Originaltitel: 3 Days to Kill__Herstellungsland: USA/Frankreich__Erscheinungsjahr: 2014__Regie: McG__Produktion: Luc Besson u.a.__Darsteller: Kevin Costner, Hailee Steinfeld, Amber Heard, Connie Nielsen, Scott Burn, Richard Sammel, Eriq Ebouaney, Tómas Lemarquis, Big John, Lamont Thompson, Raymond J. Barry u.a. |
Top-Agent Ethan Renner ist im Ostblock unterwegs, um die rechte Hand des deutschen Superverbrechers „Der Wolf“ zu eliminieren. Doch die Operation fliegt auf und es kommt zu einem ausufernden Feuergefecht, in dessen Verlauf ein Hotelkomplex einer Komplettrenovierung unterzogen wird und diverse Agenten und zig Fieslinge ins Gras beißen. Ethan gelingt es trotz dieses Chaos’, seinem eigentlichen Ziel – ein Typ mit dem Spitznamen „Der Albino“ – auf den Fersen zu bleiben. Doch Ethan ist extrem angeschlagen. Eine Grippe zehrt heftig von seiner Kondition und bevor er den Albino stellen kann, bricht er bewusstlos zusammen.
Als er wieder erwacht, liegt er im Krankenhaus und muss erfahren, dass seine Grippe in Wahrheit ein extrem aggressiver Hirntumor ist, der bereits bis in seine Lunge gestrahlt hat. Als Ethan offenbart wird, dass er noch maximal fünf Monate zu leben hat, beschließt er, diese Zeit den Menschen zu widmen, die er zuletzt am meisten vernachlässigt hat: Seine Familie.
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Damit steigt das Herzstück des vornehmlich als Actionthriller ver- markteten „3 Days to Kill“, der nun eher zu einer hoch amüsanten Selbstfindungstour eines Mannes wird, der lange Zeit nicht bemerkt hat, dass er eigentlich schon alles hat, um glücklich zu sein: Eine tolle Frau und eine hübsche Tochter. Doch da er nie daheim war, entfremdete sich seine kleine Familie von ihm, bis sich seine Frau gar von ihm trennte. Nun ist es an Ethan, das Vertrauen seiner Familie zurückzugewinnen, was Regisseur McG für einige vortreffliche Running Gags nutzt. Da klingelt immer in den spannendsten Momenten Ethans Handy, weil seine Tochter mal wieder meint, ein Problem zu haben. Ein lila Fahrrad wird direkt vor jedem seiner Auftritte mit einem Fahrradklingeln im Score angekündigt und von Ethan gefolterte und verhörte Bösewichter dienen ihm auch als Informationsquelle und Ratgeber hinsichtlich des Umganges mit einem stark pubertierenden Teenager. So wird auch schnell klar, dass die titelgebenden „3 Days to Kill“ weniger als eine Art Ultimatum und mehr als „Drei totzuschlagende Tage“ zu übersetzen sind. Eben genau die Zeitspanne, die Ethans Ex ihren Mann mit seiner Tochter allein lässt und der merken muss, das Kindererziehung dann doch gar nicht sooo einfach ist. Zumal wenn die Tochter einen nicht sonderlich mag.
Eine weitere nette Gagquelle ist eine Flüchtlingsfamilie, die mal eben Ethans Wohnung besetzt und die er sogar von Rechts wegen nicht einfach auf die Straße setzen darf. So installiert McG mit Ethans Familie und seiner „Gastfamilie“ gleich zwei Pole, die den harten Agenten aufbrechen dürfen und ihn lehren, dass Geselligkeit und Familie keine Störfaktoren sind. Ganz im Gegenteil. Das funktioniert dank eines stark und extrem sympathisch aufspielenden Kevin Costners („Jack Ryan: Shadow Recruit“) gar köstlich. Seine überforderte Mimik und Gestik ist Gold wert und die Kabbeleien mit seiner Tochter, einnehmend verkörpert vom „True Grit“ Girlie Hailee Steinfeld, bedienen von herzig bis hoch amüsant alle Saiten der Gefühlsklaviatur. Connie Nielsen („Nymphomaniac“) als Ethans Ex kommt da nicht ganz hinterher und wird auf die Plätze verwiesen.
Doch freilich muss man den Titel eindeutig auch als eine Art zeitliches Ultimatum verstehen. Das heißt, es gilt für Ethan nicht nur, drei Tage mit seiner Tochter zu überstehen, nein, auch seine ehemaligen Auftraggeber treten wieder an ihn heran und bitten ihn, ihnen bei der Jagd auf den Wolf und den Albino behilflich zu sein. Vor allem deshalb, weil Ethan der bisher einzige Agent war, der den Wolf jemals gesehen hat. Die etwas krampfig auf Femme Fatale getrimmte Amber Heard („Machete Kills“) überbringt unserem Ethan diesen Auftrag und offeriert ihm eine sehr interessante Gegenleistung: Unterstützt er die CIA bei der Wolfsjagd, erhält er in regelmäßigen Abständen ein experimentelles Serum, das sein Leben um einige Tage und Wochen verlängern könnte. Und da Ethan soviel Zeit wie möglich mit seiner Familie verbringen will, sagt er freilich zu.
Und sorgt damit für die actionreicheren Momente des Filmes, denn natürlich läuft die Jagd auf den Wolf und seinen Albino alles andere als gediegen ab: Mordanschläge auf Ethan gehören ab sofort ebenso zur Tagesordnung wie rasante Verfolgungsjagden und kleinere Shootouts oder Keilereien, in denen Kevin Costner amtlich hinlangen darf. In den Prügeleien gibt sich Costner eher als Brawler denn als versierter Kampfsportler und setzt nur wenig auf präzise Schlagfolgen. Viel lieber nutzt er seine Schusswaffen und legt dann aber wirklich nur an, um zu töten. Dabei darf Costner sehr rigoros durch die Gegnerhorden mähen, was sich freilich etwas nachteilig auf die Dauer der Actionscharmützel auswirkt. Und so bleiben die Eröffnungsactionszene und der Showdown die längsten Actionsequenzen und liefern sowohl einen Top-Einstieg als auch einen wunderbar runden Ausstieg aus Ethans Abenteuer.
Das alles setzt McG sehr dynamisch in Szene und bevorzugt eher einen raueren Look als ein Stilmittel-Bombardement a la „3 Engel für Charlie“. In der Action inszeniert er mit sicherem Auge und lässt seinem Star viel Raum zum Glänzen. Was McG nicht ganz so gut unter Kontrolle hat, ist seine Geschichte. Diese ist mit knapp 120 Minuten viel zu lang geraten. Und so sympathisch Ethans Wieder- entdeckung seiner Familie auch geraten ist, sie hätte durchaus pointierter und vor allem straffer durchgezogen werden können. Auf der anderen Seite erlaubt einen die ausführliche Zeichnung der Menschwerdung des Topagenten auch ein tiefes Eintauchen in die wichtigen Figuren, die einem richtig ans Herz wachsen. Die wie ein Fremdkörper in dem Film wirkende Amber Heard ist dabei aber weit außen vor. Um sie herum leistet sich der Film einfach zu viele Logikpatzer und Nachlässigkeiten, weshalb die Figur denn auch mehr und mehr in Trashgefilde abrutscht, was „3 Days to Kill“ so gar nicht stehen mag…
Der präsentiert sich nämlich als amüsante Selbstfindung eines eigentlich brutal und effektiv vorgehenden Agenten, der durch eine katastrophale ärztliche Diagnose gezwungen ist, sich zu entscheiden, was ihm wichtiger ist: Der Job oder seine Familie. Die Antwort darauf bietet ein vielleicht nicht innovatives, schon gar nicht klischeefreies und ab und an gar etwas abseitiges Drehbuch von unter anderem Luc Besson, bei dem man sich aber immer auch vor Augen halten sollte, dass hier niemals Oscar-Ware anvisiert war. Dennoch sind vor allem die Übergänge zwischen den komischen Momenten und den harschen Actioneinlagen ziemlich holprig, doch im Großen und Ganzen funktioniert diese Mischung ganz gut. Das liegt vor allem an einem starken Kevin Costner, der den Sprung vom grantigen Einzelgänger zum sympathisch unbeholfenen Vater eines Wildfanges im Teenageralter auf den Punkt und mit tollem Timing in den komischen Momenten rüber bringt. In der nett umgesetzten, im Mittelteil leider etwas zu spärlich eingesetzten Action ist er dann sogar so präsent, dass man sich auch bei ihm sofort fragt, warum er eigentlich nie mehr in Action gemacht hat. Vielleicht darf man ja auf ein Ethan Renner Franchise hoffen, allerdings dann bitte ohne die überkandidelte Amber Heard und die Tempounstimmigkeiten und dafür mit einem größeren Plus an Action.
In diesem Sinne:
freeman
…….
Mit „Taken“ machte Luc Bessons EuropaCorp-Actionschmiede nicht nur Liam Neeson auf seine alten Tage zum Actionstar, sondern lieferte auch die Vorlage für eine neue Welle von Reißern, in denen altgediente Stars für Luc Besson krawallend durch Frankreich bolzen.
Nach den (Ex-)Agenten aus „Taken“, dessen Sequel und „From Paris with Love“ ist es Ethan Renner (Kevin Costner), von Beruf natürlich CIA-Kampfsau, um den es in „3 Days to Kill“ geht. Der ist Teil eines Teams, das den Topterroristen ‘The Wolf‘ (Richard Sammel), dessen rechte Hand ‘The Albino‘ (Tómas Lemarquis) und weitere Handlanger jagt. Bei dem Versuch die Bande bei einem Deal zu überrumpeln geht fast Ethans gesamtes Team drauf, Wolf und Albino entkommen beide, während Ethan zusammenbricht, nachdem er dem Albino eine schwere Beinwunde zugefügt hat. Das ist rau und ruppig, ein traumhafter Opener der guten EuropaCorp-Schule, mit reichlich Geballer (unter anderem durch das Hotelvordach), Sachbeschädigung und Explosionen.
Es stellt sich später heraus, dass Ethan todkrank ist, weshalb er aus dem Dienst ausscheidet, um seine entfremdete Familie, bestehend aus Ex-Frau Christine (Connie Nielsen) und Tochter Zooey (Hailee Steinfeld) in Paris aufzusuchen. Leicht fällt das nicht, schließlich weiß Zooey nichts von Ethans wahrem Job und erst die Offerte, dass er mit der CIA fertig ist und nur noch wenige Monate zu leben hat, weicht Christine auf. Vom Actionreißer wandelt der Film sich zum Familiendrama, welches von den vergeblichen Versuchen des Vaters handelt an die Tochter Anschluss zu finden, die er seit Jahren nicht gesehen und bestenfalls zum Geburtstag angerufen hat.
Doch schon bald kreuzt CIA-Agentin Vivi Delay (Amber Heard) und bietet Ethan ein Medikament in der Testphase an, das ihn heilen oder zumindest sein Leben verlängern kann. Im Gegenzug soll er ‘The Wolf‘, der gerade in Paris einen Deal plant, nebst Handlangern umnieten. Dumm nur, dass Ethan in jenen drei Tagen, in denen der Terrorist vor Ort ist, auf Zooey aufpassen will, während Christine außer Landes ist…
Damit fügen die Drehbuchautoren Adi Hasak und Luc Besson dem von McG („3 Engel für Charlie“) inszenierten Reißer als drittes Genre die Komödie hinzu und hier verliert „3 Days to Kill“ dann jede Balance. Nicht nur, dass Besson nach dem gurkigen „The Family“ erneut beweist wie wenig er von schwarzem Humor versteht, die Schenkelklopfer-Gags um familiäre Missverständnisse beißen sich mit der Mär von Terroristen, die ihren Gegner am liebsten den Schädel einmatschen, vor allem aber mit der Geschichte eines todkranken Mannes, der einfach nur Zeit mit seiner Tochter verbringen will und gleichzeitig auf ein Leben voller verpasster Gelegenheiten zurückguckt. Tatsächlich würde „3 Days to Kill“ als seriöses Actiondrama wesentlich besser funktionieren, denn gerade in den ruhigen Szenen beweist die EuropaCorp-Produktion durchaus Stimmigkeit.
Was auch an Kevin Costner („Jack Ryan: Shadow Recruit“) liegt, der in seiner Rolle mehr als nur ein Neeson-Abklatsch ist, sondern eindringlich das zu allem bereite, sozial etwas zurückgebliebene Raubein spielt. Dagegen ist Connie Nielsen („Die Stunde des Jägers“) eine bloße Stichwortgeberin, während Hailee Steinfeld („True Grit“) die äußerlich rebellische, aber innerlich total zarte Teenietochter als wandelndes Klischee spielt ohne der eh schon mau geschriebenen Rolle viel Profil zu verleihen. Richard Sammel („Die Schöne und das Biest“) und Tómas Lemarquis („Snowpiercer“) chargieren als ebenso klischeehafte Abziehbilder böser Terroristen, Lemarquis natürlich mit Glatze und deutscher Herkunft. Und dann ist da noch Amber Heard („Machete Kills“), die Topagentin des CIA sein soll, aber so aussieht als käme sie direkt vom College und meist unter dermaßen viel Make-Up und Perücken begraben ist, dass man von ihrer Mimik kaum etwas sieht.
Sowieso: Pseudo-Topagentin Vivi sorgt für einen ziemlichen Trashfaktor, der beim schrillen Styling anfängt, über ihre aufgesetzte sexuelle Offenheit weitergeht, wenn sie sich an Stripperinnen aufgeilt und Ethan andauernd an die Wäsche will, und schließlich zu den logischen Abgründen reicht, die sich mit ihrer Person auftun: Sie kennt alle Hintermänner und Zeitpläne von ‘The Wolf‘ und muss trotzdem Ethan überall hin hetzen, obwohl der aufgrund seiner Krankheit ein totales Sicherheitsrisiko ist und den Wolf eh erst nach dessen Ankunft identifizieren muss. Doch nach Logik fragt man bei dieser Klamotte besser nicht, die ihre mal witzig gemeinten, mal dramatisch gedachten und mal begrenzt actionreichen Szenen unmotiviert aneinander stoppelt.
Doch nicht nur der unbeholfene Humor sorgt für peinliche Momente, sondern auch die dermaßen dick aufgebuttertern Klischees: In der Toilette von Pariser Clubs lauern jugendliche Vergewaltiger, die von Papa mal ordentlich zusammengehauen werden müssen, ehe er die dank seines Einsatzes noch unberührte Tochter fortschaffen kann, die Pariser Behörden sind desinteressiert, wenn es um das Auf-die-Straße-Setzen von Hausbesetzern in Ethans Wohnung geht und bei selbigen handelt es sich um eine total devote afrikanische Familie, die von da an für die ganz besonderen Fremdschammomente zuständig ist: Das freundliche Trüppchen versteht natürlich, dass es ausziehen soll, nachdem Ethan einmal mit der Knarre vor ihrem Gesicht herumwedelt, ehe dieser sie auf Zeit doch da wohnen lässt – er bleibt ja eh bei Frau und Tochter und braucht die Wohnung nur zum Foltern von Handlangern (bei denen es sich um einen muslimischen Familienvater, der Ethan natürlich Erziehungstipps geben kann, und einen kleinen italienischen Buchhalter, der natürlich ein Spezialrezept für Spaghettisoße hat, handelt) und außerdem ist die eine Tochter der Familie schwanger. Wenn diese das Baby nach der Geburt dann auch noch Ethan nennen will, weil dieser ja so ein großer und gerechter Mann ist (wie bitte?), dann ist das Fremdscham deluxe. Was dieser Subplot soll, ist auch kaum zu verstehen, aber vielleicht wollte Besson ja auf der Spur der ziemlich besten Freunde wandeln.
Zwischendrin erinnern sich die Macher immerhin daran, dass ihre Firma ja für Actionkino steht, und dann rummst es auch, allerdings nicht oft – mit dem Auftakt ist das meiste Pulver bereits verschossen. Immerhin liefert sich Ethan kurze ruppige Nahkämpfe mit ein paar Widersachern, die eine oder andere Schießerei ist auch zu sehen, und kurz vor Schluss bäumt sich „3 Days to Kill“ mit einer leider nicht allzu ausladenden Autojagd alter Schule noch einmal richtig auf und liefert schöne handgemachte Vehikelaction, die von einem okayen Showdown gefolgt wird, der sich aber nie wie ein großer Höhepunkt anfühlt.
Ein famoser Auftakt, ein schicke Autojagd gegen Ende und ein starker Hauptdarsteller – es ist nicht so, als ob „3 Days to Kill“ nicht seine positiven Seiten hätte. Dagegen steht ein katastrophales Drehbuch voller bisweilen rassistischer Klischees und Ungereimtheiten, das keine kohärente Geschichte erzählt und dessen eigenwilliger Mix aus brutalem Actionthriller, dösigem Schenkelklopferhumor und ernstem Familiendrama mal befremdlich ist, mal Fremdscham produziert.
„3 Days to Kill“ läuft ab dem 8. Mai 2014 in den deutschen Kinos mit einer Freigabe ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erschien die Kinoversion des Filmes. Diese erweist sich im Vergleich zu einer im Ausland veröffentlichten Fassung als leicht modifiziert/gekürzt.
© Nils Bothmann (McClane)
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