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The Silent Hour

Originaltitel: The Silent Hour__Herstellungsland: Malta, Kanada, USA__Erscheinungsjahr: 2024__Regie: Brad Anderson__Darsteller: Joel Kinnaman, Mark Strong, Mekhi Phifer, Michael Eklund, Sandra Mae Frank, Jonathan Koensgen, Anthony Grant, Sean James Sutton, Chris Dingli u.a.
The Silent Hour DVD Cover

Joel Kinnman muss “The Silent Hour” überstehen.

Frank Shaw ist mit Leib und Seele Polizist. Doch bei einem Einsatz kommt es zu einem schweren Unfall. Eine irreparable, immer mehr fortschreitende Schädigung von Franks Innenohr ist die Folge. Rund ein Jahr später wagt der Cop die Rückkehr in den aktiven Dienst. Doch der Anfang fällt ihm mehr als schwer. Nicht einmal sein Hörgerät, mit dessen Funktionen er sichtlich hadert, gibt ihm genug Sicherheit, um sich in seinem Job wieder wohl zu fühlen.

Da tritt sein ehemaliger Kollege Doug Slater an ihn heran. Er benötige sofort jemanden, der die Gebärdensprache beherrsche, und er wisse, dass sich Frank darin übe. Frank gibt dem Wunsch von Doug alsbald nach und hilft ihm beim Verhör einer taubstummen Künstlerin. Diese heißt Ava und zeigt den beiden Cops ein Video, in dem irgendwelche Kerle zwei andere brutal umnieten.

Doug verspricht, sich des Falles anzunehmen und die beiden Cops verlassen die Zeugin. Da Frank bei einem Toilettengang, bei dem er erneut an der App zur Bedienung seines Hörgerätes verzweifelte, sein Handy bei Ava vergessen hat, kehrt er umgehend zu ihr zurück. Kaum an der Wohnung von Ava angekommen, überrascht er ein paar Typen, die Ava mit Waffen bedrohen. Frank erkennt schnell die Mörder aus dem Video wieder. Er bekommt Ava zwar frei, muss fortan aber gemeinsam mit ihr vor den Typen fliehen.

Schaut in den Film hinein

Thrillerkost mit spannungsförderndem Handicap

Joel Kinnaman wird vom stummen Cop zum gehörlosen Cop. Während John Woo das Handicap seines Helden in „Silent Night“ direkt nutzte, um einen weitgehend dialogbefreiten Actionfilm zu entfesseln, verzichtet Regisseur Brad Anderson („The Machinist“) bei seinem „The Silent Hour“ auf ein derart konsequentes Gimmick. Findet aber trotzdem interessante Mittel und Wege, das Handicap für seinen Film zu nutzen.

Dafür bereitet er schon früh den Boden. Zeichnet seinen Helden als einen Menschen, der sich seines Gehöres absolut bewusst ist, es bei seinem Job intensiv nutzt und dessen Vorzüge bei guter Musik genießt. Wenn er dann sein Gehör immer mehr verliert, zerbricht Frank förmlich daran. Was man dem Charakter auch ansieht. Er läuft ganz anders (immerhin dient das bei Frank geschädigte Innenohr auch dem Gleichgewichtssinn) und er verzweifelt förmlich daran, sein Hörgerät immer anpassen zu müssen, was auch nur semi funktioniert.

Schnell glaubt er infolgedessen, seinen Job nicht mehr ausüben zu können. Immerhin gelingt es ihm kaum, sich auf sein Gegenüber zu konzentrieren, weil er die durch sein Hörgerät zu stark verstärkten Umgebungsgeräusche nicht ausblenden kann. Da ist es freilich ironisch, dass genau sein Handicap ihn im Laufe der Ereignisse wieder stärker in seinen Job als Gesetzeshüter einbinden wird.

Joel Kinnman und Mark Strong in The Silent Hour

Joel Kinnaman und Mark Strong geben Partner in dem Actionthriller.

Und während er mit der taubstummen Ava durch das alleinige Setting eines für den Abriss bestimmten Hauses gehetzt wird, lernt er immer mehr mit seinem Handicap umzugehen. Auch weil seine Begleiterin ihm dahingehend wichtige Lektionen lehren wird. Ihren Verfolgern gegenüber sind die beiden aber immer im Nachteil. Immer wieder lässt Brad Anderson Gefahren für die beiden aus den Tiefen des Raumes kommen, die beide nicht bemerken, weil sie nichts hören.

Den Zuschauer lässt Anderson dahingehend mal im Unklaren, indem er die Tonspur weitgehend verstummen lässt, und mal nicht, indem der Zuschauer die nahende Gefahr hören darf oder sich direkt im POV-Stil mit an die Helden anschleicht. Und der Regisseur hat ein enorm gutes Verständnis dafür, wann welche Variante die Spannung am meisten pusht.

Und selbige ist hier quasi durchgehend vorhanden. Das liegt nicht nur an der intelligenten Nutzung der Handicaps von Frank und Ava, sondern auch an der clever aufgezogenen Geschichte. Diese wird zum einen enorm zügig angeschoben und sobald sie dann läuft, setzt es einige hübsche Wendungen. Denn das große Ganze hinter dem eingangs präsentierten Mordvideo ist bei weitem nicht so simpel, wie es die ermittelnden Cops zunächst gerne hätten. Dabei sind die Motive hinter den Morden simpel, die personellen Verstrickungen aber nicht.

Sandra Mae Frank in The Silent Hour

Sandra Mae Frank spielt die taubstumme Ava und betätigt sich im Real Life als Botschafterin für gehörlose Menschen.

Der spannende Thriller ist zudem durchgehend in Bewegung. Ava, Frank und ihre Verfolger bespielen den gesamten Schauplatz ausführlichst. Türen werden eingetreten, es wird über Gänge gerannt und in Fahrstuhlschächten herum geklettert, jede Nische kann als Versteck dienen und es geht im Treppenhaus lustig rauf und runter.

Das sorgt für ordentlich Dynamik. Action im eigentlichen Sinne findet allerdings eher weniger statt. Es wird immer mal kurz geballert und etwas gerangelt. Ausufernde Actionszenarios, fette Explosionen oder einen gewaltigen Bodycount will „The Silent Hour“ aber nicht liefern. Eher im Gegenteil: Der gesamte Film bleibt bis in den Showdown hinein erstaunlich unblutig und präsentiert so gut wie keine Todesopfer. Muss er auch nicht, weil er eben rein auf der Spannungsschiene hervorragend funktioniert.

Dazu gesellen sich wirklich tolle Darsteller. Allen voran Joel Kinnaman als Frank und die im wahren Leben ebenfalls taube Sandra Mae Frank („Multiverse“). Bereits bei ihren ersten gemeinsamen Szenen spürt man eine irre Chemie zwischen den beiden, die sich im Verlauf der Hetzjagd immer weiter verstärkt. Da der Film viel zu schnell voranschreitet, schenkt sich Brad Anderson allzu tiefgehende Andeutungen von gegenseitiger Anziehung, findet dafür aber dennoch ein schönes Bild. Und eine sehr ruhige Szene zwischen beiden, die Frank aufzeigen soll, dass er eben nicht „kaputt“ ist, ist obendrein die schönste im ganzen Film.

Joel Kinnaman in Brad Andersons Thriller

Joel Kinnaman spielt den Cop Frank Shaw.

Bei den Fieswichten gefällt vor allem zu Beginn, dass sie angenehm intelligent agieren. Vor allem der von Mekhi Pfifer („Lights Out“) gespielte Anführer überzeugt dahingehend extrem. Doch auch seine rechten Hände (darunter beispielsweise Michael Eklund „Hard Powder“) sind mal nicht nur dumme Befehlsempfänger. Eher im Gegenteil. Last but not least muss man noch Mark Strong („Shazam!“) als Franks Kumpel Doug benennen. Während Strong gut spielt, ist seine Figur leider jene, bei der man zukünftige Entwicklungen zu sehr voraussehen kann. Hier schwächelt das ansonsten starke Drehbuch von Dan Hall also auch mal.

In technischer Hinsicht ist „The Silent Hour“ absolut sauber in Szene gesetzt. Warme und erdige Farben bestimmen den Look des Filmes. Die Kamera ist sehr dynamisch unterwegs, gleichzeitig aber nie zu nah an den Charakteren dran. Wenn man hier die Übersicht verliert, dann weil Anderson es gerade ausdrücklich so will. Stark sind entsprechend kleine Momente, in denen Frank von seiner Verzweiflung, dass er nicht richtig funktioniert, übermannt wird. Da verliert die Kamera plötzlich ebenfalls jedwede Bodenhaftung und Orientierung und lässt den Zuschauer spüren, was in Frank gerade vor sich geht.

Bei der grundlegenden Thematik kommt freilich auch dem Sound des Filmes viel Bedeutung zu. Und hier findet „The Silent Hour“ immer wieder interessante Mittel und Wege, den Zuschauer erfahren zu lassen, wie es ist, nur noch wenig bis gar nichts mehr zu hören. Immer mal wieder schaut man nur sich bewegenden Mündern zu, ohne zu wissen, was gerade besprochen wird. Mal klingt alles dumpf, mal zerreißen laute Geräusche die Stille. In einer richtig ausgepegelten Heimkinoanlage sollte das Sounddesign von „The Silent Hour“ für ein reichlich immersives Erlebnis sorgen.

„The Silent Hour“ bietet unterhaltsamen Nervenkitzel

„The Silent Hour“ nutzt die Handicaps seiner Hauptfiguren wirklich clever. So haben die Bösewichter durchgehend einen enorm gewinnbringenden Vorteil, den unsere Helden auch in der größten Hektik irgendwie aufheben müssen. Das sorgt für Spannung, was durch die Anlage des Filmes als durchgehende Hetzjagd in einem begrenzten Setting nur noch verstärkt wird. Starke Darsteller, die simple, aber effektive Grundstory, das hohe Tempo, das immersive Sounddesign und ein paar hübsche Wendungen sorgen für zusätzliche Pluspunkte.

Will man an „The Silent Hour“ herum mäkeln, muss man ein paar Wendungen benennen, die zu vorhersehbar sind. Mark Strongs Charakter wirkt durch die Bank etwas unglücklich – in Anlage, Ausformung und Klischeelastigkeit. Und ein wenig mehr Action mit einer tafferen Ausrichtung hätte dem Film und vor allem seinem Showdown definitiv nicht geschadet. Hier fand ich das Verhalten mancher Fieswichte zwar nachvollziehbar und prinzipiell clever, der Spannungskurve und dem Unterhaltungsfaktor hätten andere Gauner aber mehr geholfen. Trotzdem: „The Silent Hour“ kann Fans flotter Thriller-Unterhaltung nur ans Herz gelegt werden. Es lohnt sich!

08 von 10

Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film kommt am 8. November 2024 von SquareOne Entertainment / LEONINE. Die Datenträger sind mit einer Freigabe ab 16 ungeschnitten. Extras zum Film finden sich leider keine. Man kann den Thriller auch streamen.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: SquareOne Entertainment / LEONINE__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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