Wir zelebrieren Actionfilme, die rocken!

Action

Joel Silver produzierte die von Chris Thompsons erdachte Showbiz-Satire-Sitcom „Action“, in der Jay Mohr als Hollywoodproduzent und Oberarschloch Peter Dragon keine Skrupel und keine Freunde kennt. Nach einem Flop muss der cholerische Power-Player einen neuen Actionhit landen, was sich als gar nicht so einfach ist. In Cameos spielen Hollywoodstars wie Keanu Reeves, Sandra Bullock und Salma Hayek sich selbst.

Originaltitel: Action__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1999-2000__Creator: Chris Thompson__Regie: Ted Demme, Gil Junger, Danny Leiner u.a.__Produktion: Joel Silver u.a.__Darsteller: Jay Mohr, Illeana Douglas, Jarrad Paul, Jack Plotnick, Buddy Hackett, Lee Arenberg, Fab Filippo, Cindy Ambuehl, Erin Daniels, R. Lee Ermey, Jennifer Lyons, Richard Burgi, Sara Paxton, Maya Rudolph, Keanu Reeves, Sandra Bullock, Salma Hayek, David Hasselhoff, Scott Wolf, Tony Hawk u.a.
Action

In der von Chris Thompson erdachten und von Joel Silver produzierten Sitcom „Action“ haben unter anderem Keanu Reeves, Sandra Bullock und Salma Hayek Gastauftritte

Wenn man hört, dass Joel Silver als Produzent von Genreklassikern wie „Stirb langsam“, „Lethal Weapon“ und „Predator“ eine Serie namens „Action“ produziert, mag man nicht unbedingt an eine Sitcom denken, aber genau das war jene kurzlebige Showbiz-Satire.

Hauptfigur ist der cholerische, skrupellose Produzent Peter Dragon (Jay Mohr), der vor allem Actionfilme auf den Weg bringt, allesamt Hits. Dummerweise erweist sich sein jüngster Streich „Slow Torture“ als Riesenflop und in Hollywood ist man bekanntermaßen nur so gut wie sein letzter Film. Also muss ein neuer Erfolg her. Bei der „Slow Torture“-Premiere lernt Jay die filmerfahrene Prostituierte Wendy Ward (Illeana Douglas) kennen, die zu seiner persönlichen und beruflichen Ratgeberin wird und ihm das Script zu „Beverly Hills Gun Club“ ans Herz legt, das von Adam Rafkin (Jarrad Paul) stammt. Gemeinsam mit seinem Assistenten Stuart Glazer (Jack Plotnick) und seinem Fahrer/Mann fürs Grobe/Onkel Lonnie (Buddy Hackett) versucht Peter den nächsten Hit zu produzieren, trotz diverser Widerstände, der Macken der ausgewählten Stars und seiner eigenen Großkotzigkeit, die ihm in den vergangenen Jahren keine Freunde gemacht hat.

„Action“ basiert unter anderem auf Storys und Set-Anekdoten von Joel Silver und anderen Beteiligten, aus denen Drehbuchautor und Creator Chris Thompson („Jumpin‘ Jack Flash“) eine bitterböse Hollywoodsatire strickte, die keine Gefangenen macht. Peter Dragon ist ein Arschloch durch und durch, kennt keinerlei Skrupel oder Freunde, ist cholerisch, gewalttätig, misogyn, er lügt, betrügt und schüchtert ein. Er holt einen drogensüchtigen Jungstar vorzeitig für die Hauptrolle aus der Reha, zwingt Rafkin zu Dutzenden Neufassungen des Drehbuchs, um es jedem recht zu machen usw. Jeder ist für ihn nur Mittel zum Zweck, weshalb Peter vor nichts Halt macht. Der heterosexuelle Power-Player hat sogar Sex mit einem heimlichen schwulen Filmstar, um diesen vom Outing abzuhalten. In Machart und Sprache passt sich die Serie ihrem Sujet und ihrer Hauptfigur an, weshalb hier in einer Tour verführt, geflucht und gevögelt wird, weshalb „Action“ im amerikanischen Free-TV nur verpiept gezeigt werden konnte. Dort wurde die Serie gezeigt, nachdem Thompson und Silver vergeblich versuchten bei HBO im Pay-TV zu landen, und wurde vorzeitig abgesetzt, da ein Großteil des Publikums (und der Senderverantwortlichen) mit der bitterbösen, politisch inkorrekten Farce nicht klarkam. Immerhin gab es auf DVD dann alle 13 produzierten Episoden und das auch noch in unzensierter Form.

Schaut euch den Vorspann von „Action“ an

Auch formell versucht „Action“ ein Meta- und Film-im-Film-Feeling zu erzeugen: Im Vorspann fährt Peter vor einer Rückprojektion durch die Gegend, Orts- und Zeitangaben wie in einem Drehbuch leiten jede Szene ein, zwischendurch werden auch mal „Missing Footage“-Einblendungen wie bei einem Testscreening gemacht. Hinzu kommen Cameos von Hollywoodstars, die sich selbst spielen: Keanu Reeves („John Wick 4“) wird von Wendy bei der „Slow Torture“-Premiere unsittlich berührt, Salma Hayek („Eternals“) revanchiert sich bei Peter für eine frühere Schmähung und Sandra Bullock („Bullet Train“) will dem Hollywood-Player an den Kragen, weil er Sex-Tapes aus der Zeit ihrer Beziehung verscherbelt. Andere Personen kommen nur als Erwähnung vor, etwa Joel Silver und Jerry Bruckheimer, welche die offensichtlichsten Vorbilder für Peter Dragon sind, der hier als ihr großer Konkurrent um den Actionproduzententhron dargestellt wird.

„Action“ ist nichts für zartbesaitete Naturen, denn einen Großteil ihrer Komik zieht die Serie einfach aus dem unglaublichen Arschlochtum Peters, wobei die anderen Figuren nicht besser dargestellt werden. Rafkin ist ein Lauch, den man schnell ködern kann, Peters Boss Bobby G. (Lee Arenberg) ein sadistischer Arschkrampen, der gern nackt rumläuft und anderen sein Ding zeigt, die Stars allesamt Mimosen mit Minderwertigkeitskomplexen. Ausgerechnet Wendy erweist sich noch als moralisch integerste Person, denn die macht sich wenigstens keine Illusionen, wenn sie ihren Körper für Geld verkauft. Doch all das fiese Treiben sorgt für teilweise herrlich absurde Situationen. Das Highlight dürfte jene Szene sein, in der ausgerechnet Peter sich zwecks Imagekorrektur als Menschenfreund und Wohltäter präsentieren möchte und nach einer Spendengala mit einem Baby posiert. Daran kommt höchstens jener Moment, in der Peter vor ein Komitee zum Thema Filmgewalt zitiert wird und einer Horde bigotter Politiker ordentlich die Leviten liest.

Jay Mohr („Cherry Falls“) ist als Zentrum der Serie eh hervorragend besetzt. Stets auf 180, geifernd, krakelend, lügend, betrügend, kurz vorm Herzinfarkt und manchmal sogar nicht nur davor: Der Komiker ist eine echte Schau als Hollywoodproduzent jenseits von Anstand und Moral. Illeana Douglas („Rough Riders“) ergänzt ihn wunderbar als erdender Faktor, ebenso wie Jarrad Paul („Movie 43“) und Jack Plotnick („Suburban Gothic“) als Lieblingsopfer des cholerischen Produzenten. In wiederkehrenden Rollen setzen vor allem Lee Arenberg („Dungeons & Dragons“) als Big Player Bobby G., R. Lee Ermey („Brandzeichen der Hölle“) als Hemingway-artiger Regie-Exzentriker und Fab Filippo („Prom Night IV“) als drogensüchtiges Teenie-Idol Akzente. In Gastrollen schauen Richard Burgi („The 2nd“) als Actionstar sowie Maya Rudolph („Inherent Vice“) in einer früheren Rolle vorbei.

Die schnelle Absetzung, der Kampf der Macher gegen diverse Widerstände beim Sender und die unbarmherzige Satire ließen „Action“ in Fankreisen schnell zu einer Legende werden, aufgrund derer die vorhandenen Schwächen der Sitcom etwas untergehen. Viele Plotstränge werden aufgenommen und achtlos fallen gelassen (etwa wenn Peter sich zwischenzeitlich mal verliebt), der Filmdreh von „Beverly Hills Gun Club“ mit immer neuen Schwierigkeiten ist der dünne rote Faden des Ganzen, doch vor allem geht es darum Peter jede Episode Raum für immer neue Gemeinheiten zu bieten. Das ist auf fiese Weise unterhaltsam, droht sich aber auch irgendwann tot zu laufen – insofern kam das frühe Aus der Serie vielleicht sogar zugute. Die schlussendlich letzte Folge „The Last Ride of the Elephant Princess“ wurde dann auch als potentieller Abschluss gedacht, als die Absetzung bereits drohte. Der Filmdreh ist zwar nicht vorbei, aber nach einem besonders garstigen Zwischenfall gibt es für Peters Seelenheil keine Chance mehr. Eine Rolle spielen dabei zwei fette, ungehobelte Produzentenbrüder, die weniger die Weinstein-Brüder, sondern eher wie zwei Mal Harvey Weinstein rüberkommen.

In den 13 Episoden, die es gibt, ist „Action“ dann aber ein bitterböser Spaß, der sich bisweilen etwas zu sehr auf seine Tabubrüche und das Arschlochtum seiner Hauptfigur fokussiert, aber der Traumfabrik teilweise herrlich absurd den Spiegel vorhält. Etwas klischeehaft, aber ohne Rücksicht auf Verluste oder die Befindlichkeiten von Hollywoodianern, wird hier der ganz normale Wahnsinn vor und hinter der Kamera dargestellt, inklusiver einiger cooler Cameo-Auftritte.

In Deutschland lief „Action“ nur gelegentlich mal im Free-TV, z.B. auf Pro 7 im Nachtprogramm. In den USA gibt es die Serie bei Sony auf DVD. Neben Audiokommentaren zu drei Folgen gibt es dort einen rund 26-minütigen Rückblick auf die Serie und ihre Entstehung.

© Nils Bothmann (McClane)

Was hältst du von der Serie?
Zur Seriendiskussion bei Liquid-Love

Copyright aller Serienbilder/Label: Sony__Freigabe: Unrated__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja

Tagged as: , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Wie Viele Actionnerds gibt es?

  • Keine Sorge, du bist mit deiner Vorliebe nicht allein! Uns besuchten bereits 17969535 andere Actionnerds