Originaltitel: Shoot to Kill__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1988__Regie: Roger Spottiswoode__Darsteller: Sidney Poitier, Tom Berenger, Kirstie Alley, Clancy Brown, Richard Masur, Andrew Robinson, Kevin Scannell, Frederick Coffin, Michael MacRae, Robert Lesser, Milton Selzer, Les Lannom u.a. |
Im Vergleich zu diversen prominenten Actionthrillern der 1980er (vor allem natürlich „Stirb langsam“ und „Lethal Weapon“) ging „Mörderischer Vorsprung“ später etwas unter, obwohl er wirklich hervorragende Genreunterhaltung bietet.
FBI-Agent Warren Stanton (Sidney Poitier) wird gerufen, als ein Verbrecher die Frau eines Juweliers als Geisel nimmt und diesen um Diamanten erpresst. Der gerissene Mann erschießt das Hausmädchen kaltblütig als Warnung und scheint jeden Trick der Behörden vorauszusehen. Er entkommt mit der Beute und tötet seine Geisel, als er in Sicherheit ist. Der Auftakt ist bereits Hochspannung pur, charakterisiert den Bösewicht, den man hier nicht zu Gesicht bekommt, direkt als extrem gewaltbereit und kaltblütig.
Der Mann will nach Kanada fliehen, entdeckt aber eine scheinbare Straßensperre und schließt sich einer Wandergruppe an, welche in den Bergen an der Grenze fischen gehen will. Natürlich erledigt er den ursprünglichen Teilnehmer, dessen Platz er einnimmt. Mit den Bergen sucht sich „Mörderischer Vorsprung“ einen atemberaubenden Schauplatz aus und bietet so stets schicke Naturaufnahmen, die dem Film auch optisch eine gelungene Note verleihen.
Die Behörden finden die Leiche, doch kann die Gruppe nicht erreichen. Also nimmt Stanton die Verfolgung auf, den erfahrenen John Knox (Tom Berenger) als Führer. Der hat ein besonderes Interesse die Gruppe einzuholen, denn seine Freundin Sarah Renell (Kirstie Allie) ist deren Führerin…
„Mörderischer Vorsprung“ geht in gewisser Hinsicht als Buddy Movie durch, denn auch hier müssen sich Städter und Wildboy erst zusammenraufen, doch dabei setzt man nicht so sehr auf Gags wie die meisten anderen Vertreter des Genres. Zwar gibt es ein paar humorige Momente (die Begegnung mit dem Bär oder der Elch vor der Tür), doch zwischen den beiden behält „Mörderischer Vorsprung“ seinen eher ernsten Ton bei: John hält Stanton für unfähig schnell genug in der Wildnis vorwärts zu kommen, während Stanton ein persönliches Interesse daran hat den Killer zu stellen und gleichzeitig auch nicht will, dass John Selbstjustiz übt.
Doch viel wichtiger sind die Hindernisse, welche die beiden in der Wildnis zurücklegen müssen. Um den Vorsprung aufzuholen, sind schon halsbrecherische Kletterpartien und gefährliche Abkürzungen nötig, was in regelmäßigen Abständen zu Hochspannungspassagen führt. Zudem legt ihnen der Killer Steine in den Weg, sabotiert z.B. eine Gondel zur Schluchtüberquerung, wobei „Mörderischer Vorsprung“ daraus Kapital schlägt, dass lange nicht enthüllt, welcher Mann aus der Gruppe nun der Fiesling ist – hierfür wurden für die Teilnehmer der Gruppe teilweise Darsteller gewählt, die vor allem durch Fieslingsrollen aufgefallen waren. *SPOILER* Hierzulande verrät die markante Synchronstimme schon etwas sehr viel. Zudem ist Clancy Brown einer jener klassischen Schurkendarsteller. *SPOILER ENDE* Doch trotz der Nervenkitzeleinlagen ist „Mörderischer Vorsprung“ von eher ruhigem Tempo; zwischen diesen Passagen gibt es immer wieder Ruhepausen zum Entspannen.
Im Bereich Action stellt „Mörderischer Vorsprung“ keine Rekorde auf, bietet aber gute Genrekost. Vor allem die Hangelei über der Schlucht ist wirklich sehr gelungen, doch auch die sonstigen Stunts und gelegentlichen Konfrontationen sind sauber inszeniert. Der Showdown kommt etwas konventionell daher und hat ein paar kleine Logikschwächen, bietet aber doch einen durchaus würdigen Abschluss (vor allem die Szene in der Wohnung der Hehlers bietet noch mal eine Prise Humor, ehe es dann zum Finale geht).
Sidney Poitier („In der Hitze der Nacht“) und Tom Berenger („Sinners and Saints“) sind zudem ein wirklich großartiges Hauptdarstellerduo, das nicht nur sehr gut miteinander harmoniert, sondern auch die Rollen des erfahrenen FBI-Agenten und des hitzköpfigen Wildhüters sehr überzeugend verkörpert. Kirstie Allie („Kuck‘ mal wer da spricht!“) als toughe Gruppenführerin schlägt sich jedoch ebenfalls gut, während die Darsteller der Gruppe allesamt so spielen, dass man auch fast jedem zutraut der Täter zu sein – unter anderem deshalb, da man vor allem aus Fieslingsrollen bekannte Schauspieler wie Clancy Brown („Highlander“), Andrew Robinson („Dirty Harry“) und Frederick Coffin („Hard to Kill“) castete. Sobald derjenige dann sein wahres Gesicht zeigt, spielt er dann aber auch herrlich diabolisch.
Ein paar Schwächen hat „Mörderischer Vorsprung“ sicherlich und er ist nicht ganz so spektakulär wie manch anderer Actionthriller, doch dafür ist er umso spannender und bietet wunderbare Landschaftsaufnahmen. Temporeiche Genreunterhaltung ohne Längen, die zudem mit einem sehr guten Hauptdarstellerduo auftrumpfen kann.
In Deutschland ist der Film im Hause Touchstone/Buena Vista auf DVD erschienen.
© Nils Bothmann (McClane)
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