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Ajin: Demi-Human – The Movie

Originaltitel: Ajin__Herstellungsland: Japan__Erscheinungsjahr: 2017__Regie: Katsuyuki Motohiro__Darsteller: Takeru Satô, Tetsuji Tamayama, Yû Shirota, Yûdai Chiba, Rina Kawaei, Yûki Yamada, Minami Hamabe, Gô Ayano u.a.
Ajin: Demi-Human – The Movie DVD Cover

Nichtssagendes Cover, tolle Action: “Ajin: Demi-Human – The Movie”.

2012 wurde in Japan die Mangaserie „Ajin – Demi-Human“ veröffentlicht und geriet zu einem beachtlichen Erfolg. Dieser wurde die Grundlage für eine Anime-Fernsehserie, die vier Jahre später veröffentlicht wurde. Von 2015 bis 2016 erschienen zudem drei Anime-Kinofilme. 2017 inszenierte Katsuyuki Motohiro den Realfilm „Ajin: Demi-Human – The Movie“, der jedem Actionfan ein Zungenschnalzen entlocken sollte. Wieso? Kommt gleich!

Kei ist eines Tages unaufmerksam. Dies wird ihm umgehend zum Verhängnis. Ein Lkw walzt über ihn hinweg. Kei ist sofort tot. Doch wenige Sekunden nach seinen Ableben umgeben seltsame Partikel seinen Körper und er erwacht zu neuem Leben. Vollkommen unversehrt. Denn Kei ist ein Ajin. Eine neue Gattung Mensch, die unsterblich ist. Zwei dieser Ajins sind bislang in Japan bekannt, Kei ist der dritte.

Und wie der Mensch so ist, will er verstehen, was die Ajin sind. Vor allem will er ausmachen, ob Ajins für den Menschen gefährlich sind. Also wird Kei verschiedensten Experimenten unterzogen. Die meisten enden damit, das Kei stirbt und wieder zu neuem Leben erwacht. Und die Menschen denken gar nicht daran, Kei einfach seines Weges ziehen zu lassen. Da taucht eines Tages Sato auf. Er ist ebenfalls ein Ajin, bis an die Zähne bewaffnet und will Kei befreien. Dabei richtet er ein wahres Massaker unter Keis Peinigern an.

Genau das schreckt Kei davon ab, mit Sato zu fliehen. Vielmehr will er den Trouble nutzen, um auf eigene Faust zu fliehen und einen großen Bogen um den psychopathisch wirkenden Sato zu machen. Es gelingt, doch für Sato war der Befreiungsversuch nur ein Teil eines groß angelegten Planes. Er will eine autonome Zone für die Ajin erzwingen. Dazu macht er öffentlich, wie die Menschheit die Ajin behandelt und sie beispielsweise auch für Menschenversuche benutzt. Etwa um ein gefährliches Nervengas zu testen, das er selbst bald gegen die Menschheit zum Einsatz bringen will.

Schaut in den Film hinein

Anime-Verfilmung mit klasse Action

Ich will hier gar nicht lange um den heißen Brei herumreden: Das Schmuckstück von „Ajin: Demi-Human – The Movie“ ist seine Action. Diese zehrt brillant von der eigentlichen Story-Prämisse und macht immer wieder offensichtlich, dass sich die Macher ausführliche Gedanken um die Ausgestaltung der dynamischen Szenen gemacht haben. Infolgedessen erlebt der Zuschauer hier brillant choreographierte Action, die richtig einen raushaut.

Insgesamt besitzt der Streifen drei große Actionszenen. Die erste dreht sich um Keis Befreiung, eine zweite steigt rund um einen Terroranschlag von Sato auf das Arbeitsministerium Japans und die dritte ist der Showdown, der ausladend lang in mehrere kleine Actionsetpieces aufgeteilt wurde. Schon die erste Actionszene weiß den Actionkenner zu überraschen. In dieser hackt sich Sato bei seinem Angriff auf Keis Gefängnis mitten in der Action selbst einen Arm ab. Beherzt kämpft er weiter und fängt sich diverse Kugeln. Irgendwann richtet er dann plötzlich seine Waffe gegen sich selbst und drückt ab. Er, der bis dahin nicht wirkte, als würde er jemals aufgeben!

Die Folge: Große Augen beim Zuschauer. Doch dann respawned er, richtet sich wieder auf und kämpft weiter. Diesen Clou wird man im weiteren Verlauf noch häufiger erleben. Es wird sogar so weit gehen, dass sich Satos Verbündete im Kampf gegenseitig umbringen werden – und sich so taktische Vorteile erschleichen. Der wichtigste: Ein Ajin, der zu neuem Leben erwacht, hat keinerlei Verletzungen mehr. Fit und mit voller Kraft kann er sich wieder der Action widmen.

So kann „Ajin: Demi-Human“ durchweg Vollgas geben und das bekommt der Action prächtig. Diese besteht überwiegend aus Geballer, hat ab und an aber auch kleinere Martial-Arts-Momente im Gepäck. Vor allem dann, wenn die Ajins „ihre Geister“ von der Kette lassen.

Die Geister sind metaphysische Wesen, die jeder Ajin in sich trägt und die er in brenzligen Situationen herbeirufen kann. Diese nehmen nicht nur die Gegner auseinander, sondern sie fungieren auch mal als Schutzschilder. Diese Gestalten stammen vollends aus dem Rechner, haben ein cooles Design und werden extrem wuchtig in Szene gesetzt. Fast-Forward-Sequenzen und verblüffende Einstellungen machen ihre Auftritte zu kleinen Schmankerln.

Einen kleinen Pferdefuß hat die Action: „Ajin: Demi-Human“ setzt ihre Folgen nicht konsequent um. Mal darf das Blut im hohen Bogen spritzen und einige harsche Schusswunden sind zu beobachten. In anderen Szenen allerdings sprüht auf einmal nur weißes Pulver umher oder passiert bei Trefferwirkungen nicht mehr, als das der Getroffene meterweit durch die Gegend geschleudert wird. Das wirkt ein wenig inkonsequent, andererseits hätte der Film sonst vermutlich ziemliche Probleme mit der Zensur bekommen können. Denn der Bodycount ist episch und würde man sich manche der „Pulvermomente“ mit roter Farbe vorstellen, würde der Film vermutlich einen ziemlichen Splattereinschlag bekommen.

Und der ist durchaus auch da, denn in dem Film werden immer mal wieder Körperteile abgehackt. Im Großen und Ganzen ist der Film in Deutschland mit seiner FSK-16-Freigabe mehr als glimpflich davongekommen. Da haben andere Filme für weniger schon deutlich heftigere Probleme mit der FSK bekommen.

Das Schöne: Die Story von „Ajin: Demi-Human“ kann mit der fantastischen Action immer Schritt halten, beziehungsweise – wie soeben dargestellt – bedingt deren Ausgestaltung. Obendrein ist sie erstaunlich gut erzählt. Denn obschon das Drehbuch den Zuschauer zu Beginn mit Informationen förmlich überrollt und irre beiläufig seine eigentliche Geschichte anschiebt, verliert man nie den Überblick oder fühlt sich überfordert. Das World-Building funktioniert prächtig und das Tempo ist angenehm hoch – gönnt sich aber auch kleinere ruhige Einsprengsel, ohne langweilig zu werden.

Trotzdem hat das Drehbuch beziehungsweise die Geschichte ein paar Makel. Der größte: Der Held, Kei, spielt im eigenen Film keine wirkliche Rolle. Die Bösewichter um den charismatischen Sato treiben den Film vor sich her und halten ihn am Leben. Kei ist seltsam blass und gefühlt mag dem Drehbuch zu seiner Figur wirklich gar nichts einfallen. Wo für Sato in sekundenkurzen Szenen die Handlungsmotive mehr als eindrücklich offengelegt werden, bleibt Kei nichtssagend. Das ändert sich erst in Richtung Showdown, wenn er aus seiner Passivität ausbricht.

Weitere Probleme sind die Erklärungen rund um die Geister der Ajin. Eine kurze Trainingsmontage von Kei und seinem Geist soll da wohl etwas Klarheit bringen, verwirrt aber mehr als alles andere. Als geschmacklos empfand ich Satos Angriff auf das Arbeitsministerium, weil hier extrem reißerisch mit den Bildern von 9/11 gespielt wurde. Und dass simple Betäubungen ein Mittel gegen die Ajin sein sollen, mag man während des Filmes auch nicht wo wirklich hinnehmen.

Es gibt also Probleme, diese werden von der Action und dem angeschlagenen Tempo aber mühelos platt gewalzt. Auch die Darsteller schlagen sich ordentlich. Diese rekrutieren sich vornehmlich aus sehr jungen und herrlich gestylten Menschen, die teils wirklich wie aus einem Manga geflohen wirken. Nur die menschlichen Bösewichter sind dann allesamt Nadelstreifen-Anzugträger aus der Altersklasse 40+.

Auch abseits der Action sieht „Ajin: Demi-Human“ sehr stylisch aus, setzt auf einen sauberen Hochglanzlook und mutet richtig teuer an. Ein wenig zu egal ist leider die Filmmusik. Die gibt in der Action Gas, aber wirklich nachhallen tut sie nie.

„Ajin: Demi-Human – The Movie“ bietet neue Ansätze in Sachen Action

Ich muss wirklich zugeben, dass ich bereits während des Genusses von „Ajin: Demi Human – The Movie“ mehrfach bei mir dachte, dass die Macher hier wirklich einen tollen Dreh gefunden haben, ihrer Action einen anderen Look und Feel mitzugeben. Wo sonst Unsterbliche zig Treffer schlucken und problemlos weitermachen, werden die Helden dieses Filmes immer langsamer in ihren Reaktionen und Aktionen. Wenn sie merken, es geht nicht mehr, setzen sie sich selbst quasi den Gnadenschuss und können hernach wieder richtig aufdrehen.

Dass das auch Gefahren für die Ajin birgt, vergessen Drehbuch und Regie nie. Woran man eben auch merkt, dass sich vor allem Takahito Ôuchi, Verantwortlicher hinter der Action der hervorragenden „Rurouni Kenshin“-Streifen, hier im Vorfeld ganz genaue Gedanken über die Gestaltung der actionreichen Momente gemacht hat. Und genau das spürt man auch. Klar, gefühlt wird so die Story zur Nebensache, einfach weil man als Actionfan von dem Geballer nicht genug bekommen kann, ABER auch die Geschichte funktioniert und trägt das gesamte Konstrukt mühelos.

Im Grunde kann man ihr nur vorwerfen, dass sie ihre Figuren ein stückweit vergisst und diese nicht ausreichend mit Leben füllt. Und dabei vor allem die positiv besetzten Figuren. Da ich aber immer damit leben kann, wenn die Bösewichter den Handlungsvorschub leisten, wurde ich von dem stylischen, schnellen, mit geilen Oberflächenreizen hantierenden Hochglanzactioner prächtig unterhalten.

8 von 10

Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film kommt von KAZE Movie, ist fein synchronisiert und hat ungeschnitten eine Freigabe ab 16. Ihr könnt den Film auch streamen.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: KAZE Movie__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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