Originaltitel: Machete Kills__Herstellungsland: Russland, USA__Erscheinungsjahr: 2013__Regie: Robert Rodriguez__Darsteller: Danny Trejo, Mel Gibson, Amber Heard, Alexa Vega, Vanessa Hudgens, Jessica Alba, Sofía Vergara, Michelle Rodriguez, Lady Gaga, Charlie Sheen, Antonio Banderas, Demian Bichir, Marko Zaror u.a. |
Tja ja, „Machete“ und der freeman. Freunde werden die beiden wohl nie. Vermutlich weil sie einander zu ähnlich sind: Beide verweigern sich modernen Kommunikationsmitteln, wirken geradezu aphrodisierend auf die Frauenwelt und machen keine Gefangenen in ihrem Kampf gegen das Unrecht. Ok, vielleicht liegt es auch eher daran, dass ich, freeman, mit dem ganzen Hype um „Machete“ und zugehörigem Fake-Trailer im Grindhouse-Projekt von Tarantino und Robert Rodriguez nie viel anfangen konnte. Ich fand die anderen Trailer viel gelungener und so sehr ich Danny Trejo seinen dritten Frühling in seiner Karriere gönne, ich mag ihn einfach nicht als Held in einem überkandidelten Actioner sehen. Dies wurde durch „Machete“ nur bestätigt. Der Film lief meines Erachtens nicht wirklich rund und mehr Ideen als der Fake-Trailer wusste der Film auch nicht aufzufahren. Eher hakte er die Stationen aus dem Trailer ab und blieb letztlich nur wegen den schrägen Performances von Don Johnson und Robert De Niro im Gedächtnis. Egal, ob sich Machete nackte Weiber über die Schulter schmiss oder eine Minigun aufs Motorrad schraubte, Lumpen köpfte oder Steven Seagal auf die Kauleiste kloppte, der Film wirkte durchgehend einfach seltsam gebremst. Und er verzichtete idiotischerweise auf den Grindhouse-Look, der noch den Trailer ausgezeichnet hatte. Das Ergebnis war nett … mehr aber auch nicht.
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Doch freeman gewährt gerne zweite Chancen. Also rein in die Vorführung von „Machete Kills“ und geschaut, ob Rodriguez sein Franchise doch noch in die richtige Richtung gedrückt bekommt. Alles beginnt mit einem Trailer zu „Machete Kills Again … in Space“. Grindhouseoptik, abgefahrene Ideen wie eine Laserschwertmachete und dumme Sprüche täuschen nicht darüber hinweg, dass die Idee hinter dem Trailer nicht zündet und Machete mit Lichtschwertmachete fast wie Jason aus „Jason X“ wirkt. Unheimlich… Cut: Wieder Hochglanzbilder. Robert, hör doch einmal den Kritikern zu!!! Es folgt eine bodycountintensive Abfolge von Massakern, in deren Verlauf Machetes Freundin Sartana gekillt wird. Machete, voll wütend, will die Verantwortlichen stellen und erhält vom Präsidenten der USA (Auftritt Charlie Sheen, erstmals unter seinem Geburtsnamen Carlos Estevez tätig!) die Chance dazu. Machete soll den Lumpen Mendez ausschalten. Dieser ist der mächtigste Kartellboss Mexikos und sicherlich auch einer der Verantwortlichen hinter Sartanas Tod. Machete macht sich auf gen Mexiko und kann den Boss auch flott stellen. Nebenbei killt er den begnadeten Martial Artist Marko Zaror („Undisputed III“, „Mandrill“), indem er dessen Gedärme in einen Hubschrauberrotor schmeißt, der den armen Chilenen sehr anziehend findet und ihn zerhäckselt! Hossa!
Im weiteren Verlauf entpuppt sich der Kartellboss als nervig schizophren und hat eine gefährliche Apparatur mit seinem Herzen gekoppelt, die eine Superduperrakete auf die USA abfeuern soll. Das will Machete irgendwie verhindern und killt und killt und killt. Bis er irgendwann vor Mel Gibson steht und „Machete Kills“ ENDLICH echtes Grindhouse-Kino wird. Denn plötzlich kommt da eine ordentliche Science Fiction und Trash Note in den Film: Fortan darf Mel Gibson herrlichen Unsinn verzapfen und eine Parodie auf diverse Bond-Superbösewichter abliefern, Marko Zaror mutiert zur meistgetöteten Nebenfigur der Kinogeschichte, Wunderwaffen kehren das Körperinnere von Menschen nach außen und eine Rakete will die besten Amerikaner (und ein paar Mexikaner für die körperlichen Arbeiten) auf eine Raumstation fernab der bald zerstörten Erde bringen (siehe Superduperrakete).
Ein offenes Ende und einen eindeutigen Verweis in Richtung Space Machete später endet der Film recht unbefriedigend und irgendwie macht sich ein dumpfes Gefühl im Zuschauer breit. Zugegeben, Rodriguez macht im Vergleich zu „Machete“ viel richtig. Er verzichtet auf viel Blabla, er entkoppelt die Figuren von den langweiligen Schauplätzen des ersten Teils und hält Machete ständig in Bewegung. Dadurch kommt selten Langeweile auf (auch wenn es nach wie vor echte Tempo-Unstimmigkeiten gibt) und Machete wirkt weitaus präsenter als im Vorgänger. Dabei fällt allerdings auch schnell auf, dass Trejo bis auf etwas Charisma wirklich gar nichts zu bieten hat. Stoisch stapft er durch die Pampa und lässt einen „Machete tut dies nicht und Machete tut das nicht“ Spruch nach dem anderen vom Stapel. Klar rockt es, wenn sich Trejo quasi weigert, dem Erhängungstod nachzugeben, oder Köpfe im Sekundentakt runterhaut, aber als Star der Chose funktioniert er für mich nicht. Im Gegensatz zu Teil eins gibt es diesmal aber kaum einen Ausgleich an seltsamen Figuren, die tatsächlich im Gedächtnis bleiben: Charlie Sheen („Navy Seals“) spielt sich einfach nur wieder selbst, Sofia Vergara („Modern Family“) darf zwar aus BH und Strap-On feuern, bleibt ansonsten aber blass, Jessica Alba („Sin City“) gibt viel zu den früh den Löffel ab, Cuba Godding Jr. („Last Bullet“) macht richtig Laune, wird aber flott aus dem Film bugsiert, Amber Heard („Drive Angry“, „Spin“) hat seltsam langweilige Auftritte abbekommen, Lady Gaga ist halt Lady Gaga und Michelle Rodriguez („Blue Crush“) wird vollkommen verschenkt. Einzig Mel Gibson („Get the Gringo“) ragt aus dem Figurenwust heraus, kommt aber erst zum Showdown im Film an. Freilich nicht die beste Idee, denn Machete fehlt so durchweg ein ordentlicher Gegner. Das Ergebnis ist eben eine Art Roadmovie, bei dem Machete einen Charakter nach dem anderen trifft und seine Show abzieht. Das gefällt dem einen und langweilt den anderen (mindestens freeman).
Mit Wohlwollen nahm ich zur Kenntnis, dass Rodriguez in „Machete Kills“ endlich ein paar schräge Ideen mehr auffuhr. So wirkt die Action in „Machete Kills“ IMMER überlebensgroß und übertrieben unrealistisch. Da hängt Machete am Rotor eines Hubschraubers und hackt von da Köpfe umstehender Bäddies ab, da überschlägt sich ein Motorboot ohne ersichtlichen Grund der Länge nach auf einem Fluss, um mit dem Rotor voran Bäddies zu zerschnetzeln und und und. Rodriguez tobt sich in der Action ordentlich aus. Dabei setzt es mal handgemachte Gedärme und mal CGI Blutfontänen von schwankender Qualität. Auch trashy wirkende Gummiköpfe dürfen „abgeschlagen“ über den Boden rollen. Leider überdreht Rodriguez hier und da auch komplett und plötzlich wirkt „Machete Kills“ wie „Spy Kids“ für Erwachsene. Es setzt tatsächlich sogar richtig peinliche Einlagen, etwa wenn ein Auto „zerschrumpft“ wird und die Insassen daraufhin durch die Gegend torkeln und Innenraumteile mit sich herumschleppen und umfallen. Klingt seltsam? Sieht noch seltsamer aus. Und egal, wie sehr Rodriguez auch übertreibt, beim Zuschauer bleibt dennoch ein seltsam unbefriedigtes Gefühl. Es wirkt wieder, als würden mit der groben Kelle die Ideen verheizt werden und als sei in so gut wie jeder Szene ein anderer, ein besserer Gag drin gewesen!
Das Ergebnis ist erneut weder Fisch noch Fleisch! Robert Rodriguez stopft manchen Problemherd des ersten Teils und reißt andere neue auf. Er entkompliziert seine Story und befreit sie von sinnlosem Dialogballast, bekommt sie aber gleichzeitig nicht wirklich unter Kontrolle und beendet seinen Film ziemlich unbefriedigend, weil viel zu offen. Er dreht in der Action mehr auf, schraubt den Bodycount um ein Vielfaches nach oben und kreiert herrlich kaputte Szenen, geht dabei aber auch einige Schritte zu weit und überschreitet die Grenzen zu beinahe peinlichem, kindlichem Humor. Diesmal räumt er seinem Helden endlich genügend Raum zum Atmen und Wirken ein, hat aber als Darsteller nur Danny Trejo an der Hand, der teilweise schlichtweg überfordert wirkt. Mit Mel Gibson hat Rodriguez genau die richtige Wahl als Superbösewicht getroffen, lässt ihn aber erst in den letzten 30 Minuten von der Kette. Selbst die dämliche „24“ Hommage, die Mad Max Szene mit Mad Mel, der Arsch von Alexa Vega, William Sadler als Grenzbeamter mit sichtlichem Hang zum „Hängenlassen“ (hihihi), Wirbelwind Marko Zaror, die Hubschrauberrotorszene, das „Star Wars“ Vehikel, die Knarren von Mel Gibson, die psychedelische „3D“ Sexszene mit Amber Heard, der rockige Score, die Rollstuhlfahrerszene und last but not least der erneut sehr fiese Humor in Sachen Einwandererpolitik der USA können nicht übertünchen, dass „Machete Kills“ in den wirklich wichtigen Kategorien versagt: Da nutzt Rodriguez die Grindhouse-Optik nur beim Vorspann, ansonsten regiert glatte, öde HD Optik, mit der sich sogar die offensichtlich trashy angelegten und viel zu inflationär eingesetzten CGI Shots extrem beißen. Ein Raketenritt von Machete und manch andere „Spy Kids“ Actionszene befremden gar sehr und der niedrige Titten und Ärsche Faktor ist einfach nur ärgerlich. Ideen werden wie manche Nebenfigur (Cuba Gooding Jr., Antonio Banderas, Vanessa Hudgens) en masse verschenkt und trotz eigentlich hohem Erzähltempo beginnt sich „Machete Kills“ erneut irgendwann zu ziehen, einfach weil der Film recht ziellos vor sich hintreibt…
Ganz egal, was Rodriguez auch macht und wie sehr er sich müht, „Machete“ zu dem Kult zu machen, zu dem er im Umfeld des ersten Filmes stilisiert wurde, es klappt erneut nicht. Auch „Machete Kills“ enttäuscht letzten Endes und ist einfach nur … nett. Und ich meine Machete sagen zu hören: Machete ist nicht nett!
Doch ist er!
„Machete Kills“ ist ab 19. Dezember 2013 in den deutschen Kinos zu sehen und mit einer zum überzogenen Grundton passenden FSK 16 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Universum Film__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, ab 19. Dezember 2013 im Kino |