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A Quiet Place: Tag Eins

Originaltitel: A Quiet Place: Day One__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2024__Regie: Michael Sarnoski__Produktion: Michael Bay u.a.__Darsteller: Lupita Nyong’o, Joseph Quinn, Djimon Hounsou, Alex Wolff, Zay Domo Artist, Thea Butler, Jennifer Woodward, Alfie Todd, Elijah Ungvary, Alexander John, Jonathan Sparrow, Cain Aiden u.a.
A Quiet Place: Tag Eins

Das erneut von Michael Bay produzierte Prequel „A Quiet Place: Tag Eins“ beschreibt die Ankunft der Alienmonster auf der Erde

A Quiet Place“ mauserte sich zum Überraschungserfolg, weshalb das Sequel „A Quiet Place 2“ die Geschichte der überlebenden Hauptfiguren weitererzählte, aber auch einen kurzen Einblick in die Ankunft der Bedrohung gab. „A Quiet Place: Tag Eins“, halb Prequel, halb Spin-Off, beleuchtet jenes Event nun in Spielfilmlänge.

Es ist ein Film des angekündigten Sterbens, aus mehreren Gründen. Einerseits weiß man durch den Trailer und die Vorgängerfilme, was kommen und große Teile der Menschheit dahinraffen wird. Andrerseits hat Protagonistin Samira (Lupita Nyong’o) eh nicht mehr lange. Sie lebt in einem Hospiz, aufgrund einer tödlichen Krankheit, die jeden Muskel in ihren Körper wie Feuer brennen lässt, sind ihre Tage gezählt. Sie reagiert mit Zynismus und Weltflucht, da mag ihr Gruppenbetreuer Reuben (Alex Wolff) sich noch so ins Zeug legen. Eine ungewöhnliche Wahl der Hauptfigur, aber auch konsequent: Im erwarteten Überlebenskampf kann Samira mit dem Mut und der Entschlossenheit eines Menschen agieren, der eh nichts mehr zu verlieren hat.

Als Samira, Reuben und die Patientengruppe sich nach New York für eine Theateraufführung begeben, passiert das, was der Franchise-Charakter des Ganzen schon anteasert: Aliens landen auf der Erde, in diesem Fall in Manhattan. Es sind Monster, die nach Gehör jagen, in einer Stadt, deren durchschnittliche Lärmbelastung 90 Dezibel beträgt, wie Texttafeln zu Beginn verraten. Das folgende Geschehen, erlebt durch Samiras Augen, lässt 9/11-Assoziatonen hochkommen: Der Schauplatz New York, die Flugobjekte vom Himmel und vor allem der allgegenwärtige Staub in den Straßen. Noch dazu verbirgt er die Monster, auch aus horrordramaturgischen Gründen: Die soll das Publikum erst später in voller Pracht sehen können, auch wenn diese bereits aus den Vorgängern bekannt sind.

Samira geht während des Angriffs k.o., wacht schließlich zwischen weiteren Überlebenden auf, die ihr bedeuten, dass sie kein Geräusch machen darf. Regierungshubschrauber warnen die Leute aus der Luft und geben Anweisungen, dass eine Evakuierung via Schiff geplant ist. Bis dahin müssen die Menschen in Manhattan freilich erstmal überleben…

Schaut euch den Trailer zu „A Quiet Place: Tag Eins“ an

A Quiet Place: Tag Eins

Bloß keinen Laut machen: Henri (Djimon Hounsou) stimmt Samira (Lupita Nyong’o) auf das Leben der Monsterankunft ein

In „A Quiet Place“ war das Konzept der Geräuschvermeidung nicht nur relativ neu („Don’t Breathe“ hatte zwei Jahre zuvor einen ähnlichen Ansatz gewagt), sondern wurde auch sehr konsequent durchgezogen. „A Quiet Place 2“ hatte nicht nur durch die Rückblenden mehr hörbare Dialoge, „A Quiet Place: Tag Eins“ spielt gewissermaßen in einer anderen Welt. Einer, in der die Menschen zwar schnell herausbekommen wie die Alienmonster jagen, aber ihre alten Gewohnheiten nicht abgelegt haben. Da wird vor Schmerz oder Angst geschrien, da ruft man nach abhanden gekommenen Liebsten, da hat man andere Vorstellungen von leiser Fortbewegung. Besonders gut verdeutlicht wird dies (auch auf der Tonebene) in jener Szene, in der sich eine Karawane von Menschen zum rettenden Anleger bewegt und sich jede Mengee leise Einzelgeräusche zu einem immer lauteren Klangteppich verdichten. Manchmal ist das Drehbuch auch geschickt darin weitere Gegebenheiten und Routinen zur Bedrohung auszubauen. Wenn in einem Gebäude der Strom ausfällt, dann springt der rettende Generator an – mit sehr viel Lärm. Gleichzeitig beschreibt „A Quiet Place: Tag Eins“ eine Welt, in der der Kampf um die Erde noch nicht entschieden ist. Der hier beschriebene Angriff beschränkt sich auf Manhattan, das man durch Sprengung seiner Brücken abriegeln kann; inwieweit weitere Teile der Welt betroffen sind, kann man nur erahnen. Es gibt aber noch funktionierende Hilfe von außen.

Es sind diese Akzentverschiebungen, mit denen Regisseur und Drehbuchautor Michael Sarnoski („Pig“) noch arbeiten und ein Minimum an Neuerungen einbringen kann, der Rest ist eher routiniert. Man folgt Samira im Überlebenskampf, wo sie verschiedene Weggefährten trifft, etwa Henri (Djimon Hounsou), der auch schon in „A Quiet Place 2“ auftrat, oder Eric (Joseph Quinn), einen studierten Spross aus gutem Hause, der überhaupt keine Kontakte und Verbindungen in Manhattan hat. Wieder sucht man nach effizienten Wegen Lärm zu vermeiden, wieder gibt es Spannungspassagen, wenn man die Aufmerksamkeit der Aliens auf sich zieht oder diese auf der Suche nach Beute in die Nähe kommen. Das ist bisweilen effektiv gemacht, etwa bei einer Schleichpassage in der Kanalisation, einer Verfolgungsjagd, bei der eine Autoalarmanlage als rettende Ablenkung genutzt wird, oder bei der Suche nach Samiras Katze auf einer vom Feuer erleuchteten Bauruine. Denn der vierbeinige Freund spendet Trost, geht aber auch gerne mal auf gefährliche Erkundungstouren.

A Quiet Place: Tag Eins

Eric (Joseph Quinn) wird zum Weggefährten Samiras

Die todgeweihte Hauptfigur ist dabei Fluch und Segen zugleich. Zum einen kann Samira eine ganz andere Entschlossenheit als andere Betroffene zeigen – wer kaum noch etwas zu verlieren hat, der geht anders durchs Leben. Gerade gegen Ende des Films führt dies zu einigen einprägsamen Momenten, aber auch schon bei der Einführung, etwa wenn Samira während des Puppentheaters doch mehr Freude empfindet als erwartet. Andrerseits macht es das Mitfiebern manchmal schwer: So schlimm die Tragödie auch ist, so sind Samiras Ambitionen eher klein. Sie hat sich zwar nicht komplett aufgegeben, möchte aber nur noch einmal zurück in ihre alte Wohnung, möchte noch einmal Essen bei ihrer Lieblingspizzeria erbeuten. Das ist verständlich, bindet einen als Zuschauer aber nicht so sehr wie die Familie aus den Vorgängerfilmen, die noch nach einem ganz anderen Hoffnungs- und Zukunftsgedanken lebte.

Für Oscar-Preisträgerin Lupita Nyong’o („The 355“) ist Samira eine dankbare Rolle, kann sie hier doch viele Facetten zeigen. Der Missmut, wenn Samira sich zu Beginn aufgegeben hat und allem und jedem nur mit ätzendem Zynismus begegnet; der Schmerz, den sie während eines Gewitters herausschreit; der Wunsch die letzten Lebenstage noch zu nutzen. Von ihren Mitspielern bleiben noch am ehesten noch Joseph Quinn („Operation: Overlord“) als netter Kerl, der ihr mangels anderer Optionen anfangs wie ein Streuner hinter Samira herdackelt, und Alex Wolff („Jumanji – The Next Level“) als optimistischer Gruppenleiter in Erinnerung. Djimon Hounsou („Rebel Moon“) setzt sein Charisma nur in einer kleinen Rolle ein, bleibt vor der Kamera aber die einzige personelle Anbindung an die Vorgänger. Hinter der Kamera gibt es dagegen mehr Kontinuitäten. Erneut produzierte Michael Bay („Ambulance“) mit seiner Firma Platinum Dunes, während John Krasinski als Regisseur der Vorgänger und Autor des zweiten Teils immerhin als Storylieferant noch am Prequel mitwerkelte.

Tatsächlich fügt sich „A Quiet Place: Tag Eins“ gut in die Reihe ein, allerdings auch was die leicht nach unten zeigende Formkurve angeht. Das Ganze ist sauber inszeniert, hat einige starke Spannungspassagen und mehr Monsteraction, kann dem Ganzen aber wenig Neues abgewinnen und vor allem keine wirklich neuen Erkenntnisse zu dem Szenario liefern. Die Anlage der Hauptfigur als Todgeweihte ist ungewöhnlich, birgt aber auch Schwächen in Sachen Mitfiebern und Motivation.

Paramount hat „A Quiet Place: Tag Eins” am 27. Juni 2024 in die deutschen Kinos gebracht, ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Paramount__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, seit 27.6.2024 in den deutschen Kinos

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Categorised in: Creature Feature, Reviews

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