Originaltitel: Jack Ryan: Shadow Recruit__Herstellungsland: Russland, USA__Erscheinungsjahr: 2014__Regie: Kenneth Branagh__Darsteller: Chris Pine, Keira Knightley, Kevin Costner, Kenneth Branagh, Nonso Anozie, Colm Feore, Gemma Chan, Karen David, David Paymer, Hannah Taylor Gordon u.a. |
Jack Ryan will gerade seinen Doktor an einer Uni in München machen, als er im Fernsehen mitverfolgen muss, wie zwei Flugzeuge in das World Trade Center krachen. Er sieht es als seine Pflicht an, fortan seinem Land als Marine in Afghanistan zu dienen. Hier wird sein Hubschrauber bei einem Einsatz abgeschossen und er selbst schwer am Rücken verletzt. In den nächsten Wochen und Monaten muss er erst wieder lernen, richtig zu laufen, lernt eine sexy Arztpraktikantin kennen, die kurz darauf seine feste Freundin wird, und begegnet wiederholt einem Mann namens William Harper. Ein CIA Agent, der den brillanten Analytiker und Wirtschaftsexperten Jack gerne für die CIA anwerben möchte.
Jack solle für die CIA verdächtige Aktienbewegungen beobachten, Terrorkonten entdecken und auf diesem Wege seinen Beitrag für sein Land leisten. Jack willigt ein und ist neben seinem eigentlichen Job immer auch für die CIA tätig. Dabei entdeckt er recht bald verdächtige Kontenbewegungen. Dahinter steckt immer wieder die Firma des Russen Viktor Cherevin. Wenn Jack Recht hat, versucht dieser den Dollar künstlich aufzublasen, nur um ihn, wenn die Blase platzt, gnadenlos abstürzen und die USA handlungsunfähig zu machen. Jack wird nach Moskau beordert, wo er seinen Verdacht verifizieren oder falsifizieren soll. Dass Jack so falsch mit seinen Vermutungen nicht liegen kann, bestätigt ihm ein Anschlag auf sein Leben kurz nach seiner Landung…
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Die von dem 2013 verstorbenen Tom Glancy erschaffene Figur des Jack Ryan hat sich in Romanform bereits in die höchsten Kreise der USA emporgearbeitet. Selbst das Amt des Präsidenten hatte er bereits inne. In den filmischen Interpretationen der Figur jedoch geht man seit dem Jack Ryan Film „Der Anschlag“ immer mehr zurück in der Karriere des Agenten. In „Jack Ryan: Shadow Recruit“ geht man nun also direkt zu den Anfängen. Dabei basiert der Film nur noch lose auf den Romanen Clancys, eine direkte Vorlage für „Shadow Recruit“ gibt es jedenfalls nicht.
„Jack Ryan: Shadow Recruit“ muss wohl nicht nur wegen seinem Storyansatz als Reboot / Neustart der bisherigen Filmreihe gesehen werden. Denn nicht nur ist Jack Ryan diesmal so jung wie in keinem Film zuvor, er agiert zudem in unserer aktuellen Zeit, also deutlich nach den bisherigen Ausstößen „Jagd auf roter Oktober“, Stunde der Patrioten“, Das Kartell“ und „Der Anschlag“.
Als Star suchte man sich Chris Pine („Unstoppable“) aus, der schon bei dem Star Trek Reboot eine deutlich jüngere Ausgabe des Urhelden abgeben durfte und damit den Zuschauer weit in die Vergangenheit von Kirk eintauchen ließ. Wo bei Star Trek aber das Jugendliche und Flegelhafte Pines noch gut auf den Charakter des jungen Kirk zu passen schien, wirkt er als Jack Ryan doch arg fehlbesetzt. Man nimmt Pine den Analysten und das Wirtschaftsgenie seiner Figur niemals ab. Auch das Strategische des Charakters Jack Ryan geht Pine vollkommen ab. Folgerichtig präsentiert ihn „Jack Ryan: Shadow Recruit“ auch vornehmlich in Action: Von einem Ort zum anderen hetzend, Befehle entgegennehmend, Attentäter killend, Lumpen umnietend, einen Big Bang verhindernd,… All das, was Spione eben so machen. Was ein James Bond auch tun würde. Das Problem ist nur: Einen James Bond gibt es bereits, warum wird nun Jack Ryan auch zu einem? Auch die Auswahl eines global denkenden Bösewichtes als Antagonist für Jack Ryan ist spätestens seit „Ein Quantum Trost“ sehr bondig, wobei man aber zugeben muss, dass der Plan, der hinter Cherevins Aktionen steckt, durchaus interessant ausgefallen ist.
Zumindest lenkt das hohe Tempo des Filmes von diesem Missstand durchaus vernünftig ab. Regisseur Branagh sorgt für beständige Bewegung und liefert einen Film ab, der gefühlt keine Sekunde zu lang ist. Leider verpasst Branagh diverse Gelegenheiten, ein paar Highlights in seinem Film zu präsentieren. Klar, die Actioneinlagen haben Druck und machen Laune, allen voran der Fight von Jack Ryan gegen einen Bodyguard von Cherevin und auch der Einbruch in Cherevins Büro ist brillant in Timing, Schnitt und spannungsfördernder musikalischer Untermalung. Mit den modernen Actionkrachern unserer Tage kann „Shadow Recruit“ aber keine Sekunde lang mithalten. Selbst der rasante Showdown, der der virtuellen Bedrohung der Märkte durch Cherevin einen terroristischen Akt durch einen Helfershelfer an die Seite stellt, endet letztendlich sprichwörtlich als Sturm im Wasserglas. Und warum Cherevin letztendlich seine Attacke auf die Börsen der Welt nicht fährt, versteht man als Zuschauer sowieso nicht.
Wo „Shadow Recruit“ die Höhepunkte fehlen, hat es dafür einige echte Tiefpunkte. Ein paar weitere Logikhopser außen vor (Warum kehrt Jack Ryan in ein Hotel zurück, in dem er vorher jemanden gekillt hat und wo er davon ausgehen muss, dass die Bösewichter vermutlich wiederkehren werden?), ist vor allem die Figur von Keira Knightley („Fluch der Karibik“) ein einziges filmgewordenes Ärgernis. Von der wirklich feinfühlig und charmant begonnenen Romanze zwischen Jack und Knightleys Cathy ist es für den wichtigsten Frauencharakter kein langer Weg zur eifersüchtigen Kontrollzicke, die ihrem Mann sogar nach Russland hinterher reist, um dessen Hotelzimmer zu durchsuchen. Dass das Drehbuch sie auf so peinliche Art und Weise nach Russland verfrachtet, hat natürlich noch einen anderen, sofort offensichtlichen Grund: Der Bösewicht muss sie irgendwann als Geisel nehmen, damit auch ein wenig eine persönliche Dimension hinzukommt. Gegen derartigen Kokolores kommt Frau Knightley auch darstellerisch niemals an. Gerade in der direkten Konfrontation mit dem stark aufspielenden Kenneth Branagh (Regie bei „Thor“) geht sie gnadenlos baden.
Branagh legt seinen Bösewicht sehr maulfaul und schmallippig an. Sein wacher Blick scheint seine Umgebung förmlich permanent abzuchecken und sein steinernes Gesicht, das jede Gefühlsregung unterdrückt, macht Cherevin noch eine ganze Ecke unberechenbarer, als er eh schon ist. Und so sind vor allem die Dialoge zwischen den einander belauernden Jack Ryan und Cherevin die echten Spannungsbringer des Filmes. Am nachhaltigsten jedoch bleibt die Performance von Kevin Costner in Erinnerung, der die Rolle von Jack Ryans Mentor einnimmt. Und dass Costner derartige Rollen sympathisch und charismatisch auszufüllen versteht, wissen wir nicht erst seit „Man of Steel“. Das größte Problem aller Figuren – Jack Ryan eingeschlossen – ist, dass sie bei dem Tempo des Filmes ein wenig unter die Räder kommen und dass „Jack Ryan: Shadow Recruit“ maximal an der Oberfläche der Beweggründe und Geschichten der Charaktere kratzt.
Aber das muss ja nichts Schlechtes heißen. Denn wenn man „Jack Ryan: Shadow Recruit“ als Eröffnung einer eventuellen Franchise sieht, bleiben ja vielleicht noch genügend Möglichkeiten, um die Figuren stärker auszuloten. Sollte dies nicht der Fall sein, bleibt dennoch ein solider Actionthriller, der ordentlich funktioniert, schnell voranprescht und einige sehr spannende Momente generieren kann. Was dem sauber inszenierten, optisch sehr dynamischen Film fehlt, sind ein glaubwürdigerer Hauptdarsteller, schnittigere Actionhöhepunkte, ein moderneres Frauenbild und ein logischeres Drehbuch. Und so tut sich „Jack Ryan: Shadow Recruit“ schwer, mit den bisherigen Jack Ryan Filmen mitzuhalten.
Der Film läuft ab 27. Februar 2014 in den deutschen Kinos, kommt von Paramount und ist ungeschnitten ab 12 Jahren freigegeben.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Paramount Pictures Germany GmbH__FSK Freigabe: ab 12__Geschnitten: Nein__Blu-ray/DVD: Nein/Nein, ab 27. Februar 2014 im Kino |