Originaltitel: Wolf Creek__Herstellungsland: Australien__Erscheinungsjahr: 2005__Regie: Greg McLean__Darsteller: John Jarratt, Cassandra Magrath, Kestie Morassi, Nathan Phillips, Teresa Palmer u.a. |
Ben, Liz und Kristy befinden sich auf einem lange geplanten Trip durch das australische Outback. Sie genießen die raue, unberührte Natur, nehmen an verschiedenen Partys teil und geben sich ansonsten weitgehend der Langeweile hin. Um selbige halbwegs gering zu halten, hat man sich vorgenommen, einige besonders ein- drucksvolle Naturformationen anzuschauen. So auch den größten bekannten Meteoritenkrater namens Wolf Creek. Als man den Krater erreicht hat, macht man sich hier eine schöne Zeit, befürchtet aber, dass die anbrechende Nacht sehr kalt werden könnte, weshalb man möglichst vor Einbrechen der Dunkelheit in einer Stadt in der Nähe von Wolf Creek einkehren möchte. Doch seltsamerweise startet das Auto nicht mehr! Als man sich bereits mit dem Gedanken angefreundet hat, in der unwirtlichen Gegend im Auto schlafend zu verweilen, taucht unverhofft Hilfe in Form des Crocodile Dundee Verschnittes Mick auf, der sich selbstlos bereit erklärt, die drei zu seinem Camp abzuschleppen und dort kostenlos das defekte Autoteil auszu- tauschen. Nach einer halben Ewigkeit gelangt man zu dem Camp des Hinteroutbacklers, wo man sich um ein Lagerfeuer drapiert, den Geschichten des freundlich erscheinenden „Onkel“ Mick’ lauscht und sich irgendwann zur Ruhe bettet …
Irgendwann in der Nacht erwacht Liz… gefesselt… durch das Fenster ihres Gefängnisses dringen die panischen Todeskampfschreie von Kristy…
httpv://www.youtube.com/watch?v=ZGeDqqu6xJI
Kinodebütant Greg McLean (vor „Wolf Creek“ drehte er nur einen Kurzfilm namens ICQ) macht bei seinem Beitrag zur aktuellen Welle des Terrorkinos wahrlich alles richtig und dreht dabei Filmen wie dem in letzter Zeit zur Genrereferenz erhobenen „Hostel“-Schwachsinn eine lange Nase. Denn im Gegensatz zu dem Roth-Rohrkrepierer schafft es McLean, wahrhaftige und vor allem menschliche Charaktere zu entwerfen, deren Alltag nicht aus Kiffen, Rumhuren und „Figge“-Geschrei besteht. Dafür lässt sich McLean auch enorm viel Zeit und hat in den ersten 45 Minuten eigentlich gar nichts Großartiges zu erzählen. Wir beobachten die jungen Leute bei feuchtfröhlichen Partys, beim Sinnieren über irgendwelchen Schwachsinn, beim Autofahren und beim Schlafen. Mehr passiert eigentlich nicht. Es gibt nicht einmal eine Einleitung in Richtung Serienkiller oder irgendwelche Vorahnungen dahingehend, was Ben, Liz und Kristy am Ende des Trips erwarten könnte.
In dieser unaufgeregten, extrem langsamen Phase wachsen dem Zuschauer die Charaktere wahrlich ans Herz und McLean nutzt die Zeit, um seinen visuellen Stil zu etablieren. Dieser ist ungemein roh, ungelackt und in seinem Digitalvideostil mutet er fast schon dokumentarisch an. Dieser pseudo-dokumentarische optische Stil ist insofern absolut passend, weil der Film auf wahren Ereignissen beruht (zum Filmstart in Australien lief sogar noch der zugehörige Prozess!), die eigentliche Darstellung der Ereignisse macht dabei aber unmissverständlich klar, dass wir dennoch „nur“ die Interpretation der Ereignisse durch Greg McLean zu sehen bekommen und keine gefakte „Doku“ a la „Blair Witch Project“. Zu dem anvisierten Optikstil passend, drehte man tagsüber offensichtlich nur bei natürlichem Licht und des Nachts nutzte man außer tatsächlich am Set vorhandenen Lichtquellen wie Autoscheinwerfern oder Laternen im Camp von Mick keine weiteren Ausleuchtungsmöglichkeiten, was „Wolf Creek“ noch unmittelbarer und realer wirken und ihn mehr und mehr zu einem dreckigen kleinen Bastard mutieren lässt.
Denn mit Hereinbrechen der Nacht beginnt ein vollkommen neuer Film. Unvermittelt dreht McLean an der Spannungsschraube und präsentiert bereits in den ersten Minuten des nun beginnenden Alptraumes, wohin die weitere Reise gehen wird. Dabei geht er so rüde und fast schon menschenverachtend zu Werke, dass es dem Zuschauer in Null Komma Nix den Hals zuschnürt und er ohnmächtig zum Zuschauen „verdammt“ wird. Dabei hat das Gezeigte nichts von einer Schlachtplatte. Die Wirkung ergibt sich fast vollkommen aus der psychologischen Wirkung des „Gezeigten“, das sich fast ausschließlich auf erniedrigende Gewalt gegen Frauen konzentriert. Auch im weiteren Verlauf des Filmes ist kein Gorefest zu erwarten. Es gibt ein paar abgetrennte Finger (was mittlerweile für Terrorfilme wohl ein obligatorischer Cheat zu sein scheint) und ein oder zwei Blutspritzer, expliziter wird man – sicher auch aus Budgetgründen – niemals. Und dennoch sitzt das Gezeigte auf den Punkt, eben weil dem Zuschauer dank der im Nachhinein brillanten Einführung und dank formidabler schauspielerischer Leistungen der Jungdarsteller die Charaktere nicht am Allerwertesten vorbeigehen und man inständig hofft, sie mögen dem sadistischen Mick entkommen. Insbesondere alle Szenen um die beiden Frauen geraten so zu einem Fest für den wahren Terrorfilmfan!
Was man „Wolf Creek“ mit zunehmender Laufzeit allerdings ankreiden muss, ist, dass er im letzten Drittel ab und zu den schmalen Grad zwischen Terror und Menschen- verachtung in die falsche Richtung überschreitet. Insbesondere der immer grimmiger werdende Humor, der durch Zynismen wie die Pervertierung eines der besten Crocodile Dundee Gags (ich sage nur Messer…) und die mehr als sinnbildliche Erklärung des Begriffes „Kopf am Stiel“ immer geschmackloser wird, ist teils massiv grenzwertig. Wobei man als Zuschauer aber fast schon dankbar ist, die Anspannung für einen Moment in einem „befreiten“ Lachen abschütteln zu können. Der zynische Unterton ist und bleibt aber bedenklich. Und wo wir gerade bei den negativen Punkten sind: Die genrebedingte Blödheit der Charaktere ist hier wieder einmal ziemlich offensichtlich. Manche Handlungen im Terrorteil sind schlicht und ergreifend einfach nicht nachvollziehbar. So sei mir hier stellvertretend die Frage erlaubt, warum man, wenn man schon die Gelegenheit hat, einem Bad Ass den Gewehrkolben über den Schädel zu ziehen und so seinem Wirken ein Ende zu setzen, mit dem Kolben auf den KÖRPER schlägt, wo es den massiven Kerl niemals jucken wird? Derartige kleine Ausrutscher können das wohlige Terrorgefühl beim Zuschauer allerdings niemals wirklich beeinträchtigen.
Und so bleibt „Wolf Creek“ ein grimmiger, effektiver, kleiner Terrorstreifen, den ich qualitativ nur knapp hinter der eigentlichen Genrereferenz „The Hills Have Eyes“ von Alexandre Aja ansiedeln würde.
In Deutschland ist der Streifen von dem Label Kinowelt/Studiocanal auf DVD veröffentlicht worden. Mit einer FSK 18 kommt der Streifen uncut …
In diesem Sinne:
freeman
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