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Robotjox – Die Schlacht der Stahlgiganten

Originaltitel: Robot Jox__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1990__Regie: Stuart Gordon__Darsteller: Gary Graham, Anne-Marie Johnson, Paul Koslo, Robert Sampson, Danny Kamekona, Hilary Mason, Michael Alldredge, Jeffrey Combs, Michael Saad, Ian Patrick Williams, Jason Marsden u.a.
Robotjox

Niedrig budgetierte Robo-Action von Stuart Gordon

Mit B-Budget und noch kurz vor der Revolution digitaler Effekte, die vor allem mit „Terminator 2“ und „Jurassic Park“ Anfang der 1990er eingeleitet wurde, versucht sich Stuart Gordon („Meister des Grauens“) an einem Roboter-Actionfilm mit haushohen Kampfmaschinen.

Diese werden in „Robot Jox“ dazu eingesetzt um Streitigkeiten um Territorien zu klären, nachdem ein langer Atomkrieg gewütet hat und diese neue Art des Wettbewerbs die humanere Variante im Vergleich zu neuen Kriegshandlungen ist. Es kloppen sich Western Market und Confederation, sprich Amis gegen Russen, wobei es zwei herausragende Robot Jockeys, kurz Robot Jox, gibt. Auf der einen Seite der edle Ami-Jungstar Achilles (Gary Graham), auf der anderen Seite Alexander (Paul Koslo), fies, mörderisch und ehrgeizig – und in der deutschen Synchronfassung wie im englischen Original auch noch mit dickstem Russki-Akzent, damit hier auch ja alle Klischees bedient werden.

Als nächstes steht der Kampf um das strategisch wichtige Territorium Alaska an, bei dem Achilles und Alexander aufeinandertreffen. In denen Reihen der Market-Fraktion gibt es dagegen weitere Querelen: Demnächst sollen künstliche Menschen aus dem Klonlabor als Robot Jox antreten, was den alten Kämpen wie Achilles‘ Trainer Tex Conway (Michael Aldredge) gar nicht schmeckt. Das nimmt Filme wie Paul W.S. Andersons „Soldier“ schon leicht vorweg, wobei dieser Ansatz komplett in der Oberflächlichkeit stecken bleibt und es das Thema des leistungsfähigeren Übermenschen natürlich auch schon in anderer Form zuvor gab, beispielsweise in dem stilprägendem „Blade Runner“.

Achilles‘ letzter Pflichtkampf wird allerdings zur Katastrophe nachdem sein Roboter vor einem Geschoss getroffen auf die Zuschauertribüne stürzt und es massig Tote gibt. Da sich Alexander durch den Abschuss regelwidrig verhalten hat, wird der Kampf für unentschieden erklärt. Doch Achilles will aussteigen, nicht für den achso wichtigen Neuversuch antreten…

httpv://www.youtube.com/watch?v=q0JR_m3IbDE

Robo-Action bevor die CGI-Tricktechnik soweit war? Stuart Gordons Film versucht es tatsächlich und man muss sagen, dass sich „Robot Jox“ dabei ziemlich gut schlägt. Natürlich erkennt man den Stop-Motion-Animationscharakter der Kampfsequenzen sowie die Rückprojektionen, die ebenfalls öfters zum Einsatz kommen, doch wie ähnlich gelagerte Ray-Harryhausen-Produkte hat sich „Robot Jox“ seinen Charme bewahrt. Allerdings benötigen solche Tricks auch Budget, Zeit und Geduld und das schien bei „Robot Jox“, produziert von B-Filmspezi Charles Band („Prison“), nicht alles in entsprechendem Maße vorhanden zu sein. So bringt es der rund 80 Minuten kurze Filme auf gerade einmal zwei Robo-Keilereien, von denen die erste der verhängnisvolle Kampf ist, der recht schnell vorübergeht, die zweite dann das Finale ausmacht, das immerhin länger geht und mit einigen teilweise echt abgespaceten Ideen aufzuwarten hat. Kreativ ist das Ganze schon gemacht, es finden sich ein Blendstrahl, Raketen, Laser, eine seilförmige Säge und ähnlich Sperenzchen im Arsenal der Robos, was „Robot Jox“ hier zu einem durchaus vergnüglichen B-Sci-Fi-Filmchen macht.

Abseits der Arena ist es dann allerdings weitaus weniger vergnüglich, da Gordons Film schlecht verheimlichen kann und/oder will, dass die Geschichte herzlich uninteressant ist. Das Trauma Achilles‘ bleibt ein schwaches Motiv den Helden zögern zu lassen und Laufzeit in der Mitte zu schinden, das Thema der Konkurrenz durch künstliche Menschen bleibt im groben Ansatz stecken, die Liebesgeschichte zwischen Achilles und Klonfrau Athena (Anne-Marie Johnson) wird pflichtschuldig wie emotionsarm in den Film gepresst und die Suche nach einem Verräter in den Reihen von Western Market ist angesichts der geringen Anzahl Verdächtiger auch nur mäßig spannend. Immerhin: Dank der kurzen Laufzeit und der recht versierten Regie Gordons wird „Robot Jox“ nie zu langweilig, doch wenn man den Film mit dem 23 Jahre später entstandenem „Pacific Rim“ vergleicht, dann fällt auf wie viel besser der del-Toro-Film allein erzählerisch ist. Und dass, obwohl sich das 2013er Spektakel anscheinend die eine oder andere Idee bei „Robot Jox“ ausgeliehen hat, etwa das Martial-Arts-Training zur Vorbereitung, was in Gordons Film allerdings aufgrund von hölzerner Choreographie und unbeweglichen Darstellern eher unfreiwillig komisch wirkt.

Ebenfalls relativ steif ist das Schauspiel in „Robot Jox“: Gary Graham („The Last Warrior“) besitzt weder großes Charisma noch herausragende mimische Fähigkeiten, Anne-Marie Johnson („Down in the Delta“) bleibt ähnlich schwach und Michael Aldredge („Boomer – Überfall auf Hollywood“) macht im Overacting-Modus auch nur eine bedingt bessere Figur. Paul Koslo („Shadowchaser“) schlägt sich in seiner extrem klischeehaften Rolle dagegen überraschend wacker und kurz zu sehen ist auch Stuart Gordons Buddy Jeffrey Combs („Fortress – Die Festung“), der aber kaum zum Zuge kommt.

Faszinierend bei dem ganzen Treiben ist dagegen das Schwanken zwischen reaktionär und progressiv: Trotz übelster Russenklischees und der Mär vom moralisch integeren Ami-Helden finden sich dann wieder überraschend versöhnliche Momente, etwa wenn sich der japanische Wissenschaftler Dr. Matsumoto (Danny Kamekona) sich nicht als Verräter entpuppt oder der Film mit einem Moment der Annäherung zwischen den Kontrahenten endet. Denn trotz der Zeichnung Alexanders als ehrgeizigem Brutalo beharrt „Robot Jox“ darauf, dass dieser auf Respekt unter Kriegern besteht, was Gordon gleich mehrfach herausstellt.

Gordons Film ist allerdings nicht nur ideologisch ein Kuriosum, sondern auch sonst sehr eigenwillig: Ein B-Spektakel, dessen ehrgeizige Prämisse eigentlich eher Hollywoodstoff ist, mit gelungener Atmosphäre (vor allem in der Eingangssequenz) und charmanter Robo-Action mit Stop-Motion-Tricks, das aber dann zu wenig von seinen Trümpfen ausspielt, darstellerisch wie schreiberisch Macken offenbart und in der Mitte einfach in den Leerlauf schaltet. Schade drum.

Knappe:

Auf VHS war der Film mit FSK 12 ungekürzt, die DVD-Auflagen sind mit FSK 16 bewertet worden, was aber eventuell an den Trailern liegen könnte. Während die Einzel-DVDs (u.a. von KNM/Movie Power und Intergroove/Voulez Vous) den Film in der englischen und der deutschen Sprachfassung enthalten, ist in der Steel-Robot-Box von Schröder Media nur die deutschsprachige Fassung enthalten, in deren Vorspann der Film auch als „Steel Robot“ betitelt wird.

© Nils Bothmann (McClane)

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