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Alarum

Originaltitel: Alarum__ Herstellungsland: USA__ Erscheinungsjahr: 2025__ Regie: Michael Polish__ Darsteller: Scott Eastwood, Willa Fitzgerald, Sylvester Stallone, Mike Colter, D.W. Moffett, Joel Cohen, Isis Valverde, Mark Polish, Abigail Spear, Anton Narinskiy, …
Alarum

Das amerikanische Postermotiv (© Lionsgate) und das generischere deutsche Covermotiv; komplett mit ’nem Flugzeug drauf abgebildet, das so im Film nicht vorkommt (© Splendid Film/WVG).

Zum Trailer (engl. OV) geht´s hier!

Full Disclosure vorweg: Während meines Kambodscha-Urlaubs im Januar 2025 hatte ich mir auf einem der Märkte in Phnom Penh eine DVD des hier im Folgenden rezensierten Action-Thrillers „Alarum“ für $1,50 gekauft – aus Neugier sowie auch als Gag, da mir natürlich wohlbewusst war, dass es sich dabei um keine offizielle Veröffentlichung handelt. Trotz des günstigen Preises und der ordentlichen Bildqualität der Scheibe kann man angesichts des Streifens an sich bei der ganzen Sache aber dennoch von Geld-Verschwendung (sowie im Zuge des Ansehens überdies von vertaner Lebenszeit) sprechen, denn mit einem gelungenen Film hat dieser in etwa so viel gemeinsam wie Siem Reap mit Hannover…

Regie bei dieser 20-Millionen-Dollar-Produktion führte Michael Polish – seines Zeichens ein ehemals interessanter Indie Auteur (siehe „Twin Falls Idaho“, „Northfork“ und „Big Sur“), der in der zurückliegenden Dekade jedoch irgendwie vom Pfade abgekommen ist. So drehte er u.a. das Faith-based-Drama „90 Minutes in Heaven“, die Sci-Fi-Comedy „Hot Bot“ sowie „Force of Nature“, „Terror on the Prairie“ und den nun vorliegenden – letztere drei jeweils mit prominenten konservativ-republikanischen Persönlichkeiten unter den Mitwirkenden; darunter Gina Carano, Ben Shapiro sowie die zwei gerade erst frisch ernannten „Hollywood Botschafter“ Donald Trumps, Mel Gibson und Sylvester Stallone…

Einer der hinter diesem Projekt steckenden Leute ist Randall Emmett – ebenfalls beileibe kein Unbekannter im Bereich gewisser Kontroversen (à la Vorwürfe von Tätlichkeiten gegen Frauen, „Harvey Weinstein Verhalten“, Rassen-Diskriminierung, der Umgang mit Bruce Willis im Hinblick auf seine Erkrankung etc.). Mit ihm hatten Polish, Stallone und Co-Star Willa Fitzgerald in der Vergangenheit bereits (teils mehrfach) zusammengearbeitet. Das Skript aus der Feder Alexander Veshas – welcher zuvor bloß den 2010er Crime-Flick „Deadly Impact“ sowie eine Episode der TV-Serie „Alert“ verfasst hatte – offerierte Polish indes die Möglichkeit, eine Spionage-Story in Szene zu setzen, so wie er das schon immer mal wollte…

„Alarum“ – übrigens das alt-englische Wort für Alarm bzw. Ruf zu den Waffen – eröffnet 2019 in Tschechien: Als der CIA-Agent Travers (Scott Eastwood) in seinem Hotelzimmer attackiert wird, gelingt es ihm zwar relativ zügig, einen hereinstürmenden Baddie auszuschalten – doch kommt es mit einer nachrückenden Angreiferin (Fitzgerald) daraufhin zu einem Kampf, bei dem sie beide (umklammert) durchs Fenster hinunter auf ein Autodach einige Meter tiefer stürzen. Anstatt weiterzufighten, entscheiden sie sich unerwarteterweise jedoch auf einmal dazu, den Abend miteinander zu verbringen – wonach sie ein Paar werden sowie ihren bisherigen Dienst-Organisationen gegenüber untertauchend aussteigen

Flüchtig hatte ich gehofft, Joe und Laura hätten das in dieser Form inszeniert – es also nicht ernsthaft als ihre erste Begegnung gedacht war – doch leider nein. Eigentlich ist das aber eh egal – schließlich ergibt es so oder so gleichermaßen wenig Sinn. Fünf Jahre später sind sie nun (in der Gegenwart des Plots) sogar verheiratet sowie nahe Danzig unterwegs: In einem von Wald umgebenen rustikalen Resort an einem See einquartiert – in ihren Flitterwochen, wie es heißt. In Wahrheit geht Laura allerdings einem Auftrag nach: Es ist nämlich so, dass sie inzwischen einer geheimen internationalen Vereinigung angehört, die primär aus Ex-Agenten besteht sowie zum Wohle aller (nicht nur einzelner Länder) agiert…

Joe weiß, dass Laura ein Mitglied von Alarum (jip, so der Name der Gruppierung) ist – womit er nicht weiter ein Problem hat. Die „Zielperson“ Lauras ist Roland (Joel Cohen) – welcher mit seiner Frau Bridgette (Isis Valverde) ebenso im Hotel zu Gast ist sowie über wichtige Informationen verfügt. Die Vier kommen freundlich ins Gespräch – und am nächsten Morgen richtet es Laura so ein, dass Joe und Bridgette zusammen mit einigen anderen zu einer Wanderung aufbrechen, so dass sie sich in Ruhe um ihr Anliegen kümmern kann. Plötzlich geschieht es, dass ein Kleinflugzeug unweit ihrer Position abstürzt – und da Bridgette über eine ärztliche Ausbildung verfügt, eilen sie und Joe kurzerhand dorthin…

Dass dieser Streifen ein recht dümmlicher ist, wird einem regelmäßig vor Augen geführt. Man betrachte da nur mal die Umstände des Crashs: Wie es sich herausstellt, war der Söldner Orlin (Mike Colter) mit an Bord – auf der Suche nach etwas. Was genau und wo es sich befindet: Unklar. Was macht er also? Er erschießt die Piloten, springt per Fallschirm (off-Screen) aus der Maschine und bricht am Boden prompt mit einer Truppe seiner Männer zur Position des Wracks hin auf – wo Joe’s Stimme wiederum von einer noch offenen Funk-Verbindung aufgenommen wird sowie jener angesichts der Todesart der Crew (jeweils ’ne Kugel in den Hinterkopf) sofort vermutet, dass das irgendeine Schmuggel- oder Transport-Aktion war…

Auf Anhieb hat Joe den richtigen Riecher: Drogen oder so – nee; eher eine sogenannte Flight Pill. Deshalb schneidet er einem der Toten postwendend den Magen auf und findet darin einen USB-Stick. Binnen Sekunden dieser Tat trifft Orlin ein, befördert Bridgette ins Jenseits und lässt seine Leute den flüchtenden Joe durch den Forst jagen. Zudem entsendet er einige Männer zum Resort – wo Laura die Schüsse hört, in ihre schwarze taktische Kampf-Kleidung schlüpft und sich fortan darum bemüht, Roland und die anderen Gäste vor den anrückenden Baddies zu schützen; wobei es mich durchaus ein Stück weit überrascht hat, dass der folgende Verlauf Laura und Joe insgesamt stolze 73 Minuten voneinander getrennt hält…

„Alarum“ möchte aber ja kein reiner Action-Thriller sein, sondern ein Spy-Flick – und so dürfen verschiedene „Agency-Verstrickungen“ bei all dem selbstverständlich nicht fehlen. Da Joe am Absturz-Ort über Funk zu hören war und der US-Geheimdienst das „mitgeschnitten“ hat, wird CIA Deputy Director Burbridge (D.W. Moffett) stracks darüber informiert – welcher mit seinem Kollegen Kirby (Mark Polish, Michael’s Bruder) sogleich weitere Schritte in die Wege leitet; basierend auf der Befürchtung, dass Joe in der Zwischenzeit von der Titel-gebenden Vereinigung rekrutiert worden ist. Überdies bringt er in Erfahrung, dass es sich bei Sache mit dem Flashdrive um eine brisante DEA-Operation handelt…

Um an Antworten zu gelangen und „lose Enden“ zu verschnüren, entsendet Burbridge seinen sich aktuell in einem Nachbarland aufhaltenden Fixer Chester (Stallone) – der es (wie auch immer) schafft, von Prešov nach Danzig zu fliegen und sich in einem Dorf-Hotel in der Gegend einzuquartieren, während sich Joe (parallel dazu) mit Orlin’s Schergen im Wald herumschlägt. Ebenfalls passt es nicht so ganz, dass es in einzelnen Szenen schneit – ein paar hundert Meter weiter allerdings nicht (entsprechend liegengebliebener Schnee sorgt für zusätzliche „Kontinuitäts-Auffälligkeiten“). Chester soll den USB-Stick sicherstellen sowie Joe – welchen er noch von früheren Einsätzen her kennt – anschließend liquidieren

Auf merkwürdige Weise lockt er Joe zu sich: Er vergiftet jemanden – auf dessen Leiche (mitten auf der Straße vorm Gebäude) zwar einige Passanten (und Joe) aufmerksam werden; jedoch keine Cops. Wenig später „belauern“ sich beide auf seinem Zimmer – dabei über ihre Karrieren, Lebens-Situationen und Absichten plaudernd – bis Orlin mit einem Teil seines Gefolges vorfährt, ein „Belagerungsring“ aufbaut sowie die Erstürmung vorbereitet. Was aus dem Ermordeten und den Anwohnern geworden ist: Keine Ahnung. Und warum die örtliche Polizei auf nichts reagiert, muss im Prinzip genauso ignoriert werden wie die Frage danach, warum Chester zwei identische großkalibrige Gewehre mitgebracht hat…

Letzteres ist natürlich praktisch für Joe, der so halt auch eine solche Wumme bekommt. Getreu des der-Feind-meines-Feindes-Mottos nehmen sie es gemeinsam mit Orlin auf – bloß sind derartige Allianzen in diesem Genre bekanntlich selten von Dauer. Oder doch? Vesha’s Skript versucht den Anschein eines mysteriös-vertrackten Geflechts aus unterschiedlichen Agenten- und Interessens-Gruppen zugunsten von Reiz- und Spannungs-Erzeugung einzusetzen – und dennoch vermag man vieles relativ rasch vorauszusehen, so dass daraus nicht wirklich was wird; solider „Zutaten“ (wie ein MacGuffin, böse Killer, die „Weltordnung“ in Gefahr, taktierende Behörden, Lügen und Hintergehungen etc.) zum Trotz…

Bestes Beispiel für das unausgeschöpfte inhaltliche Potential ist die aus ehemaligen Spionen und sonstigen „Wissensträgern“ bestehende Organisation Alarum, deren Ziel die Beendigung der Tyrannei des globalen Geheimdienst-Netzwerks ist. Alles damit Verbundene wird jedoch dermaßen vage und belanglos dargereicht, dass es einem irgendwann einfach nur noch völlig egal ist. Und schlimmer gar: Man hätte diesen kompletten Aspekt der Story locker-leicht entfernen können, ohne dass es an den Abläufen und Ereignissen groß etwas verändert hätte. Eventuell würde ein Sequel da ja stärker ins Detail gehen – in dessen Richtung der Ausklang hier unverholen positioniert wurde – welches es aber hoffentlich nie geben wird…

Die Motive der Protagonisten werden nicht vernünftig dargelegt, die Charaktere sind fern von memorabel und die Dialoge, welche Vesha ihnen zugeschrieben hat, sind weder beseelt noch gewitzt geraten. Per se spielt Scott Eastwood („Diablo“) den Lead-Part nicht verkehrt – ist aber erneut so blass (nicht allzu charismatisch) wie bei ihm ja meist der Fall. Derweil verkörpert Sylvester Stallone Chester als einen weltmüden, aber weiterhin kompetenten Veteranen seiner Profession mit einer leichten Beigabe an Humor – also nicht groß anders (allerdings weit minder engagiert und ansprechend) als Dwight Manfredi in TV’s „Tulsa King“. Für seine (nicht gerade zehrenden) ein bis zwei Tage am Set wurde er gewiss fürstlich entlohnt…

Nach „Armor“ markierte dieser Streifen für Sly übrigens seinen zweiten mit 0% bei „Rotten Tomatoes“ in Folge – mit dem Mega-Flop „Expend4bles“ mit 14% direkt davor. Ohne Taylor Sheridan wäre seine Karriere wohl dort, wo die von Bruce Willis ab 2013 so war. Vesha indes ist es nicht gelungen, die jeweiligen Dynamiken zwischen den Figuren ersprießlich auszugestalten. Die Ehepaar-Konstellation erinnert an „Mr. & Mrs. Smith“ oder „Back in Action“ – nur mutet die Entscheidung, Joe und Laura kein einziges Mal zusammen (als Team) „loslegen“ zu lassen, wie eine sträflich verschenkte Chance an; zumal das Gespann Joe/Chester im Vergleich (wegen Stallone) deutlich hüftsteifer daherkommt…

Fraglos hat Willa Fitzgerald („Strange Darling“) Besseres verdient, als in einem Film wie diesem (u.a. in einer solch underwritten-en Rolle) verschwendet zu werden. Unabhängig dessen stellt sie dennoch das Highlight des Ensembles dar – mimisch (ohne dabei gefordert zu werden) sowie im Bereich der Fights, welche sie allesamt überzeugend meistert. Und Mike Colter („Plane“) als Ober-Söldner? Der fällt mehr aufgrund seines Akzents als durch seine Performance, Screen-Presence oder Orlin’s Taten auf. Generell mangelt es den Baddies an „Profil“. Immerhin hat man beim Zusehen von D.W. Moffett („Stealing Beauty“) als CIA-Führungskraft den Eindruck, er hätte Spaß daran gehabt, eben jenen zu portraitieren…

Irritierenderweise finden einzelne Plot-Punkte innerhalb der Story-Entfaltung keinen richtigen Abschluss – darunter der sich um Roland rankende – während wechselnde Allianzen sowie ein drohender Gift-Tod kaum zur Suspense-Erzeugung beitragen, da man im Vorhinein schlichtweg keine ergiebige Connection zu diesen Leuten aufzubauen vermochte sowie Polish und seine Crew durchgehend daran scheiterten, den Zuschauer-Puls spürbar beschleunigende Setpieces zu arrangieren. Action gibt es an sich zwar genügend – doch gehört jene der Marke Masse statt Klasse an und bewegt sich das Ganze mitunter unbeholfen von einer generischen Auseinandersetzung zur nächsten. Obendrein wartet „Alarum“ mit miesen CGIs auf…

Vor allem die im Rahmen der Post-Production eingefügten Explosionen, Mündungsfeuer und Blutspritzer sind häufig lachhaft schlecht sowie in dieser Qualität bei einem Werk dieser Budgethöhe eigentlich unakzeptierbar. Für ein ordentliches CIA-Büro hatte man wohl auch kein Geld – auf ausgeworfene Patronen-Hülsen oder sichtbare Rückstöße braucht man gar nicht erst zu hoffen. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, in denen B-Movies aus Kostengründen gefühlt ausnahmslos im Ostblock gedreht wurden – nunja, im Vorliegenden „doubelte“ Ohio Danzig; und das mit Hilfe ein paar fast schon amüsant auffällig platzierter polnischer Schilder sowie eines unschönen trübe-tristen Color-Gradings…

Anhand der an traditionelle Spionage-Streifen angelehnten Eingangs-Credits-Sequenz merkt man, dass offenbar ein Hauch an Ambition existierte – was sich aber nirgends in dem sonst Gebotenen widerspiegelt. Die Bebilderung Jayson Crothers („Amnesiac“) ist strikt 08/15, der elektronische Score Yagmur Kaplans („Deadlock“) eher untypisch – bis auf ein Stück am Anfang jedoch belanglos – sowie Polish’s Regie uninspiriert. Zur Verortung: Im direkten Vergleich seiner beiden bisherigen Genre-Arbeiten ist diese hier „Force of Nature“ unterlegen. Unterm Strich reicht die vorhandene Menge an mäßiger Action allein keineswegs aus, um irgendjemandem diese unpfiffige, unaufregend-dröge Angelegenheit zu empfehlen…

Zum Abschluss nun noch einige Gedanken, die mir beim Ansehen so durch den Kopf gingen: Warum zum Geier tragen die Mitglieder der betreffenden super-geheimen Organisation alle ein nicht gerade winziges „A“-Hals- oder Nackentattoo? Wie konnte Laura gegen Ende wissen, dass eine Drohne senkrecht nach unten auf ihre Position schießen, und keine Rakete abfeuern würde? Überdies wirkt es unglaubwürdig, wie Joe und Orlin aus dem Innern eines Hauses heraus irgendwie auf das Flugobjekt ballern – und war der „60-Minuten-Countdown“ nach Verabreichen einer Kanüle an Gift entweder totaler Blödsinn oder war die Nacht dort (an der südlichen Ostsee-Küste) so kurz wie so manche im Sommer nahe des Polarkreises…

gute7 von 10

Hierzulande erscheint „Alarum“ am 25.04.25 auf DVD, BluRay und 4K-Ultra-HD-Scheibe…

Stefan Seidl

Alarum

(© Grindstone Entertainment, Highland Film Group, Lionsgate, Splendid Film/WVG)

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Copyright des „Alarum“ Poster- und Covermotivs sowie der Pics: Grindstone Entertainment Group / Highland Film Group / Lionsgate (US) / Splendid Film, WVG (D)__ Freigabe: FSK-16__ DVD/BluRay/4K: ja/ja/ja

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