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Truth or Dare

Originaltitel: Truth or Dare__Herstellungsland: Großbritannien__Erscheinungsjahr: 2011__Regie: Robert Heath__Darsteller: David Oakes, Jason Maza, Tom Kane, Nicky Henson, David Sterne, Liam Boyle, Jennie Jacques, Jack Gordon, Florence Hall, Alexander Vlahos u.a.
truth or dare

Wahrheit oder Pflicht in tödlich…

Felix ist ein schüchterner Jugendlicher, der sich mit den Regeln und Gebräuchen seiner eigenen Generation nicht wirklich auskennt. So passiert es, dass er bei einer Runde Wahrheit oder Pflicht etwas zu wahrheitsbeflissen antwortet, wem sein Herz gehört. Damit bringt er einige Jugendliche gegen sich auf, die ihn sogleich in seine Schranken verweisen. Gedemütigt und in Tränen aufgelöst verschwindet Felix von der Party und ward in der Folgezeit kaum noch gesehen.

Ein Jahr später erhalten alle Mitspieler der damaligen Wahrheit oder Pflicht Runde eine Einladung zur Geburtstagsfeier von Felix. Etwas irritiert finden sich die Jugendlichen auf dem herrschaftlichen Anwesen von Felix’ Familie ein und sind gespannt, was sie erwartet. Doch anstelle von Felix öffnet ihnen Justin die Tür, der große Bruder von Felix, gerade von einem Afghanistan-Einsatz zurückgekehrt. Er bitte die vermeintlichen Freunde von Felix zu bleiben und erzählt ihnen, dass Felix auf einem Flughafen fest hinge. Die Jugendlichen willigen ein und starten ohne Felix eine alkoholstarrende Party. Da enthüllt Justin plötzlich sein wahres Gesicht: Felix habe sich kurz nach der Wahrheit oder Pflicht Runde selbst erhängt. Eine Karte, die ihn erneut demütigte, gab ihm den finalen Todesstoß. Nun will Justin bei einer neuerlichen Wahrheit oder Pflicht Session herausfinden, wer die Karte einst schrieb. Notfalls auch mit „Folterpflichten“…

httpv://www.youtube.com/watch?v=5gqIPDySi3M

Zu Beginn von „Truth or Dare“ hat man als Zuschauer bei allem Entgegenkommen wirklich große Mühen, in den Film hineinzufinden. Denn die Story, die „Truth or Dare“ zunächst erzählt, ist einfach so abgeschmackt und bereits zigfach gesehen, dass sich keinerlei Form von Spannung oder Thrill aufbauen will. Selbst wenn Justin offenbart, worum es an dem Abend wirklich gehen soll, nimmt man dies nur schulterzuckend zur Kenntnis, hat man genau das doch bereits beim ersten Auftauchen von Justin geahnt. Das einzige, was einen in dieser Phase dranbleiben lässt, sind die durchaus guten Schauspielleistungen der jugendlichen Darsteller und die Optik des englischen Thrillers, die endlich mal wieder nicht nach 0815 HD-Billigheimeroptik ausschaut, sondern wirklich filmisch daherkommt. Auch die Reduktion der Schauplätze auf einen fest begrenzten Raum gefällt, kommt das Sechspersonenstück so doch wie ein Kammerspiel bzw. eine Theateranordnung rüber. Zudem verhalten sich die Charaktere nicht so dämlich wie gewohnt, denn selbst der aufbrausendste Charakter offenbart hier taktisch handelnde, teilweise erstaunlich selbstlose Charakterzüge.

Derartige Qualitäten alleine halten freilich einen Film nicht am Laufen. Das scheinen auch die Macher von „Truth or Dare“ begriffen zu haben und schalten irgendwann unvermutet in einen anderen Gang. Die Wahrheit oder Pflicht Runde tritt in den Hintergrund, es offenbaren sich unvermutete Winkelzüge in der Geschichte und am Ende ist eigentlich gar nichts mehr so, wie man am Anfang vermutet hätte. Plötzlich stehen die Ereignisse der ersten Minuten in einem ganz anderen Licht da. Und glücklicherweise passen das Ende und der „neue“ Anfang auch logisch ziemlich gut zusammen. So strampelt sich „Truth or Dare“ unvermutet frei von dem Stigma des zigfach gesehenen „Irgendwer rächt einen fatalen Streich“ Schemas und kann sogar eine gewisse Spannungskurve aufbauen. Es ist letztlich nur schade, dass der Film so lange braucht, bis er zu diesen neuen Qualitäten findet.

Mit zunehmender Laufzeit verändern sich auch die Stilmittel des Filmes. Nach der stark inszenierten Auftaktpartyszene mit coolem Sound und netten optischen Spielereien saugt Regisseur Robert Heath erst einmal gefühlt alle Farben aus dem Film und müht sich sichtlich um eine unbequeme Atmosphäre in starren Bildkompositionen. Sind die 0815 Storypfade dann verlassen, werden auch die Perspektiven ungewöhnlicher und vor allem schräger. Seine weitgehend unbekannten Darsteller hat der Regisseur gut im Griff, vor allem sexy Jennie Jacques als Eleanor und David Oakes als Justin bleiben über den Film hinaus im Gedächtnis. Der Regisseur baut zudem stark auf die Tatsache der unbekannten Darsteller und nimmt teilweise unvermutet „Final-Girl“/“Final-Boy“ Anwärter aus dem Spiel. Der Soundtrack bleibt, abgesehen von der eingehenden Partyszene, leider komplett im Hintergrund und transportiert keinerlei memorable Themen.

Am Ende ist „Truth or Dare“ ein Thriller, der langweilig und vorhersehbar startet, um sich mit zunehmender Laufzeit immer mehr frei zu strampeln und ausgelatschte Storypfade zu verlassen. Die durchweg ordentlichen Darsteller machen einen guten Job, die Inszenierung ist solide und passt sich gekonnt an die unterschiedlichen Tonalitäten des Filmes an und die Gewaltausbrüche kommen ziemlich harsch und brutal daher. Dabei setzt es vor allem harte Einschüsse, einen derben Armbruch und andere kleine Nicklichkeiten. Erstaunlicherweise gestaltet sich gerade der „Folterpart“ als erstaunlich zurückhaltend inszeniert. Hier sorgt eher das Kopfkino für die harten Momente. Leider hapert es hier und da an der Logik. So liegen beispielsweise in einer „Gartenhütte“ mal eben so ein paar Handgranaten unterschiedlichster Herkunft herum, ohne dass erklärt wird, wie diese dahin kommen. Diese sorgen auch für ein etwas zu überzogenes Ende. Und man muss für „Truth or Dare“ leider ein Stück weit zuviel Geduld aufbringen, da der Einstieg einfach zu vorhersehbar und lang geraten ist. Es lohnt sich allerdings, dran zu bleiben.

Die deutsche DVD/Blu-ray kommt von Mad Dimension und ist mit einer FSK 18 Freigabe ungeschnitten. Die Synchronisation mutet eigentlich ganz gelungen an, leistet sich aber vermutlich aus Gründen der Lippensynchronität einen seltsamen Bock und übersetzt „Truth or Dare“ arg ungelenk mit Wahrheit oder Tat.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Mad Dimension__FSK Freigabe: ab 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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