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Dragonwolf

Originaltitel: Dragonwolf__Herstellungsland: Thailand__Erscheinungsjahr: 2012__Regie: Raimund Huber__Darsteller: Kazu Patrick Tang, Johan Kirsten, Macha Polivka, David Winters, Guk Srisawat, Stephen Thomas, Bonnie Zellerbach, Sunanta Yousagoon, Janissa Charoenrach, Vincent Kinne u.a.
Dragonwolf

“Dragonwolf”bietet Action satt … aber auch ein paar empfindliche Längen.

Ein Erlebnis in der Kindheit verbindet Julius und Mozart für Jahre in inniger Freundschaft. Selbst als Julius nicht ganz legale Wege einschlägt, um sein täglich Brot zu verdienen, bleibt Mozart an dessen Seite und hilft ihm, in der Verbrecherhochburg Devil’s Cauldron ein kleines Verbrecherimperium aufzubauen. Doch aktuell hat die Freundschaft Risse bekommen. Ziemlich tiefe sogar, immerhin schickt Julius ein Todesschwadron aus, um Mozart zu töten.

Der überlebt den feigen Hinterhalt zwar, doch seine große Liebe wird dabei getötet. In der Folge will er es seinem ehemals besten Freund heimzahlen und räumt unter dessen Handlanger gehörig auf. Da erfahren wir, dass Julius nicht ganz ohne Grund auf Mozart losgegangen ist. Die Frau, die beim Anschlag auf Mozart gestorben war, war nämlich ebenjene, mit der eigentlich Julius den Rest seines Lebens verbringen wollte. Von Rachegedanken zerfressen gehen nun beide aufeinander los…

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Tja ja, Frauen, der vermutlich häufigste Grund für das Ende von Männerfreundschaften. So auch in „Dragonwolf“, dem neuen Film vom „Bangkok Adrenalin“ und „Kill ’em all“ Regisseur Raimund Huber, der hier, im Vergleich zu seinen Vorgängerfilmen, eine beinahe epische Geschichte erzählt. Diese orientiert sich in ihrer Grundausrichtung an den großen Heroic Bloodshed Epen der Hongkonger Filmfabrik und dreht sich im Kern um Freundschaft, Verrat und verletztes Ehrgefühl. Dabei entschließt sich Huber zu zwei parallel laufenden Handlungssträngen. Der eine zeigt, wie Mozart durch die Heerscharen seines Freundes Julius pflügt und der andere präsentiert, wie es zu dieser Feindschaft kommen konnte. Leider erweist sich Huber als wenig versierter Geschichtenerzähler, denn während die Prügeltouren von Mozart noch sehr kurzweilig und flott daherkommen, ist das Rundherum extrem zerdehnt aufbereitet wurden und trägt die Grundgeschichte in keinem Fall über die 120 Minuten Laufzeit.

Dragonwolf

Die Henchmen von Julius verüben einen Anschlag auf Mozart.

Die Folge sind einige empfindliche Längen und teilweise wirklich verheerende Spannungseinbrüche. Erst nach 75 Minuten lässt Huber aus Storytelling-Sicht kurz aufhorchen, indem er etwas andeutet, was man als findiger Zuschauer bereits zu ahnen begann. Doch anstelle nun die Situation peu a peu zu verschärfen, belässt er es bei dem Hinweis und verschleppt die Spannung bis zum Showdown. Dort zündet er dann die große Überraschung, die man da allerdings schon längst kennt, und endet in einem leicht unbefriedigenden Schlussbild um Julius und Mozart, das zwar von der Grundidee her richtig gut gefällt, aber einfach nicht das ist, was man sich für die beiden Charaktere in diesem Moment wünschen würde.

Zum Glück lenkt Huber mit diversen kleinen und insgesamt vier großen Scharmützeln gekonnt von seinen erzählerischen Defiziten ab. Zumindest wenn man eine Vorliebe für stark choreographierte Martial Arts Action hat, wird man hier nämlich großartig bedient. Die erste große Actionszene steigt kurz nach dem Einstieg. Mozart macht hier einen Drogenumschlagplatz von Julius platt und metzelt sich mit Schuss-, Hieb- und Stichwaffen sowie seinen Kampfsportfähigkeiten durch die Lumpen seines ehemaligen Freundes. Das ist sehr straight und richtig hart inszeniert und legt seinen Fokus auf flottes Verhackstücken der Gegner. Kein Duell dauert weniger als einen Wimpernschlag. Schnell und präzise schaltet Mozart seine Gegner aus. Die zweite größere Szene lässt Mozart auf drei andere Kampfsportasse treffen, die ihm zunächst mano a mano und dann im Team das Leben schwer machen und die verschiedensten Kampfsportstile zum Einsatz bringen. Highlight ist dabei definitiv der schwarze Fighter, der diverse Stile uralter Kung Fu Streifen zelebriert.

Dragonwolf

Dem coolen Waffenposting zum Trotz spielen Martial Arts Einlagen die Hauptrolle in der Action.

In Szene drei trifft Mozart auf drei Schwertkämpfer und sorgt für diverse blutspritzende Momente. Nach dieser topp inszenierten Sequenz folgt ein kurioser Moment: Huber führt mal eben eine vollkommen neue Figur in den Film ein. Mit Vorgeschichte und allem drum und dran. Er braucht sie allerdings nur, um ein paar Logiklöcher seines Filmes zu stopfen, weshalb er sie gleich nach ihrer Vorstellung wieder aus dem Film kegelt und nur für einen Pre-Abspann-Gag nackt durch die Kulissen springen lässt. Köstlich … dumm! Die vierte große Actionszene ist der Showdown des Filmes, bei dem Mozart mal wieder gehörig unter den Bäddies aufräumt. Im Rahmen dieser breit ausgewalzten Actionsequenz steigt auch das Highlight des Filmes: Der Kampf von Mozart gegen zwei Russen, der in seiner Choreographie irre komplex anmutet, vor allem, wenn die Fernwaffe des einen wiederholt zum Einsatz kommt und dabei den eigenen Kampfgenossen immer nur um Haaresbreite verfehlt, bei Mozart aber punktgenau einschlägt. Leider verliert Huber hier gegen Ende ein wenig die Linie und lässt den Fight zu unspektakulär enden, allerdings hat man bis zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als einmal ordentlich mit der Zunge geschnalzt.

Wie man bereits gemerkt haben dürfte, ist der Mozart-Darsteller Kazu Patrick Tang („Raging Phoenix“) der Actionmotor des Filmes. Die Fightsequenzen gehen ihm scheinbar spielend leicht von der Hand und er hat einige sehr nette Kampfsportmoves im Repertoire. Auch seine zwischen den großen Actionszenen steigenden kurzen Schwertkampfeinlagen und Ballersequenzen erledigt er mit Stil und Raffinesse. Darstellerisch wirkt er arg stoisch, selbst in den Liebesszenen mit Streitgrund Macha Polivka wirkt er ziemlich steif und wenig angefixt. Dennoch gibt er einen ziemlich ordentlichen Helden, dem man gerne die Daumen drückt, was wohl auch am rundweg sympathischen Äußeren des Darstellers liegen mag. Julius Darsteller Johan Kirsten, der auch am Drehbuch mitschrieb, macht als Fiesling des Filmes eine gute Figur, kann aber leider in der Action niemals mithalten. Er erstaunt nur mit ein paar coolen Moves im finalen Schwertkampf, lässt ansonsten aber seine Schmutzarbeit immer von anderen machen. Dadurch wirkt er auch deutlich weniger präsent als Mozart. Ein weiteres Problem ist, dass einige seiner Henchmen arg overacten, was auch zulasten der Glaubwürdigkeit von Julius geht. Denn warum sollte sich ein echter Verbrecherkönig, der etwas von sich hält, mit solchen Flachpfeifen umgeben? Zu den weiblichen Darstellern im Film kann man Huber nur beglückwünschen: Er hat rundweg sehr sexy Damen für seinen Film engagiert und scheint das auch gemerkt zu haben, denn er lässt eigentlich jeden weiblichen Charakter mindestens einmal blank ziehen. Weiter so… *schmunzelt*. Highlight ist dabei aber natürlich Macha Polivka als Mary, die behände zwischen zarter Liebhaberin und verführerischer Femme Fatale hin und her zu switchen versteht.

Dragonwolf

Mozart ist der Actionmotor des Filmes “Dragonwolf”.

Optisch sieht man „Dragonwolf“ an, dass Huber wieder ordentlich mit dem Budget haushalten musste. So bekommt man schöne Stadtansichten des Handlungsortes ebenso zu sehen wie nett ausgestattete Villen, aber sehr oft treibt man sich eben auch auf Abrissgeländen und in Bauruinen herum. Die Rückblenden in die Vergangenheit präsentiert Huber mit starkem Gelbstich, während die Handlung in der Jetztzeit in klaren Bildern daherkommt. Vor allem in der Action dreht Huber auf. Sehr coole Perspektiven, eine höchst agile Kamera und ein durchgehend flotter, irre dynamischer Schnitt pumpen ordentlich Adrenalin in die Fights. Der eine oder andere halsbrecherische Stunt mischt sich dabei auch unter und die häufigen Totalen auf das Geschehen lassen den Zuschauer nichts verpassen.

„Dragonwolf“ merkt man das Bemühen seines Regisseurs an, endlich einmal eine schlüssigere und komplexere Geschichte erzählen zu wollen. Leider ist Raimund Huber in erster Linie kein Geschichtenerzähler, sondern ein Tempomacher. Und so versteht es das von ihm verfasste Drehbuch nicht, eine zwingende und aus sich heraus spannende Story zu generieren. Auch so manch dramatischer Moment hängt teils seltsam leblos in der Luft (genannt sei der Tod von Julius’ Mutter). Und so sind Huber und „Dragonwolf“ immer dann am besten, wenn sie Mozart von der Leine lassen. In diesen Momenten ist „Dragonwolf“ genau die Actionsause, die man sich nach den Vorgängerfilmen vom Regisseur versprochen hat. In vier großen Actionsequenzen gibt es hier fantastisch inszeniert und choreographiert so richtig amtlich aufs Fressbrett. Zwischen den Actionszenen wird man von dem überlangen Film zwar nicht zu Tode gelangweilt, wirklich flotte Unterhaltung sieht aber anders aus.

Die deutsche DVD/Blu-ray kommt am 5. Dezember 2013 von Sunfilm, ist mit einer FSK 18 Freigabe uncut und leider vor allem in den ersten Minuten um die Anfänge von Mozart und Julius ziemlich leblos synchronisiert. Dieser Eindruck ändert sich glücklicherweise mit Einsetzen der Haupthandlung.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Sunfilm/Tiberius Film__FSK Freigabe: ab 18__Geschnitten: Nein__Blu-ray/DVD: Ja/Ja

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