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American Ultra

Originaltitel: American Ultra__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2015__ Regie: Nima Nourizadeh__Darsteller: Kristen Stewart, Jesse Eisenberg, Walton Goggins, Connie Britton, Topher Grace, John Leguizamo, Bill Pullman, Tony Hale, Monique Ganderton, Lavell Crawford, Nash Edgerton u.a.
American Ultra

Absurde Story und knallige Action: “American Ultra”

Mike Howell lebt den lieben langen Tag einfach vor sich hin: Sein Geld verdient er im örtlichen Spätverkauf und investiert es regelmäßig in gutes Gras, um tagsüber ordentlich einen durchzuziehen. Kurzum: Mike ist ein Loser. Ein Loser, der zumindest einen Hauptgewinn gelandet hat: Seine Freundin Phoebe sieht nicht nur gut aus, sie hat auch was in der Birne. Warum sie sich mit Mike abgibt, kann er selber nicht so recht erklären.

Aber mehr noch, Phoebe erträgt sogar seine Phobien und Angstzustände, die Mike immer dann ereilen, wenn er seine Heimatstadt verlassen will. So verdirbt er sich und Phoebe zu Beginn von „American Ultra“ einen Hawaii-Trip, auf dem er eigentlich um ihre Hand anhalten wollte. Doch es ist, als hätte das Leben nun den Schalter für Mike umgelegt, denn ab sofort geht es für ihn komplett rund:

Nur einen Tag nach dem verpatzten Hawaii-Trip taucht eine Frau auf Mikes Arbeit auf und redet beschwörend auf ihn ein. Als wäre das nicht schon seltsam genug, tauchen auf einmal zwei finstere Gestalten auf und wollen Mike töten. Doch der kann sich seiner Haut erwehren. Blitzschnell legt er die Finsterlinge um, ohne sich erklären zu können, wieso er dazu fähig war. Natürlich ruft er seine Phoebe herbei, denn eine neue Angstattacke macht es ihm unmöglich, selbst einen klaren Gedanken zu fassen. Für beide beginnt ein wilder Ritt durch die Nacht, angefüllt mit Leichen, Explosionen, massig Shootouts und unerwarteten Einblicken in Mikes Vergangenheit…

httpv://www.youtube.com/watch?v=z_ysYx4LLSI

Will man „American Ultra“ in einem Satz zusammenfassen, wäre „Jason Bourne im Kifferumfeld“ eine mehr als überzeugende Punchline. Oder man führt „Tödliche Weihnachten“ an. Alle Streifen haben die gleiche Prämisse: Ein unscheinbarer Mensch, der keine echte Erinnerung an seine eigene Vergangenheit hat, macht in Bedrohungsmomenten instinktiv das Richtige. In allen drei genannten Fällen geschieht das sehr zur Freude des geneigten Actionfans.

„American Ultra“ bietet in der Folge derbe und dreckige Action im aufwändigeren Gewand. Angereichert um garstige Ideen, schwarzen Humor und ordentlich Blutverlust. Schon die erste Konfrontation Mikes mit ein paar Fieswichten bietet als tödliche Waffen eine heiße Nudelsuppe und einen Esslöffel auf. Dieser Erfindungsreichtum von Mike beim Killen übler Menschen zieht sich durch den ganzen Film. Zum Einsatz kommen unter anderem Hanteln, Schneeschaufeln, Bratpfannen, Messer, Glühlampen und sogar Patties für Hamburger! In den seltensten Fällen setzt unser Held auf Schusswaffen.

American Ultra

Jesse Eisenberg legt an für einen Billard-Schuss.

Das hat diverse fiese Todesfälle zur Folge, die der Film in einem gelungenen Mix aus CGI-Effekten und handgemachten Special Effects umsetzt. So gibt es dank prall gefüllter Blutbeutel seit Ewigkeiten mal wieder richtig blutige Einschusswunden zu bewundern, von einem ultrablutigen, in Zeitlupe zelebrierten Durchschuss ganz zu schweigen. Hinzu kommt, dass bei den Actionszenen die Sets meist komplett zerstört werden. Das heißt, es gibt auch ordentlich Trefferwirkung an Wänden, Möbeln und diversen Einrichtungsgegenständen zu bestaunen!

In der Action setzt „American Ultra“ sowohl auf knackige Infights als auch Shootouts. Obendrein wird ein Gebäude bildschirmfüllend in die Luft gejagt. Dafür bleiben Verfolgungsjagden komplett außen vor. Die Actionszenen sind kurz gehalten, da die Angreifer Mike nicht viel entgegenzusetzen haben. Der Showdown im „The Equalizer“-Modus ist dafür weitaus länger und startet mit einer hübsch choreografierten Plansequenz.

American Ultra

Auf sie mit Gebrüll und Hamburger-Patties!

Kurzum: „American Ultra“ weiß, wie man Action macht. Zwischen den Actionszenen ist der Film allerdings weitaus weniger spritzig. Vor allem die absurde Story ist schon verflucht dünn. Dennoch gerät der Film immer mal wieder zu geschwätzig, ohne wirklich Essentielles erzählen zu können, nur um gegen Ende auch noch unnötig ins Erklären zu verfallen. Witzigerweise bleibt etwa die Antwort auf die große Frage nach der Notwendigkeit all des Ramba-Zambas bis nach dem Abspann komplett nebulös. Das schadet natürlich massiv dem Tempo und allgemein geht den Handlungsszenen die Verve aus den Actionszenen komplett ab.

Was auch für die Optik gilt: Nima Nourizadeh („Project X“) steigt mit einem wahren Bildersturm in seinen Film ein, indem er mit einem Fast-Rewind-Effekt vom Ende der Story zum Beginn springt. Abseits dieses Momentes und der Super-Slow-Motion-Momente sowie den pointiert gesetzten Bullet-Time-Sequenzen in der Action ist „American Ultra“ einfach megatrist in seiner Bildsprache. Vor dem Hintergrund, dass der Film immer mal wieder den Eindruck macht, er wolle sich gar nicht so ernst nehmen, wäre Nourizadeh gut beraten gewesen, auch seine Bildsprache deutlich dynamischer anzulegen und mit optischen Witzen zu arbeiten.

Darstellerisch ist ebenfalls nicht alles im grünen Bereich. Im Grunde scheint nur Topher Grace („Take me home tonight“) den grotesken Ansatz des Filmes verstanden zu haben und überzieht darum als Bösewicht grandios. Genau so genial drüber ist Walton Goggins („The Hateful 8“) als Handlanger von Grace mit dem sprechenden Namen Laugher. Einen richtig brauchbaren, ernstzunehmenden und vor allem fiesen Bösewicht hat „American Ultra“ aber dennoch nicht zu bieten.

American Ultra

Kristen Stewart im Slackerlook.

Das Hauptdarstellergespann aus Jesse Eisenberg („Night Moves“) und Kristen Stewart („Cutlass“) ist ein weiterer echter Problemherd des Filmes. Eisenberg nimmt man den Außenseiter und Phobiker zu Beginn des Filmes definitiv ab. Die Wandlung zur Kampfmaschine dagegen, die will trotz erstaunlich guter Leistung in den Actionszenen so gar nicht funktionieren. Diese Rolle steht Eisenberg überhaupt nicht. Kristen Stewart spielt ordentlich, hat aber keine echte Chemie mit Eisenberg. Was es letzten Endes schwer macht, mit beiden Figuren mitzufiebern und ihre romantischen Anwandlungen schadlos zu überstehen. Connie Britton („American Horror Story“), Bill Pullman („Anarchie“) und John Leguizamo („John Wick“) vervollständigen den nicht uninteressanten Cast, ohne irgendwie sonderlich aufzufallen.

„American Ultra“ hat ein paar amüsante Momente. Keine Frage. Etwa wenn die Stoner-Mentalität Mikes aufgrund der im Eilzugtempo an ihm vorbeirasenden Ereignisse zu vollkommen unlogischen Reaktionen führt. Dennoch muss man am Ende von „American Ultra“ fast schon zwangsläufig konstatieren, dass die Plattitüde: „So einen abstrusen Film sollte man nicht zu ernst nehmen!“ von ihren eigenen Machern nicht wirklich berücksichtigt wurde. Vor allem, weil die wenig logische Story einfach keinerlei Überraschungen aufzubieten versteht, in den romantisch gemeinten Momenten tempomäßig fast zum kompletten Stillstand kommt und diverse Möglichkeiten der Ironisierung und Übertreibung weiträumig verschenkt. Es fehlt an Tempo, Witz, Situationskomik, Onelinern, Ideen, Verve und dem Willen zum Schwachsinn (wie das funktionieren kann, hat „Ananas Express“ gezeigt). Und genau hier stolpert die ganze Chose über ihre eigenen Füße. Nur in ihren großartigen und grandios über den Film verteilten Actionszenen zeigt „American Ultra“ so richtig auf, welches Potential in ihm gesteckt hätte. Denn diese sind witzig, rasant, teilweise brachial, sehr brutal, mit absolut genialen Ideen gespickt und somit die absoluten Highlights. Und sie sind der Grund, warum man den Film zumindest Actionfans zur einmaligen Sichtung unumwunden ans Herz legen kann.

Die deutsche DVD und Blu-ray zum Film erscheint am 25. Februar 2016 von Concorde Home Entertainment im deutschen Handel und hat einige nette Extras im Gepäck. Trotz diverser derberer Momente erhielt der Film ungeschnitten eine milde FSK 16 Freigabe.

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

Copyright aller Filmbilder/Label: Concorde Home Entertainment__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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