Originaltitel: A Tale of two Guns__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: Justin Lee__Darsteller: Tom Berenger, Casper Van Dien, Ed Morrone, Judd Nelson, Randy Charach, Jeff Fahey, Danny Trejo, Dendrie Taylor, Robert Amato, Jake Busey, Griff Furst u.a. |
Der Western „A Tale of two Guns“ beginnt mit einem Standoff. Marshall McTeague hat mit seinen Männern den Gesetzlosen Abel Cruz und dessen Gefolgsmänner gestellt. Es wird schnell hitzig. Ein Wort ergibt das andere. Die Schießeisen werden gezückt und das Geballer beginnt. Positiv: Tom Berenger („Dogman“) als Sheriff und Casper Van Dien („The Warrant“) als Lump sehen in Western-Klamotten klasse aus. Und der bereits einige B-Western inszeniert habende Regisseur Justin Lee („Vergeltung – Revenge is Coming“) lässt das Ganze nicht zu billig aussehen.
Problematisch ist die deutsche Synchronisation, die auch im weiteren Verlauf noch einige Male negativ auffallen wird. Viel schlimmer: Sobald hier das Geballer losgeht, verliert man alle Lust auf den nachfolgenden Film. Wieder waren hier Leute am Werk, die keine Ahnung von einem geilen Shootout haben. Alles ist stocksteif. Aus zwei Metern aufeinander ballernd, wird teils nichts getroffen. Die Akteure bewegen sich so gut wie gar nicht. Keiner hechtet in Deckung, niemand wird von Dächern geballert.
Schaut man den Abspann, sieht man, dass hier keinerlei Geld für Stuntmen oder einen Actionkoordinator ausgegeben wurde. Und genau das sieht man dann auch. Die CGI-Wunden mit Minimalblutverlust tun ihr Übriges, um über das Gebotene nur den Kopf zu schütteln. Und selbst wenn man die Augen vor dem Elend verschließen würde, man würde sogar hören, dass hier keiner mit Plan am Wirken war. Denn die Soundkulisse ist einfach nur wahnsinnig dumpf, was jedem Schuss jeglichen Druck nimmt.
Western mit Casper Van Dien und Tom Berenger
Am Ende sind bis auf Abel und McTeague alle tot und Abel kann fliehen. Jake Busey („Pig Killer“), der für Sekunden einen Bruder von Casper Van Diens Figur gab, muss auch nicht mehr in dem Elend mitspielen. Der lange Vorspann malträtiert die Ohren des Zuschauers mit gelangweilt nudelnder Western-Mucke und der Film startet in seinen Handlungspart. Freilich möchte McTeague Abel nach wie vor erhaschen. Er engagiert Artemis Hollinger als rechte Hand, da er selbst bei dem Shootout verletzt wurde und sich außerdem zu alt fühlt, um hinter Abel her zu hetzen.
Das Bewerbungsgespräch von Artemis dauert unfassbare zwölf Minuten, in denen nichts Relevantes gesagt wird. Füllmaterial deluxe. Was leider im weiteren Verlauf noch einige Male passieren wird. In „A Tale of two Guns“ fliegen deutlich mehr bedeutungslose Worthülsen als blaue Bohnen durch die Luft. Womit alles zum Unterhaltungsfaktor des Filmes gesagt wäre. Bricht Artemis dann zur Jagd auf Abel auf, muss man tatsächlich die nächste Kröte schlucken: Tom Berenger reitet wirklich nicht mit und ist damit raus aus dem Film.
Der folgt nun dem arg uncharismatischen Ed Morrone, wie er als Artemis Abel jagt. Parallel montiert darf dann endlich auch Casper Van Dien eine Rolle für den sehr langsam voranschreitenden Film spielen. Dessen Abel ist erstaunlicherweise gar nicht sauer über den Verlust seiner Brüder und Spießgesellen und reitet einfach planlos durch die Gegend, um irgendwo Land zu kaufen. Auf dem Weg ringt er mit einem Apachen und killt einen Kopfgeldjäger. Das war es auch schon an Spektakel. Und Artemis? Der quatscht jedem, dem er begegnet, eine Bulette ans Ohr. Es kommt keinerlei Spannung auf und das Tempo ist irgendwo nahe Null.
Vollkommen random kreuzen sich dann die Wege der beiden und „A Tale of two Guns“ präsentiert eine vollkommen aus dem Nichts kommende Wendung. Was hier in den Köpfen der Figuren vorgeht, man kann es nur erahnen. Gerahmt wird diese selten dämliche Story-Entwicklung von einer Art Showdown, der genauso endöde in Szene gesetzt wurde, wie die Auftaktballerei. Nach viel zu langen 92 Minuten ist der Spuk dann endlich vorbei und der Zuschauer versucht, sich zu sammeln.
Dabei fällt zumindest positiv auf, dass Justin Lee durchgehend für einen netten Look sorgt. Dass das Budget sehr klein gewesen sein dürfte, ist aber immer ersichtlich. Zu klein und leblos sind die Westernstädtchen, zu sehr erinnert die Kostümierung an einen Kinderfasching und zu oft wird durch menschenleere, allerdings schöne Wüsteneien geritten.
Tom Berenger spielt seine Rolle gut. Auch Casper Van Dien spielt ordentlich, wurde aber im Vergleich zu seinen letzten Großtaten („Mad Heidi“ sei stellvertretend genannt) deutlich zurück gepegelt. Von beiden hatte ich mir deutlich mehr erhofft. Ed Morrone ist für mich ein Totalausfall. Und die fürs Namedropping engagierten Jeff Fahey („Hypnotic“), Judd Nelson („The Most Dangerous Game“) und Danny Trejo („Big Kill“) kommen über belanglos egale Cameos nicht hinaus.
„A Tale of two Guns“ kann nix, außer dumm labern
Der zumindest ordentlich aussehende Western langweilt sein Publikum gnadenlos zu Tode. Eine ereignislose Szenerie reiht sich an die nächste, ein öder Dialog folgt auf den nächsten. Dementsprechend wird „A Tale of two Guns“ länger und immer länger. Und Regisseur Justin Lee ist außer Stande, beispielsweise geile Action zur Ablenkung zu lancieren. Nichts, was in dem Western an dynamischen Momenten steigt, würde ich anderen Filmen als Action durchgehen lassen. Ohne Plan, Druck, Impact oder den Willen, dem Zuschauer etwas zu bieten, lässt der Regisseur seine Mimen in den „Actionszenen“ vor der Kamera umher stolpern. Die sind immer sichtlich froh, wenn sie endlich umfallen und verrecken dürfen. Was Western sonst noch so ausmacht – Atmosphäre, Entdeckergeist, Spannung, interessante Konflikte, kernige Kerle, starke Frauen und endlos weite Bilder seien genannt –, „A Tale of two Guns“ hat es garantiert nicht zu bieten.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erschien am 26. Januar 2024 von Lighthouse Home Entertainment und ist mit einer absolut lachhaften Freigabe ab 16 ungeschnitten. Extras zum Film gibt es keine. Streamen kann man den Western auch.
In diesem Sinne:
freeman
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