Originaltitel: Thor: The Dark World__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2013__Regie: Alan Taylor__Darsteller: Chris Hemsworth, Natalie Portman, Tom Hiddleston, Stellan Skarsgård, Idris Elba, Christopher Eccleston, Adewale Akinnuoye-Agbaje, Kat Dennings, Ray Stevenson, Zachary Levi, Jaimie Alexander, Rene Russo, Anthony Hopkins u.a. |
Nach „The Avengers“ startete mit „Iron Man 3“ Phase 2 der Marvel-Verfilmungen, nun also geht Donnergott Thor wieder an den Start.
Die Geschehnisse aus „Thor“ und „The Avengers“ haben die neun Reiche, über die Odin (Anthony Hopkins) regiert, in Aufruhr gestürzt, diverse Monstrositäten mucken auf und müssen von Thor (Chris Hemsworth) und seiner Hero-Truppe aufgehalten werden. Nebenbei erklärt der Prolog noch, dass der König der dunklen Elfen, Malekith (Christopher Eccleston), bereits vor Jahrtausenden den Aufstand probte und aufgrund einer dunklen Materie beinahe Erfolg gehabt hätte – nach dem Sieg von Asgards Truppen versteckte man die gefährliche Substanz, während sich Malekith mit ein paar Getreuen in den Orbit zurückzog. Ein neuer Gegner also, während Loki (Tom Hiddleston), Thor verräterischer Halbbruder, eingeknastet in Asgard sitzt.
Auf der Erde vermisst Thors große Liebe Jane Foster (Natalie Portman) ihren göttlichen Boyfriend sehr, auch Dating-Versuche (Gastauftritt für Chris O’Dowd) und der Rückzug aus der Forschung trösten nicht über Thors Weggang hinweg. Als Darcy Lewis (Kat Dennings), Janes Praktikantin, auftaucht und ihr von seltsamen Vorkommnissen in einer verlassenen Londoner Lagerhalle erzählt, kommt Jane mit zu deren Untersuchung – vielleicht gibt es eine Spur von Thor? Dass dabei ausgerechnet sie durch einen Dimensionsriss stolpert, am Aufbewahrungsort der dunklen Materie landet und damit infiziert wird (und die Dimensionsrisse erzeugende Konstellation nur alle 5.000 Jahre möglich ist), das ist zwar schon ein sehr starkes Eingreifen des nicht-arsgadischen Filmgottes Zufall, lässt sich aber verschmerzen.
Da als Thor Janes kurzzeitiges Verschwinden spitzkriegt und beim Wiedersehen feststellen muss, dass sie von ihm bisher unbekannten Mächten besessen ist, bringt er sie nach Asgard. Während er dort von Odin mehr über die dunkle Materie erfährt, bereiten Malekith und seine Schergen die Invasion Asgards vor, da sie es mit Hilfe der dunklen Materie zerstören und die Herrschaft über die neun Reiche erlangen wollen…
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„Thor 2“ ist gleichzeitig Fortführung der Saga und Gegenentwurf zum ersten Teil. Denn wo der Vorgänger größtenteils auf der Erde spielte und nur wenig in Asgard, da ist es hier genau andersrum. Tonal sind die Reiche genauso getrennt wie im Vorgänger: Auf der Erde sorgen die Reaktionen mehr oder minder abgeklärter Menschen für humorige Auflockerung, in Asgard herrschen Pomp und auch ein wenig Camp-Ästhetik. Und wo „Thor“ sehr eindeutig auf „The Avengers“ hinarbeitete, da steht „Thor 2“ relativ isoliert da: Von S.H.I.E.L.D. hört man gerade einmal, dass Darcy sie telefonisch nicht erreichen kann, obwohl eine Invasion ansteht (was zwar innerhalb des Marvel-Universums nur begrenzt Sinn macht, aber überraschend wenig stört), einen Gastauftritt von Captain America (Chris Evans) bekommt man nur, weil Loki seine Gestalt für einen kurzen Gag dementsprechend verändert.
Doch bevor man sich zu sehr freut, dass „Thor 2“ eigene Wege geht, muss man dem entgegenhalten, dass der Mainplot ähnlich formelhaft wie der des Erstlings ist: Die Bedrohung durch die dunklen Elfen steht vor der Tür und muss zurückgeschlagen werden, am Ende gibt es das erwartete epische Gefecht, Überraschungen auf dem Weg dahin nur wenige. Der vielleicht etwas unerwartete Tod einer Figur wäre dort zu nennen oder das ambivalente Verhältnis Thors und Lokis, das in Zeiten der Krise nochmal auf die Probe gestellt wird – die Brüder müssen an einem Punkt zusammenarbeiten, doch kann Thor Loki trauen? Wie viel von dem früher treuen Weggefährten steckt in dem Verräter von heute? An diesen Punkten ist „Thor 2“ am spannendsten, ähnlich bei den Fragen, welche die erste Hälfte aufwirft: Es wird ergründet wie gut sich Thor nun auf die Rolle als König vorbereitet, Odin stellt seinem Sohnemann die Frage, ob die Beziehung zu einer Erdenfrau gutgehen kann oder ob er in seiner Mitstreiterin Sif (Jaimie Alexander) nicht eine würdigere Partnerin hätte. Leider werden nicht alle diese Aspekte entsprechend gut behandelt, in der zweiten Hälfte zum Großteil fallengelassen, vielleicht sollen sie aber auch in Sequels aufgenommen werden, was den etwas unbefriedigenden Eindruck in „Thor 2“ aber nicht verbessert.
Ansonsten darf man sich über zünftige Fantasy-Action freuen, die zwar nicht ganz die Dynamik des „The Avengers“- oder „Iron Man 3“-Rambazambas besitzt und den Zuschauer mal wieder mit Bildern kämpfender Superwesen, die sich meterweit durch die Luft schleudern, traktiert, insgesamt aber überzeugt. Vor allem die einfallsreichen Kampfszenen in Asgard, in denen Mythen und Science-Fiction für eine unterhaltsame Symbiose sorgen (schwebende Barken mit Laserkanonen beispielsweise), geben „Thor 2“ schon ein Alleinstellungsmerkmal unter den aktuellen Krawallfilmen, das Finale mit Kämpfen durch mehrere Reiche (Dimensionsrissen sei Dank) macht ebenfalls gut was her und spektakulär wirkt der Film auch stets, da „Thor 2“ seine massiven CGI-Effekte sinnvoll bei der Kreation von Spektakel einzusetzen weiß.
Freilich muss man in Kauf nehmen, dass die dunklen Elfen nie mehr als eine weitestgehend gesichtslose Prügelmasse sind, Malekith hin, ein durch dunkle Materie gepimpter Superkrieger her. Die Rüstungen, Waffen und Raumschiffe der Invasoren sind stilvoll gestaltet, doch ihre Motivation bleibt blass (Rache dafür, dass man ihr schon damals verwerfliches Machtstreben vereitelte), sie sind einfach typisch fiese Möpps, die ordentlich einen auf die Zwölf brauchen. Auch nicht alle Gags sitzen, etwa wenn sich Darcy in ihren Praktikanten verguckt, den sie vorher kaum beachtete, weil der ihr das Leben rettete (Klischee lass nach), doch insgesamt trifft der vor allem als TV-Regisseur tätige Alan Taylor („Game of Thrones“) den Ton ziemlich gut. Und das Ende deutet schon mal vielversprechende Entwicklungen für den kommenden dritten Teil an.
Chris Hemsworth („Red Dawn“) als Mischung aus Beachboy und erhabenem Krieger ist erneut ganz famos als Thor und stellt das Umdenken des vorher so ungestümen Göttersohnes ziemlich gut heraus. Natalie Portman („Black Swan“) ist wie im Vorgänger okay, aber nicht herausragend, während Fan-Liebling Tom Hiddleston („War Horse“) als Loki erneut glänzen darf. Als Göttereltern können Anthony Hopkins („R.E.D. 2“) und Rene Russo („Lethal Weapon 3“) gelungen supporten, während der Rest von Thors Crew zwar nette Einzelszenen bekommt, man ihnen aber mehr Screentime wünschen würde, egal ob sie sich um die alten Mitstreiter Idris Elba („Pacific Rim“), Ray Stevenson („G.I. Joe 2“), Jamie Alexander („The Last Stand“) und Tadanobu Asano („Battleship“) handelt oder um „Chuck“-Hauptdarsteller Zachary Levi, der nun die Fandral-Rolle übernimmt, die Josh Dallas im Erstling verkörperte. Etwas sehr auf Comedy-Momente reduziert werden Kat Dennings („Nick und Norah – Soundtrack einer Nacht“) und Stellan Skarsgård („Deep Blue Sea“), auch wenn die beiden ihre Rollen aus dem Vorgänger sinnvoll weiterführen und Skarsgårds Ausraster vom Drehbuch erklärt werden („I had a god in my brain and I wouldn’t recommend it.“). Den obligatorischen Stan-Lee-Gastauftritt gibt es natürlich auch, hier als Insasse in einer Klapse.
„Thor 2“ ist ein zweischneidiges Schwert: Einerseits bietet er eine eigenständigere Geschichte als der Vorgänger und bleibt trotzdem dessen Stil treu, andrerseits ist ebenjene Geschichte nur ein handelsübliches Gut-contra-Böse in der Welt der Comicverfilmungen. Dank der visuellen Pracht, des stimmig erzählten, wenn auch eher funktionalen Plots und teilweise einfallsreicher Comic-Action bietet „Thor 2“ reichlich Kurzweil, doch man würde sich wünschen, dass die Figuren noch stärker weiterentwickelt werden, die Bösewichte noch mehr Eindruck hinterlassen würde. Man darf auf Teil 3 gespannt sein, der hier ist etwas schwächer als der Erstling.
Knappe:
Der Film startet am 31. Oktober 2013 in den deutschen Kinos.
© Nils Bothmann (McClane)
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Copyright aller Filmbilder/Label: Walt Disney__FSK Freigabe: ab 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, ab 31.10.2013 in den deutschen Kinos |