Originaltitel: Need for Speed__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2014__Regie: Scott Waugh__Darsteller: Aaron Paul, Dakota Johnson, Imogen Poots, Dominic Cooper, Michael Keaton, Sir Maejor, Rami Malek, Nick Chinlund, Scott Mescudi, Carmela Zumbado, Harrison Gilbertson, Ramon Rodriguez u.a. |
Tobey Marshall ist einer der besten Fahrer, die die Welt je gesehen hat. Beziehungsweise nicht gesehen hat, denn Tobey präsentiert seine Künste vornehmlich bei illegalen Straßenrennen. Um sich herum hat er ein Team sympathischer Underdogs geschart, die ihm die flottesten Karren zusammenschrauben und ihn unterstützen, wo sie nur können. Eines Tages stolpert Dino Brewster in die Werkstatt von Tobey und Co. Der gelackte Typ war einst mit Tobeys großer Liebe Anita gen Großstadt verschwunden. Er unterbreitet Tobey ein verlockendes Angebot: Er solle für ihn einen Shelby Ford Mustang restaurieren und zum Verkauf vorbereiten. Ein Viertel aus dem Reinerlös des Verkaufes ginge dann an das Schrauberteam. Da die Werkstatt trotz diverser Rennerfolge Tobeys immer in den Miesen steckt, nimmt man das Angebot an. Als Dino das Auto verschachert hat, bricht die alte Rivalität zwischen ihm und Tobey wieder aus. Er bietet Tobey an, ihm den gesamten Reinerlös des Mustangs zu überlassen, wenn dieser ihn in einem Rennen besiege. Gemeinsam mit seinem guten Kumpel Pete wirft sich Tobey in das Duell und wähnt sich schon auf der Siegerstraße, als Dino das Auto von Pete touchiert, woraufhin dieses abhebt und nach einem heftigen Aufprall explodiert. Dino begeht Fahrerflucht und niemand glaubt Tobey, als er vor Gericht versichert, dass ein dritter Wagen an dem Unfallhergang beteiligt war und den Unfall letzten Endes gar verursachte…
Tobey fährt ein und sitzt für zwei Jahre. Als er wieder rauskommt, ist er wild entschlossen, „The De Leon“, ein illegales und geheimes Rennen des exzentrischen Milliardärs „The Monarch“, zu gewinnen. An diesem wird freilich auch Dino teilnehmen, den es in Grund und Boden zu stampfen gilt. Es winken mehrere Millionen Dollar als Siegprämie. Allerdings ist Tobey bereits reichlich spät dran, um an dem Rennen zu partizipieren. Er überredet den damaligen Käufer des restaurierten Mustangs, ihm diesen für eine Beteiligung an der Gewinnsumme zu überlassen. Mit dem Geschoss auf vier Rädern und seiner neuen Beifahrerin Julia Maddon (die Rückversicherung des Mustang-Besitzers) rast Tobey quer durch die USA zum Austragungsort des Rennens. Immer an seiner Stoßstange: Die Cops und einige Henchmen Dinos, der um jeden Preis verhindern will, dass Tobey an dem Rennen teilnimmt. Da dieser aber noch ein Hühnchen mit Dino zu rupfen hat, tritt er das Gaspedal nur noch entschlossener durchs Bodenblech…
httpv://www.youtube.com/watch?v=LRQgQsxcJ3U
Seit 1994 wirft Electronic Arts emsig und sehr erfolgreich ein „Need for Speed“ Game nach dem anderen auf den Markt und dachte sich irgendwann, dass eine Verfilmung des Game-Franchises vermutlich nicht die falscheste Idee wäre. Vor allem im Angesicht des zunehmenden Erfolges der „Fast and Furious“ Reihe. Da die Spielvorlagen keiner wirklich festgeschriebenen Storyline folgen, war man in der Gestaltung der eigentlichen Geschichte des Filmes an keine Vorgaben gebunden und konnte der Fantasie freien Lauf lassen. Wobei diese Phrase angesichts der Story der Verfilmung nicht ganz der richtige Ausdruck zu sein scheint. Denn letzten Endes geht es nur um die typische Underdog-Geschichte, aufgepeppt mit einer Rache-Storyline und eingebettet in satte Autorennaction. Doch so flach die Geschichte auch sein mag, sie hält den Film beständig in Bewegung und funktioniert vor allem aufgrund der hervorragenden Chemie zwischen den Darstellern.
Allen voran das unheimlich knuffige Heldengespann Tobey und Julia. Die Interaktion der beiden Charaktere macht einfach unglaublich viel Spaß und ihre schrittweise Annäherung ist sowohl glaubwürdig geschrieben als auch mit viel Humor angereichert. Das natürliche Spiel der beiden Darsteller Aaron Paul („Breaking Bad“) und Imogen Poots („Cracks“) lässt den Film dann schon früh auf die Zielgerade einbiegen und zieht den Zuschauer mitten hinein ins Geschehen. Auch die Freunde von Tobey sind auf den Punkt besetzt, funktionieren innerhalb ihrer Vorgaben einfach prächtig und haben jeder einen Moment zum Glänzen erhalten. Und Dominic Cooper („Dead Man Down“) darf als Dino einen wirklich schmierigen Bäddie entwerfen. Letztlich hätte seiner Figur etwas mehr Screentime gut getan. Was auch für Michael Keatons („Robocop“ 2014) „The Monarch“-Figur gilt. Der verlässliche Mime wird vom Film gegen Ende sogar zum simplen Moderator deklassiert und hat obendrein ein paar ziemlich hirnrissige Dialogzeilen abbekommen. Schade…
Doch der mit über zwei Stunden ohnehin nicht gerade kurze Film nutzt lieber soviel Laufzeit wie möglich, um dem Zuschauer das zu liefern, was dieser sich von einem Film mit dem Titel „Need for Speed“ erwartet: Tempo satt und Rennaction pur. Dabei fällt auf, dass der Film interessante Wege findet, diverse Spielelemente in den Film zu retten. Das Rennen gegen die Uhr ist genauso enthalten wie das Brechen bestimmter Geschwindigkeitsrekorde. Die im Spiel gern eingesetzte Cockpitansicht knallt vor allem durch den 3D Effekt enorm (und lässt einen geistig direkt zum Gamepad greifen!) und auch die Rennstrecken variieren von Rennen zu Rennen. Dabei werden keine abgesteckten Routen befahren, sondern eben ganz normale Straßen, wie im Spiel. Zudem wird in allen Kurven gedriftet, ein Gameelement, ohne das heute ja kein Rennspiel mehr auskommt. Die eigentliche Rennaction kommt megarasant daher und macht dank flotter Kamerafahrten richtig Laune. Auch das Geschwindigkeitsgefühl der Spiele bekommt der Film gut auf den Zuschauer übertragen. Der Burner sind aber die Bilder von den diversen Crashes, bei denen die Kamera gerne mal aus der Fahrerkabine heraus filmt und den Zuschauer mitten ins Chaos katapultiert. Ein Element der Reihe, von dem ich nicht erwartet hätte, dass es in den Film übernommen wird, ist der doch arg geschmäcklerische Umgang mit den Cops bzw. deren rüdes Vorgehen gehen die Pistenhelden – diverse Kollateralschäden bei den übrigen Verkehrsteilnehmern sind da noch nicht einmal mit eingerechnet.
Wie die Rennen ist der gesamte Film sehr energetisch in Szene gesetzt. Dadurch ist er wie seine Hauptfiguren beständig in Bewegung. „Act of Valor“ Regisseur Scott Waugh, der auch einen netten Hint auf sein Regiedebüt einbaute, findet immer wieder coole Bilder, um die vermutlich wichtigsten Darsteller seines Filmes zu inszenieren: Der Shelby Ford Mustang, der Saleen S7, Lamborghinis, Bugattis und der Koenigsegg Agera R werden sicherlich so manchem Autonarren das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen. Allerdings müssen die Autofans auch wahrlich hart im Nehmen sein, denn alle Karren werden irgendwann ziemlich spektakulär zerlegt. Den Soundtrack zum Film nimmt man nur selten wirklich wahr. Zu sehr wird die Tonspur durch das PS-starke und aggressiv in den Vordergrund drängende Dröhnen der Boliden beherrscht. Genau deshalb lohnt sich das Anschauen des Abspanns, da man hier in aller Ruhe den Themen des Filmes lauschen kann und schnell feststellt, dass diese gar nicht übel ausfallen.
Am Ende ist „Need for Speed“ eine Spielverfilmung, die im Grunde nur die wichtigsten Spielmechaniken der Videospielvorlage (spektakuläre Überholmanöver, coole Lizenzkarren, nette Rennstrecken,…) hernimmt und diese in einen erstaunlich gut funktionierenden filmischen Rahmen presst, der eine zwar simple, aber aufgrund ihrer sympathischen Figuren schwer unterhaltsame Road Movie Routine befeuert und für die zwei Stunden Laufzeit formidabel aus dem grauen Alltag reißt. Allerdings nur, wenn man für ebenjene zwei Stunden die graue Logik auch mal Logik sein lassen kann. Ansonsten könnten einem zahlreiche „Problemchen“ (Etwa die unverschämten Vehikelwechsel des fliegenden Teammitglieds oder die Tatsache, dass die Mechaniker Tobeys im 0815 Truck teilweise vor dem mit 250 Sachen dahinrasenden Fahrergott an den Zwischenzielen ankommen!!!!, …) ziemlich quer einfahren. Für reichlich Ablenkung ist allerdings gesorgt, denn Regisseur Scott Waugh beweist sich als versierter Actionregisseur, der selbst in den heftigsten Crashszenen von CGI Bildern absieht und stattdessen echte Karossen bzw. deren Replikate zerlegt. Zudem packt er einen echten Overload an Rennaction in seinen Film und sorgt so für Kurzweil unter den Actionfans mit Affinität zu flotten Superschlitten. Der größte Gewinn des Filmes aber sind seine wirklich toll aufspielenden Hauptdarsteller Aaron Paul und Imogen Poots, die es schaffen, auch gegenüber den Autoporn-Einlagen mühelos zu bestehen. Was bleibt ist unerwartet starke und für sich einnehmende Unterhaltung. Das kann gerne in Serie gehen!
Der Film ist ab 20. März 2014 in den deutschen Kinos zu sehen und kommt von Constantin Film.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Constantin Film__FSK Freigabe: ab 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, ab 20. März 2014 in den deutschen Kinos |