Originaltitel: Promiseland__Herstellungsland: Kanada__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Kirk Caouette__Darsteller: Andrea Stefancikova, Kirk Caouette, Michael Kopsa, Adrian Hough, Milan Stefancik, Zak Santiago, Tristan Risk, John Sampson, Mark Skip Schilperoort u.a. |
Kirk Caouette feierte 1994 sein Debüt als Stuntman in der Actionserie „Viper“. Seitdem war er für über 80 weitere Produktionen im Einsatz. Als sein „Durchbruch“ gilt die Eröffnungsszene rund um den Nightcrawler in „X-Men 2“, wo Caouette Alan Cumming doubelte. Vor die Kamera zog es ihn eher selten. „American Killer“ stellt eine entsprechende Ausnahme dar. Eine Ausnahme, für die der Stuntprofi natürlich auch die Choreographie der Action, aber auch die Regie und das Drehbuch verantwortete. Letzteres erzählt folgende Story:
Dean arbeitet für eine geheimnisvolle Organisation als Auftragskiller. Seine Auftraggeber haben einen großen Deal an Land gezogen. Ein fieser Lump namens Vasily, der sein Geld mit Menschenhandel, Kinderpornographie und Prostitution macht, soll aus dem Verkehr gezogen werden. Eigenartigerweise soll Dean vor dem großen Abschuss ein genaueres Auge auf das Cam-Girl Marcela alias Velvet werfen, die für Vasily arbeitet.
Bei seinen Observierungen kommt Dean Velvet bald deutlich näher als geplant. Die beiden verlieben sich ineinander und Dean nimmt Velvet irgendwann sogar auf seine Killertouren mit. Bei denen entpuppt sich Velvet als Naturtalent. Da erhält Dean den Auftrag, kurzen Prozess mit Vasily zu machen – blöderweise soll Velvet bei der Gelegenheit gleich mit aus dem Weg geräumt werden.
Schaut in den dramatischen „American Killer“ hinein
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Die Story von „American Killer“ ist prinzipiell altbekannt: Killer verliebt sich, die Liebe bringt Probleme, Killer soll die große Liebe töten. Generisch klingender Stoff also, der allerdings spürbar von einen gewissen Anspruch beseelt ist. Schon das Regiedebüt von Kirk Caouette, „Hit ‘n Strum“ aus dem Jahr 2012, fiel ungewöhnlich aus, war es doch ein Drama mit viel Musik und damit weit außerhalb der Komfortzone des Man of Action. Und auch bei „American Killer“ macht es sich Caouette nicht zu leicht und liefert statt eines Highlight Reels für sein Können einen dramatisch angehauchten Actionthriller.
Allerdings bekommt Caouette seine Story nicht richtig unter Kontrolle. Seine Figuren bleiben zu blass, die bedeutungsvoll aufgeladen Dialoge sind letztlich hohl und inhaltsleer. Das Drehbuch bekommt keinerlei Spannung etabliert und auch das Miteinander von Dean und Velvet hätte man sich gerne inniger und komplexer gewünscht. Infolgedessen hat der mit 75 Minuten Nettolaufzeit nicht eben lange „American Killer“ mit einigen erstaunlichen Längen zu kämpfen.
Damit sein Film nicht zu phlegmatisch wird, zündet Caouette mehrere knackig kurze, größtenteils echt cool anzuschauende Actionszenen. Direkt zu Beginn macht er zum Beispiel mit effektiven Martial-Arts-Moves ein paar Kerle platt, nur um in der folgenden Szene beidhändig ballernd diverse Bloodpacks in Zeitlupe platzen zu lassen. Und in der nächsten Actionsequenz kombiniert er einfach beide Welten und liefert Gun-Fu im „John Wick“-Style, inklusive aus nächster Nähe gesetzter Kopfschüsse.
Man sieht in allen Actioneinlagen, die sehr gut über die Laufzeit verteilt wurden, was es für einen Unterschied macht, wenn der Kopf hinter einem Streifen ganz genau weiß, was er da macht. Der eine klare Vision für seine Action hat und der beispielsweise ein niedriges Budget immer im Hinterkopf behält und trotzdem versucht, das Bestmögliche herauszuholen. Man würde sich wünschen, diverse aktuelle B-Actionfilmer würden sich ein Beispiel an „American Killer“ nehmen.
Der geht in seiner finalen großen Actionszene richtig ab. Lässt Caouettes Dean mal anmutig durch die eine Gegnerwelle tanzen, nur um ihn hernach brutal durch die nachfolgende walzen zu lassen. Dabei kommen Knarren, Messer und sogar eine Kreissäge zum blutspritzenden Einsatz. Alles extrem flott choreographiert und von einer starken Kamera eingefangen, die manchen Moves durch spezielle Bewegungen noch zusätzlichen Druck mitgibt. Zudem herrschen lange Einstellungen vor, die die Action atmen lassen. Clever gesetzte Jump Cuts erhöhen das Tempo und der unter den Bildern wummernde Score macht den positiven Eindruck rund.
Auch abseits der Action muss man die Arbeit von Regie, Schnitt und Kamera lobend hervorheben. Der Film ist oft sehr nah an den Figuren dran, infolgedessen mutet alles recht unmittelbar an. Die Kamera bewegt sich viel und ist immer bemüht, trotz des Digitallooks nicht zu clean und langweilig rüberzukommen. Das funktioniert ganz gut, die abgerissenen und langweiligen Sets deuten dann aber immer wieder überdeutlich darauf hin, dass „American Killer“ aus der Indie-Ecke kommt.
Interessant ist, wie uneitel sich Kirk Caouette als Darsteller für die Hauptdarstellerin Andrea Stefancikova („Countdown – Ein Cop sieht rot“) zurücknimmt. Dementsprechend ist „American Killer“ gefühlt mehr ein Film über Velvet, wofür sich die äußerst attraktive Stefancikova mit einer saustarken Leistung bedankt. Ihre Figur wirkt nicht nur deshalb lebendiger und glaubwürdiger als Caouettes Dean. Wobei man aber auch Caouette keinerlei Vorwürfe in Sachen Schauspiel machen kann. Einen leider arg eindimensionalen Bösewicht muss Michael Kopsa (ebenfalls „Countdown“) geben. Das macht der zwar mit Wonne, trotzdem kommt sein Vasily nie so wirklich im Film an.
„American Killer“ rockt in seiner Action
Was am Ende bleibt, sind einige sehr versiert in Szene gesetzte Actionszenen, die sich in Richtung Showdown immer mehr steigern und in Teilen begeisternd dynamisch umgesetzt sind. Vor allem spürt man in diesen Momenten immer wieder das geübte Auge ihres Schöpfers. Rund um seine Action lanciert Kirk Caouette eine Story, bei der es Regie und Drehbuch ein wenig zu gut meinen. Die Folge sind Charaktere, die den Zuschauer kaum an sich heranlassen. Dazu gesellen sich Dialoge, bei denen man das Drehbuch förmlich rascheln hört, so gestelzt und wenig zu den Charakteren passend hören sie sich an. Zudem gelingt es „American Killer“ maximal in den letzten 10-15 Minuten so etwas wie Spannung zu generieren. Das bekommen die starke Action und die guten Darsteller nicht wirklich ausgeglichen.
„American Killer“ erschien Mitte Februar auf DVD und Blu-ray von Sunfilm/Tiberius Film. Diese sind ungeschnitten, haben eine Freigabe ab 18, keinerlei Extras und transportieren eine wenig gelungene Synchronisation. Natürlich kann man den Streifen auch streamen.
In diesem Sinne:
freeman
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