Originaltitel: American Streetfighter__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1992__Regie: Steven Austin__Darsteller: Gary Daniels, Ian Jacklin, Gerald Okamura, Tracy Dali, Kent Ducanon, Lorraine Yong, Andrew Cooper, Patrick Wait, Dennis Reese, Roger Yuan u.a. |
Jake Tanner ist mit einem Kumpel unterwegs, um dem Inhaber eines Lokals einen Denkzettel zu verpassen. Dieser ist nämlich in Sachen Schutzgeld säumig. Man installiert einen kleinen Sprengsatz an der Musicbox und verduftet. Da betreten unvorhergesehene Gäste das Lokal. Jake, der nicht will, dass mehr als finanzieller Schaden entsteht, zwingt seinen Kumpel, zurückzukehren und den Sprengsatz zu entschärfen. Das klappt auch, allerdings wird man dabei ertappt. Eine Keilerei später ist Jakes Kumpel tot und er selber muss vor seinen Bossen fliehen.
Hongkong bietet ihm daraufhin zehn Jahr ein neues Heim. Da ereilt ihn ein Anruf. Sein Bruder Randy sei in kriminelle Sphären abgerutscht. Unter anderem versuche er sich in illegalen Fights, wenn die Kasse stimme. Jake kehrt gen Heimat zurück und muss mit ansehen, wie sein Bruder von dem miesen Gangsterboss Ogawa vereinnahmt wird. Was er da noch nicht weiß: Ogawa nutzt die Körper getöteter Fighter, um darin Drogen und Mikrofilme aus den USA zu schmuggeln. Jake wird mitten in diesen Strudel hineingezogen und erhält diverse Möglichkeiten, sein ehemals verpfuschtes Leben wieder in geordnetere Bahnen zu lenken.
Schaut in den Billig-Actioner mit Gary Daniels hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=VkbrgWyxWg0
„American Streetwarrior“ aka „American Streetfighter“ ist einer dieser Filme, von denen man sich im Vorfeld wirklich überhaupt gar nichts verspricht. Ein gewichtiger Grund dafür: David Hue, der schon die grottigen „Kickbox Terminator“ (aka „Capital Punishment“) und „Full Impact“ mit Gary Daniels verbrochen hat, war hier Storylieferant, Produzent und Actionchoreograph. Eine Kombination, die auf dem Papier einfach nur eine Gurke sondergleichen verspricht. Doch schon die ersten Fighteinlagen von Gary lassen staunen!
Die Montage ist extrem rasant, die Kamera steht fast immer goldrichtig (nur ab und an erkennt man, dass Schläge deutlich am Gegner vorbeigehen) und die Choreographie verlangt Gary Daniels einige Kabinettstückchen ab. Darunter Moves, die ich in seinen späteren Filmen allesamt nie wieder gesehen habe! Gary schraubt sich hier in die Luft, lässt ganze Kickstaffetten ab, schlägt Salti, springt gegen Wände, um von dort beschleunigt noch höher durch die Luft zu segeln und und und. Im Abspann erfährt man dann, dass Gary all seine Fights selbst choreographiert hat und bis auf den uninspirierten Schwertkampf gegen Ende (Daniels stehen Hieb- und Stichwaffen einfach nicht und man meint auch zu sehen, dass er sich unwohl damit fühlt) war Daniels offenbar in Hochstimmung und Hochform bei den Dreharbeiten.
Und anscheinend wirkte das auf alle am Film Beteiligten ansteckend. Denn „American Streetwarrior“ versucht, nicht gar so abgerissen auszusehen, wie man es von Hues Filmen gewohnt ist. Die Musik tönt nicht gar so billig und sogar die Story verdient es ansatzweise, als solche bezeichnet zu werden. Denn „American Streetwarrior“ schlägt immer mal wieder neue Haken und gibt sich nicht gar so versöhnlich, wie man es aus dem Genre gewöhnt ist. Das ist am besten an den beiden Brüdern Randy und Jake festzumachen, bei denen man schnell glaubt, zu meinen, wie der Film verlaufen muss. Erstaunlicherweise macht er es nicht, nimmt sich sogar die Freiheit eines recht harschen Endes dieser „Beziehung“.
Eingeölte Kerle fliegen in fluffigen Jogginghosen durch die Gegend
Dass der Film nebenbei immer wieder auch Storystränge anschneidet, die er nicht zu Ende denkt, lässt ihn hier und da etwas unrund wirken, sorgt aber auch beständig für Bewegung. Plötzlich dienen geschlagene Fighter als Transportmittel für Schmuggelware, trifft Gary unbekannte Familienmitglieder und gerät er am Ende in die Vendetta der Familie seines einst getöteten Kumpels. Zwischendrin zündet der Film noch eine herzige Trainingssequenz mit Gary und einem naseweisen und altklugen Bengel, der Daniels irgendwann sogar als Yoda betituliert und damit etwas unerwarteten Humor in die Chose pumpt. Ansonsten dient natürlich JEDE Story-Entwicklung als Vorwand für schön ausgewalzte Kickereien von Daniels, der hier mit stylischem Steven-Seagal-Zopf auf die Pauke haut.
Anderweitige Action braucht man sich nicht zu erwarten. „American Streetwarrior“ legt seinen Fokus auf eingeölte, durchtrainierte Kerle, die in den fluffigsten und buntesten Jogginghosen sowie meist mit Wolle-Petry-Gedächtnisfrisur durch die Lüfte pflügen und sich gegenseitig die Asi-Toaster-Sonnenbräune aus der Fresse klöppeln. Zwar gibt es auch eine selten dämlich montierte und inszenierte Stafette aus verschiedenen Verfolgungsjagden zur Mitte des Filmes, da diese aber weder spektakulär enden noch irgendeinen Sinn für den Film machen, sollte man es einfach als Fingerübung für den Kameramann sehen, der vermutlich abseits der Choreographien von Gary Daniels auch mal zeigen wollte, dass er weiß, wo man die Kamera hinzustellen hat.
Davon abgesehen inszeniert er sauber, allerdings auch etwas statisch und hier und da kann er auch nicht wirklich verbergen, dass „American Streetwarrior“ eher gar kein Budget hatte. Dies kommt in Sachen Ausleuchtung der einzelnen Szenen ebenso zum Tragen wie bei der Ausgestaltung der Fightingarenen. Pappkartons, geparkte Lastwagen, hier darf alles die Begrenzung geben. Lustigerweise dürfen die Fighter aber auch alles in ihre Kämpfe einbinden, was in den Arenen herumsteht. So wammst man sich schon mal mit Autotüren oder peitscht sich mit schweren Ketten und Autoradioantennen aus.
„American Streetwarrior“ ist die beste Hue-Daniels-Zusammenarbeit
Was bleibt, ist ein Film, der wirklich erstaunlich unterhaltsam geraten ist. Das liegt vor allem daran, dass Gary Daniels sich selbst recht oft von der Leine lässt und erstaunlich viel und cool kickt. Seine Fights sind fein inszeniert und umgesetzt und machen definitiv Laune. Zwischen den Fights quält er sich etwas steif durch eine teils zu ausufernde, stark mit Klischees angereicherte Geschichte um Schmuggelei und Rachefehden. Diese kann dank diverser Schauplatzwechsel aber immer verhindern, dass „American Streetwarrior“ auf der Stelle tritt oder langweilt.
Zwischendrin darf auch immer mal herzhaft gelacht werden. Sei es Daniels Flokati auf’m Kopf in den ersten Minuten. Seine geile Karottenjeans, die ihm immer wieder in die Kimme rutscht. Die geniale Sexszene unter der Dusche – mit Schlübber an und wilden Lichtspielen. Oder Diskussionen darüber, ob die Turtles wohl Bruce Lee in den Arsch getreten hätten. Kurzum: „American Streetwarrior“ ist definitiv die unterhaltsamste Daniels-Hue-Kiste, was aber freilich für den Otto-Normal-Filmseher gar nichts zu heißen hat. Jener wird nicht viel Positives an diesem Film finden.
In Deutschland wurde der Film leider nur cut auf VHS veröffentlicht. Meiner Review lag die kanadische DVD von Simitar zu Grunde. Diese trägt den Titel “American Streetfighter”, ist uncut und kommt in annehmbarer Bild und Tonqualität.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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