Originaltitel: Transformers: Age of Extinction__Herstellungsland: China, USA__Erscheinungsjahr: 2014__Regie: Michael Bay__Darsteller: Nicola Peltz, Mark Wahlberg, T.J. Miller, Stanley Tucci, Sophia Myles, Kelsey Grammer, Jack Reynor, Thomas Lennon, Abigail Klein, Titus Welliver, Bingbing Li u.a. |
Nachdem bei dem letzten Aufeinandertreffen der verfeindeten Autobots und Decepticons beinahe ganz Chicago vernichtet wurde, haben die Menschen und vor allem die amerikanische Regierung genug von den Kämpfen verfeindeter Aliens auf unserem Erdenrund. Darum kündigen sie die Zusammenarbeit mit den Autobots auf und setzen sowohl Autobots als auch Decepticons auf die Abschussliste einer verdeckt operierenden Black-Ops Spezialeinheit. Diese macht gemeinsam mit Lockdown, einem außerirdischen, äußerst brutalen Transformers-Kopfgeldäger, Jagd auf alle Roboter, die auf der Erde verblieben sind.
Währenddessen hat der Erfinder Joshua Joyce den grundlegenden Code des Aufbaus der Transformers geknackt. Mit diesem Wissen und mit Hilfe sogenannten Transformiums (dem Metall, aus dem die Roboter bestehen) konstruiert er im Auftrag der US-Regierung Transformers, die man vollumfänglich steuern und als Waffen befehligen kann. Diese verbesserten, neuen Versionen der bekannten Transformers sind allerdings weitaus gefährlicher als gedacht, denn wirklich unter Kontrolle hat Joyce seine Schöpfung nicht. Doch davon ahnt er nichts. Vielmehr will er seine Forschungen immer weiter vorantreiben. Was er dazu benötigt, ist mehr Transformium. Mithilfe einer Bombe, die „Seed“ genannt wird, will er dieses produzieren. Blöderweise wurde er in Bezug auf diese Bombe von Lockdown massiv hinters Licht geführt und es droht die Auslöschung von Tausenden Menschenleben.
Diese Gefahr könnten nur die Autobots abwenden. Doch diese haben längst keine Lust mehr, verlustreiche Kämpfe für ebenjene Menschen zu führen, die sie gnadenlos verfolgen und auslöschen. Nur einer könnte sie von der Notwendigkeit zu kämpfen überzeugen: Optimus Prime. Doch dieser liegt defekt in der Werkhalle des Erfinders Cade Yeager…
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Zu Beginn von „Transformers – Ära des Untergangs“ ist man Michael Bay regelrecht dankbar, dass er endlich auf nichtssagende MacGuffins wie den Allspark und Co. verzichtet. Stattdessen inszeniert er eine flotte Abfolge aus Aktionen und Reaktionen, die den Film mit einem ordentlichen Tempo vorantreibt und in dem Motiv der Verfolgung der Roboterrassen durch die Menschheit einen interessanten Ansatz verfolgt, welcher durch die Forschungen von Joshua Joyce eine interessante Eigendynamik erhält. Doch leider traut Bay dem Braten nicht und lanciert dann doch den franchisetypischen MacGuffin. Diesmal in Form einer Bombe, die nach etwa 105 Minuten Laufzeit eine Erklärung für den bis dahin vollkommen in der Luft hängenden Prolog liefert und spätestens zu diesem Zeitpunkt offenbart, wie extrem Bay in seiner Erzählung irgendwann zerfasert und beinahe ziellos durch sein Opus Magnum sich transformierender Roboter treibt. Irgendwer muss gerettet werden? Let’s do it! Chicago wird wieder zerstört? Klaro! Warum? Egal! Die Menschen bauen Transformers? Jupp, und sie updaten sie sogar! Eine Bombe bedroht die Welt? Das dürfen wir nicht zulassen! Und hey, Hongkong könnten wir doch auch mal kaputt machen, oder? Natürlich! Irgendwann weiß man als Zuschauer gar nicht mehr so recht, wer hier gerade aus welchem Grund in irgendeine Actionsequenz verwickelt ist.
Erstaunlicherweise kommt über die wirklich arg epischen 2 Stunden und 45 Minuten trotzdem keinerlei Leerlauf auf. Zumindest, wenn man einen Sinn für großes Spektakel hat. Und genau hier liefert Michael Bay sein absolutes Meisterstück ab! Sind seine ersten Actionsequenzen beinahe noch verhalten kurz, allerdings in keinster Weise klein skaliert, legt er ungefähr nach einer Stunde Laufzeit so brachial los, dass der Kinosaal förmlich zu beben beginnt. Man wagt auf einmal gar nicht mehr zu blinzeln, weil man ein großes Bild oder einen gigantischen Effekt verpassen könnte. Oder kleine, noch nie gesehene Szenen wie jene, in der mittels des Vorderreifens eines durch die Luft segelnden Autos ein Bäddie in Zeitlupe einen Kinnhaken verpasst bekommt. Spätestens in Chicago zündet Bay dann eine Non-Stop Actionorgie, die bestimmt gute 30 Minuten läuft und von Duellen mit Fluggefährten über Ballereien in einem riesigen Raumschiff bis zu schwindelerregenden Kletterpartien zwischen Raumschiff und Hochhaus einen Schauwert auf den nächsten packt und einen gar nicht zur Ruhe kommen lässt. Diese Einlage, die jedem Marvel- und vorherigen Transformers-Film als Showdown gedient hätte, führt in Michael Bays brachialem vierten Transformers-Streifen nur zum Showdown hin!
Dieser steigt in China, genauer Hongkong, und sorgt diesmal beinahe eine Stunde lang für ein Purzeln der Baylights. Da liefert sich Mark Wahlberg („Max Payne“) ein haarsträubendes Duell an der Fassade eines Hongkonger Hochhauses mit Titus Welliver („Argo“). Dann bombardieren die Kopfgeldjäger um Lockdown die Stadt mit aus dem Ozean aufgesogenen Schiffen (Frachtschiffe, Fähren,… diese Preisklasse!) und lassen nebenbei Autos, Laster und dergleichen mehr auf die Helden und die Infrastruktur regnen. Und dann legen auch noch die groß angekündigten Dinobots los. Eine derartige Überreizung mit Sinneseindrücken und spektakulären Bildern kann wirklich nur einer inszenieren: Mister „Bigger-Than-Life“: Michael Bay!
Auch wenn er gerade für das Transformers-Franchise gerne angegangen wird, so liefert er doch genau mit diesen Filmen immer wieder neue Messlatten fürs Actiongenre, unter denen die meisten zeitgenössischen Produktionen aufrecht stehend und auf Stelzen laufend drunter durch laufen können. „Transformers – Ära des Untergangs“ ist filmgewordener Gigantismus. So überlebensgroß, wie Kino nur sein kann! Da fällt auch gar nicht groß auf, dass der „Neustart“ der Transformers sich eher sehr organisch in das bestehende Franchise eingliedert und wie die Vorläufer funktioniert. Eigentlich hat Bay nur den Humoranteil herunter gedreht bzw. ihn ein wenig erwachsener gemacht.
Das gelingt ihm vor allem dank seinem neuen Star: Mark Wahlberg. Dieser wird zwar ein wenig zu nerdig eingeführt (den Tüftler nimmt man ihm nicht so recht ab, dafür den aufrechten Amerikaner umso mehr), wird aber dann umgehend als Mann der Tat installiert, der im Gegensatz zum lahmen Sam Witwicky NICHT andauernd kreischend wegrennt, sondern selbst in die Kämpfe eingreift und sogar diverse fiese Transformers umnietet! Wahlberg agiert zudem als Vater einer Tochter im Teenageralter, deren Hormone er nur schwerlich unter Kontrolle zu halten weiß, was für diverse sehr komische Familien- momente sorgt und wesentlich charmanter daherkommt als der um Sam und seine Familie bzw. seine Love Interests gestrickte Humor in den Teilen I-III. In der Action macht Wahlberg eine gewohnt gute Figur und darf in diversen Highlight-Szenen des Filmes richtig aufdrehen.
Dagegen kommen seine Co-Stars selten an. Seine von Nicola Peltz („Bates Motel“) gegebene Filmtochter leidet massiv darunter, dass Bay nach wie vor mit Frauenfiguren nichts weiter anzufangen weiß. Sie müssen nur knallenge Höschen tragen, dekorativ schwitzen und sich retten lassen. Das schafft die mir zu langweilige, kantenlose Peltz zwar ganz gut, wirklich gut funktionieren will ihre Figur aber nie. Ihr Love Interest, der Wahlbergs Vaterfigur viele Kopfschmerzen bereitet, wird von Jack Reynor gegeben, der vor allem im Zusammenspiel mit Wahlberg köstlich funktioniert, ansonsten aber vom Drehbuch ein Stück weit sehr alleingelassen wird. Der chinesische Star Li BingBing („The Forbidden Kingdom“) hat das gleiche Problem wie Frau Peltz, darf aber zumindest gegen Ende ordentlich in der Action mitmischen. Ansonsten kommt aber häufiger der Gedanke auf, dass sie nur gecastet wurde, um dem Franchise neben dem Drehort Hongkong noch mehr chinesische Türen und Tore aufzustoßen. Sophia Myles („Moonlight“) und Kelsey Grammer („X-Men – Der letzte Widerstand“) sind zwar im engen Korsett ihrer eindimensionalen Rollen gefangen, machen aus dieser Situation aber erstaunlich viel. Den Vogel schießt allerdings Stanley Tucci („Die Tribute von Panem“) als Steve Jobs Lookalike Joshua Joyce ab! Der Mime hat sichtlichen Spaß an seiner Rolle und beschert dem Film ein paar köstliche Momente.
Der Verzicht auf allzu überdrehte Sidekicks bzw. deren teils überraschendes Ableben verdeutlicht das Bemühen der Macher, „Transformers – Ära des Untergangs“ im Humor ein wenig erwachsener zu machen. Leider gelingt ihnen das bei den Transformers selbst nicht. Diese dürfen wieder ganz viel, ganz sinnentleerten und vor allem seltsam kindischen Humor transportieren. Und kalauern sie gerade nicht, schwurbeln sie so pathetisch daher, dass sich einem die Fußnägel hochrollen. Aber da kann oder will Bay nicht aus den Vorgaben des bisherigen Franchises ausbrechen. Vielleicht müssen Riesenroboter auch in gewisser Weise infantil wirken, damit der Zuschauer eine Bindung zu ihnen aufbaut? Schwer zu sagen. Zumindest kann ich aber bestätigen, dass die Actionszenen von Wahlberg und seinen menschlichen Mitstreitern weitaus intensiver geraten sind als die Roboteraction. Bei der weiß man nämlich nie so recht, welche Aktion nun besonders verheerend oder gefährlich war, da die Roboter alles scheinbar problemlos überstehen.
Michael Bay („Pain & Gain“) drückt derweil seinem Film wieder seinen eindeutigen Stempel auf. Stark farbkorrigierte Bilder hier, schnelle Schnitte da, großartige Kamerafahrten, kühne, so noch nie gesehene Perspektiven und eine um die Charaktere kreisende Kamera. Alles drin! Genau wie eine ganze Armada an Hubschraubern. Man hat das Gefühl, alle fünf Minuten donnert einer durch das Bild. Dazu kommen absolut perfekte Special Effects. Egal ob Transformers, Alienschiffe oder Zerstörungsszenarien, die Effekte sitzen auf den Punkt. Auch und gerade bei den von Menschenhand geschaffenen Transformern 2.0, bei denen man den Eindruck hat, dass sich ihre „Moleküle“ und Einzelteile vorm Auge des Zuschauers erst zusammensetzen.
Wo Michael Bay ebenfalls ordentlich hingelangt hat, ist das Product Placement. Spätestens wenn der Film in Hongkong angekommen ist, meint man tatsächlich nur noch einen überlangen Werbeclip zu verfolgen. Und bis dahin wurde man schon zugeballert mit zig Automarken, Computerherstellern, Lautsprecherpro- duzenten, Modelinien, Waffenmarken,…! Mindestens genauso oft darf im Hintergrund die amerikanische Flagge wehen und in Sachen menschlichem Kollateralschaden kennt Bay absolut kein Maß! Was hier in Autos zerquetscht und unter Häusern begraben werden dürfte, macht den Film mühelos zu einem der bodycountintensivsten Streifen aller Zeiten. Hier wird „Transformers – Ära des Untergangs“ teilweise regelrecht zynisch im Grundton, auch wenn Bay EINEN Betroffenen nach einem brachialen Unfall tatsächlich unverletzt aus seinem Wagen aussteigen lässt.
Gerade die letzten Fakten und wie man dazu steht, muss jeder mit sich selbst ausmachen. Ich kann hier freilich nur für mich sprechen und ich konnte das ziemlich gut ausblenden. Denn hey, it’s a Michael Bay Movie! You know what i mean? Zudem hatte ich die große Freude, den Film in einem Imax-3D Kino zu sehen. Und gerade hier entfaltet der Film eine überlebensgroße, so noch nicht gekannte Überwältigungskraft, die einen mehrmals ungläubig mit dem Kopf schütteln lässt. Einfach weil das, was Bay hier auf die Leinwand wuchtet, richtig Staunen macht. Die technische Perfektion verblüfft und das enorme Tempo tröstet über die arg zerfahren wirkende Story mühelos hinweg. So vergehen die beinahe drei Stunden Laufzeit trotz aller nicht zu bestreitenden „Problemchen“ wie im Fluge. Die optische Umsetzung atmet alle bekannten Insignien Michael Bays und Arizona mal durch seine Augen zu sehen, hat schon etwas Magisches. Die grandiose Musik von Steve Jablonsky und Imagine Dragons (die durchgehend für komplett neue Themen sorgen!) schafft es tatsächlich, gegenüber den irren Bildern zu bestehen und sie sogar anzupeitschen. Der vollkommene Austausch der menschlichen Darsteller tut dem Film ebenfalls gut und bietet mit Mark Wahlberg einen sympathischen Helden auf, der auch mal hinlangen darf. Und die Dinobots rocken einfach mal alles in Grund und Boden. Das Ergebnis ist große, wirklich spektakuläre Unterhaltung, für die der Begriff Mäßigung ein vollkommenes Fremdwort darstellt und die gerade wegen der damit verbundenen Reizüberflutung auch als ziemlich anstrengend empfunden werden könnte… Style over Substance in XXXXXL!
Der Film kommt am 17. Juli 2014 in die deutschen Kinos. Der von Paramount Pictures vertriebene Film ist mit einer FSK 12 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Paramount Pictures Germany GmbH__FSK Freigabe: ab 12__Geschnitten: nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, ab 17. Juli 2014 im Kino |