Originaltitel: America is Sinking__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2023__Regie: Mario N. Bonassin__Darsteller: Michael Paré, Johnny Pacar, Lindsey Marie Wilson, Paul Logan, Mindy Montavon, Chelsea Gilson, Maye Harris u.a. |
Lieber Leser, lehne dich bitte einmal zurück, schließe die Augen und lasse den Titel „America is Sinking“ auf dich wirken. Was entsteht vor deinem inneren Auge für ein Film? Siehst du einen coolen Helden, der anpackend die Welt zu retten versucht? Siehst du gewaltige Weltuntergangsszenarios, gereicht an fetten Spektakelbildern und großartigen Special Effects? Fühlt sich dein imaginärer Katastrophenfilm temporeich, spannend und vor allem kurzweilig an? Ja? Dann ist „America is Sinking“ definitiv NICHT dein Fall. Sorry.
Ein Team Wissenschaftler sammelt am Nordpol beunruhigende Daten. Die tektonischen Platten haben sich demnach extrem verschoben, das Magnetfeld der Erde spielt verrückt und solare Strahlen haben sich in das Erdreich eingelagert (guck nicht so, ich hab es auch nicht kapiert). Obendrein ist ein gewaltiger Gletscher ins Meer gestürzt und hat den Meeresspiegel heftig ansteigen lassen.
Infolgedessen rasen gewaltige Tsunamis auf die Küste Nordamerikas zu und drohen den gesamten Kontinent absaufen zu lassen. Freilich können das unsere Wissenschaftler nicht so einfach zulassen. Schnell alarmieren sie alle, die davon wissen müssen, und entwickeln tollkühne Weltenrettungspläne.
Michael Paré in einem Katastrophenfilm nach The-Asylum-Art
„America is Sinking“ ist absolut typischer The-Asylum-Trash aktueller Prägung. Es wird sinnlos und ohne Ende daher gelabert, Charaktere glotzen angestrengt auf irgendwelche Bildschirme, es wird viel telefoniert und am Ende schauen die Helden immer wieder auf gewaltige Verwüstungen und der Zuschauer muss sich selbst ausmalen, was da wohl zu sehen sein könnte. Denn „The Asylum“ mag wie gewohnt nicht viele Money Shots zeigen und an den Gesichtern der „Schauspieler“ kann man nicht viel ablesen.
Anstelle fetter Spektakelbilder setzt „America is Sinking“ auf Spannungshöhepunkte wie jenen, wenn eine Frau beinahe am Steuer ihres Wagens einschläft und hernach eine Diskussion mit ihrer gerade aufgewachten Tochter vom Zaun bricht, wer fortan lieber fahren solle. Oder wenn zwei Charaktere darüber diskutieren, ob es moralisch verwerflich sei, von einer liegengebliebenen Karre Benzin abzupumpen. „The Asylum“ weiß einfach, was wirklich wichtig ist: Die kleinen Dramen kackegaler Figuren nämlich. Dass parallel Kanada und Mexiko abgesoffen sind, ist indes nur einen Nebensatz wert.
Bis auf die Hauptfiguren ist auch niemand so wirklich in den Überlebenskampf involviert. Die Straßen sind menschenleer, man sieht niemanden flüchten und es gibt nicht einmal Nachrichtensendungen oder ähnliches, die darstellen würden, wie die Menschheit an sich auf die Bedrohungslage reagiert. Warum auch?
Was man „America is Sinking“ im Vergleich zu anderen aktuellen The-Asylum-Müllfilmen zugute halten muss, ist, dass Regisseur Mario N. Bonassin („Megaboa“) seine Helden immer auf Trab hält. Infolgedessen sondern die ihren Verbalmüll nicht immer in den gleichen trostlosen Räumen ab. Dennoch sind auch in diesem Katastrophenfilm viele Zimmer von innen zu sehen. Sind ja auch die idealen Zufluchtsorte vor Erdbeben und sonstigem Erdengewackel – nicht. Zumindest aber wirkt der Film so nicht gar so eintönig. Unterhaltsamer macht es ihn aber kein Stück.
Eher im Gegenteil: Der Katastrophenfilm hat gerade einmal 75 Nettofilmminuten auf der Uhr, fühlt sich aber an, als sei er mindestens 180 Minuten lang. Für etwas Kurzweil sorgen viele dumme Momente, in denen man als Zuschauer zumindest körperlich aktiv wird, weil man sich die flache Hand vor die Stirn haut. Da schleichen sich gewaltige Wassermassen mal eben aus dem Hinterhalt an. Punktgenau bilden sich Strudel, um wichtige Weltenrettungspläne zu verhindern. Und eine Wissenschaftlerin gibt in mehreren Momenten so beherzt den lebensmüden Lemming, dass man laut johlend auf dem Sofa hockt, wenn es sie tatsächlich erwischt und ihr Tod so wundervoll sinnlos ist.
Sinnlos ist im Grunde auch das Mitwirken von Michael Paré („The Puppetman“). Der hat erstaunlich viel Screentime als General abbekommen, reißt seine Zeit aber komplett lustlos runter und schaut mehr als einmal reichlich hilflos drein, wenn um ihn herum die Worthülsen der Co-Darsteller einschlagen. Die nehmen die Chose nämlich viel zu ernst und können rundweg nicht spielen. Mit Paul Logan („World Invasion: Alien Attack“) erleben wir ein weiteres vertrauteres Gesicht und können erneut dessen totale Inkompetenz in Sachen Schauspiel bewundern.
In technischer Hinsicht schaut „America is Sinking“ halt aus, wie The-Asylum-Schlonz aktuell so ausschaut. Es dominiert ein schmuckloser, glatter Digitallook. Die Schauplätze durften nichts kosten. Statisten wollte man auch keine bezahlen. Man kennt das. Dazu gesellen sich ein paar Katastrophenszenen, die in ihrer CGI-Umsetzung von erstaunlich okay bis grützig reichen und vollkommen ohne jedes Gefühl für Spannungsaufbau für jeweils fünf bis zehn Sekunden über den Screen rumpeln. Die langweilige Fahrstuhlmucke passt sich an den Unterhaltungsfaktor des Filmes an.
„America is Sinking“ und keinen juckt’s
Ich frage mich immer wieder, ob die Produzenten der The-Asylum-Filme die finalen Ergebnisse auch nur einmal sichten und sich dann wirklich denken, dass sie ihr Geld gut angelegt haben. Ich kann mir das nur über ganz viel Betriebsblindheit erklären. Denn eigentlich ist doch offensichtlich, was für Grütze etwa „America is Sinking“ ist.
Immerhin ist der ein Katastrophenfilm ohne echte Katastrophen, dafür mit vielen Dialogen aus der Hölle, dummen und irrational handelnden Figuren, miesen Schauspielern, einer öden Inszenierung und der vollkommenen Abwesenheit von unterhaltenden, spannenden oder das Tempo anziehenden Momenten. Selbst ein Michael Paré schaut irgendwann einfach nur noch gelangweilt drein – und der hat schon in manch anderem The-Asylum-Müll mitgespielt.
„America is Sinking“ ist dabei so schlecht, dass man echt ein unbehagliches Gefühl in der Magengegend bekommt, wenn für diesen Quark sichtliche Stock-Footage-Aufnahmen aus tatsächlichen Überflutungsgebieten eingesetzt werden. Irgendwie fühlt es sich vollkommen geschmacklos an, das hier tatsächliche Not ausgeschlachtet wird, um den „Spektakelfaktor“ dieses Grützfilmes zu heben.
Über eine physische Veröffentlichung ist mir für Deutschland (und weltweit) bislang nichts bekannt. Auf Streamingportalen wie Prime Video kann man den Streifen gegen einen Obulus „genießen“. Hier ist er ab 12 freigegeben. Der TV-Sender Tele 5 hat den Film Anfang September 2024 versendet.
In diesem Sinne:
freeman
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Copyright aller Filmbilder/Label: The Asylum__Freigabe: FSK 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein |