Originaltitel: The Baytown Outlaws__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2012__Regie: Barry Battles__Darsteller: Clayne Crawford, Daniel Cudmore, Travis Fimmel, Paul Wesley, Eva Longoria, Billy Bob Thornton, Brea Grant, Serinda Swan, Thomas Brodie-Sangster, Zoe Bell, Natalie Martinez, Michael Rapaport, Andre Braugher, Agnes Bruckner u.a. |
Ein unbeleckter Regisseur und eine semi-prominente, aber stets in zweiter Reihe agierende Besetzung – „The Baytown Outlaws“ war kein Film, der viel Aufmerksamkeit generierte, und hat daher das Zeug positiv zu überraschen.
Es beginnt mit einer famosen Credit-Sequenz, in welcher die Oodie-Brüder Brick (Clayne Crawford), Lincoln (Daniel Cudmore) und McQueen (Travis Fimmel) ein Haus stürmen und dessen drogendealende Bewohner über den Jordan schicken. Bei der Ballerei Gangster vs. Gangster werden immer wieder Comicbilder in die Credits eingebaut, was heutzutage ein nicht unbeliebtes Stilmittel ist, aber hier erfreulich frisch gemacht wurde und dem Film gleich seinen comichaften Touch gibt, der die Stimmung im weiteren Verlauf prägen soll.
Die drei seit ihrer Jugend kriminellen Brüder erledigen gegen Bezahlung andere Kriminelle und sind so gut darin, dass sie die Aufmerksamkeit von Celeste (Eva Longoria) auf sich ziehen. Diese heuert sie an, damit sie ihren Patensohn Rob (Thomas Brodie-Sangster) aus den Händen ihres Ex-Mannes Carlos (Billy Bob Thornton) befreien. Allerdings erwähnt Celeste nicht, dass Carlos ein einflussreicher Drogenbaron ist, was der Zuschauer dagegen schon bald erfährt. Zur zusätzlichen Suspense-Steigerung mischen sich noch die Bundesbehörden ein, denen die Mordattentate der Oodie-Brüder aufgefallen sind.
Die Befreiung Robs gelingt, Carlos aber überlebt, und setzt Killer auf die Brüder an, die sie abfangen und töten sollen. Von mehreren Parteien gejagt ziehen die Oodies durch die Lande und müssen sich dabei auch Fragen über ihre eigene Berufung stellen…
httpv://www.youtube.com/watch?v=vj-YDK-XJcg
Barry Battles’ Film zeigt nun die innere wie äußere Odyssee der drei Outlaws und man kann sich natürlich darüber aufregen, dass der Film seine drei Titelfiguren, die nun einmal Mörder sind, etwas zu wohlwollend betrachtet, allerdings zeigt der spätere Verlauf, warum die Sympathien durchaus berechtigt sein mögen. Denn es zeigt sich, dass die drei bei aller Härte, Prolligkeit und asozialem Verhalten ihr Herz am rechten Fleck tragen. Weiterhin entschuldigt der Film ihre Fehler nicht, zeigt aber auch, dass sie sich ändern können, was die Problematik zwar nur teilweise entschärft, aber dennoch funktioniert.
In erster Linie aber ist „The Baytown Outlaws“ ein erfrischend bleihaltiger Redneck-Actioncomedythriller mit ordentlich Schmackes und vielen Einfällen, etwa die ziemlich abgefahrenen Killertrupps, die auf die drei Titelfiguren angesetzt werden. Immer wieder präsentiert sich der Film angenehm schräg, gerade beim Überfall einer weiblichen Killergemeinde, deren Mitglieder sich als willige Betthäschen ausgeben und dabei auf das vorsintflutliche Frauenbild der Rednecks bauen: In diesen Szenen läuft der Film zu Höchstform, egal ob es die Situationskomik („How about a dance?“) oder die Sprüche („It was the longest relationship I ever had.“) sind. Doch auch abseits dieses Highlights kann der Film mit markigen Onelinern und schwarzem Humor punkten, der political correctness erfreulich weit hintenan stellt.
Natürlich mündet das Gerangel um den Patensohn immer wieder in Actionszenen, mögen es Highway-Jagden, Nahkämpfe oder Ballereien mit hohem Munitionsverbrauch sein. Langfilmdebütant Battles setzt dabei auf eine Verbindung von comicartigen Übertreibungen und erfrischender Härte, choreographiert und inszeniert die Actionszenen mit Dynamik und Einfallsreichtum, wodurch der Krawall nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Im Showdown könnte es ein wenig exzessiver zur Sache gehen, ein würdiges Finale ist die Abschlussballerei dennoch.
Auch die Besetzung ist vortrefflich gecastet, gerade was die Newcomer Clayne Crawford („Smokin‘ Aces 2“), Daniel Cudmore („X-Men: Days of Future Past“) und Travis Fimmel („Restraint“) betrifft – hier hat Battles erfreulicherweise auf Talent und nicht auf Namen geachtet, wodurch diese die Outlaws mit dem Herz am rechten Fleck wunderbar verkörpern. Eva Longoria („The Sentinel“) schlägt sich wacker in ihrer Nebenrolle, Billy Bob Thornton („Auf brennendem Eis“) hat sichtlich Spaß an der Rolle des oberschmierigen Drogendealerchefs, während Zoe Bell („Raze“) mit Freude mal wieder als toughe Actionlady auftritt. In einer Nebenrolle darf sich Michael Rapaport („Deep Blue Sea“) erneut als talentierter Komiker beweisen, Andre Braugher („Salem’s Lot“) als Sheriff bietet hervorragenden Support und Thomas Brodie-Sangster („Hitler: Aufstieg des Bösen“) spielt in der Rolle des Patensohnes ganz groß auf. Weniger durch Schauspielkunst denn durch Aussehen punktet Natalie Martinez („Broken City“) als sexy Killerin.
Was man bei allem Spaß an Battles’ temporeichem Film, der auch mit kleinen Seitenhieben gen Backwood- und Redneckgenre nicht spart, allerdings bemerken muss, ist die Tatsache, dass „The Baytown Outlaws“ weder aufregende Plottwists oder viel Subtext besitzt, sondern relativ simpel und straightforward abläuft. Das dann aber auch wie ein geöltes Maschinchen.
Komplex ist anders und man muss sich mit der wohlwollenden Darstellung der mordenden Hauptfiguren abfinden, aber eine derart temporeiche, schnörkellose Sause hat ihre Daseinsberechtigung, vor allem, wenn sie mit so viel schwarzem Humor und flotten Sprüchen aufwarten kann. Nicht die Königsklasse, aber schon ein ziemlicher Knaller.
Starke:
DVD und Blu-Ray kommen von Universal, sind ungekürzt und bieten identische Extras: Ein ausführliches Making of sowie Trailer.
© Nils Bothmann (McClane)
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