Originaltitel: The Defender__Herstellungsland: Deutschland, Großbritannien, Rumänien, USA__Erscheinungsjahr: 2004__Regie: Dolph Lundgren__Darsteller: Dolph Lundgren, Jerry Springer, James Chalke, Loredana Groza u.a. |
Amerika will sich in Bukarest mit einem führenden Kopf einer Terrorbewegung treffen und einen Frieden aushandeln. Doch wie das so ist, gibt es da immer jemanden, der gegen derartige Bestrebungen etwas einzuwenden hat. Dementsprechend wird das Hotel, in dem das Treffen stattfindet, gestürmt und die beiden Verhandlungspartner „entführt“. Doch wo es Leute gibt, die gegen den Weltfrieden sind, gibt es auch welche, die ihnen gehörig in die Suppe spucken. Hier ist es Lance Rockford und sein Team, die als Bodyguards der amerikanischen Verhandlungsperson angereist sind. Und die lassen sich nicht lange bitten und spucken den miesen Lumpen ordentlich in die Terrorsuppe…
Zugegeben, das Storykonstrukt klingt nach allem, nur nicht nach intelligenter Unterhaltung, doch wehe dem, der den Film nun abschreibt. Denn „The Defender“ hat absolut unbestreitbare Qualitäten. „The Defender“ stellt das Regiedebüt von Schwedenhammer Dolph Lundgren dar, dessen letzte Filme allesamt nicht unbedingt das Gelbe vom Ei waren, so dass er sich sogar selber eine kleine Auszeit verordnet hat. Und meine Fresse, wie groß war daraufhin das Verzücken seiner Kritiker. Doch Dolph kam wieder und wie. Zugegeben, sein Comeback in „Detention“ war noch nicht so überzeugend, doch schon „Direct Action“ sorgte für erstauntes Raunen in der Fanbase. Der Nachfolger „Retrograde“ ließ dann wieder viele wünschen, Dolph möge doch wieder pausieren. Doch er tat es nicht. Zum Glück.
httpv://www.youtube.com/watch?v=HZlqmKcdY8g
Lundgren („Universal Soldier“) beweist mit seinem Regiedebüt, dass er offensichtlich kein Schauspieler ist, der ans Set kommt, ne Runde kickt und sich dann zum Pimpern in den Trailer verzieht. Nein, er scheint seinen Regisseuren auch eins zwei mal ordentlich über die Schulter geschaut zu haben, denn sein „The Defender“ ist einfach nur souverän inszeniert. Schon der ungemein stylische Vorspann lässt einen interessiert in den Sessel sinken, frohlockend, was da noch kommen möge. Es folgt ein kurzes Intermezzo im Irak und dann geht es ab nach Bukarest. Hier wird kurz die Grundkonstellation der Figuren verdeutlicht, die Wichtigkeit des Treffens hervorgehoben und schon geht’s los. Es folgt eine einzige ellenlange Actionszene, die nur kurz durch Ansprachen des amerikanischen Präsidenten unterbrochen wird. Und als würde das jetzt ungemein hohe Tempo nicht reichen, präsentiert das Drehbuch auch noch ein paar saftige Überraschungen, am Ende sogar in so schneller Abfolge, dass man teils sogar Mühe hat zu folgen und sogar wirklich mal das Hirn anschalten muss. Und das bei einem B-Film, einem Dolph Lundgren B-Film!!!
Doch nicht nur die Geschichte vermag zu überraschen. Auch optisch ist der Film absolut auf der Höhe der Zeit. In den ersten 30 Minuten entfesselt Lundgren direkt mal ein kleines Stilmittelbombardement vom Feinsten. Fährt dieses dann aber im Actionteil wieder deutlich herunter und bietet nur noch alle 10 Minuten Spielchen, die einen verzückt mit der Zunge schnalzen lassen. Unterstützt wird er hierbei von dem High Tension Kameramann Maxime Alexandre, der erneut ein tolles Gespür für atmosphärische Bilder beweist. Untermalt wird das Ganze von einem grandiosen, teils überraschenden Soundtrack – oder erwartet hier tatsächlich jemand locker beschwingte, fast chillige Musik beim Abschlachten von Bösewichten und Spezialeinheiten? Von dem tollen melancholischen Abspannsong ganz zu schweigen! Was auch verwundert, ist, wie behände Lundgren diverse Genrefallen umschifft. So bleibt sein Hauptdarsteller Dolph Lundgren immer ein Teil des Ensembles, mutiert nie zum Einzelkämpfer. Auch sein Team wird nicht einfach gleich in den ersten 30 Minuten verheizt. Die Gegner gestaltet Lundgren gesichtslos, was ordentliches „Assault on Precinct 13“ Feeling aufkommen lässt und auch für ordentliche Spannungsschübe sorgt, denn aufgrund des Fehlens eines Oberbösewichtes, weiß man nie, wann der ganze Budenzauber wirklich zu Ende ist. Auch innerhalb des Teams erwarten den geneigten Zuschauer noch einige Überraschungen. Unsympathen wandeln sich zu Good Guys, positive Identifikationsfiguren drehen sich um 180 Grad.
Kommen wir zum Wichtigsten: Der Action. Lundgren scheint zu wissen, was seine Fans von ihm erwarten. So präsentiert er straighte, harte, auf den Punkt inszenierte Action mit hohem Kugelverbrauch und wahrlich ordentlichem Blutzoll. Es wird gesprengt, gesnipert und umgerust, was das Zeug hält. Der Bodycount ist ebenfalls mehr als beachtlich und zudem sehen die Explosionen und Schießereien auch ungemein gut aus. Das garantiert ziemlich niedrige Budget sieht man dem Streifen insbesondere in der Action zu keiner Zeit an. Maximal das Setting (alles spielt sich in einem Hotel, den zugehörigen Kellergängen und einem Waldstück ab) zeugt von den geringen finanziellen Mitteln.
Die Schauspieler agieren alle durchschnittlich gut. Sie ordnen sich der Geschichte unter und keiner tanzt aus der Rolle, was man sich insbesondere bei Krawalltalker Jerry Springer als Präsident der USA (ein Riesenlacher von meiner Seite alleine für die Idee) kaum vorstellen konnte.
So bleibt nur zu sagen, dass Dolphi really back is. „The Defender“ rockt das Haus, hat eine überraschend gute Geschichte an Bord, harte Action, geniale Bilder und einen herausragenden Soundtrack. Für mich ist dies der beste Lundgren seit „Men of War“, das vermutlich krasseste Riff, das Dolph jemals abgeliefert hat und das er selber oder andere Produktionen kaum noch toppen werden können (freilich nur in der uncut!)
Die deutsche Veröffentlichung von „The Defender“ kommt ursprünglich von EMS, wird inzwischen allerdings von 3L auf DVD und Blu-ray vertrieben. Die „The Last Action Heroes“ Edition des Labels bringt den Film nun gemeinsam mit „The Cutter“ und „Until Death“ für schmales Geld auf Blu-ray in eure Wohnzimmer. Egal, für welche Fassung ihr euch letztlich entscheidet, mit einer FSK 16 Freigabe ist der Film ungeschnitten. Die Qualität der Scheiben ist im audiovisuellen Bereich absolut topp. Ein kleines Manko allerdings ist, dass Dolph Lundgren in der deutschen Fassung leider mit der Stimme von Don Johnson spricht. Diese ist zwar nicht soooo unpassend, aber irritierend ist das Ergebnis schon.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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