Originaltitel: Acceleration__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Michael Merino, Daniel Zirilli__Darsteller: Sean Patrick Flanery, Dolph Lundgren, Chuck Liddell, Natalie Burn, Quinton ‘Rampage’ Jackson, Danny Trejo, Al Sapienza, Jason London, Sally Kirkland, Mayling Ng u.a. |
Natalie Burn war 2015 mit dem Menschenjagd-Streifen „Left to Die“ aufgefallen, den sie sich als Produzentin und Mit-Drehbuchautorin auf den durchtrainierten Leib geschneidert hatte. Der große Durchbruch war zwar nicht die Folge, aber immerhin Rollen in Filmen wie „Wrong Trail“, „Das Jerico Projekt“ und „Mechanic: Resurrection“. Nun hatte die Mimin mal wieder Bock auf Action, bei der sie mehr Verantwortung übernehmen konnte. Das Ergebnis: „Acceleration – Gegen die Zeit“
Rhona rast in ihrem Auto durch die Nacht. Immer wieder legt sie kleine Stopps ein. Dann öffnet sie einen Umschlag und erledigt die Aufgaben, die ihr in einem Schreiben aufgetragen werden. Bald erfahren wir, dass Rhona all das unfreiwillig tut. Ein Verbrecher namens Vladik zwingt sie dazu. Widersetzt sich Rhona seinen Anweisungen, stirbt ihr Sohn Mika.
Während sie einen Auftrag nach dem anderen abarbeitet, strickt Rhona fieberhaft an einem Plan, wie sie ihren Sohn zurückbekommen kann. Am Ende der Nacht wird sie nicht nur Vladick und dessen Handlanger gegen sich haben, sondern die halbe Unterwelt der Stadt. Denn Vladick plant offensichtlich Großes.
Schaut in den Actionfilm mit Dolph Lundgren hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=Lvnl1hgJdPk
„Acceleration“ startet eigentlich ganz ansprechend in seine simple Story. Das an Videospiele erinnernde Abarbeiten von Aufgaben hat etwas und sorgt für ein gewisses Grundtempo. Leider nutzt sich dieses Prinzip recht schnell ab, weil der Film mehr und mehr in Klischees erstickt und schon recht früh auffällt, dass die Aufgaben doch eher sehr halbherzig abgespult werden und reichlich belanglos in Szene gesetzt sind. Letzteres legt sich mehr und mehr bleiern über „Accleration“ und lässt die Zeit recht zäh verrinnen.
Erstaunlich für einen Film, in dem es eigentlich um einen Wettlauf gegen die Zeit gehen soll. Was allerdings auch erst ziemlich spät im Film erklärt wird. Mit den Erklärungen hat es das Drehbuch von „Acceleration“ aber eh nicht so. Wer diese Rhona ist…? Egal! Nun ist Rhona obendrein eine eher herbe, auf den ersten Blick alles andere als sympathische Erscheinung, was es irgendwie noch schwerer macht in die Grundsituation hineinzufinden. Auch weil Rhona ein paar seltsam nervige Verhaltensweisen hat. Infolgedessen fiebert man einfach nicht mit Rhona mit. Freilich auch ein Verdienst von Natalie Burns eher begrenztem schauspielerischem Repertoire.
Zumindest hat Frau Burn als Produzentin und Casterin versucht, eine Menge B-Prominenz vor der Kamera zu versammeln, um von ihrem eigenen Unvermögen ein wenig abzulenken. So erlebt man hier Danny Trejo („Machete“), Quinton „Rampage“ Jackson („Boone: The Bounty Hunter“), Chuck Liddell („Caged to Kill“) und Jason London („Dracula 3“) in kleinen und Kleinstrollen. Als eigentliche Gegenspieler holte sie sich Dolph Lundgren und Sean Patrick Flanery an Bord.
Während Flanery („Lasso“) mit sichtlichem Hang zum Overacting einen klasse Fieswicht abgibt und ein paar herrlich doofe Szenen bestreiten darf (Die Logik der gesamten Russisch-Roulette-Einlage muss mir mal wer erklären.), erleben wir Lundgren („Skin Trade“) überwiegend beim Herumsitzen und auf Bildschirme starren. Erst im Finale greift er mal in die Action ein und wirkt da leider wenig engagiert.
Allgemein ist die Action reichlich einfallslos geraten. Rhona trabt zu einer ihrer Aufgaben, killt jeweils zwei Bodyguards und macht dann das eigentliche Ziel kalt. Das ist weder raffiniert inszeniert noch cool choreographiert und obendrein seltsam blutleer und lasch geraten. Auch versteht man als Zuschauer manche Actionszenen nicht wirklich. Wenn Rhona etwa auf einen offensichtlichen Kampfsportkönner trifft und den reichlich ungelenk fertig macht, nur um kurz darauf mit starken Moves gleich zwei Gegner platt zu machen, fragt man sich schon, ob sie diese Skills kurz zuvor einfach vergessen hatte.
Derartige Nachlässigkeiten und Inkonsistenten verwundern spätestens dann, wenn im Abspann plötzlich steht, Marko Zaror („Savage Dog“) habe bei der Umsetzung der Action mitgewirkt. Dessen Verständnis von Action blitzt nämlich MAXIMAL in einer Szene wirklich durch. In der ist die Action tatsächlich mal komplett im Fluss und gibt es ein paar starke Manöver der Kombattanten zu sehen. Sieht man dann aber, wie sich Lundgren im Endfight eigentlich die ganze Zeit an einem neben ihm stehenden Baum festhält, kann man nur hoffen, dass Zaror da nichts mit zu tun hatte.
Eine weitere interessante Personalie stellt der Cutter dar. Diesen Job übernahm nämlich Mike Mendez, Regisseur von spaßigen Streifen wie „The Demon Hunter“, ebenfalls mit Lundgren. Mendez versieht seinen Job sehr sauber und ist sichtlich um Tempo in den Bildern bemüht. Dementsprechend ließ er gerade mal 75 Minuten Nettolaufzeit übrig. Dass die trotzdem langweilen, liegt nicht an ihm, denn sehr häufig sieht man eben auch, dass das Ausgangsmaterial einfach zu einfallslos geraten und da nicht mehr viel zu machen war.
Denn die Regisseure Michael Merino und Daniel Zirilli („The Asian Connection“) haben „Acceleration“ alles andere als inspiriert bebildert. Ein langweilig glatter Digitallook wird immer mal wieder planlos wirkend mit Komplementärfarben und Lense Flares zugebombt. Die Schauplätze bestehen durchgehend aus Lagerhallen bar jedes Charmes. Miese CGIs, etwa bei Trefferwirkungen in der Umgebung und bei Mündungsfeuern, machen den lieblosen Eindruck rund.
„Acceleration“ bietet einen Wettlauf im Schneckentempo
„Action has never been this fast“ heißt es auf dem Cover der englischen Veröffentlichung von „Acceleration“. Man kann nur hoffen, dass dem Verfasser der Zeile mal jemand einen echten Actionfilm in den Player legt. Denn schnelle Action findet man in „Acceleration“ keine. Wenn, dann könnte man eher festhalten, dass die aufgefahrene Action immer sehr schnell vorbei ist. Vielleicht ist ja auch das gemeint.
Davon abgesehen ist „Acceleration“ beliebige Actionware aus der Krabbelkiste mit einer gelangweilt abgespulten Story, öder Digitaloptik, druckfreier Action und einer selten glücklich agierenden Heldin. Der interessante Auftrieb an B-Helden hält zumindest ansatzweise bei der Stange, man wäre aber sicherlich besser geraten gewesen, deren Budgets in den Film und seine Action zu stecken.
„Acceleration – Gegen die Zeit“ wird am 2. Juli 2020 von Sunfilm/Tiberius Film auf DVD und Blu-ray veröffentlicht. Mit einer passigen FSK 16 Freigabe. In UK ist der Film bereits seit längerer Zeit von dem Label Dazzler Media erhältlich.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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