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Evidence – Auf der Spur des Killers

Originaltitel: Evidence__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2012__Regie: Olatunde Osunsanmi__Darsteller: Radha Mitchell, Stephen Moyer, Torrey DeVitto, Nolan Gerard Funk, Caitlin Stasey, Dale Dickey, Harry Lennix, John Newton, Aml Ameen, Chris Jai Alex, Svetlana Metkina, Alisha Seaton u.a.
Evidence

Coole Verknüpfung aus Found Footage und stylisch inszenierter Killersuche: „Evidence“

„Evidence“ beginnt mit coolen Kamerafahrten durch ein Standbild von einem Ort, an dem das Chaos regiert. Polizisten und Spurensicherer versuchen sich offensichtlich ein Bild von dem zu machen, was hier im Vorfeld passiert sein könnte. Leichenteile, Blutspuren und bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Körper lassen erahnen, dass hier entweder ein Verbrechen oder ein schlimmer Unfall stattgefunden haben muss. Vier aufgefundene Kameras (zwei Videokameras und zwei Handykameras) könnten eventuell Licht ins Dunkel bringen.

Die Detectives Reese und Burquez sind nun angehalten, das Filmmaterial zu sichten. Schnell wird ihnen anhand der Aufzeichnungen klar, dass hier ein Serienkiller am Werk war. Dieser ist verkleidet in eine Schweißeruniform und killt seine Opfer vornehmlich mit zugehörigem Handwerkzeug – einem Schweißgerät. Doch wer steckt unter der Maske und warum killt er die Leute?

httpv://www.youtube.com/watch?v=5lnh6XNnhsQ

Evidence

Stephen Moyer auf der Jagd nach einem Serienkiller.

„Evidence“ steigt mit Hochglanzbildern vom Schauplatz des Verbrechens ein und präsentiert auch die ersten Ermittlungen der Cops im gediegenen Breitwandfilmformat. Doch dann wird „Evidence“ mehr und mehr zum Found Footage Streifen, denn fortan werden die Speicherchips aller vor Ort gefundenen Aufnahmegeräte gesichtet und der Zuschauer wird bombardiert mit unterschiedlichsten Qualitätsstufen, Formaten und Bildausschnitten. Da alle Speicherchips inmitten einer Feuersbrunst herumlagen, gehören freilich auch massig Bildfehler und Tonstörungen zum folgenden audiovisuellen Erlebnis. Dabei versucht „Evidence“ zumindest ansatzweise die dauerhafte Präsenz einer der Videokameras zu erklären. Zwar nervt einen das Gesabbel der Kamerafrau irgendwann, aber zumindest wirken ihre Erklärungen für das Mitlaufen der Kamera nicht gar so bemüht, wie sonst im Genre. Dass auch hier unglaubhaftes Verhalten zum guten Ton gehört (anstatt zu flüchten, filmt man erstmal eine Weile blöd in der Gegend herum usw.) ist anscheinend unumstößliches Genregesetz, aber derartige Momente sind zum Glück rar gesät.

Zudem setzt der Film seine Grundprämisse sehr gewinnbringend für den dramaturgischen Aufbau des Filmes ein. Denn dadurch, dass hier und da auch Filmfetzen fehlen, ist der Zuschauer gezwungen, manche Lücke selbst zu füllen und sich einen Reim auf die Vorgänge zu machen. Auch für einen wirklich irrsinnig harschen Übergang von der Verortung der handelnden Charaktere zum Spannungsteil des Filmes nutzt man diese Filmlücken und schmeißt den Zuschauer unvermutet mitten in die sich zuspitzende Lage hinein. Denn „Evidence“ legt vor allem im Spannungsteil mörderisch zu! Jump Scares werden zur normalen Begleiterscheinung des Filmes und lange und atmosphärische Kamerafahrten durch düstere Gänge werden gerne mal durch unglaublich präzise gesetzte Filmfehler zum astreinen Schockmoment hochstilisiert. Der Killer sorgt ebenfalls für einige Spannungsspitzen, da er größtenteils sehr unvermutet im Bildausschnitt auftaucht und sehr rigoros ins Figureninterieur fährt. Designtechnisch handelt es sich dabei um einen Typen von beachtlicher Statur, der trotzdem wieselflink daherkommt und sein Schweißgerät schonmal nutzt, um Beine und Arme vom Körper abzutrennen. Hier und da wird es dabei auch etwas harscher, wirklich splattrig wird es aber nicht. Der größte Teil der Kills steigt zudem im Off.

Evidence

Der Killer weiß sich zu inszenieren.

Die Darsteller machen derweil einen sehr guten Job. Die ermittelnden Cops werden von den größeren Namen im Cast gegeben: Radha Mitchell („Olympus Has Fallen“), die endlich mal nicht einer Nebenrolle verheizt wird, und Stephen Moyer („True Blood“) kommen zwar erst relativ spät im Film richtig in Fahrt, verleihen ihren Figuren aber ausreichend Glaubwürdigkeit. Die im Found Footage Teil gekillten Darsteller leiden ein wenig darunter, dass dem Film nicht viel zu ihnen einfällt und deren Probleme irgendwie allesamt zu banal und zu 0815 klingen, als dass man den Figuren abnehmen würde, dass sie echte Menschen sind. Dementsprechend ist einem das Ableben der Figuren auch reichlich egal. Die Spannung erzeugt der Film rein durch seine Inszenierung. Der Score hat im Found Footage Abschnitt Pause, um im Ermittlungs-Abschnitt um so stärker, präsenter und themenreicher aufzutrumpfen.

Evidence

Ein Entkommen scheint unwahrscheinlich…

Das Highlight des Filmes stellt allerdings sein Ende dar. Gezielt und eindeutig als solche zu erkennende falsche Fährten werden zahlreich gestreut und lassen früh vermuten, dass „Evidence“ ein nicht ganz konventionelles Ende planen könnte. So vermutet man in Sachen „Who Dunit“ eine größere Überraschung und meint auch, dem Film irgendwann auf die Schliche gekommen zu sein. Doch dann zaubert „Evidence“ noch einmal ein ganz anderes Ende aus dem Hut, das logisch gesehen richtig gut funktioniert und so kaum vorherzusehen war. Somit wird ein wirklich spannender Streifen abgerundet, der vor allem gegen Ende auch so manch gefühlte Schwäche des bisher Gesehenen auszubügeln versteht. Denn dank des Endes werden manche Unklarheiten und vermeintliche Logikprobleme in ein ganz anderes Licht gerückt. Dazu gibt es wirklich tolle Spannungsmomente, einige fies kalkulierte und noch fieser durchgezogene Schreckmomente, einen coolen Killer, ein reizvolles Spiel mit den unterschiedlichen Aufzeichnungsformaten (wenn das Handyformat zum Einsatz kommt, hat man regelrecht Beklemmungen, weil der Bildausschnitt plötzlich so winzig wird, dass nur wenige Millimeter neben dem Fokus das Grauen warten könnte), ordentliche Darsteller und einen wirklich kontinuierlichen, keinerlei Einbrüche verzeichnenden Spannungsbogen. Etwas weniger Nachtsicht-Kamera-Look, mehr Konzentration auf die Opfer, um das Involvement auf Seiten des Zuschauers zu erhöhen, und noch ein paar eindrücklichere Auftritte des Killers mehr und es hätten noch mehr Punkte drin sein können:

„Evidence“ erschien am 13. Dezember 2013 auf DVD und Blu-ray von Universum Film und ist mit einer FSK 16 Freigabe uncut.

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
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Copyright aller Filmbilder/Label: Universum Film__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu-ray/DVD: Ja/Ja

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