Originaltitel: Tornado__Herstellungsland: Italien__Erscheinungsjahr: 1983__Regie: Antonio Margheriti__Darsteller: Giancarlo Prete, Antonio Marsina, Luciano Pigozzi, David Brass, Romano Kristoff, Edoardo Margheriti, Mike Monty, Sherman ‘Big Train’ Bergman u.a. |
Ein explodierender Hubschrauber, ein Wachturm, dessen Lichtkegel einer Handvoll Charlies den Weg zu ihren Zielen weisen, und ein muskelbepackter, blutverschmierter, entschlossen dreinblickender Superman mit Riesenwumme… Betrachtet man das Cover von „Im Wendekreis des Söldners“ genau, muss man eigentlich einen Vietnam Exploitationer erster Güte erwarten. Und zu Beginn des Filmes weist auch alles auf genau diese Marschrichtung hin…
Ein Platoon amerikanischer GIs bahnt sich hier den Weg durch den Dschungel zu einer Strohhütte voller explosiver Stoffe. Der Auftrag ist klar: Die Hütte sprengen und Charlie schwächen. Doch der erweist sich als extrem wehrhaft und der Kampf gegen ihn gestaltet sich als sehr verlustreich. Angestachelt wird der Bodycount ausgerechnet durch Captain Harlow, dem Chef des Platoons. Dieser schickt Mann um Mann in ein Minenfeld und zieht sich damit die Wut von Sgt. Maggio zu, der nicht mehr mit ansehen will, wie seine Männer verheizt werden. Man gerät kurz aneinander, die Befehlskette verhindert aber ein größeres Auflehnen Maggios.
Harlow revanchiert sich für Maggios Verhalten, indem er ihn und einen Verletzten GI mal eben im vietnamesischen Dschungel zurücklässt. Maggio schlägt sich daraufhin zum heimischen Stützpunkt durch und rettet nebenbei auch noch dem anderen GI das Leben. Im Lager der Amis erfahren wir dann, dass der Krieg im eigentlichen Sinne bereits vorbei ist, diese Kunde aber weder bei den Vietcongs noch bei den Amis angekommen zu sein scheint. Auch und vor allem deshalb hat Maggio die Schnauze voll davon, wie Harlow die Männer vor deren Rückkehr in die Heimat grundlos aufreibt. Als auch noch der soeben von Maggio gerettete Kamerad Selbstmord begeht, weil er mit seiner Verkrüppelung nicht weiter leben will, kommt es zur Eskalation: Maggio donnert Harlow amtlich eine aufs Fressbrett und soll dafür vors Kriegsgericht kommen. Auf dem Weg dahin wird Maggios Gefangenentransport überfallen und er kann fliehen.
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Spätestens ab dem Zeitpunkt, wo Harlow seine Mannen ohne mit der Wimper zu zucken immer wieder in ein Minenfeld entsendet und deren Sterben achselzuckend hinnimmt, unterwandert „Im Wendekreis des Söldners“ die Erwartungen des Zuschauers gewaltig. Denn mehr und mehr finden erstaunlich kriegskritische Kom- mentare Eingang in den Film und rücken ihn direkt in die Antikriegsfilmecke. Krieg ist sinnlos. Das Sterben ist sinnlos. Blinder Gehorsam ist erst recht sinnlos und das Kämpfen eines verlorenen Kampfes ist das Sinnloseste überhaupt. All diese Botschaften erreichen den Zuschauer mühelos und halten ihn erstaunlich gut bei der Stange.
Erst mit der Flucht Maggios kippt der Film ins Exploitationhafte. Denn der Sgt. wird sehr schnell von den Vietcongs aufgegriffen und erst einmal ordentlich gefoltert. Genau das kostet Regisseur Antonio Margheriti viel zu offensiv aus. Beispielsweise schafft er es nicht, die Sinnlosigkeit der Folterei ob des Endes des Krieges irgendwie herauszuarbeiten. Es geht einfach nur darum, den GI ordentlich wütend zu machen. Gleichzeitig vergisst der Regisseur auch den eigentlichen Grundkonflikt des Filmes zwischen Harlow und Maggio. Würde Harlow nicht immer mal wieder kurz ins Bild geschoben werden, man wüsste gar nicht mehr, dass es da auch einen Konfliktherd gab. Als Maggio endlich fliehen kann, schlägt er natürlich hart zurück und nimmt die Vietnamesen ordentlich auseinander. Blöderweise sind nun auch die Amis hinter dem Deserteur her und wollen ihn umnieten. Umgeben von Feinden versucht Maggio gen Thailand zu fliehen und macht nebenbei immer mal wieder ein paar Lumpen kalt.
Der Film schafft es derweil nicht mehr, den Grundkonflikt richtig zu fokussieren. Harlow wird zu sehr zur Randnotiz deklassiert und darf auf seiner „Jagd“ nach Maggio auch nicht mehr richtig böse sein. Die Flucht Maggios will derweil auch nicht packen, weil ein richtiges Ziel fehlt, auch und vor allem, weil das Umnieten Harlows irgendwann gar keine Option mehr für Maggio zu sein scheint. Dafür rettet das erstaunlich melancholische Ende den Film ein wenig, da es zum einen auf einen humanen und weniger hasserfüllten Weg der Konflikt- bewältigung setzt und zum anderen für den Helden der Chose ein unerwartetes Schicksal bereithält.
Inszenatorisch ist „Im Wendekreis des Söldners“ durchaus gelungen. Dass der Film nicht viel kosten durfte, gereicht ihm durchaus ein wenig zum Vorteil, denn die dadurch leicht kargen Settings bekommen der düsteren Atmosphäre des Filmes erstaunlich gut. Auch der Synthesizer Score von „Sound of Eden“ untermalt die finstere Grundstimmung des Filmes bis auf ein oder zwei arg kitschige Themen ordentlich. Die Darsteller mühen sich derweil redlich und Hauptdarsteller Giancarlo Prete („Metropolis 2000“) macht als wortkarger Maggio eine richtig gute Figur. Die Action des Filmes setzt sich überwiegend aus Shootouts zusammen, die allesamt leider etwas müllig choreographiert und arg unblutig inszeniert wurden. Dafür ist die schiere Menge mehr als ordentlich ausgefallen und auch der Bodycount ist beachtlich. Aus dem Rahmen fallen dann zwei unvermutet splattrige Momente, in denen dann auch mal etwas mehr Blut fließen darf.
Das Hauptproblem von “Im Wendekreis des Söldners” besteht darin, dass er durchweg ziemlich unentschlossen wirkt. Für einen Antikriegsfilm ist er nicht kritisch genug und verliert seinen humanen Ansatz vor allem im Mittelteil komplett aus den Augen. Und für einen Exploitationer rockt er zu wenig und hat auch mit diversen langatmigen Momenten zu kämpfen. Vor allem die Tatsache, dass das Duell Maggio vs. Harlow so sehr aus dem Fokus gerät, wie es eben geschieht, zeigt am besten auf, dass es hier dramaturgisch doch heftig hakt. In der Action offenbart sich dann ein weiterer großer Pferdefuss: Regisseur Margheriti, der im Bonusteil der deutschen Blu-ray von Ascot Elite ausführlichst gewürdigt wird, hatte für seinen Film so wenig Geld zur Verfügung, dass er aus seinen vorhergehenden, thematisch recht ähnlichen Filmen „Höllenkommando zur Ewigkeit“ und dem berühmt berüchtigten „Jäger der Apokalypse“ alle großen und aufwändigen Szenen entlehnte und als Stock Footage wieder verwendete. So dürfte der Kenner der soeben genannten Margheriti Kracher schnell bemerken, dass jedwede große Explosion und liebevolle Modellszene ebenso geklaut wurden, wie die inflationär und nervig oft eingesetzten Helikopterszenen. Von diesen großen Problemen abgesehen mühen sich die Darsteller redlich, ist die düstere Atmosphäre durchaus stimmig, gefallen die Settings im philippinischen Dschungel und erweist sich der Regisseur als durchaus befähigt, eine nette Optik auf die Beine zu stellen. Eine wirkliche Genregroßtat ist „Im Wendekreis des Söldners“ allerdings nicht geworden.
Die deutsche DVD/Blu-ray von Ascot Elite präsentiert den Film erstmals ungeschnitten im deutschen Sprachraum und ist mit einer FSK 18 Freigabe versehen.
In diesem Sinne:
freeman
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Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Ascot Elite__FSK Freigabe: ab 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |