Originaltitel: The Demolitionist__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1995__Regie: Robert Kurtzman_Darsteller: Nicole Eggert, Bruce Abbott, Susan Tyrrell, Peter Jason, Sarah Douglas, Andras Jones, Heather Langenkamp, David Anthony Marshall, Richard Grieco, Randy Vasquez u.a. |
Wenn ein Filmschaffender, der bisher für besonders blutige und ausgefeilte Special Effects im Bereich Maske, Splatter und Gore bekannt war, sein Regiedebüt ankündigt, weckt dies freilich besondere Erwartungen. Im Fall von Robert Kurtzman, das K in KNB-Effects, der wohl bekanntesten Special Effects Schmiede überhaupt, wurde den Fans aber früh der Zahn gezogen: Denn obwohl Kurtzman bereits einige Horrorfilme mit eindrücklichen Masken und Effekten versorgt hatte, gab er im Vorfeld seines 1995 erschienenen Werkes schon früh zu Protokoll, dass er im Grunde immer ein riesiger Actionfan war und dementsprechend sein Regiedebüt in genau jenem Genre stattfinden solle. Zwar sind auch im Actionbereich harte Effekte möglich, die Vorfreude der Splatterfreaks und Gorebauern allerdings wurde durch diese Ankündigung schon ein wenig gedämpft. Nicht ganz zu Unrecht…
Kurtzmans „The Demolitionist“ bedient sich in seiner Handlung großräumig bei den Actionklassikern „Nikita“ und „Robocop“. Er beginnt mit dem Ausbruch des Schwerverbrechers Mad Dog, der dank der Hilfe seiner treuen Untergegebenen sogar direkt vom elektronischen Stuhl zu flüchten vermag. Er kündigt an, sich nun bei der Frau rächen zu wollen, die ihn auf den Stuhl gebracht hat. Dabei handelt es sich um die Bürgermeisterin der Stadt. Diese hat ihrerseits die Bande von Mad Dog von ihren Agenten infiltrieren lassen. Darunter auch Alyssa. Blöderweise durchschaut Mad Dog deren Tarnung mehr als flott und schickt sie und ihren Verbindungsmann zur Hölle. Beide überleben nur knapp… Kurz darauf wacht Alyssa kerngesund in den Räumlichkeiten des Projektes Lazarus unter Führung von Professor Crowley wieder auf. Dieser injizierte ihre kleine Nanobots, die ihre toten Zellen reaktivieren und die inzwischen eigentlich tote Alyssa am Leben erhalten. Lässt sie sich jeden Tag diese kleinen Helferlein spritzen, kann sie noch Jahre weiter leben. Sie wird daraufhin einem harten Training unterzogen und fit gemacht, um als Demolitionist die Stadt von menschlichem Unrat zu befreien. Ganz oben auf der Liste: Mad Dog…
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Damit endet der Nikita-Storypart, der dank diverser Selbstzweifel Alyssas, vorgetragen mittels hakeliger Dialoge, durchaus einige Längen aufweist, aber zumindest ansatzweise versucht, der Figur der Alyssa ein etwas tiefergehendes Innenleben zu verschaffen. Diese Momente bleiben dem Film zwar bis zum Schluss erhalten, bremsen ihn aber nicht mehr so stark aus, wie zu Beginn. Stattdessen setzt der Film nun mehr auf Action und zeigt Alyssa als Demolitionist in Action. Dabei sorgt sie für einen amtlichen Bodycount, stapft aber etwas steif durch teilweise 1:1 aus Robocop abgeguckte Szenerien. Allgemein ist die Action in „The Demolitionist“ nicht wirklich gelungen umgesetzt. Meist steht Alyssa inmitten von zig Bäddies und nietet sie mit zig Kugeln einfach um. Weder erkennt man in den Szenen eine echte Choreographie, noch Dynamik oder Wucht. Alyssa variiert nämlich einfach nur ihr Waffenposing, mehr aber auch nicht. Klar, sie ist unverwundbar, was der Spannung des Filmes auch nicht wirklich gut tut, aber hier mal eine Hechtrolle, da ein ordentlicher Kick – leider Fehlanzeige. Dabei wird Alyssa auch in Kampfsportarten geschult. Zu sehen bekommt man davon in der Action leider nichts.
Ein weiteres Problem ist die Umsetzung der Treffereffekte. So werden die Bäddies im Film von Kugeln förmlich zersiebt, aber Kurtzman setzt dies sehr eigenwillig um: Statt auf Blutfontänen oder Blutwolken, setzt er auf eigenartige Pulvereffekte. Diese erzeugen zwar gigantische Blutwolken, welche aber eher aussehen, als würde jemand in eine Puderdose pusten. Blutige Wunden gibt es zwar dennoch zu sehen und diese sehen – wie von Kurtzman gewohnt – gut aus, aber diese Pulverwolken sind eine ziemliche Enttäuschung. Die FSK fand sie seinerzeit aber dennoch ziemlich brutal und verwehrte dem Film ungeschnitten die Freigabe. Zumindest dieser Missstand wurde nun behoben, die FSK 18 Freigabe wirkt aber immer noch arg hoch gegriffen.
Von diesem Problemherd abgesehen passt in Hälfte zwei des Filmes das Tempo deutlich besser und macht der Film auch deutlich mehr Laune. Vor allem gefällt sein comichafter Look, den Kurtzman von Minute eins an installiert. In stahlblauen Bildern setzen knallige Komplementärfarben unwirkliche Farbkleckse und rücken den Film weit weg von den realistischer gehaltenen Actioninfernos der 90er Jahre. Das Comichafte wird auch von der Ausstattung des Filmes unterstrichen, die mal hochmodern (das Motorrad vom Demolitionist, die Technik hinter der Wiederbelebung von Alyssa, usw.) und mal komplett aus der Zeit gefallen wirkt, etwa wenn die Polizei in Fantasieuniformen und mit Oldtimern anrückt. Auch das Outfit vom Demolitionist erinnert an japanische Animes und beschert dem Film etwas zeitlos Abgedrehtes. Obendrein inszeniert Kurtzman den Film wie einen Comicstrip aus schrägen Perspektiven und mit ebensolchen Einstellungen. Der Look also passt wunderbar.
Die Zusammenstellung der Darsteller ist dann B-Movie-Deluxe. Als „The Demolitionist“ agiert Nicole Eggert, eine der sexiesten Baywatch-Damen überhaupt, die leider nie für den Playboy blank gezogen hat und vermutlich auch deswegen heute weitestgehend als vergessen angesehen werden kann. Sie ist zwar nach wie vor in Filmen zu bewundern, doch davon bekommt man kaum noch etwas mit. Sie spielt ihre Rolle im Übrigen durchaus ansprechend und macht im knallengen Outfit des Demolitionist eine sehr gute Figur. In den dialoglastigen Szenen allerdings wirkt sie durchaus überfordert. Die Show stiehlt ihr aber eh der auf Krawall gebürstete Richard Grieco, der in B-Filmen wie diesen ja mit Genuss sein „Booker“ Schönlingsimage zerschoss und dem Affen ordentlich Zucker gab. Sein Mad Dog ist sprichwörtlich das, was der Name sagt: Ein verrückter Hund. Deshalb passt auch das Overacting mehr als gut. Im Gefolge Mad Dogs tummelt sich dann B-Prominenz wie Tom Savini („From Dusk Till Dawn“) und Bruce Campbell („Evil Dead“). Diverse Darsteller aus Krachern wie „Re-Animator“, „Day of the Dead“, „Phantasm“ und „Darkman“ geben sich ebenfalls ein Stelldichein. Und Heather Langenkamp aus „A Nightmare on Elm Street“ schaut als Reporterin vorbei.
Das krachige Spiel Griecos, der „Starauftrieb“ in den Nebenrollen und der obercoole, konsequent durchgezogene Comiclook des ganzen Filmes können nicht verhindern, dass „The Demolitionist“ letztendlich weit hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt. Manche Szenerien sind einfach viel zu offensichtlich aus den Vorbildern entlehnt und verhindern in gewisser Weise ein in sich schlüssiges und vor allem kohärentes Ganzes. So zerfällt der Film in einige gelungene und einige weniger gelungene Einzelszenen. Auch die etwas eintönig umgesetzte Action weiß einfach nicht mitzureißen, zumal ihr aufgrund der zelebrierten Unbesiegbarkeit der Heldin jedwede Spannung abhanden kommt. Und den Fehlgriff bei der Umsetzung der wahrhaft zahlreichen Ein- und Durchschüsse möchte man Kurtzman irgendwie gar nicht verzeihen. Das Ergebnis ist ein netter Actioncomic, der für einmal Ansehen durchaus taugt, aber leider keinerlei Mehrwert zu bieten vermag.
Im Rahmen der Platinum Cult Edition nahm man sich des Filmes an und sorgte endlich für eine würdige, sprich ungeschnittene deutsche Veröffentlichung (FSK 18). Zwei Szenen musste man dabei im Originalton belassen und hat sie mit deutschen Untertiteln versehen. Riesige Mühe gab man sich bei den Extras! Hier erwarten den Zuschauer ein Audiokommentar, ein neues Interview mit Kurtzman, ein 75-minütiges Behind the Scenes (leider in mieser Qualität), ein Making Of, eine Featurette, Pressematerialien der damaligen Veröffentlichung, Slideshows und sogar der Soundtrack zum Film liegt als CD der Veröffentlichung bei – inklusive CD Booklet! Saustark! In Sachen Technik hat der Film bei meiner technischen Ausstattung einen kleinen Nachgeschmack, denn vor allem in den vielen dunklen Szenen des Filmes nimmt man ein seltsames Pulsieren wahr, sprich die Helligkeit schwankt seltsam. Und manche arg rauschige Fläche zeugt von einer nicht so guten Komprimierung der Vorlage der Blu-ray. Auch in Sachen Schärfe ist die Scheibe nicht optimal. Das 4:3 Originalformat überführte man wieder in ein 16:9 Format, wobei dies diesmal nicht wie bei „In einsamer Mission“ oder „Hologram Man“ augenfällig wird. Diese Probleme verleiden einem zwar nicht den Film, fallen aber dennoch ins Auge. Tonal ist der Film absolut in Ordnung.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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