Originaltitel: Moving Target__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1996__Regie: Damian Lee__Darsteller: Michael Dudikoff, Michelle Johnson, Billy Dee Williams, Patrick Gallagher, Michael Bernardo, Josette Garoufallis, Shannon Klassen, Tom Melissis, Peter Boretski u.a. |
Sonny McClean ist Kopfgeldjäger und ständig auf der Jagd nach Kautionsflüchtigen. Dabei riskiert er jedes Mal Kopf und Kragen, was seine schwangere Frau nicht wirklich erfreut. Immer wieder bittet sie Sonny, den Job fahren zu lassen und lieber einen ungefährlichen Bürojob zu übernehmen. Doch Sonny liebt seinen Job. Gleichermaßen leuchten ihm die Argumente seiner Frau durchaus ein. Also beschließt er, einen letzten großen Job an Land zu ziehen. Immerhin bot man ihm 20 000 Dollar, wenn er einen Russen einkassiert. Als er den Flüchtling gestellt hat, muss er merken, dass er in eine Falle gelockt wurde. Am Ende des Tages ist der Russe tot und Sonny gilt als Hauptverdächtiger. Fortan ist es an Sonny, seine Unschuld zu beweisen und seine kleine Familie gegen diverse Halunken zu beschützen…
„Moving Target“ stellt die Premiere der neuen „Platinum Cult Edition“ aus dem Hause Oliver Krekel dar. Der streitbare Regisseur und Inhaber des aktuell auf Eis liegenden Labels „Astro“, das sich vor allem zu Beginn des DVD Zeitalters um böse Horrorfilme und noch bösere Actionfilme gekümmert hatte, scheint nun seine Liebe für den „bösen“ Film wieder entdeckt zu haben. Diesmal will er vornehmlich vergessen geglaubte Actioner entstauben und teilweise erstmals auf Blu-ray veröffentlichen. Darunter der Director’s Cut von „Cyborg“, die Trashperle „American Cyborg“ oder Schund wie „Moving Target“. Womit wir schon beim Thema wären: Ja, der Actioner mit Michael Dudikoff („Night Hunter“) ist leider ziemlich Grütze.
Das beginnt schon bei dem dünnen Drehbuch, das zu keiner Sekunde imstande ist, seine Schwächen zu verbergen. Die Story ist langweilig, wird extrem öde aufgezogen und käut in einer Tour nur Versatzstücke zigfach gesehener, viel zu ähnlicher Filme wieder. Die Figuren sind Abreißfiguren aus der Klischeehölle und die Dialoge rollen einem die Zehennägel hoch. All das wäre nicht so schlimm, wenn der Film genügend Ablenkung in Form von Action darreichen würde, doch das tut er nicht. Was man „Moving Target“ zugute halten muss, ist, dass er versucht, seine Actionszenen halbwegs abwechslungsreich zu gestalten. Da werden Lumpen mit Billardkugeln umgeholzt, es gibt eine Verfolgungsjagd Auto gegen Snowmobile und man tuckert mit Motorrädern durch ein Schulgebäude, um Dudikoffs Sonny zu erledigen. Abgesehen von diesen Bemühungen bleibt aber nicht viel, das zu begeistern vermag.
Grund ist die katastrophal lahme Actionregie von Nullinger-Regisseur Damian Lee (u.a. die Lundgren-Katastrophe „Agent Red“). Ich kann mich ehrlicherweise an keinen Film erinnern, bei dem Lee es jemals geschafft hätte, mit straffer Actionregie zu punkten. Stattdessen bleiben die eigentlich als Highlights seiner Filme gedachten Szenen immer hinter ihren Möglichkeiten zurück, sind grausig montiert, schlecht choreographiert und in ihrem Tempo mehr als holprig umgesetzt. So auch hier. Da springen Snowmobile über vereiste Straßen und rasen Abhänge hinab, fahren dann aber brav neben dem zu verfolgendem Auto im Standgas nebenher und die Piloten fuchteln mit Knarren in der Gegend rum. Natürlich ballern sie wild in die Luft, treffen bis auf Fensterscheiben nix und Dudikoff kann sie mühelos mit ein zwei Lenkbewegungen in Schach halten. Auf vereister Straße wohlgemerkt. Lee kommt einfach nicht zum Punkt. Mangels Personal setzt es auch kaum Tode und platzende Bloodpacks sind absolute Mangelware.
Apropos: Unglaublicherweise war „Moving Target“ in seiner bisherigen FSK 18 Fassung immer um 20 Sekunden gekürzt. Lächerliche Alibischnitte, die nun, wieder in den Film integriert, dennoch nur für eine FSK 16 Freigabe sorgten und absolut überflüssig sind. Weder gibt es in den Szenen Blut zu sehen noch sind sie wirklich irgendwie brutal. Und wie die FSK 18 für den Rest des Filmes einst zustande kam, man weiß es nicht. Vielleicht wollte das damalige Gremium nur möglichst viele Menschen vor diesem lahmarschigen Streifen bewahren?
Und damit kommen wir zu den Gründen, warum dieser Film 1. dennoch so etwas wie eine Daseinsberechtigung hat und wieso er 2. in einer Reihe seltener Actionperlen durchaus gut aufgehoben ist: „Moving Target“ ist zum ersten ein Film mit der beliebten B-Movie-Ikone Michael Dudikoff und man konnte ihn zum zweiten bisher tatsächlich nur schwerlich beschaffen – selbst im TV war der Streifen nur sehr selten zu bewundern. So einfach ist das. Das Problem ist nur, dass selbst die treuesten Dudikoff Fans nicht derart händeringend auf diesen Film gewartet haben werden. Denn ihr Idol ist in diesem Film schon deutlich in seiner angedickten Phase. Nach jedem Schritt pumpt er wie ein Maikäfer und die Jacken werden von Szene zu Szene immer weiter. Nur ein Jahr später passt er dann kaum noch ins Cockpit eines Flugzeuges, um „In einsamer Mission“ zu agieren. Im Übrigen einer der nächsten Titel der „Platinum Cult Edition“. Auch wird der B-Action-Held hier viel zu offensichtlich und viel zu oft gedoubelt. Zumindest aber hält Michael Dudikoff den Film einigermaßen zusammen. Er stapft töffelig in brenzlige Situationen, guckt wie immer verwirrt drein, fängt einen Schwinger ab und boxt seinem Gegenüber in den Bauch oder die Weichteile. Ein zwei lustige Sprüche darf er auch absondern… fertig ist die Dudi-Show!
Flankiert wird er von „Star Wars“ Star Billy Dee Williams, der wirklich gar nichts zum Film beiträgt und meist nur besoffen in irgendeiner Ecke steht, und Michelle Johnson („Waxwork I und II“), die aufgrund ihrer undankbaren Rolle sehr schnell zu nerven beginnt. Ansonsten wuchten sich weitgehend unbekannte Knallchargen durch den Film und für einen wirklich vernünftigen und bedrohlichen Bösewicht war leider kein Geld übrig. Das fehlte auch in Sachen fetter Bilder und eines nicht dämlich vor sich hindillernden Soundtracks.
Kurzum: Als Start einer Reihe unterhaltsamer Trashperlen aus dem Actiongenre ist „Moving Target“ eine eher fragwürdige Wahl. Denn der Dudikoff Streifen mag zwar zu den weniger bekannten Actionstreifen gehören, hat sich diesen Status aber auch „durch eigener Hände Arbeit“ redlich verdient! Denn „Moving Target“ langweilt den Zuschauer gepflegte 90 Minuten durch und treibt dessen Puls nicht einmal in die Höhe. Gründe sind das lahme Drehbuch und die miese Actionregie. Hardcore-Dudikoff-Fans greifen sicherlich dennoch bei dieser Veröffentlichung zu. Und es lohnt sich durchaus: Das Bild der Blu-ray ist nicht frei von Verschmutzungen und gelegentliche Blitzer zeugen ebenfalls vom Alter des Streifens, ansonsten ist die Bildqualität des Direct to Video Streifens aber durchaus brauchbar und unvermutet scharf. Der Sound reißt keine Bäume aus, dafür bemühte man sich sichtlich um ein paar Extras, die sich letztlich aber als ziemliche Mogelpackung entpuppen. Punkten kann im Vergleich zum gruseligen Original-Artwork der „Platinum Cult Edition“ das Motiv des Wendecovers.
Die deutsche DVD/Blu-ray von „Digidreams Studio“ ist mit einer FSK 16 Freigabe uncut.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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