Wir zelebrieren Actionfilme, die rocken!

Children of Wax

Originaltitel: Children of Wax__Herstellungsland: Bulgarien__Erscheinungsjahr: 2005__Regie: Ivan Nitchev__Darsteller: Armand Assante, Udo Kier, Daniel Bernhardt, Peter Cunningham, Hal Ozsan, Shirly Brener, Naum Shopov, Yoan Karamfilov, Ulf Montanus, Konstantin Semergiev u.a.
Children of Wax

“Children of Wax” oder “The Killing”. Egal welchen Titel man hernimmt, der Film dahinter bleibt Schrott.

Manchmal legt man Filme in seinen DVD Player ein, bei denen hat man schon im Vorfeld die Ahnung, dass da alles Mögliche, nur keine gute Unterhaltung auf einen zukommt. Manchmal wird man dann vom Ergebnis positiv überrascht. Und manchmal ist man regelrecht geschockt, wenn man feststellt, dass es immer noch schlimmer kommen kann, als angenommen. Doch immer der Reihe nach …

In Berlin Kreuzberg schwelt ein steter Konflikt zwischen einer Bande türkischer Abstammung und einer Skinheadgruppe. Immer wieder gerät man gewaltsam aneinander. Plötzlich verschwinden in regelmäßigen Abständen türkische Kinder, um kurz darauf tot und wie Wachspuppen aufgemacht wieder aufzutauchen. Dies trägt freilich wenig zur Entspannung der prekären Lage bei, denn natürlich haben die Türken sofort die Nazis im Verdacht, die sich derweil auch alles andere als unverdächtig benehmen. Der Fall fällt an einen türkischstämmigen Polizisten, der bald feststellen wird, dass die Bedrohung der türkischen Kinder aus einer ganz anderen Richtung kommt. Blöderweise eskaliert derweil die Situation und es kommt zu einer ausufernden Schießerei.

httpv://www.youtube.com/watch?v=CkcwyDW7y4Y

Children of Wax

Noch das Beste am Film: Daniel Bernhardt.

„Children of Wax“, der auch unter dem Titel „The Killing“ vertrieben wird, beginnt mit Bildern aus Berlin. Bekannte Bauwerke gehen ganz allmählich über in ein Vorstadtszenario. Hier säumen Nutten mit osteuropäischem Akzent den Straßenrand, Daniel Bernhardt wird uns als Türkenführer Murat vorgestellt und seine drogendealenden „Kindersoldaten“ haben denselben lustigen Akzent wie die Nutten. Wenig türkisch, sehr osteuropäisch. Mehr und mehr bemerkt man, dass die eingestreuten Berlinbilder, die allesamt aus einem Auto heraus gefilmt wurden, wohl eher in einer Nacht- und Nebelaktion ohne Drehgenehmigung entstanden sind, während der eigentliche Film in Bulgarien gedreht wurde. Dementsprechend sehen auch alle Türken eher aus wie Rumänen/Bulgaren/Russen und haben wenig von einem Türken. Und die Skinheads, die obendrein auf witzige Namen wie Bubbles hören, werden laut Abspann von Yuris, Vladimirs und Borisen gespielt, was man auch hört. Die deutsche Polizei erzählt einem auch immer mal was von Seiße (das “ch” ist wohl irgendwo liegen geblieben), die deutschen Autokennzeichen sehen sehr seltsam aus und irgendwie sieht man in Deutschland nie im Leben so viele deutsche Wagen rumfahren wie hier. Etikettenschwindel aller Orten also, der sich dann auch in wenig gelungenen Milieuzeichnungen widerspiegelt. Die Nazis sind Deppen mit Glasaugen und Metallzähnen, die Türken langhaarige Bombenleger und die Menschen, die mit beiden Gruppen aneinander geraten, bevorzugt polnische Halsabschneider …

Aber na ja, derartigen Kokolores kennt man ja von anderen B-Actionern zur Genüge, darum weiter im Text. Als Türkencop wird uns dann Armand Assante („Schattenkommando“) vorgestellt. Der nuschelt sich beständig einen ab, damit niemand hört, dass er keinen zu den restlichen „Türken“ passenden Akzent hat, und spielt, obwohl die Hauptrolle innehabend, für den Film keinerlei Rolle. Er ist da. Mehr nicht. 60 Minuten verschwendet der Film lieber auf das Türken contra Nazis Szenario, das so saudämlich ist, dass es scheppert und Charakteranwandlungen zur Folge hat, die ihresgleichen suchen. So Murats Bruder: Gerade lässt er sich noch von einer Skinheadlady einen blasen. Er sieht sehr zufrieden aus, nachdem er einen abgekaut bekam, und man meint fast, da ist einer verliebt. Schnitt. Murats Bruder führt eine Gang Türken an, die bis an die Zähne bewaffnet die Nazis umholzt. Ähm … ja. Und ähnliche unerklärliche und obendrein wirklich unerklärte Aussetzer hält der Film für alle Figuren bereit.

Children of Wax

Udo Kier als unheimlicher Kindermörder.

Zwischen diesem Bandenkriegs- wirrsinn stirbt dann immer mal ein Kind. Auch das spielt eigentlich nicht wirklich eine Rolle für den Film. Der braucht das nur, um den Bandenkrieg anzuheizen. Geschmacklos höre ich da wen sagen? Stimmt schon. Auf jeden Fall bereitet dieses Kindersterben dann die Bühne für Udo Kier („Blade“). Der adelt den Film mit einer absolut jenseitigen Galavorstellung in Sachen irrer Killer. Zwar ist sein Motiv vollkommen behämmert und typisch deutsch mit Vaterlandsliebe gut umschrieben, aber das, was Kier aus seinen wenigen Auftritten macht, macht schon Laune. Ganz anders dagegen Armand Assante. Der spielt, als stünde er neben sich. Als habe er bemerkt, in was für einer Scheiße er hier mitspielt. Von seinen 30 Sätzen versteht man 5, er schaut keinen anderen Darsteller irgendwie an und eine Figur entwerfen mag er auch nicht. Man weiß bis zuletzt nicht, was dieser Cop nun eigentlich für ein Typ ist. Ausgebrannt? Irre? Überarbeitet? Einfach ein Dödel? Egal. Daniel Bernhardt („Parker“) betreibt in seiner Rolle als Türke Schadensbegrenzung. Weder lässt er sich wie die anderen zum Overacten hinreißen noch langweilt er sich durch den Film. Was ihm entgegenkommt, ist, dass seine Figur vor allem die Action im Film befeuert. So darf er kurz kicken, immer wieder herumballern und häufiger böse gucken. Das klappt ganz gut.

Was dagegen gar nicht klappt, ist die technische Umsetzung. „Children of Wax“ sieht scheiße aus. Von vorne bis hinten. Hauptdrehort der ersten 45 Minuten ist eine Bretterbude, die uns als Imbiss verkauft wird. Ansonsten regieren bulgarische Hinterhöfe und Bruchbuden die Szenerie. Der große Showdown steigt in einer lachhaften Discolocation und der Kameramann agiert so inspiriert wie Flasche leer. Es gibt nicht einen erinnerungswürdigen optischen Moment in dieser Chose und die Musik hätte ich mit einer Triangel und einem Mülleimer zum Draufhämmern besser hinbekommen.

Children of Wax

Verschläft den halben Film: Armand Assante.

Was bleibt ist ein unendlich tumber und dummer Streifen, der selbst nicht so recht zu wissen scheint, worauf er fokussieren will: Rassistisch motivierte Spannungen oder Serienkiller- thematik? Beides läuft weitgehend einfach nebeneinander ab und „Children of Wax“ schafft es nicht einmal ansatzweise, diese Elemente halbwegs glaubwürdig bzw. geschmackssicher zu verbinden. Und so stehen sich diese beiden „Spannungsbringer“ gegenseitig vollkommen im Weg. Daraus resultiert ein nicht vorhandener Spannungs- bogen und Langeweile satt, was in einem lächerlichen Showdown kulminiert, der witzigerweise wie der ganze Film auf zwei verschiedenen „Baustellen“ abläuft. Mittendrin Armand Assante im Scheintotstadium, Daniel Bernhardt beim Kicken und ein Udo Kier, den dieser Bullshit in dieser Form gar nicht verdient hat. Obendrein rockt die Action null, die Charaktere sind vollkommen für die Tonne und die Optik ist schäbig bis zum Gehtnichtmehr. Dafür weiß man als Deutscher endlich, wie es sich anfühlt, wenn man als Einheimischer eines Landes in einem billigen Actionfilm von diversen osteuropäischen Nasen gedoubelt wird. Man wird irgendwie richtiggehend wütend. Was hier aber auch an der saudämlichen Zeichnung Deutschlands liegt, das laut „Children of Wax“ ausschließlich aus Türken, Nazis und dummen Bullen besteht. Dabei gibt’s bei uns doch noch sooooo viel mehr … Ok, die uncut Fassung von „Children of Wax gehört nicht dazu!

Die deutsche DVD dieses Stinkers ist nämlich unverständlicherweise brutal zerschnippelt worden und basiert nach Erkenntnissen von Schnittberichte.com wohl auf der amerikanischen R-Rated Fassung, die relativ großräumig um diverse Szenenfolgen erleichtert wurde. Auch die am 20. Februar 2014 von 3L-Homevideo erscheinende Neuauflage, die als „The Killing – Eine Stadt in Angst“ über den Ladentisch geht, scheint aufgrund ihrer Laufzeit der geschnittenen Fassung zu entsprechen. Die Niederländer haben den Streifen uncut. Dort kommt er von dem Label „Bridge Pictures“ und ist ab 12 freigegeben.

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
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Copyright aller Filmbilder/Label: 3L-Homevideo__FSK Freigabe: ab 18__Geschnitten: Ja__Blu Ray/DVD: Nein/Ja

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