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American Violence

Originaltitel: American Violence__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2017__Regie: Timothy Woodward Jr.__Darsteller: Bruce Dern, Denise Richards, Kaiwi Lyman-Mersereau, Columbus Short, Rob Gronkowski, Michael Paré, Johnny Messner, Emma Rigby, Nick Chinlund, Patrick Kilpatrick u.a.
American Violence DVD Cover

Denise Richards spielt in „American Violence“ nur eine kleine Rolle.

In den Händen eines versierten Regisseurs hätte „American Violence“ ein durchaus spannender Psychothriller werden können. Nur hat der Film keinen versierten Regisseur. Er hat nur Regie-Nulpe Timothy Woodward Jr. („Decommissioned“ und „SWAT – Tödliches Spiel“), der nach wie vor aus Gründen Budgets für seine Filme erhält, es inzwischen aber mit seinen „Werken“ kaum noch nach Deutschland schafft. „American Violence“ war nach aktuellem Stand eines der letzten.

Jackson Shea ist ein alles andere als unbeschriebenes Blatt, als er mal wieder einen Menschen eiskalt umbringt. Doch dieses Mal ist das Maß voll. Der junge Mann wird zum Tode verurteilt. Blöderweise dreht sich in dem amerikanischen Bundesstaat gerade die Meinung der Bevölkerung über die Todesstrafe. Das bringt den Gouverneur unter Druck und er will sozusagen sicher gehen, dass es mit Jackson Shea den Richtigen erwischt.

In der Folge wird die Psychologin Amanda Tyler, die sich vor allem auf die Ursachen von Gewalt spezialisiert hat, engagiert, um den Verurteilten genauer unter die Lupe zu nehmen. 72 Stunden bleiben Amanda, um in langen Gesprächsrunden herauszufinden, ob sie einem Opfer seiner Umstände oder einem eiskalten Mörder gegenübersitzt.

Schaut in den Thriller mit Michael Pare und Johnny Messner hinein

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Die Folge ist eine elend lange Rückblende, die sich an den bekannten Genre-Topoi um Killer abarbeitet. Da wäre die schwere Kindheit, in der Jackson Shea natürlich vom Bruder der Mutter missbraucht wurde. Als er den totschlug, ging es ab zum Militär, wo er natürlich zum Scharfschützen ausgebildet wurde. Wieder in der Realität gelandet, nahm ihn ein Kleinganove unter die Fittiche und ab da fiel Jackson die Verbrecher-Karriereleiter nach oben. Von da ging es irgendwann ab in den Knast und direkt danach mordete er weiter.

Natürlich versucht „American Violence“ die Morde irgendwie empathisch zu hinterlegen. Immerhin wurde Jacksons Kindheit, später seine Jugend, dann seine große Liebe usw. ermordet. Aber all dieser Firlefanz ist so ausgelutscht und wird so gelangweilt dargeboten, dass man nie in das Schicksal des „Helden“ hineinfindet. Infolgedessen ist einem auch vollkommen egal, was mit ihm passiert.

American Violence mit Denise Richards

Denis Richards gibt in „American Violence“ eine Psychologin. Ja, genauso hab ich auch geguckt.

Zumal auch der grundlegende Ansatz des Filmes, nämlich das Erforschen des Ursprungs von Gewalt, kaum mehr als eine Behauptung ist. Die Psychologin wird im Verlauf des Streifens so brutal an den Rand gedrängt, das gar keine Zeit für Analysen oder ein tiefergehendes Erkunden des Geistes von Jackson bleibt. Wenn dann in den letzten zwei Minuten tatsächlich so etwas wie leichte Kritik an der Todesstrafe durchzuscheinen beginnt, kann man als Zuschauer nur noch höhnisch lachen über diesen absurden und aus dem Nichts kommenden Versuch, dem Film so etwas wie Relevanz zu verleihen.

Dazu kommt, dass man Denise Richards („Altitude“) als Psychologin nicht für eine Sekunde ernstnehmen kann. Die Tatsache, dass die vermeintlich wichtige Figur nur geschätzte zehn Minuten Screentime hat, hilft da nicht wirklich. Auch Kaiwi Lyman-Mersereau hat als Jackson Shea ein paar echte Aussetzer, macht aber insgesamt einen soliden Job.

Denise Richards verhört den Killer

Die Verhöre sind nicht ganz so spannend wie jene in „Das Schweigen der Lämmer“.

Interessant wird es hingegen in den Nebenrollen. Denn wenn Timothy Woodward Jr. mit den Paychecks wedelt, kommen sie alle. Michael Pare („Concrete War“) verstört mit schmieriger Frisur und potthässlicher Brille und overactet seinen Kleinganoven, der den Helden an die Hand nimmt, reichlich. Dagegen wirkt Johnny Messner („Weaponized“) mit seinem Spiel wie im falschen Film. Und die B-Edel-Bösewichtdarsteller Nick Chinlund („Close Range“) und Patrick Kilpatrick („Die Klasse von 1999“) kommen gar nicht richtig im Film an. Zumindest Chinlund hat aber ein paar starke Momente. Total neben der Kappe ist allerdings Bruce Dern („Once Upon A Time In… Hollywood“). Das einzige, was bei ihm in Erinnerung bleibt, ist, dass er beständig Eis isst. Zu mehr reicht es nicht.

„American Violence“ unterstreicht das bekannte Unvermögen seines Regisseurs

Um nicht nur zu meckern, sei erwähnt, dass Woodward Jr. zumindest gerne breite Kinobilder zelebriert und seine digitalen Bilder nicht gar so clean wirken, wie sein sonst so eigenschaftsloser Regie-Stil. Dazu kommt, dass zwei kleinere Actionszenen durchaus eine gewisse Entwicklung erkennen lassen. Die sind ihm nämlich sonst meist total missraten. Die auf dem Papier namhafte Besetzung muss man ihm auch zugute halten.

Ansonsten ist „American Violence“ aber der vom Regisseur gewohnte Totalausfall. Vor allem in dramaturgischer und spannungstechnischer Hinsicht. Ein Psychothriller ohne Psycho und ohne Thrill ist wahrlich eine Leistung. Zudem ist der Film mit 105 Minuten viel zu lang und hängt mehr als nur einmal so richtig durch. Es kommt bei der Anlage der Story viel zu selten Tempo und Action auf und am Ende, wenn der Film bar jeder überraschenden Entwicklung endet, bleibt vor allem eine Frage: Was sollte das Ganze jetzt nochmal?

03 von 10

Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erschien von Lighthouse und ist mit einer FSK 16 ungeschnitten.

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

Copyright aller Filmbilder/Label: Lighthouse__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__ Blu-ray/DVD: Ja/Ja

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