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I spit on your Grave (2010)

Originaltitel: I spit on your Grave__Herstellungsland: USA__ Erscheinungsjahr: 2010__ Regie: Steven R. Monroe__ Darsteller: Sarah Butler, Jeff Branson, Andrew Howard, Daniel Franzese, Rodney Eastman, Chad Lindberg, Tracey Walter, Mollie Milligan, Saxon Sharbino, …

Das Covermotiv der österreichischen BluRay.

Das Covermotiv der österreichischen BluRay.

Das amerikanische Teaser-Postermotiv.

Ein amerikanisches Teaser-Postermotiv.

httpv://www.youtube.com/watch?v=HtkSV-0tAGY

Immer wenn die Stichworte Rape&Revenge und ’70er Jahre Exploitation Cinema im selben Zusammenhang genannt werden, fallen mir dazu (neben Bo Arne Vibenius´ 1974er „Thriller: A Cruel Picture“) stets zwei ganz spezielle US-Titel ein – nämlich Wes Craven´s „the Last House on the Left“ (1972) und Meir Zarchi´s „Day of the Woman“ (1978). Ihre Inhalte und Präsentationsweisen handelten beiden Filmen rasch diverse Probleme mit Jugendschützern und anderen Interessensverbänden ein – wie auch einen höchst umstrittenen Ruf, der bis zum heutigen Tage fortbesteht. Im Laufe der Zeit erwarben sie sich darüber hinaus zugleich allerdings eine Art Semi-Klassiker-Reputation unter etlichen (bestimmten) Genre-Fans – aus deren Reihen die meisten aber nie offen zugeben würden, sie als „gute Unterhaltung“ (im klassischen Sinne) anzusehen, da eine solche Aussage eventuell ja gewisse Rückschlüsse auf ihre individuelle Persönlichkeitsausprägung zulassen könnte. Genau diesen Ansatzpunkt griff Kritiker-Papst Roger Ebert im Rahmen seiner legendären Besprechung von Zarchi´s Werk im Jahre 1980 ebenfalls auf, als Jerry Ross den von ihm vertriebenen Streifen (nachdem er zuvor gefloppt war) kurzerhand in „I spit on your Grave“ umbenannte sowie ein weiteres Mal herausbrachte – mit deutlich größerem Erfolg, was vorrangig wohl eine Folge der entfachten (einen kräftigen Schub Publicity mit sich bringenden) öffentlichen Debatte war. Obwohl ich Ebert im Ganzen nur bedingt zustimmen kann, sehe ich eine Sache jedoch sehr ähnlich: Schlecht geschrieben, gespielt und inszeniert, halte ich „Day of the Woman“ für vieles, nur nicht für einen wirklich brauchbaren Film – etwas, das (nebenbei erwähnt) in einem nahezu identischen Maße auch auf den genannten Craven-Flick zutrifft…

Als man „the Last House on the Left“ 2009 schließlich eine (offizielle) Neuversion zugestand, erwies sich diese als ein überraschend respektables Genre-Werk, welches obendrein recht anschaulich demonstrierte, dass ein Projekt mit einer derart schwierigen Materie nicht zwangsweise an dem gewagten „Spagat“ zwischen einem dreckigen kleinen Original und einer hochwertig-ansehnlichen Studio-Produktion scheitern muss. Nur 19 Monate später veröffentlichte die Indie-Schmiede „Anchor Bay Entertainment“ dann das (hier nun zur Begutachtung vorliegende) Remake von „I spit on your Grave“, welches zuvor für unter zwei Millionen Dollar mit einer weitestgehend unbekannten Cast&Crew realisiert wurde. Den betreffenden Regie-Posten hatte man (auf sein eigenes Bemühen hin) Steven R. Monroe anvertraut, der sich bis dato mit (mehrheitlich mäßigen) Low-Budget-B-Movies á la „House of 9“, „It Waits“ oder „Left in Darkness“ eine relativ solide Karriere aufbauen konnte – eine Gegebenheit, die (an sich) nicht unbedingt zu einer Verringerung der generell ziemlich weit verbreiteten Skepsis beitrug, zumal einige in diesem Kontext ja noch immer David DeFalco´s „Chaos“-Debakel im Hinterkopf präsent hatten. Basierend auf einem Drehbuch des Newcomers Stuart Morse sowie mit Zarchi himself während des kompletten Entstehungsprozesses mit an Bord, ist es Monroe insgesamt jedoch gelungen, ein ungemein rohes, kraftvolles sowie handwerklich kompetentes Werk zu stemmen, das einige reizvolle Abweichungen vom Vorgänger aufweist und jenen „unterm Strich“ klar hinter sich lässt. War es wirklich nötig, diesen „berüchtigten“ Stoff noch einmal aufzuarbeiten? Nein. Angesichts der qualitativen Steigerung vermag man mit dem finalen Resultat nun aber zumindest einigermaßen anständig zufrieden zu sein – natürlich sofern ein Sichten für einen persönlich überhaupt in Frage kommt…

Jennifer Hills (Sarah Butler) ist eine attraktive Autorin, die gerade dabei ist, sich eine Auszeit von dem ablenkenden Trubel der Großstadt zu nehmen, um in der Einsamkeit der Backwoods Louisianas ihren zweiten Roman zu schreiben. Zu diesem Zweck hat sie sich ein ebenso idyllisch wie abgeschieden an einem See im Wald gelegenes Häuschen gemietet, in dem sie die kommenden Wochen nun zu verbringen gedenkt. Eingebettet in der ungewohnten Geräuschkulisse, deren Ruhe nur durch einzelne Laute (des Windes, Geästs oder irgendwelcher Tiere) unterbrochen wird, vergeht die erste Zeit zügig und reibungslos – so wie sie sich das vorgestellt hat. Entspannt und inspiriert textet sie fleißig an ihrem Laptop, geht immer mal wieder eine Runde joggen, sonnt sich im Liegestuhl direkt am Wasser, genehmigt sich abends meist einen guten Wein sowie sporadisch auch mal einen mitgebrachten Joint. Entgegen jeder Vorausahnung, wird sie in den frühen Morgenstunden einer der Nächte allerdings plötzlich von vier jungen Männern aus dem benachbarten Ort „aufgesucht“, denen sie bereits bei ihrer Anreise aufgefallen war: Begleitet vom geistig zurückgebliebenen Matthew (Chad Lindberg), dringen Andy (Rodney Eastman), der stets alles per Camcorder filmende Stanley (Daniel Franzese) sowie ihr (sich von dem Auftreten des „City Girls“ besonders angestachelt fühlende) „Anführer“ Johnny (Jeff Branson) gewaltsam ins Gebäude ein – worauf sie Jennifer sogleich zu belästigen, bedrohen, erniedrigen und zu schlagen anfangen. Als ihr nach einer gefühlten Ewigkeit schließlich die Flucht gelingt und sie im Zuge dessen im Wald auf zwei Jäger trifft, von denen sich einer gar als der örtliche Sheriff (Andrew Howard) entpuppt, glaubt sie, den Schrecken endlich überstanden zu haben: Ein tragisch-fataler Irrglaube. Im Laufe des angebrochenen Tages, zahlreichen entsetzlichen Qualen folgend, versinkt ihr geschundener Körper letztlich irgendwann im schlammigen Wasser eines durch den Sumpf führenden Flusses – doch steckt in ihr tatsächlich noch Leben, und dieses nutzt sie dann einen knappen Monat später, um sich „in angepasster Weise“ an ihren Peinigern zu rächen…

Von seiner ersten bis zur letzten Sekunde handelt es sich bei „I spit on your Grave“ (2010) um ein zutiefst ungemütliches Werk, das über verschiedene Momente extrem intensiver Natur verfügt, die einen unweigerlich in einen angespannten Zustand versetzen und noch lange über den Abspann hinaus im Kopf begleiten. Aber der Reihe nach: Was sofort auffällt, ist dass der Schauplatz in die amerikanischen Südstaaten verlegt wurde, während das Original ja in Upstate NY angesiedelt daherkam – zugegeben, eine mit gewissen Klischees behaftete Entscheidung, doch ist es (bekanntermaßen) keinesfalls zu verleugnen, dass die dortigen Landschaften reich an einer sehr speziellen, sich perfekt als „Kulisse“ eignenden Atmosphäre sind. Jennifer wird als eine selbstbewusste Frau in die Story eingeführt, welche sich an der lokalen Tankstelle (prompt) von den Avancen Johnnys gänzlich unbeeindruckt zeigt – und das direkt vor seinen Freunden, wohlgemerkt, die ihn mit dieser Abfuhr fortan entsprechend aufziehen. Dass eine derartige Zurückweisung merklich an seinem Ego nagt, ist unverkennbar und wirkt sich überdies (aufgrund des gegebenen Vorwissens) stracks auf die Gemütslage des Zuschauers aus – denn es steht ja wohl außer Frage, dass sich keiner einen Streifen mit einem solchen Titel anschaut, ohne sich im Vorfeld über seinen Inhalt informiert zu haben. In Anbetracht diverser Gegebenheiten – man nehme da nur mal den entlegenen Aufenthaltsort Jennifers, welchen sie sich ja genau wegen seiner Lage so ausgesucht hat – verstärkt sich die unheilschwangere Basis-Stimmung zunehmend. Nicht ungeschickt wird in dieser Phase mit einigen „Gedanken“ des Publikums gespielt: Warum fährt sie auch allein dorthin? Könnte man ihre spärliche Jogging-Kleidung vielleicht als eine Art „Provokation“ auffassen? Oder den sexy Bikini, den sie beim Sonnenbaden trägt? Ein wenig hochmütig wirkt sie ja schon. Und wie ist überhaupt ihr Alkohol- und Drogenkonsum zu werten? Wem dabei ernsthaft ein Begriff wie „Mitschuld“ in den Sinn kommt, der sollte sich ertappt und (vollkommen zu Recht) an den sprichwörtlichen „Pranger“ gestellt fühlen…

Bündig werden die einzelnen Charaktere etabliert, bevor das barbarische Verbrechen seinen Lauf nimmt: Gegenseitig angespornt, u.a. von der Erzählung Matthews, Jennifer hätte den herbeigerufenen Handwerker (spontan) geküsst, als er ihre defekte Toilette zu reparieren vermochte, wie auch im Angesicht einiger Videoaufnahmen von ihr in Unterwäsche, die Stanley heimlich von der Veranda aus (durchs Fenster) einfangen konnte, brechen sie kurzerhand zu ihr auf, verschaffen sich rasch Zutritt zum Haus und bringen die ebenso überraschte wie verängstigte Frau umgehend in ihre Gewalt. Es entfalten sich 10 Minuten voller verbaler, physischer und psychischer Demütigungen, die sich quälend lange hinziehen und arg unangenehm beizuwohnen sind: Man zwingt sie zu unterschiedlichen degradierenden Dingen, wie ihnen ihre Zähne zu zeigen (da man sie als ein „Show Horse“ bezeichnet) sowie an einem Revolverlauf und Flaschenhals zu lutschen bzw. zu saugen. In einem unachtsamen Augenblick glückt es ihr dann allerdings, Andy niederzuschlagen und in den Wald hinaus zu entkommen – wo sie nahebei per Zufall dem Sheriff begegnet sowie in seiner Begleitung postwendend an den Tatort zurückkehrt, um die Männer möglichst gleich noch dort zu stellen. Sehr zu ihrem Leidwesen, hat sie dabei aber nicht mit der Verbundenheit unter dieser Gruppe der Landbevölkerung gerechnet – und so nimmt ihr Martyrium noch abscheulichere Ausmaße an, als jene „Rednecks“ sie nun der Reihe nach zu vergewaltigen beginnen (inklusive Matthew, der von den anderen dazu gedrängt wird). Dieser „zweite Abschnitt“ erstreckt sich über eine knappe Viertelstunde hinweg – und endet letztlich damit, dass sich die apathisch-traumatisierte Jennifer von einer Brücke aus in einen Fluss hinunterfallen lässt. Regisseur Monroe hat die gesamten Szenen des Missbrauchs, die wirklich furchtbar und nur schwer mit anzusehen sind, absolut schonungslos arrangiert, so dass sich keiner ihrer vermittelten Wirkung zu entziehen vermag: Brutal, verstörend, ungeschönt, bewegend und realistisch – sowie in keiner Weise irgendwie „sexualisiert“ (oder so)…

Im Folgenden richtet sich der Fokus des Films jetzt erst einmal auf die Täter, die sich nicht darüber im Klaren sind, ob Jennifer denn nun tatsächlich tot ist – weshalb sie nicht nur entstandene Beweise vernichten und Spuren verwischen (sprich: alles so herrichten, als wäre sie sofort nach dem „ersten Vorfall“ wieder abgereist), sondern auch täglich die fraglichen Gewässer nach ihrem Körper absuchen. Als das aber selbst nach einigen Wochen weiter ohne Ergebnis verbleibt, normalisiert sich ihr Alltag erneut fast vollständig: Eine trügerische Sicherheit, welche sich die Totgeglaubte dienlich zu Nutzen macht, als sie schließlich (wie eine sich aus der Asche erhobene Rache-Göttin) auf die Bildfläche zurückkehrt und sich von jenem Moment an einen nach dem anderen vorknöpft. Obgleich ich sagen muss, dass es wohl besser gewesen wäre, wenn man parallel dazu auch Jennifer´s Weg bis hin zu diesem Punkt im Geschehen aufgezeigt hätte, anstatt sie „nur“ plötzlich wieder auftauchen zu lassen, harmoniert das trotzdem mit dem dargebotenen Verlaufsstil, welcher sich ebenfalls markant wandelt – und zwar genau an der Stelle, an der man sie erstmalig wieder zu Gesicht bekommt: Beinahe wie eine Untote aus einem Zombie-Flick anmutend, mit eisig-durchdringender Präsenz. Klasse meistert die bislang recht unbekannte Sarah Butler („Flu Birds“) die verschiedenen (von einer selbstsicheren Karrierefrau zum hilflosen Opfer bis hin zur erbarmungslosen Vergelterin reichenden) Ausprägungen und Entwicklungen ihrer Figur – eine überaus mutige, schwierige, beeindruckende Performance. Als ihre Peiniger, die sich im Laufe ihrer Tat zunehmend in eine Art „Rausch“ hineinsteigern, erfüllen ihre Co-Stars Jeff Branson (TV´s „the Guiding Light“), Daniel Franzese („Kill Theory“), Rodney Eastman („Nightmare on Elm Street 3&4“) und Chad Lindberg („the Last Samurai”) die jeweiligen Anforderungen ihrer (durchweg relativ stereotyp geratenen) Parts ohne echtem Anlass zur Klage. Selbiges gilt für Andrew Howard („Blood River“) als sadistischer Gesetzeshüter Schrägstrich liebevoller Ehemann und Vater – eine „neue“ Rolle, die im Original nicht vorkam sowie maßgeblich dazu dient, sowohl Jennifer´s Nicht-Einschalten der Polizei (ein Stück weit) zu erklären als auch dem Werk ein weiteres „Kontrast-Element“ (von denen es so einige gibt) zu verleihen…

Dadurch, dass das Verbrechen gänzlich abstoßend in Szene gesetzt wurde, konnte der Gefahr entgegengewirkt werden, dass „normale Menschen“ die Vergewaltigung als eine Form von Entertainment ansehen könnten. Die augenfällige strukturelle (inhaltliche wie stilistische) „Zweiteilung“ des Films unterstreicht diesen Aspekt zusätzlich – denn erst nachdem auch Jennifer „ihre Humanität“ abgelegt hat bzw. dieser beraubt wurde, erhöht sich der generelle Unterhaltungsgrad (im traditionellen Sinne des Begriffs sowie gezielt aufs betreffende Genre bezogen). Trotzdem haben die Macher selbst in dieser Phase weiter darauf geachtet, dem Zuschauer nicht zuviel „Spaß“ an den präsentierten Ereignissen zu gestatten: Unabhängig der Tatsache, dass diese Leute ihre Schicksale geradezu verdienen und man es hier mal nicht mit „unschuldigen Torture-Porn-Victims“ zutun hat, fühlt man sich beim Zusehen dennoch nie wirklich „gut“ genug, um Jennifer dabei irgendwie „aktiv anzufeuern“ – was nicht allein dem nachhaltigen Effekt der ersten Stunde zuzurechnen ist, sondern auch mit daran liegt, dass die Macher das Publikum (mehr oder minder deutlich) in diese Richtung manipuliert haben. Unter Verwendung verhältnismäßig einfacher Mittel (Angelhaken, Heckenschere, Zange etc.), welche ihr im Zuge ihrer Vorbereitungen allesamt leicht zugänglich bzw. verfügbar waren, zahlt sie es den Männern in klassischer Auge-um-Auge-Manier heim – etwa indem sie einem die Vorderzähne zieht oder einem anderen die aufgerissenen Augen von Krähen herauspicken lässt – und das dermaßen emotionslos, brutal und perfide, dass „Jigsaw“ höchstpersönlich gewiss beeindruckt wäre. Jennifer´s Aktionen sind grausam und direkt – simultan aber auch nicht allzu abwechslungsreich sowie frei eines „thrillenden“ Spannungsaufbaus, wie ihn viele vergleichbare Streifen (á la „Death Sentence“) aufweisen. Nie erhält man wahrhaft das Gefühl zugestanden, Zeuge von „Gerechtigkeit“ zu werden – und selbst wer das anders sieht, erhält in diesem Kontext (sofern er sie denn erkennt) zumindest bestimmte Denkanstöße geboten, zum Beispiel hinsichtlich der Selbstjustiz-Thematik im Allgemeinen oder im Hinblick auf die konkreten Ursprünge des individuellen Sehvergnügens in diesem speziellen Fall…

In ausgewaschenen Farbtönen gehalten sowie von Cinematographer Neil Lisk („Devil on the Mountain“) angenehm „nüchtern“ eingefangen, ist Monroe ein handwerklich kompetenter Film gelungen, der ihm künftig hoffentlich das Angehen besserer Projekte als die von ihm zuletzt realisierten TV-Produktionen (wie „Ogre“ oder „Wyvern“) ermöglicht. Der Materie angepasst, ist die offen und ohne Zurückhaltung zur Schau gestellte Gewalt (Säurebad, fiese Wunden, abgetrennte Gliedmaße usw.) roher, grober und rundum abstoßender Natur: In keiner Weise wird etwas kaschiert oder gar verharmlost – weshalb im Prinzip auch nur die ungekürzte Fassung über eine echte Daseinsberechtigung verfügt. Im Rahmen der Gestaltung seines Drehbuchs ist Stuart Morse der Vorlage Zarchis gebührend treu geblieben: Reibungslos hat er die Handlung in die Gegenwart übertragen und sie obendrein in unterschiedlichen Bereichen optimiert – man nehme nur mal die Entscheidung, Jennifer im Vorliegenden nicht auf Verführungen zurückgreifen zu lassen, um sich ihren „Zielpersonen“ anzunähern, die Addition der Sheriff-Figur oder die Einbindung der von Stanley mitgeführten Kamera, welche alternative Blickwinkel preisgibt und deren Aufnahmen die Erniedrigung ihres Opfers zusätzlich verstärken. Über den „uneinheitlichen Ton“ des Werks (vor/nach Jennifer´s Verschwinden im Fluss) vermag man sich durchaus zu streiten, genauso wie über einige weitere herausstellbare Dinge – abgesehen davon ist jedoch klar festzuhalten, dass sowohl das Skript als auch die Regiearbeit ihre jeweils angestrebten Ziele weitestgehend erreicht haben. Hätte man dem Zuschauer zudem noch Einblicke in die Zeit gewährt, in der sich Jennifer in den Sümpfen und Wäldern zurück ins Leben kämpft sowie ihre Pläne schmiedet, wäre der vermittelte Eindruck bestimmt noch besser ausgefallen – schlichtweg weil ihre „Transformation“ (u.a. von leicht schusselig hin zu tödlich präzise) so nun doch ein Tick zu jäh und extrem wirkt. Man muss halt akzeptieren, dass Punkte wie Charaktertiefe und Suspense-Erzeugung auf der Prioritätenliste der Macher nicht sonderlich weit oben standen. Und nein, mit Female Empowerment (ein sporadisch in Diskussionen zu dem Stoff angeführtes Schlagwort) hat das alles absolut nichts zutun – schließlich dürfte Jennifer am Ende (nach den erlebten und begangenen Grausamkeiten) etwa kaum mehr dazu in der Lage sein, eine normale, glückliche, unbefangene Existenz zu führen…

Fazit:  Bei Steven R. Monroe´s „I spit on your Grave”-Remake (2010) handelt es sich um einen ungemein gewalttätigen, packenden, intensiven und ungemütlichen Rape&Revenge-Streifen, der dem 1978er Original (dank solcher Eigenschaften wie fähigeren Darstellern, einer inspirierter ausgearbeiteten Story sowie hochwertigeren Ausstattung und Umsetzung) in nahezu jeder Hinsicht überlegen ist. Der in manchen Kreisen wohl unvermeidbaren Debatte, in welcher Version diese oder jene Einstellung nun eigentlich fieser und/oder explizierter dargeboten wird, entziehe ich mich an dieser Stelle einfach mal – getrost und gern überlasse ich sie der Mehrheit all jener Leute, von denen ich im Grunde genommen ganz froh bin, dass ich beim Sichten des Films nicht neben ihnen im Kino sitzen musste…

Alle bislang hierzulande erschienen Veröffentlichungen des Streifens sind geschnitten. Die österreichischen DVDs und BluRays aus dem Hause “Illusions UnLtd.” sind dagegen uncut, weisen eine deutsche Tonspur auf und sind zudem in Gestalt einiger netter Sonder-Editionen (u.a. in einer Hartbox sowie mit verschiedenen Cover-Varianten) zu haben. Anders als im Falle der “Unrated”-Fassung, welche in Ländern wie Holland, Frankreich, Australien und den USA zu erwerben ist, kam der Film in Großbritannien (ähnlich wie in Deutschland) übrigens ebenfalls nur zensiert auf den Markt…

Stefan SeidlI spit on your Grave

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Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

I spit on your Grave

Copyright der Poster und Pics: Anchor Bay (US&GB) / Illusions UnLtd. (A) / Sunfilm, Tiberius (D) __ Infos zur deutschen VÖ: Freigabe: FSK-18 (Kauf) und SPIO/JK (Verleih)__ Geschnitten: ja__ Blu Ray/DVD: ja/ja__

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