trick“ treu.
Zentral für den Film ist der Horrorfeiertag schlechthin: Halloween – kein Wunder, dass der deutsche Untertitel auch „Dein letztes Halloween“ lautet. So erleben in der Auftaktszene gleich mehrere Teenager in Benton ihr letztes Halloween, als sie den Feiertag anno 2015 mit Drinks und Knutschspielchen begehen wollen. Einer von ihnen, Patrick Weaver, nur Trick genannt, greift jedoch das mit „Trick“ und „Treat“ beschriftete Messer, das als Anzeiger bei den Partyspielchen dient, und schlitzt mehrere seiner Klassenkameraden auf, ehe er selbst niedergestochen wird. Im Krankenhaus kann er sich jedoch befreien und weitere Morde begehen, ehe er von Detective Mike Denver (Omar Epps) und Sheriff Lisa Jayne (Ellen Adair) niedergeschossen wird, aus dem Fenster stürzt und anschließend in den eiskalten Hudson River fällt. Damit legt Lussier bereits zu Beginn gut in Sachen Bodycount vor, nährt aber auch auf erzählerischer Ebene den Mythos des Killers.
Jedes Jahr kommt es an Halloween entlang des Flusses wieder zu Morden, stets sticht ein maskierter Mörder auf Menschen ein, jedes Mal scheint es Trick gewesen zu sein, der den Ermittlern Rätsel aufgibt: Die Überlebenden des Benton-Massakers beschreiben ihn alle unterschiedlich, seine Heimatadresse entpuppt sich als verlassenes Schiff. Dass Trick einen Rochus auf seine früheren Gegner hat, zeigt sich 2018, als er zwei FBI-Agenten in Anwesenheit von Mike ermordet. In einem oberflächlichen, aber nicht uninteressanten Gesellschaftskommentar zeigt „Trick“ dann auf, wie ein solcher Mörder im Zeitalter von Social Media funktioniert: Trick zu einem Phänomen in den sozialen Medien, seine Taten generieren Aufmerksamkeit, ja sogar Anhänger, wodurch sein Mythos noch nur größer wird.
Halloween 2019: Mike hat nach den vorigen Ereignissen eigentlich den Dienst quittiert, doch ein Anruf Lisas bringt ihn nach Benton – Trick hat erneut zugeschlagen und Mikes Namen mit Blut an die Wand geschrieben. Offensichtlich ist er an den Schauplatz an seiner ersten Tat zurückgekehrt und will Rache. An Mike, an Lisa, aber auch an früheren Klassenkameraden wie Cheryl Winston (Kristina Reyes)…
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„Trick“ ist ein Film voller alter Verbundenheiten. Co-Drehbuchautor Todd Farmer lieferte bereits die Scripts für die Lussier-Filme „My Bloody Valentine 3D“ und „Drive Angry“ und ist als Deputy zu sehen. Omar Epps spielte eine kleine Rolle in „Scream 2“ und überzeugt hier als tougher, etwas ausgebrannter Cop. Aus der ursprünglichen „Scream“-Trilogie, deren Schnitt Lussier verantwortete, ist auch Jamie Kennedy hier in einer Nebenrolle als Arzt dabei. Relativ gelungene Performances gibt es außerdem von Ellen Adair („The Sinner“) als Sheriff und Horrorveteran Tom Atkins („Die Nacht der Creeps“) als Diner-Besitzer zu sehen. Eher durchwachsen dagegen ist Kristina Reyes („Blindspot“) als toughe Überlebende: Manchmal glaubwürdig, manchmal auf Soap-Niveau, letzteres beispielsweise beim tränenreichen Gespräch mit ihrem im Krankenhaus im Koma liegenden Vater.
Allerdings liegt der Fokus im Gegensatz zu vielen anderen Slashern auch gar nicht auf Cheryl als potentiellem Final Girl. Stattdessen bringt „Trick“ seine Handlung mehr in Richtung des Copthrillers und Serienkillerfilms, mit den Ermittlern Mike und Lisa als Hauptcharakteren. Gerade Mike ist ein klassischer Held des Polizeifilms, ein brillanter Ermittler, der an einem Fall verzweifelt, der angesichts seiner (vermeintlichen) Fehlschläge die Brocken hinwerfen will und dessen Verbissenheit den Kollegen als wahnhaft erscheint. Immer wieder betonen diese, dass Patrick die Verletzungen der Halloween-Nacht von 2015 unmöglich überlebt haben kann, was das zentrale Mysterium des Films bleibt: Ist Trick ein übernatürliches Wesen, greift der Killer zu einem Trick (die Mehrdeutigkeit des Wortes wird schon im Vorspann angesprochen) oder ist es angesichts des Social-Media-Kults vielleicht sogar ein Nachahmungstäter? Die Auflösung des Wie ist nicht rasend neu im Genre, aber durchaus stimmig, das Motiv dagegen eher fad und aus Allgemeinplätzen bestehend.
Ebenfalls mit Genrestandards bricht das Vorgehen des Killers. Dominieren im Slasherfilm oft eher langsame Mordmaschinen wie Jason oder Michael, so bewegt sich Trick wie ein Athlet, wenn er über Zäune hüpft, seine Gegner im Sprint attackiert oder einem Opfer auf die Schultern springt, um ihm in den Kopf zu stechen. Klassisch dagegen die bevorzugte Wahl der Waffen mit dem Trick/Treat-Messer, wobei Trick dem kreativen Killen nicht ganz abgeneigt ist. So sind bei einer der originellsten Mordszenen des Films ein Baukran und ein Grabstein involviert, bei der Tötung eines FBI-Agenten eine Art Flaschenzug mit Garotte. Der Bodycount ist hoch, das Kunstblut fließt reichlich und einige Derbheiten wie abgetrennte Finger sind auch dabei, auch wenn der etwas hektische Schnitt von Tommy Aagaard („The Requin“) einen gelegentlich die Übersicht verlieren lässt und das Ganze so etwas abschwächt. Noch dazu ist nur ein Teil der Opfer richtig eingeführt, der Rest bleibt pure Metzelmasse und Schockszenen oder Suspense serviert „Trick“ auch nur in Maßen, meist geht es eher um das Geslashe, das dafür recht actionreich abläuft. Cool sind auch die Masken des Killers, darunter Kürbis- und Skelettköpfe, auch wenn Trick durch seine wechselnden Kostümierungen das Charakteristische anderer Schlitzer fehlt.
So sorgt Lussier dann für ordentlich Oberflächenreize und Stimmung, auch mit Blick auf die Locations. Dazu gehören unter anderem ein Grusellabyrinth, in dem der Killer perfekt unerkannt zuschlagen kann, ein Screening von „Die Nacht der lebenden Toten“ im Gebäude nebenan oder das Krankenhaus, in dem Trick nicht nur während des Auftakts wütet. Schade nur, dass „Trick“ zwar stark auf den Copthriller-Faktor setzt, aber in der Hinsicht wenig zu erzählen hat: Mike und Lisa sammeln meist nur Leichen auf, finden aber wenig Hinweise zu Trick an sich, sodass das zentrale Mysterium etwas stiefmütterlich behandelt wird und keine der verschiedenen Thesen zu Tricks Taten irgendwie untermauert wird, ehe das Finale dann des Rätsels Lösung liefert. Raum für eine Fortsetzung wird genretypisch auch gelassen, doch anscheinend war das Interesse des Publikums nicht groß genug dafür.
Dabei ist „Trick“ durchaus solide Slasherunterhaltung, die durch den ungewöhnlich agilen Killer, seine überraschend actionreichen Bluttaten und die Copthriller-Hauptfiguren mal etwas andere Akzente im Genre setzt. Der Bodycount ist ebenso hoch wie das Tempo, für ordentlich Gehacktes ist auch gesorgt, doch für mehr als solides Entertainment hakt es dann doch zu sehr bei Figurenzeichnung und Story. So ist die Auflösung des Trick-Mysteriums durchaus stimmig, der Weg dahin allerdings nicht allzu clever – viel wirklich Ermittlungsarbeit leisten das weder die Polizisten auf der Leinwand bzw. dem Bildschirm noch das Publikum im Kinosessel bzw. auf der Couch.
In Deutschland wurde „Trick“ von Tiberius auf DVD und Blu-Ray veröffentlicht, ungekürzt ab 18 Jahren freigegeben. Als Bonusmaterial gibt es Trailer.
© Nils Bothmann (McClane)
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