Originaltitel: Phantom__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2013__Regie: Todd Robinson__Darsteller: Ed Harris, David Duchovny, William Fichtner, Lance Henriksen, Johnathon Schaech, Jason Beghe, Sean Patrick Flanery, Jason Gray-Stanford, Julian Adams u.a. |
„Phantom“ basiert lose auf der Geschichte des russischen U-Bootes K-129, das im Winter 1968 in See stach und kurz darauf sank. Was der Auftrag des U-Bootes war, ist nicht wirklich bekannt. Nach dem Verschwinden startete die sowjetische Kriegsmarine eine intensive Suchaktion, allerdings weit von dem Ort entfernt, wo die K-129 tatsächlich gesunken war. Für amerikanische Experten Grund genug, zu vermuten, dass das Boot von jemandem an Bord übernommen und heimlich in Richtung Pearl Harbor gesteuert wurde, wo es eine Rakete abfeuern sollte. Dabei agierte die K-129 wie ein chinesisches U-Boot, im Kalten Krieg die dritte große unberechenbare Macht und vor allem ein Erzfeind der Sowjets. Die Verschwörungstheorien gehen demnach davon aus, dass die U-Bootbesatzung die USA in einen Nuklearkrieg gegen die Chinesen treiben wollte. Doch bei dem Raketenstart explodierte das Boot und sank… So unwahrscheinlich das auch klingen mag, aber so abwegig sind diese ganzen Vermutungen und Theorien gar nicht, denn just zu dieser Zeit erreichten die USA erstmals die sogenannte Erstschlags-Kapazität, wären also in der Lage gewesen, einen nuklearen Konflikt erfolgsversprechend zu beginnen. Warum sollte die UdSSR also abwarten, bis sie „überrannt“ werden?
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Auf diesem Kalter-Kriegs-Szenario setzt „Phantom“ auf. In dem stark besetzten Film bekommt der russische Kapitän Demi Zubov einen rätselhaften Eilauftrag. Er soll mit einer schwimmenden Rostlaube und einer Atomrakete an Bord in See stechen. Den eigentlichen Auftrag erhalte er unterwegs. Mit einer ihm zu weiten Teilen unbekannten Crew bricht Demi auf und fragt sich permanent, was die hohen KGB Agenten auf seinem Schiff zu suchen haben und was sie da vor dem Auslaufen an seinem Boot angebracht haben. Dies soll er bald erfahren, denn bei einem Testeinsatz der Apparatur tarnt diese sein Boot als Tankschiff. Demi wird daraufhin erklärt, dass dieses „Phantom“ genannte Gerät sein Boot als jedes Schiff und U-Boot dieser Welt tarnen könne. In Demi dämmert sofort, was sein Boot anrichten soll: Der KGB unter Führung von Agent Bruni will als chinesisches U-Boot getarnt einen Erstschlag gegen die USA ausführen und die beiden sowjetischen Gegner in einen Atomkrieg stürzen. Gemeinsam mit seinen loyalen Crewmitgliedern versucht er, Bruni zu sabotieren…
Das Hauptproblem eines Filmes wie „Phantom“ ist im Grunde die Weltgeschichte selbst, denn wie wir wissen, gab es weder einen dritten Weltkrieg noch eine nukleare Apokalypse. Die große Kunst eines Filmes, der unter diesen Voraussetzungen gedreht wird, ist nun freilich, dennoch ordentlich Spannung zu generieren, auch wenn der Ausgang bereits bekannt ist. Und das gelingt „Phantom“ mal mehr, mal weniger. So wechseln sich hochspannende Momente mit diversen Klischeemomenten ab, in denen den Seemännern die Nieten um die Ohren fliegen und das Metall unter dem Druck der Wassermassen ächzt. „Phantom“ ist immer dann stark, wenn er die beiden Antagonisten aufeinanderprallen lässt. Leider gesteht der Film nur der Figur des Demi Zubov Dreidimensionalität zu, während Bruni durchweg einfach nur aalglatt und verbohrt rüberkommen darf.
Dementsprechend hat David Duchovny („Akte X“) als Bruni die deutlich undankbarere Rolle abbekommen, zumal er auch deutlich weniger Screentime als Ed Harris („Pain & Gain“) hat. Dieser darf als Demi Zubov richtig aufdrehen und einen Charakter voller Ecken und Kanten entwerfen: Ständig am Hadern mit sich selbst, gesundheitlich eingeschränkt, mit einem schlimmen Träume gesegnet – ideale Voraussetzungen für Ed Harris eine Glanzleistung abzurufen, was ihm wie gewohnt spielend gelingt. Flankiert werden die beiden Hauptdarsteller von einem starken, ausschließlich männlichen Cast, aus dem William Fichtner („Elysium“) und Jonathon Schaech deutlich hervorstechen. Auch Sean Patrick Flanery („Sinners and Saints“) darf durch die engen Gänge des U-Bootes huschen und Lance Henriksen („Harte Ziele“) hat als Vorgesetzter von Demi einen kurzen, aber prägnanten Auftritt abbekommen.
Regisseur Todd Robinson setzt seinen Film sehr patent in Szene. Vor allem in den engen Räumlichkeiten des U-Boot-Settings verblüfft seine agile Kamera gar sehr. Allgemein ist das U-Boot-Setting ein echter Höhepunkt am Film. Denn wo man sonst klinisch reine, glatte Interieurs gewohnt ist, da sieht man hier jedes einzelne Kabel, jedes einzelne Rohr der alten Rostlaube und staunt über die Detailverliebtheit. Glücklicherweise war das Budget zwar nicht allzu hoch, dafür aber ausreichend genug, um auch ein paar eigene Unterwasserkämpfe zu inszenieren. Dementsprechend durchpflügen wieder Torpedos und zugehörige Abwehrmaßnahmen die See und die U-Boote absolvieren tollkühne Manöver, um auf oder ab zu tauchen. In diesen Schlachten schlägt die Spannungskurve auch durchweg nach oben aus, was für deren rundweg gelungene Inszenierung spricht. Gegen Ende gibt es auf Demis U-Boot auch ein paar handfestere Actionszenen, wenn sich Bruni und seine Freunde gegen die Mannschaft von Demi (und andersherum) zur Wehr setzen. Hier staunt man dann auch ein oder zwei mal über die niedrige FSK 12 Freigabe.
Das größte Problem des Filmes aber ist, dass er einen nicht so recht an sich heranlässt. Während „Phantom“ es zu Beginn sehr gut versteht, den Zuschauer und Demis Mannen darüber im Unklaren zu lassen, was an Bord des U-Bootes gespielt wird, verliert der Film, sobald die Katze aus dem Sack ist, sehr an Zug und Spannung. Das liegt vor allem daran, dass das Duell zwischen Demi und Bruni sehr unterkühlt abläuft und einem die Figuren abseits von Demi nicht wirklich näher gebracht werden – schlimmer noch: Sie bleiben bis auf Ed Harris’ Kapitän vollkommene Abziehfiguren. Das Involvement hält sich also in Grenzen und das Schicksal der Seemänner lässt einen ziemlich kalt. Zwar findet der Film gegen Ende einen starken Gänsehautmoment, um dem Zuschauer das Schicksal der Seemänner doch nahe gehen zu lassen, packendere Psychoduelle an Bord hätten dem Film allerdings doch deutlich mehr geholfen. Was bleibt, ist ein gut gespielter, technisch tadelloser und über weite Strecken spannender U-Boot-Thriller über ein geschichtliches Ereignis, das mir bisher vollkommen unbekannt war und in den informativen Extras zum Film noch einmal aufgearbeitet wird. Ob es letztendlich wirklich alles so passiert ist oder nicht doch nur ein russischer U-Boot-Kapitän zum Feind überlaufen wollte, das werden wir wohl nie erfahren. Und so bleibt „Phantom“ letztlich vor allem eines: Ein unterhaltsames „Was wäre wenn“-Planspiel.
In Deutschland hat es der von Twentieth Century Fox vertriebene Film im Gegensatz zu anderen großen Filmmärkten der Welt nur auf DVD geschafft. Dabei ist er ab 12 freigegeben und ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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