Wir zelebrieren Actionfilme, die rocken!

(Pri)sons

Originaltitel: (Pri)sons__Herstellungsland: Finnland__Erscheinungsjahr: 2024__Regie: Esa Jussila__Darsteller: Jarmo Pukkila, Ari Savonen, Jere Saarela, Katriina Rajaniemi, Gareth Lawrence, Veera W. Vilo, Ilkka Koivula, Renne Korppila, Sami Huhtala, Markus Tilli, Karoliina Blackburn u.a.
(Pri)sons Mediabook

“(Pri)sons” aus Finnland gibt sich richtig hartgesotten.

Juha wurde soeben aus dem Knast entlassen. Mit seinem Wissen hätte er zahlreiche Kriminelle alt aussehen lassen können, doch Juha hat immer geschwiegen. Das rechnet ihm die Unterwelt Finnlands hoch an. Entsprechend holt man ihn vom Knast ab und schanzt ihm direkt einen neuen Job zu. Er soll als Security für eine Art Club arbeiten.

Hier frönen zwielichtige Gäste den sündigen Vergnügungen. Table Dance, Geschlechtsverkehr und Drogenmissbrauch sind an der Tagesordnung. Plötzlich tauchen vier Gäste auf, die sofort Juhas Aufmerksamkeit voll auf sich ziehen. Sie scheinen den Club genauestens auszuspähen. Juha befürchtet gerade noch das Schlimmste, da bricht auch schon die Hölle los.

Die Verdächtigen entfesseln ein deftiges Blutbad und lassen keinen ungeschoren. Wenige Augenblicke später rollen mehrere Transporter mit Söldnern an. Juha wirft sich den Angreifern entgegen und ahnt bald, dass deren Auftauchen mit den Gefängniszellen im Keller des Gebäudes zu tun haben könnte.

Schaut in den Film hinein

Derbe Splatter-Action aus Finnland

„(Pri)sons“ ist für Fans ultrabrutaler, handgemachter Action ein wahres El Dorado. Hier werden Menschen in ihre Einzelteile zersprengt, Schädel zerschossen, zerschlagen und zertrümmert, Kehlen aufgeschlitzt, Genicke ultraderb gebrochen, Messer und andere Gegenstände in menschliche Körper getrieben, Augen eingedrückt und Knochen gebrochen. Dazu gesellen sich wundervoll saftige Ein- und Durchschüsse in hoher Frequenz. All das reicht der Film ohne auffällige CGI-Einlagen und es sieht wundervoll schlotzig und derb aus.

Und die Brutalitäten werden krass zelebriert und ausgekostet. Bei derartigem Selbstzweck verwundert es kaum, dass „(Pri)sons“ in Deutschland keine FSK-Freigabe erhalten hat und mit einer SPIO/JK-Freigabe vertrieben wird. Schön auch, dass die Action versiert in Szene gesetzt wurde. Prügeleien, gerne auch mit untergemischten Martial-Arts-Momenten, atmen eine hübsche Dynamik.

(Pri)sons fiese Lumpen

Fiese Lumpen sorgen für Unheil in dem Club, auf den Juha aufpassen soll.

Die abgefeuerten Splatter-Einlagen bremsen das Ganze nicht aus, sondern fügen sich organisch in das entsprechende Tempo der Szenen ein. Einzig die Ballereien erstarren immer mal wieder in einem zu gewollt wirkenden Posing. Auch hätte ich mir gewünscht, dass das Geballer den Schauplatz eindrücklicher zerlegen darf. Trotzdem, die hartgesottene Action von „(Pri)sons“ verfängt und begeistert.

Leider kann da die Story nicht wirklich mithalten. Zunächst einmal gefällt der intelligent gewählte Titel. Denn wie „(Pri)sons“ andeutet, geht es um die bereits erwähnten Gefängniszellen und es geht um Söhne. Die Söhne nutzt das Drehbuch von Esa Jussila, der bei dem Independent-Film auch als Regisseur, Editor, Sound Designer, Special-Effects-Maestro, Kameramann und Actionchoreograph am Wirken war, um zu erklären, was eigentlich in dem Film vor sich geht. Wer hier also welche Motive hat. Das sei an dieser Stelle freilich nicht verraten. Verraten sei aber, dass des Rätsels Lösung gar nicht unspannend ist und interessante dramatische Implikationen mit sich bringt.

Sexy Lady in "(Pri)sons"

Schöne Damen suchen Schutz bei Juha.

Große Innovationen braucht ihr euch aber nicht zu erwarten. Und leider wird die Auflösung gefühlt doch ganz schön verschleppt. Infolgedessen hat „(Pri)sons“ immer mal wieder mit Leerlauf zu kämpfen, einfach weil ihm gefühlt die Story ausgeht beziehungsweise diese sich zu langsam entwickelt. Ein weiteres großes Problem: Der als Verbindung zum Zuschauer aufgebaute Juha ist eine langweilige, total blass bleibende Luftpumpe. Und irgendwie scheint der Film auch keine rechte Ahnung zu haben, was er mit der Figur überhaupt anfangen soll.

Da machen die zwielichtigen Gestalten und deren spielfreudige Darsteller schon weitaus mehr Freude. Problematisch ist nur, dass „(Pri)sons“ auch zu ihnen nicht wirklich viel zu erzählen weiß.

Opfer im Finnenkracher

Nicht viele werden “(Pri)sons” überleben.

Dass es trotz dieser erzählerischen Probleme nicht langweilig wird, ist der häufig daherkommenden und rumsauenden Action zu verdanken. Und der ansprechenden Inszenierung von „(Pri)sons“. Esa Jussila arbeitet mit einem ansprechenden Düsterlook. Der mutet vor allem zu Beginn ein wenig zu glatt und digital an, fängt sich am eigentlichen Setting aber und gefällt mit seinen harten Kontrasten, ebensolchen Schatten und intelligent gesetzten, intensiven Farbklecksen, die den Film immer mal wieder wie einen Gewaltcomic wirken lassen. Richtig cool: Der düstere, gefühlt den gesamten Film lang spielende Elektroscore von Jussi Huhtala.

„(Pri)sons“ lässt es ultrablutig krachen

Obschon das erste im Film zelebrierte Blutbad die Pace für „(Pri)sons“ hervorragend setzt und den Zuschauer darauf einstimmt, was hier im weiteren Verlauf noch abgebrannt werden könnte, gibt es immer wieder Momente, in denen der Film einfach noch einen drauf packt und einen damit richtig überrascht. Dieser Film hat wahrlich Spaß an seinem Gemetzel und er präsentiert es an bockstarken, handgemachten Effekten, die man im aktuellen Actionkino so sehr vermisst. Wenngleich „(Pri)sons“ gewalttechnisch weit über normale Actionfilme hinausgeht. Er erinnerte mich in seiner Härte und deren Umsetzung eher an einen „VFW – Veterans of Foreign Wars“.

Ein Problemherd ist die arg dünne Geschichte. Die wird zwar verrätselt gereicht, ist aber flott durchschaut und nichts Neues im Genre. Zumindest hat die Auflösung ein paar interessante Momente, die aber reichlich spät gezündet werden und damit der insgesamt etwas flachen Spannungskurve nicht dienlich sind. Dementsprechend wirkt der Actioner in seinem Tempo nie richtig rund, zumal er immer mal wieder etwas zu gewollt wirkend in der coolen Pose verharrt. Trotzdem kann man als Fan von Action der härteren Gangart den Finnen zu dieser Schlachtplatte nur gratulieren.

06 von 10

Die deutsche DVD kommt am 28. November 2024 von der Busch Media Group. Ebenso wie ein Mediabook mit Blu-ray und 4K UHD. Und streamen könnt ihr den Actioner ab dem 14. November 2024.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Busch Media Group__Freigabe: SPIO/JK__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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