Originaltitel: Sundown: The Vampire in Retreat__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1989__Regie: Anthony Hickox__Darsteller: David Carradine, Morgan Brittany, Bruce Campbell, Jim Metzler, Maxwell Caulfield, Deborah Foreman, M. Emmet Walsh, John Ireland, Dana Ashbrook, John Hancock u.a. |
Bereits früh in seiner Karriere erwies sich Anthony Hickox als kreativer B-Filmer im Bereich des Phantastischen, etwa mit seinem Regiedebüt „Waxwork“, und auch sein zweiter Film „Sundown“ ist alles andere als ein konventioneller Vampirschinken.
„Sundown“ greift die aktuell immer wieder gern genutzten Idee der Vampire beim Blutverzicht („True Blood“, „Twilight“ usw.) auf. In diesem Fall hat sich die Beißerschar in die Wüste zurückgezogen, überlebt dort mit Extrem-Sonnenschutzcreme und Synthetikblut und hat dem Städtchen den telling name Purgatory (= Fegefeuer) gegeben. Jedoch gibt es Probleme bei der Herstellung des Blutersatzes, wie man in den ersten Filmminuten erfährt.
David Harrison (Jim Metzler), der Erfinder des Verfahrens, und seine Familie wollen jedoch Urlaub in Purgatory machen, weshalb die Vampire ihn wie einen Messias willkommen heißen. Dumm nur, dass ausgerechnet jetzt ein Gruppe Abtrünniger eine Revolution anzetteln will und zu den alten Blutsaugerwegen zurückkehren…
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Was für ein Genremix, den Hickox dem Zuschauer da auftischt, der Vampirstoff versetzt mit Elementen von Western, Abenteuer und Komödie, das ist schon eine ganze Menge – und genau deshalb strauchelt „Sundown“ dann ein wenig, denn komplett bekommt Hickox seine verschiedenen Genres nicht unter einen Hut. Vor allem der parodistische Part hat seine Schwächen, nimmt aber die quasi die komplette erste Hälfte von „Sundown“ ein. Vampire, die ein milchartiges Gesöff aus Spezialstrohhalmen trinken, versuchen sich zivil zu benehmen und arroganten Arschloch-Touris dann in einem Moment der Schwäche den Kopf von den Schultern hauen – das hat schon was. Doch nach rund 15 Minuten hat sich der Gag erschöpft, „Sundown“ dreht sich im Kreis, wenn immer wieder neue Menschen ins Vampirkaff kommen und so ihre Schwierigkeiten mit der Fassade der Normalität haben, welche von den Vampiren auch nicht immer mit viel Elan aufrechterhalten wird.
Zudem wird der Zuschauer etwas arg mit verschiedenen Handlungssträngen befeuert, es taucht der Nachfahre Robert Van Helsing (Bruce Campbell) auf, zwei der Vampireinwohner haben augenscheinlich deutsche Wurzeln, wie man ihren deutschen Einwürfen im O-Ton merkt, der Stadtgründer Jozek Mardulak (David Carradine) hat noch eine ältere Identität, wobei jeder Fan von Anagrammen dieses Rätsel schnell entschlüsselt hat, Davids Frau Sarah (Morgan Brittany) hatte eine Affäre, die eine Rolle spielt usw. Da verliert der Film schnell den Überblick, folgt keiner Figur so richtig und zerfasert etwas – baut aber immerhin so viel Sympathie für seine Charaktere auf, dass man mit den Guten immerhin genug mitfiebert.
Die Kurve zu Besserem bekommt „Sundown“ dann an jenem Punkt, wenn die Elemente von Actionfilm und Revolutionswestern zunehmen und es zum Showdown zwischen den Vampirgruppierungen kommt. Patronen mit Holzprojektilen sei Dank wird dann auch die Shoot-Out-Fraktion gut bedient, es rummst ordentlich und man sieht deutlich, dass Spektakel das ist, was Hickox am besten liegt. So sehr man dem vorigen Film seine Liebe zum Genre anmerkt, so charmant die ganz offensichtlich handgemachten Fledermaustricks in Harryhausen-Tradition auch sind – erst in Hälfte zwei läuft „Sundown“ dann zu Hochtouren auf, was leider ein bisschen spät ist.
Darstellerisch kann man hingegen keinesfalls klagen, gerade der vielbeschäftigte David Carradine („McQuade – Der Wolf“), dessen Leistungen immer stark schwankten, präsentiert sich hier in erfrischender Bestform, Bruce Campbell („The Demolitionist“) bringt seinen typischen körperbetonten Humor in den Film, der aber recht charmant ist, und Leute wie Jim Metzler („Waxwork 2“), Morgan Brittany („Virus Attack“) und M. Emmet Walsh („Missing in Action“) supporten mehr als zufriedenstellend. In einer Rolle als Schmierlappen-Teenager darf Dana Ashbrook dann schon mal für seine Rolle als Schmierlappen-Teenager in „Twin Peaks“ üben.
„Sundown“ ist eine wirklich liebevoll inszenierte Angelegenheit, deren Anspielungen, Effekten und Actionszenen man die Begeisterung des Regisseurs anmerkt. Würde die erste Hälfte nicht so sehr auf der Stelle treten, würde der Film mehr Tempo haben – er wäre mehr als das recht nette Vergnügen, das er ist.
Auf DVD bisher von verschiedenen Anbietern erschienen, zuerst bei epiX, die „Sundown“ 2010 als zweiten Film in ihrer Reihe „Twilight Classics“ veröffentlichten (welcher Film da wohl Pate für die Reihe stand?). Ungekürzt mit Freigabe ab 16 Jahren.
© Nils Bothmann (McClane)
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