Originaltitel: Joy Ride 3__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2014__Regie: Declan O’Brien__Darsteller: Kirsten Prout, Ben Hollingsworth, Dean Armstrong, Jesse Hutch, Ken Kirzinger, Gianpaolo Venuta, Leela Savasta, J. Adam Brown, Sara Mitich, Jake Manley u.a. |
Ein vollkommen abgefucktes Junkie-Pärchen donnert sich in einer billigen Absteige die Birne zu und vögelt sich nebenbei das letzte bisschen Restverstand aus der Birne. Da stellt sie entsetzt fest, dass die spaß- verstärkenden Drogen zur Neige gehen. Leider ist der männliche Dope-Head so abgebrannt, dass an Nachschub gar nicht zu denken ist. Kurzentschlossen beschließt man, einen ahnungslosen Trucker abzu- ziehen. Sie könne sich ja als Beischlaf- unterlage zur Verfügung stellen und er brät dem Trucker dann ordentlich eine über, um ihm eventuelle Stimmungsaufheller abzu- nehmen oder ihm zumindest die Geldbörse zu entwenden. Mittels CB-Funk wird ein Treffen der scheinbar amourösen Art anberaumt. Doch blöderweise hat der Trucker wohl Lunte gerochen und setzt die beiden Junkies außer Gefecht. Als sie wieder zu sich kommen, hat er sie längst an seinen Truck gefesselt und verarbeitet sie brachial zu Hackfleisch…
Der Einstieg in „Joy Ride 3“ referenziert überdeutlich an das kleine, grimmige und düstere Original, das in seinen besten Momenten, und das waren einige, an das intensive Steven Spielberg Frühwerk „Duell“ erinnerte. In „Joy Ride“ machte unter anderem Paul Walker mittels CB-Funk Bekanntschaft mit dem Trucker Rusty Nails, der auf einen witzig gemeinten „Streich“ auf seine Art und Weise reagierte und seine Variante der ausgleichenden Gerechtigkeit über drei junge Leute hereinbrechen ließ. Rusty Nails rückte dann in der DTV-Fortsetzung „Joy Ride 2 – Dead Ahead“ in den Fokus der Geschichte. Der Film präsentierte uns einige Einblicke in Rustys Leben und lehnte sich sehr stark an das damals gerade grassierende Torture-Porn Fieber an. Dementsprechend legte der Film in Sachen Härte und Bodycount deutlich zu. Und genau das übernahm man aus Teil II für den neuesten „Joy Ride“.
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In diesem fokussiert das aktuelle „Wrong Turn“ Mastermind Declan O’Brien (er inszenierte die Teile III, IV, V der Kannibalen-Streifen) auf den Rennfahrer Jordan Wells, der mit seiner Crew auf dem Weg gen Kanada ist, um dort ein wichtiges Autorennen zu bestreiten. Blöderweise meint einer seiner Mechaniker, er müsse sich auf dem Weg zum Zielort mit einem Trucker anlegen. Dieser rammt beinahe die Reisegruppe von der Autobahn und kann nur mit Mühe und Not abgehängt werden. Doch der Trucker scheint richtig sauer auf die arg arrogant wirkenden jungen Leute zu sein und beschließt, ihnen den Trip zur wahren Hölle auf Erden zu machen…
Früh ist im Film vom sogenannten Highway des Todes die Rede. Genauso früh treffen unsere jugendlichen Helden auf einen irren „Hinterwäldler“, der sie davor warnt, ebenjene Strecke zu befahren. Das juckt unsere Helden freilich einen Scheiß und natürlich geraten sie ausgerechnet auf dieser Straße an Rusty Nails. Langer Rede kurzer Sinn: O’Brien langt wirklich ohne jedwede Hemmungen tief in die Klischeekiste der Horrorfilmingredienzien. Das würde dank flottem Tempo und erstaunlich starker Inszenierung durchaus funktionieren, wenn, ja wenn da nicht die absolut erbärmlich geskripteten Figuren des Filmes wären. Ihre Handlungen, Motive und Entscheidungen als hirnrissig zu bezeichnen, wäre wahrlich geprahlt. Keiner der Charaktere funktioniert. Keiner der Charaktere ist glaubwürdig. Und keiner der Charaktere lässt einen irgendwie mitfiebern.
Also lässt O’Brien Rusty Nails sehr häufig und meist bei gleißendem Tageslicht von der Leine. Und auch wenn er den durchgeknallten Trucker meist im harten Gegenlicht filmt, geht diesem seine düstere Bedrohlichkeit so vollends flöten. Er wird zu einer Art Slasher-Antiheld in der Tradition von Michael Meyers und Co., dessen Auftritte die eigentlichen Highlights des Filmes darstellen. Dieses Vorgehen ist freilich absolut legitim, es raubt dem Film aber viel Spannung und macht ihn mehr und mehr zur Nummernrevue, an deren jeweiligen Schlüsselpunkten ein weiterer „Held“ aus dem Leben scheidet.
Dieses Dahinscheiden gestaltet O’Brien durchweg sehr sehr blutig und er setzt dankenswerterweise (hier hat er wohl von seinen „Wrong Turn“ Erfahrungen gelernt) vollkommen auf Handmade-Effekte und saut mal so richtig herum. Hier ist es beinahe schade, dass Rusty in der Haupthandlung letztlich nur sechs Opfer vorgesetzt werden. Im Vergleich zum Vorgänger geht es „Joy Ride 3“ slasherfilmtypisch eher um kreatives Morden und weniger um langwieriges und breit ausgewalztes Gefolter.
In optischer Hinsicht agiert O’Brien höchst solide. Vor allem seine coolen Kamerafahrten rund um die Szenen, in denen er die dahinjagenden Gefährte abfilmt, machen richtig Laune und lassen direkt den Gedanken aufkommen, dass „Joy Ride 3“ tatsächlich etwas Geld kosten durfte.
Auch die stark farbgesättigten Bilder wissen rundweg zu gefallen. Leider darf O’Brien nie große Actionszenerien auffahren. Explosionen und große Unfälle bleiben bis auf ein spektakulär durch die Luft segelndes Auto aus. Und auch die Konfrontationen zwischen Rusty Nails und seinen Opfern sind eher sehr kurzer Natur, weshalb auch hier die ganz großen Schauwerte aus- bleiben und der Eindruck vom dickeren Geldbeutel wieder flott relativiert wird. Im späteren Verlauf schraubt O’Brien seine Optik dann auch deutlich zugunsten immer gleicher Nachtszenarios zurück. Schade.
Am Ende bleibt ein Horrorfilm-Beitrag, der den heimlichen Star der „Joy Ride“ Filme mehr und mehr zum eigentlichen Star aufbaut. Davon zeugen die Tatsachen, dass man Rusty Nails nur Kanonenfutter anstelle ordentlicher Charaktere vorsetzt und die Highlights des Filmes darin bestehen, wie Rusty die laufenden Kleiderständer um die Ecke bringt. Auch das typisch offene Ende schlägt in die gleiche Kerbe. Das hat ein insgesamt durchaus ordentliches Tempo, kann aber dank eines wahren Overloads an Klischees nie Spannung generieren oder irgendwie mitreißen und bleibt deutlich hinter beiden bisherigen Serieneinträgen zurück.
Der Streifen erscheint am 18. Juli 2014 auf DVD und kommt von dem Label Twentieth Century Fox. In HD Form kann man den Streifen nur als Download erwerben! Die FSK 18 freigegebene DVD ist ungeschnitten und enthält die Unrated Fassung des Streifens.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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