Originaltitel: Alien Express__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2005__ Regie: Turi Meyer__Darsteller: Steven Brand, Todd Bridges, Kellie Brothersen, Barry Corbin, Joseph Hamilton, Amy Locane, Lou Diamond Phillips, Stephen Rippey u.a. |
„Du denkst, du hast einen gebrauchten Tag?“ Was auch immer dieser Spruch heißen mag, er ziert das deutsche Cover der SyFy-Produktion „Dead Rail“ alias „Alien Express“. Vermutlich hat da jemand etwas zu genau aus dem Englischen übersetzt? Ebenjenes Cover bewirbt den Film im Übrigen auch mit einem Zitat aus einer OFDB-Kritik, das da lautet: „’Alien Express’ ist schön räudig“. Eine nicht wirklich eingängige Phrase als Heißmacher und ein alles andere als nach Qualität klingender Werbespruch? Da musste ich zugreifen. Ganz klar.
Worum geht es? Nun, ein Senator auf dem Weg zum Präsidentenamt ist im Wahlkampfmodus und darum mit einem Superzug unterwegs, der ihn zu seiner nächsten Rede bringen soll. Da schlägt unmittelbar neben dem Zug ein Meteorit ein und bringt ein am Wegesrand stehendes Auto zum Explodieren. Natürlich stoppt man, um nach dem Rechten zu schauen. Dabei liest man einen ungebetenen Fahrgast auf, denn dem Meteorit entschlüpfte ein winziges Alien mit riesigem Appetit.
Um diesen zu stillen, frisst es sich nun von Abteil zu Abteil, um einerseits ordentlich zu wachsen und andererseits in all seinen Opfern seinen Nachwuchs zu hinterlassen. Der schlüpft beinahe umgehend und hat ebensolchen Hunger wie das Muttertier. Die Welt wäre nun freilich am Arsch, wäre da nicht Officer Vic Holden. Der soll eigentlich das ausgebrannte Wrack des eingangs explodierten Wagens untersuchen. Dabei erschnüffelt er aber ungeahnte Gerüche und findet irgendwann sogar einen toten Techniker des bereits davon gebrausten Zuges.
Er ahnt, dass mit dem Meteorit etwas mitgekommen sein könnte. Und da in dem Zug seine Ex als Wahlkampfhelferin des Senators mitfährt, entert er natürlich den Zug, um sie und die Welt zu retten.
„Alien Express“ stammt noch aus einer Zeit, als der SyFy-Channel Sci-Fi-Channel hieß und auf Qualität zu scheißen pflegte: Räudige (ha, da ist es wieder) CGIs trafen da auf lachhafte Modelltricks, die Story transportierte die jeweils gängigsten Klischees des jeweils verwursteten Themas und mittendrin agierte ein Ex-Star, der der ganzen Chose zumindest ansatzweise so etwas wie eine Daseinsberechtigung gab. In diesem Fall handelt es sich um Lou Diamond Phillips („Bats – Fliegende Teufel“), der im Grunde genommen alles richtig macht:
Er nimmt diesen Stuss nicht wirklich ernst und er passt sich gekonnt an den trashigen Rest an. Wenn er sich beispielsweise vom Police-Officer zur Kampfsau umzieht, bleibt wahrlich kein Auge trocken. Dass sein Kampfsau-Outfit aus Unterhemd und Bomberjacke besteht, ist dabei der größte Brüller. Aber sein Vic Holden hat vermutlich geahnt, dass es in dem Zug heiß hergehen würde.
Immerhin lauern in jedem Waggon zig Aliens, die zum einen für nette Splatter-Effekte sorgen und zum anderen in Form von Handpuppentricks umgesetzt wurden. Das sieht nun nicht sonderlich heiß aus, hat aber einen erstaunlichen Charme. Damit sie nicht zu unflexibel wirken, machte man die Handpuppenaliens einfach schneller als den Superhelden Flash. Einen Verwischeffekt später haben sie schon ihren Standort gewechselt und tauchen hinter irgendeinem anderen Bretterverhau auf, hinter dem sich gerade ihr Puppenspieler versteckt.
Diese Tierchen, die wie überdimensionierte Ratten mit Godzilla-Schwanz aussehen, explodieren gerne bei Kontakt mit Feuer, dünnen im Handlungsteil die Fahrgäste nacheinander aus, spucken ätzenden grünen Schleim und vereiteln natürlich die Präsidentenwahl des Senators…
Das wäre dann doch etwas wenig Handlung… Dachte sich zumindest der Drehbuchautor von „Alien Express“, als er vor der einen Seite saß, die bisher den ganzen Film trug. Darum lancierte er einen weiteren Zug, der vor unserem führerlos vor sich hin tuckernden Superzug mit kaputtem Totmannschalter herumfährt und – natürlich – nukleares Material transportiert. Nicht auszudenken, was passiert, wenn man diesen Zug einholt und rammt…! Mehr Spannung kommt trotz dieser unfassbar ausgeklügelt geskripteten Spannungsspitze dennoch nicht auf. Selbst wenn, man würde es eh nicht bemerken, da man viel zu beschäftigt ist mit den ganzen Filmfehlern:
Wie viele Waggons hat unser Zug nun eigentlich? Warum sieht die Modellvariante anders aus als die CGI-Variante? Wieso hat ein moderner Superzug technische Anzeigen von vor dem ersten Weltkrieg? Warum gehen manche Türen in bestimmten Szenen einfach nicht auf, während in der nächsten jemand vollkommen gelangweilt durchlatscht? Weshalb muss man das eine Mal unbedingt übers Dach in einen anderen Waggon, wenn man im nächsten Moment problemlos die Tür nehmen kann? Und warum wird Vic von seiner Ex mal gesiezt und mal geduzt? Wieso haben einige Figuren von Szene zu Szene unterschiedliche Namen? Aus welchem Grund ist wirklich jedes Fenster des Zuges zugehangen? Und wer zum Teufel lädt die angeblich leeren Knarren immer wieder heimlich nach?
Fragen über Fragen, die einem „Alien Express“ garantiert nicht beantworten wird. Und irgendwie ist es genau dieser zur Perfektion erhobene Stumpfsinn, der einen die ganze Zeit dranbleiben lässt. Denn „Alien Express“ hat seine kleinen Momente. Die Aliens sind schön fies, die Heldentode extraschlotzig und vor allem die arroganten Vollpfosten kriegen genau das, was sie verdienen. Mittendrin Lou Diamond Phillips, der einen klasse Alienkiller gibt und vor allem die Knutsch-Szenen mit Amy Locane („Bad Karma“) zu genießen scheint. Der Rest drumherum ist das pure Unvermögen. Doch dank des produzierenden Studios kommt genau das mit Ansage und es braucht sich keiner zu beschweren, dass er nicht VOR dem Filmgenuss gewusst habe, was auf ihn zukommt.
„Alien Express“ wurde zunächst von Cascarde Films als „Dead Rail“ in Deutschland auf DVD veröffentlicht. Unlängst wurde der Film als „Alien Express“ neu aufgelegt, kommt nun von der VZ-Handelsgesellschaft und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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