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American Carnage

Originaltitel: American Carnage__ Herstellungsland: USA__ Erscheinungsjahr: 2022__ Regie: Diego Hallivis__ Darsteller: Jorge Lendeborg Jr., Allen Maldonado, Jenna Ortega, Bella Ortiz, Eric Dane, Jorge Diaz, Yumarie Morales, Ileana Wilson, Andrew Kaempfer, Paloma Bloyd, …
American Carnage

Das US-Postermotiv von “American Carnage”.

Zum Trailer (engl. OV) geht´s hier!

Bei “American Carnage” haben wir es mit einer satirischen Horror-Komödie aus dem Jahr 2022 zutun, welche seitens der Brüder Julio und Diego Hallivis verfasst sowie von letzterem in Szene gesetzt wurde. In etwa als eine humorige Kombination aus “the Forever Purge” und den Racially-Charged-Sozial-Thrillern Jordan Peeles beschreibbar, eröffnet dieser mit speziellen zeitgemäß-brisanten politischen und Gesellschafts-kritischen Subtexten aufwartende Streifen in Gestalt einer Montage aus Latino- und Immigrations-bezogenen Film-, Werbe-, Nachrichten- und Viral-Video-Clips, welche sich in ihrem Verlauf von einer Veranschaulichung des klassisch-positiven Land-of-the-Free bzw. American-Dream-Gedankes über entsprechende prominent-beliebte Beispiele aus der Entertainment-Industrie (Stars wie Jennifer Lopez sowie Movies á la “Coco”) bis hin zur “weit weniger strahlenden” Realität wandelt – samt manipulativer xenophob-rassistischer Rhetorik von Politikern und “Fox News”-Personalities sowie Aufnahmen der brisant-gravierenden Krise an der südlichen Grenze zu Mexiko. Und wer es bislang noch nicht wusste: Der Titel des hier im Blickpunkt stehenden Werks ist direkt einer Rede Donald Trumps entnommen worden…

Nach dieser “bissigen” Einleitung wird dem Publikum (minus diversen US-republikanischen Zuschauern, die umgehend abgebrochen haben dürften) der Hauptprotagonist der Geschichte vorgestellt: JP (Jorge Lendeborg Jr.) – ein sympathischer Heranwachsender, der in einer texanischen Filiale der Fast-Food-Burger-Kette “Lady Liberty´s” arbeitet und dessen Schwester Lily (Yumarie Morales) gerade eine Zusage für einen Studienplatz an der renommierten Columbia University in New York erhalten hat. Stolz, veranstaltet die Familie mit einigen Freunden eine kleine Glückwunsch-Party – bei der plötzlich jedoch die Haustür eingetreten wird, eine Truppe ICE-Beamte (Immigration and Customs Enforcement) hereinstürmt sowie alle Anwesenden festgenommen werden. Es ist nämlich so, dass der amtierende, aktuell um seine Wiederwahl bemühte Gouverneur Finn (Brett Cullen) überraschend eine “Executive Order” unterzeichnet hat, auf deren Anordnung hin jeder illegale Einwanderer (so wie JP´s und Lily´s Mutter) schnellstmöglich verhaftet und deportiert werden soll – ebenso wie die Kinder eben jener, egal ob sie nun in den USA geboren worden sind oder nicht, da jene ihre ungesetzmäßig im Lande verweilenden Eltern ja nicht bei den Behörden angezeigt hätten…

In einer Übergangseinrichtung (mit “Gruppenkäfigen” in einer großen Halle sowie Schlaf-Matten auf dem Boden) untergebracht, werden die Geschwister voneinander separiert – worauf man JP folgenden “Deal” anbietet: Da er ein Bürger der Vereinigten Staaten ist, könnte er seiner Ausweisung entgehen, indem er an einem mehrmonatigen Programm teilnimmt, in dessen Rahmen er als Hilfskraft in einem Altenheim tätig sein würde – das “Elderly American Tolerance & Understanding Project”. Sollte er durchhalten, könnte er wieder zu seinem “vorherigen Leben” zurückkehren. Ohne einer echten Wahl, willigt er ein – worauf man ihn (zusammen mit einigen anderen) in die durchaus ansehnliche, von einem Herrn namens Eddie (Eric Dane) geleitete “Owl Cove”-Senioren-Residenz überführt. Neben der Auferlegung strenger Regeln – bspw. das Gelände nicht zu verlassen – werden sie mit “elektronischen Fußfesseln” ausgestattet. Ihre primäre Aufgabe besteht darin, die Bewohner zu beschäftigen: Ihnen vorzulesen, mit ihnen zu reden, sie in ihren Rollstühlen umherzuschieben et cetera. Generell sind jene relativ “friedlich” – und sollte sich doch mal jemand “aufregen”, sind die Pfleger (u.a. Catherine McCafferty und Andrew Kaempfer) stets zügig zur Hand, ihnen ein Beruhigungsmittel zu spritzen…

“American Carnage” investiert ein dienliches Maß an Zeit in seinen Einstieg – lässt einen JP kennenlernen, bevor sich die dramatischen Entwicklungen auf Basis der neuen Politik entfalten und es nach etwas über 20 Minuten dann zum Einsatzort der betreffenden Teens und Twens geht. Rasch findet JP Anschluss in einer sich bildenden Clique, der überdies noch “Spaßvogel” Big Mac (Allen Maldonado), die selbsternannte “Aktivistin” Camila (Jenna Ortega), der unter “Befürchtungen” leidende Chris (Jorge Diaz) sowie die im Vergleich zu den übrigen auffallend hellhäutige Argentinierin Micah (Bella Ortiz) angehören. Während sie das Beste aus allem zu machen versuchen, fängt es zwischen JP und sexy Micah allmählich zu “knistern” an, fühlt sich der so manchem gegenüber ziemlich misstrauische Chris heimlich beobachtet und hält JP nach Lily Ausschau, da sie eventuell ja auch dorthin gebracht worden sein könnte. Im Zuge dessen erweckt eine ältere Dame (Ileana Wilson als Greta) seine Aufmerksamkeit, welche öfters agitiert wirkt – allerdings Probleme damit hat, sich zu artikulieren – worüber hinaus er eines Nachts von einer anderen (nackten, offenbar zerstreuten) bedrängt wird, die unentwegt den Satz “Virgil will set you free!” wiederholt…

Ich selbst habe eine Freundin, die Altenpflegerin ist. Was sie mir so von ihrem Arbeitsalltag berichtet, sind für mich wahre “Horror-Storys” – obwohl es eigentlich vollkommen regulär-natürliche Dinge sind, mit denen man sich im Umgang mit nicht selten dementen oder verwirrten Senioren halt konfrontiert sieht. Diesen Leuten gebührt Respekt! Im Vorliegenden werden solche Punkte (á la die hinsichtlich Ausstattung und Versorgung häufig nicht optimalen Zustände in solchen Einrichtungen) kaum angerissen: Erwartungsgemäß wurde der “Fokus” nicht auf jene Aspekte bzw. Bereiche der Materie gerichtet, sondern erst einmal auf JP´s “Nachgehen seines Bauchgefühls” – bis nach einer knappen Dreiviertelstunde ein Bewohner (Troy James) in Big Mac´s und Greta´s Anwesenheit verstirbt. Die Sache dabei: Wenig später werden sie Zeuge einer Art “Auferstehung” – zumindest für ein paar Sekunden – bei der sich sein Körper grotesk verdreht und verformt – ähnlich wie Regan´s “Spiderwalk” in “the Exorcist” oder einige der Vampire in “Day Shift“. Die Preisgabe, was genau hinter all dem steckt, vollzieht sich für den Betrachter (ebenso wie für die kleine Gruppe) schrittweise. Achtsamen dürfte es aber durchaus möglich sein, einen Teil davon vorauszusehen…

Leider konzentriert sich “American Carnage” nicht genügend auf bestimmte Plot-Elemente, so dass das meiste inhaltlich Angegangene recht “oberflächlicher Beschaffenheit” ist. Im Mittelstück des Films wird sich vorrangig mit Fragen rund um die mysteriösen Geschehnisse in “Owl Cove” beschäftigt – z.B. per Erkunden von Räumen und Trakten, die JP & Co. offiziell nicht betreten sollen/dürfen – ergänzt u.a. um geradezu obligatorische “Reibereien” mit den Festangestellten sowie die erwähnte aufkeimende Romanze. Dass einen das alles nie zu langweilen beginnt, ist mit den gut aufgelegten Darstellern zuzurechnen: Als Lead liefert Jorge Lendeborg Jr. (“Bumblebee“) eine ersprießlich sympathische Performance ab, Jorge Diaz (“the 33“) ist als typische Paranoid-oder-ist-tatsächlich-was-faul?-Figur mit von der Partie, Bella Ortiz (“Black Pill”) verkörpert ihre Rolle prima, Allen Maldonado (“Project Power“) ist maßgeblich für “Comic Relief” zuständig und als selbstbewusst-couragierte Camila bekräftigt Jenna Ortega (“X“) erneut ihren (gerechtfertigten) “Rising-Star-Status”. Die weiteren Akteure – unter ihnen Yumarie Morales (“Lift”), Ileana Wilson (“La Abuela”) und Catherine Hannay (“Shark Bait“) – gehen indes ohne Notwendigkeit zur Klage in Ordnung…

Als Eddie, der fürs “Elderly American Tolerance & Understanding Project” Verantwortliche, castete man Eric Dane (TV´s “the Last Ship“) – welcher an sich übers nötige Charisma verfügt, hier jedoch (anders als etwa in der Hit-Serie “Euphoria”) nicht das wünschenswerte Level an “subtiler Bedrohlichkeit” zu vermitteln in der Lage war. Und der Gouverneur? Mit nur eingeschränkter Screen-Time von Brett Cullen (“Joker“) den Vorgaben entsprechend gemimt, ist jener ein (absichtlich) “grob gezeichneter” Cowboyhut-tragender Texaner, der für seine Ziele zu extremen Mitteln greift. Klar: In der Realität würde er das in der Form nicht durchsetzen können und ist ICE bekanntlich eine Bundesbehörde, die seinem Amt so nicht unterstellt ist – allerdings nimmt das bei einem Streifen wie diesem nur eine sehr nebensächliche Bedeutung ein. Das gilt ebenfalls für “Finesse”, wenn es um die Botschaft geht, welche die Halilis-Brüder ins Auge gefasst haben – doch hey: Angesichts der tagtäglichen, oft von Frustrationen und Belastungen geprägten Lebenssituation von Immigranten in den USA sowie der Gebarensweisen, Gesinnungen und “hyperbolischen” Aussagen von Leuten wie Donald Trump ist der gewählte Weg einer Farce in diesem “Genre-Gewand” kein unbedingt verkehrter…

Regisseur Diego Hallivis (“Curvature”) hat ein handwerklich ordentliches, nett anzusehendes B-Movie gestemmt, dem man sein limitiertes Budget nur bedingt (bspw. bei einigen Gesichts-Make-up-Kreationen) ansieht. Mir gefielen die teils kräftigen Farben, Unax Mendia (“Grand Piano”) hat bei seiner Kamera-Arbeit weitestgehend auf etwaige “Mätzchen” verzichtet und das Editing Alex Márquezs (“Snowden“) sowie der Score Nima Fakhraras (“Paydirt“) erfüllen ihre jeweiligen Zwecke brauchbar – während die Practical- und CGI-Effects ihrerseits zufrieden stellen und sich das Präsentierte den for-disturbing-Violence-and-Gore-Part seines “R”-Ratings hauptsächlich in seinem finalen Akt verdient hat. Aus den Locations und Sets vermochte die überwiegend spanische Crew (da fast der komplette Dreh in und um Madrid stattfand) einen soliden “Atmosphäre-Grad” herauszuholen – und mitunter kommt sogar ein wenig Spannung auf. Unabhängig verschiedener konventioneller Momente – á la beim Herumschnüffeln beinahe erwischt zu werden – wird das Publikum insgesamt dennoch bis zum (gelungenen) “großen Twist” hin durchgehend “bei Laune gehalten”. Jener ist übrigens wahrhaft grotesker Natur ist – und das auf gleich mehrere Facetten des Ganzen bezogen…

Fazit: Auf realen aktuellen Konflikt-geladenen politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten in den USA aufbauend, entpuppt sich “American Carnage” als eine weder sonderlich “filigrane” noch “tiefschürfende”, nichtsdestotrotz kurzweilig-unterhaltsame satirische Horror-Komödie…

7 von 10

“American Carnage” ist hierzulande auf DVD und BluRay erhältlich.

Stefan SeidlAmerican Carnage

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American Carnage

Copyright des “American Carnage” Postermotivs und der Pics: Saban Films / Lionsgate (US)__ Infos zur amerikanischen VÖ: Freigabe: Rated: R__ DVD/BluRay: ja/ja

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Categorised in: Horror, the Horror Pit

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