Originaltitel: Rivers 9__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2015__Regie: Chris W. Freeman, Justin Jones__Darsteller: Vinnie Jones, Elisabeth Röhm, Thomas Downey, Kayla Carlyle, C. Thomas Howell, Jamie Kennedy, Neil Brown Jr., Leslie Easterbrook, Ed O’Ross, Adrian Kirk u.a. |
Jake Rivers bezeichnet sich selbst als Hillbilly. Als Hillbilly, der vom Leben nicht unbedingt verwöhnt wird. Der Job in einer Autowerkstatt wirft gerade einmal genug ab, um mit seiner Schwester und seiner großen Liebe Grace in einem überdimensionierten Trailer wohnen zu können. Seit kurzem wird seine dennoch allgegenwärtige Gutmütigkeit zusätzlich auf die Probe gestellt. Das städtische Casino baut nämlich aus. Mit verheerenden Folgen für die Infrastruktur in und um Plainview, dem kleinen Kaff, in dem Jake lebt.
Jeden Morgen und Abend steht Jake nun auf dem Weg zur und von der Arbeit im Stau. Verursacht durch die großen Transporter, die immer neue Materialien zu dem gigantischen Casino karren. Als eines Tages ein ungesichertes Steinchen von einem der Laster auf Jakes Windschutzscheibe kracht und diese reißen lässt, ist für Jake das Maß voll. Wütend stürmt er in das Casino und will von dessen Betreiber Ray Kaplan einen Schadensersatz einfordern.
Doch der demütigt Jake, verprügelt ihn gar. Bei Jake setzt daraufhin etwas aus. Er zerstört den Mercedes von Kaplan und startet damit einen Kleinkrieg, der immer mehr eskaliert und in den Plan mündet, das Casino auszurauben und Ray Kaplan so etwas Demut zu lehren…
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Schon der Kleinkrieg im Vorfeld des Casino-Raubzuges böte den idealen Nährboden für eine schön schwarzhumorige Farce. Leider nutzt „All In Or Nothing“ dieses Potential zu keiner Sekunde aus und mäandert stattdessen ziemlich unentschlossen zwischen fiesen Boshaftigkeiten und seltsamem Ernst, was vor allem zu Lasten des komischen Grundtones geht. Steht dann der Entschluss für den Raubzug, kippt der Film in seiner Stimmung total. Er wäre jetzt gerne ein komisches Gaunerstück im „Ocean’s Eleven“-Stil (Der Originaltitel „Rivers 9“ macht daraus auch gar keinen Hehl), ist aber nie mehr als eine belanglose und einfallslose Kopie.
Mehr noch: Bei der Vorbereitung des Heists wird es extrem langweilig. Der Film bläst sein Figuren-Interieur unnötig und vollkommen humorlos auf, will selbigem sogar Backgrounds verpassen und schüttelt Love-Stories aus dem Ärmel, die vollkommen aus dem Nichts kommen. So fühlt sich das Unterfangen immer zielloser an, was durch den total antiklimaktischen Raubzug nur unterstrichen wird. Der wird im Übrigen von einer derart öde umgesetzten Poker-Partie flankiert, dass dagegen selbst eine abgefilmte Bingo-Runde wie ein epischer Showdown anmutet. Zwei Spannungsherde also, die überhaupt nicht genutzt werde. Weder für Überraschungen noch für spannende Storytwists oder unvermutete Allianzen. Alles, was Heist-Movies ausmacht, hat „All In Or Nothing“ nicht. So zieht sich der Film gefühlt wie Kaugummi.
Was zu weiten Teilen leider auch an den Darstellern und ihren Figuren liegt. Letztere sind weitgehend so uninteressant und öde gezeichnet, dass die meisten Darsteller sozusagen von Minute eins an auf verlorenem Posten kämpfen. Einige sind davon schlichtweg überfordert. Andere, etwa der grauenvoll chargierende Jamie Kennedy („Killer Beach“) oder der peinlich überziehende C. Thomas Howell („Der Poseidon Anschlag“), suchen ihr Heil in der Flucht ins Overacting. Mit grauenvollen Folgen.
Zumindest die beiden großen Antipoden funktionieren ganz gut: Thomas Downey gibt dem Loser Jake ein sympathisches, leicht trotteliges Gesicht und hat eine tolle Chemie mit lecker Elisabeth Röhm („Transit“) in der Rolle als Grace. Derweil darf Vinnie Jones („Toxin“) als fieser Lump einfach das machen, was er am besten kann: Frauen schlagen, Gift und Galle spucken und wirklich keinen Moment irgendwie halbwegs sozialisiert rüberkommen. Das macht seinen Ray Kaplan wunderbar hassenswert, so dass man als Zuschauer zumindest nicht ganz uninvolviert durch den Film treibt.
Was bleibt ist ein durch und durch langweiliges Heist-Movie, welches das Potential für diverse schwarzhumorige Entgleisungen gehabt hätte, es sich stattdessen aber lieber in der Belanglosigkeit bequem macht. Die Story wirkt seltsam unentschlossen und die teilweise richtig miesen Darstellerleistungen machen es schwer, sich überhaupt auf den Film einzulassen. Der ist obendrein arg preiswert in Szene gesetzt, wirkt in seiner Bildsprache extrem altbacken und schmucklos und der lahme Soundtrack scheint sich irgendwann selbst langweilig zu finden. Zumindest in einer Hinsicht war der Heist-Film „erfolgreich“. Als ich ihn beendete, hatte er mir doch tatsächlich 90 Minuten meiner Lebenszeit unwiederbringlich gestohlen! Dieser Lump! Zumindest wurde ich für diesen Skandal mit einem wundervoll absurden Bild belohnt: Vinnie Jones trägt einen Häuptlingsfederschmuck…
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 2. Februar 2017 von Sunfilm/Tiberius Film und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Sunfilm/Tiberius Film__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |