Originaltitel: Cat People__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1982__Regie: Paul Schrader__Produktion: Jerry Bruckheimer u.a.__Darsteller: Nastassja Kinski, Malcolm McDowell, John Heard, Annette O’Toole, Ruby Dee, Ed Begley Jr., Scott Paulin, Frankie Faison, Ron Diamond, Lynn Lowry, John Larroquette u.a. |
Auch heute noch genießt Paul Schraders Remake von Jacques Tourneurs klassischen Universal-Horrorfilm „Katzenmenschen“ keinen besonders guten Ruf – vielleicht weil Paul Schrader („Ein Mann für gewisse Stunden“) das Image eines scharfsinnigen Kritikers amerikanischer Befindlichkeiten anhaftete.
Doch „Katzenmenschen“ ist in erster Linie ein Genrefilm und bedient sich dabei jener Videoclipästhetik, die zum Entstehungszeitpunkt vor allem von den Scott-Brüdern mit Filmen wie „Blade Runner“ und „Begierde“ etabliert wurde. Gerade Tony Scotts „Begierde“ ist eine guter Referenz für „Katzenmenschen“: Beide schreiben klassische Horrormythologie in durchgestyltem, zeitgenössischen Gewand weiter, stellen das Drama der Hauptfiguren in ihrer Mittelpunkt (nicht den Plot oder die Effekte) und David Bowie, männlicher Hauptdarsteller in „Begierde“, singt hier den Titelsong „Cat People (Putting Out Fire)“, dessen Instrumentalversion die inhaltlich vollkommen vom Film gelöste Creditsequenz untermalt, in der man kurz den Ursprung des Katzenmenschenmythos sieht, wenn eine junge Afrikanerin einem schwarzen Leoparden für einen Akt geopfert wird, an dessen Ende die Katzenmenschen entstehen.
Schon versteckt ist hier die Verbindung von Sex und Gewalt zu sehen, die sich in der Gestalt der sexuell aktiven, ihre Partner angreifenden Katzenmenschen konkretisieren soll. Die Hauptfigur dagegen ist sexuell noch unerfahren, die junge Irena Gallier (Nastassja Kinski), die nach New Orleans kommt um ihren Bruder Paul (Malcolm McDowell) zu treffen, von dem sie im Kindesalter getrennt wurde. New Orleans, wo beim Straßenkarneval der Tag der Toten gefeiert wird, wo man Voodoo-Zauber vermutet, das ist gleich ein passender, symbolisch aufgeladener Ort.
Was Irena nicht weiß: Ihr Bruder ist ein Katzenmensch. Als er nach einem Mord in Tierform eingefangen und in den Zoo gesperrt wird, ahnt sie nichts von seinem Schicksal. Doch etwas zieht sie zum Zoo, wo sie einen Job bekommt, und auf Direktor Oliver Yates (John Heard) trifft, der von ihr angezogen ist, so wie sie von ihm. Doch kann das gut gehen, da auch Irena ein Katzenmensch ist…
httpv://www.youtube.com/watch?v=U-gku3bkFl0
„Katzenmenschen“ ist ein Film der Oberfläche, welche aber grandios inszeniert ist und ähnliche Stilblüten der 1980er hinter sich lässt. Trotz einer fast zweistündigen Laufzeit entwickelt „Katzenmenschen“ mehr Sogwirkung als der sehr ähnliche, aber deutlich drögere „Begierde“ oder der thematisch nicht unähnliche Werwolffilm „The Howling“. Stattdessen folgt man Irenas Reise zu neuen Erfahrungen in eine Welt, die von animalischen Trieben gewalttätiger und sexueller Natur dominiert wird, in der bald alle Sicherheiten zerbrechen: Der eigene Bruder macht schnell klar, dass er sie begehrt, ihrer eigenen Natur kann sie nicht trauen, an Oliver will sie sich nicht binden, da sie die Konsequenzen nicht erahnen kann. Ergänzt wird diese Dreiecksbeziehung zum Viereck durch die Tierpflegerin Alice Perrin (Annette O’Toole), mit der Oliver lose verbandelt ist, die sich gut mit Irena versteht und doch immer mehr zur Konkurrentin wird – nicht zuletzt, da sie bald ahnt, was hinter den Mordtaten des schwarzen Leoparden stecken könnte.
Die Hochglanzgeschichte geizt nicht mit erfreulicherweise nicht zu plumpen, erotischen Reizen, womit „Katzenmenschen“ ebenfalls ein Kind seiner Zeit ist – vier Jahre später sollte Adrian Lyne mit „9 ½ Wochen“ ausprobieren, wie viel Erotik das amerikanische Mainstreamkino vertragen sollte, worauf dann Kopien wie „Wilde Orchidee“ aus dem Boden schossen. Bei Schrader watet der Film allerdings nicht nur in diesen Szenen, sondern verbindet sie mit der Darstellung animalischer Sexualität, Libido und Destrudo verschmelzen bei den Katzenmenschen, wobei letzterer Aspekt dann auch wieder Genreerwartungen bedient: Opfer werden von Raubkatzen belauert und gehetzt, manchmal auch zerfleischt, was den einen oder anderen hübsch suppigen Effekte nach sich zieht. In gewalttätiger wie sexueller Hinsicht kann Schrader damit das ausbuchstabieren, was das Original aufgrund des Production Code nur andeuten durfte.
Die Schauwerte werden dabei reduziert eingesetzt, auch Effekte wie Verwandlungsszenen kommen nur spärlich vor, nur die Tricks der hervorragend dressierten Raubkatze sind öfter zu sehen. Doch derartige Elemente stehen dann doch eher hinter dem Bilderrausch zurück, so wie auch die Geschichte in erster Linie Mittel zum Zweck ist, selten zu überraschen weiß – allenfalls beim nicht unbedingt erwartbaren Ende. Insofern ist Schraders „Katzenmenschen“ nicht übermäßig aufregend und wird in erster Linie von dem Stilwillen zusammengehalten, der aber beeindruckende Bilder liefert, etwa die klaustrophobischen Aufnahmen von den viel zu kleinen Käfigen des 1901 erbauten Zoos, die selbst dessen Direktor bemängelt, oder die erwähnte Eingangssequenz.
Da verwundert es kaum, dass die Darsteller in erster Linie Erfüllungsgehilfen der Bilder sind, aber immerhin gut spielende Erfüllungsgehilfen. Nastassja Kinski („Ein Vater zuviel“) überzeugt als Unschuld vom Lande, während Malcolm McDowell („Antiviral“) sein bereits bestehendes Fieslingsimage weiter kultiviert. John Heard („Assault on Wall Street“) ist richtig gut als Zoodirektor, der nicht weiß wie ihm geschieht, und Annette O’Toole („Nur 48 Stunden“) als vierte im Bunde muss sich nicht verstecken.
Paul Schraders Mix Horrorneuinterpretation und Designererotik ist ein Zeitgeistfilm der 1980er, erzählerisch nicht unbedingt komplex, aber ein kurzweiliger Bilderrausch in Videoclipästhetik – kein Klassiker, aber auf seine Art schon stimmig.
Knappe:
2003 erschien der Film bei Universal auf DVD, 2013 bei Koch Media auf Blu-Ray. Beide bieten den Film mit einigem Bonusmaterial (Audiokommentar, Making Ofs usw.), in guter Qualität und ungekürzt ab 16.
© Nils Bothmann (McClane)
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