Originaltitel: American Tigers__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1996__Regie: David Worth__Darsteller: Sam J. Jones, Cynthia Rothrock, Donald Gibb, Rorion Gracie, Joe De Angelis, Clayton J. Barber, Joe Estevez, Brian Forrest, Tony Halme, Carol Hoyt, Isa Jonay u.a. |
Major Ranson wird beauftragt, einem üblen Terroristen, dem nicht mehr und nicht weniger als die Zerstörung der amerikanischen Gesellschaft vorschwebt, das Handwerk zu legen. Jener schwingt auf einem Kriegsschiff irgendwo in einem amerikanischen Hafen hohle Reden und plant ein Gipfeltreffen der internationalen Terrorszene. Ranson wird nahe gelegt, eine Einheit aus zum Tode verurteilten amerikanischen Armeeangehörigen anzuführen und mit jenen „Das dreckige Dutzend“ gleich bei dem Terrorlumpen so richtig nass durchzuwischen. Blöd nur, dass den Kriegsgefangenen dieser Auftrag komplett am Pötter vorbei geht …
God’s own Country wird bedroht, also nehmen wir ein paar vollkommen psychopathische Irre und lassen diese die Bedrohung abwenden. Klingt schon logisch, keine Frage. Und wenn dieser Plan vollkommen ernst von einem General dargeboten wird, kommt man nicht umhin, diesem Vorhaben alle Daumen zu drücken. In der Folge lernen wir die Kameraden kennen, die Ranson fortan trainieren soll. Unsympathen mit Untaten auf dem Kerbholz, die an deren geistiger Verfassung zweifeln lassen. Und schon wird das Daumendrücken noch intensiver. Keine Frage … Auch weil die Verbrecher einen echt harten Trainingsalltag hinter sich bringen müssen und Ranson schon einmal den einen oder anderen absticht, um seinen Standpunkt klar zu machen. Blödes Kroppzeugs aber auch. Und weil Regisseur David Worth gemerkt hat, dass einem die Kameraden zuuu sympathisch zu werden drohen, lässt er sie ganz viele ganz dumme Sprüche in Richtung Cynthia Rothrock absondern, die die Guten jetzt nämlich im Nahkampf trainieren soll. Zum Glück verliert man in diesem Abschnitt nie die Bindung zu den Kameraden, denn sie tun einem schon ziemlich leid, wenn sie von der – einen Kopf kleineren – Dame nach allen Regeln der Kunst zusammengetreten werden. Irgendwann wird noch eine Rivalität mit Marines aufgebrochen, die einem genauso sympathisch sind, wie die Helden der Geschichte, und schlussendlich weiß man gar nicht mehr, zu wem man vor lauter toll geschriebenen und großartig gespielten Figuren halten soll … Vielleicht zu dem knuffigen Terroristen?
Was ohne Ironiebrille nach einem ziemlich miesen Rip-Off des „Dreckigen Dutzends“ tönt, ist genau das. Ziellos irrt der Film vor sich hin, bis dann irgendwann aufrechte Verbrecheramis um die höchsten Werte des Vaterlandes kämpfen und sich der böse Terrormuckel als genauso luschig entpuppt, wie man ihn bisher eingeschätzt hat. Mittendrin hat Regisseur Worth dann keinen Bock mehr auf seinen eigenen Film und lässt einfach nur noch jeden gegen jeden fighten, um ein paar Kung Fu Kämpfe an Bord zu haben. Das füllt dann den ziemlich stillstehenden Mittelteil des Filmes fast vollkommen aus und lässt schon die Frage aufkommen, wie das Drehbuch zum Film ungefähr ausgesehen haben könnte.
Und dennoch, so nach zwei drei Bier kann man an „Army of Convicts“ durchaus seinen Spaß haben! Alleine die gesamte Prämisse des Filmes ist so bescheuert, dass man sie gar nicht ernst nehmen kann! Der Film macht gut vor, wie das geht! So landet dieser nämlich schnurstracks nach der schockierenden Terrorwarnung in einem Strippschuppen, wo minutenlang präsentiert wird, wofür es sich lohnt, ins Gras zu beißen. Nicht etwa für Ruhm und Ehre, nein, für nackte amerikanische Silikontitten, was dachtet ihr denn. So ist’s recht! Hier wird einem Ranson gleich noch als Alkoholiker vorgestellt, der deswegen seine große Liebe verloren hat. Ja ja ja, so Titten machen schon melancholisch …
Schade ist allerdings, dass der Film auch besoffen nie so recht durchstarten will. Zwar setzt es dumme Sprüche satt und Worth versucht auch beständig, Action zu lancieren und seinen Film zumindest ansatzweise in Bewegung zu halten, doch diesmal funktioniert dieses Rezept, was bei Worth durchaus schon aufgegangen ist (siehe „Kickboxer“, „Lady Dragon Blood“, „Bloodsport“), so gar nicht. Das liegt vor allem daran, dass einem die Figuren egal sind, der Bösewicht wirklich niemals eine Form von Bedrohung entwickelt und die Action einfach nicht zünden will. Zugegeben, die Kampfsportszenen sind sauber inszeniert und verzichten auf das für Worth typische Übermaß an Szenenwiederholungen, die ein und denselben Schlag aus 4 oder 5 Perspektiven präsentieren, aber die restliche Action funktioniert kein Stück. Die Eingangsverfolgungsjagd schneidet vollkommen unmotiviert Bilder einer Autoverfolgungsjagd mit noch unmotivierter durch die Lüfte segelnden und explodierenden Autos aneinander, die teilweise nicht einmal zu derselben Verfolgungsszene zu gehören scheinen. Und der Showdown, der mit einem Kriegsschiff als Setting nicht zwingend uninteressant daherkommt, geht vollkommen vor den Baum. Die Helden agieren kopflos (dabei waren wir 60 Minuten bei deren Training dabei!), die Terroristen dumm, die Feuergefechte sind dilettantisch, Blutzoll ist Fehlanzeige, dicke Explosionen sowieso, Martial Arts finden plötzlich gar nicht mehr statt und ein G3 wird uns als Laserzielgewehr verkauft. Obendrein ist im Showdown dem Film selber mal wieder herzlich egal, wer da gerade warum ins Gras beißt und am Ende kratzt man sich nur verwundert am Kopf, wer da anscheinend warum überlebt hat. Zum Glück ist der Oberlump hin! Oder auch nicht … das weiß man nicht so genau, wenn man nach dem Film geht.
Dazu kommen ungewohnte technische Schnitzer, die man bei Worth so eigentlich gar nicht gewohnt ist. Wenn etwa der Terrorlump wieder eine seiner Reden hält, kann man dank des Schattenwurfes AUF seinen Körper genau abzählen, wie viele Leute hinter der Kamera standen und wer ungefähr wie groß war. Allgemein wird Worth dem Schattenwurf seiner Kamera niemals Herr. Einzig in der Martial Arts Action macht er alles richtig. Für gute Musik war sein Budget allerdings zu schmal und für eine fette Big Bang Explosion leider auch. So gibt es in beiden Kategorien traurige Platzhalter, die beide nicht funktionieren. Vor allem der Big Bang ist eigentlich schon eine mittlere Frechheit …
Nunja, zumindest macht Sam Jones einen ganz soliden Job. Also gemessen an seinen Fähigkeiten (Sein grandioser Auftritt in „Ted“ außen vor). Er schmeißt mit markigen Sprüchen um sich, steht viel in der Gegend rum und guckt sich dicke Silikonhupen an. Dabei begegnet ihm Don Gibb, den man vor allem als Jean-Claude Van Damme Kumpel in „Bloodsport“ kennt und liebt. Als Schauspieler dagegen kennt und liebt man ihn nicht. Muss man hier auch nicht, denn abgesehen von drei Auftritten spielt er im Film eh keine Rolle. Joe Estevez ist dem trashaffinen Publikum sicherlich auch ein Begriff, wirklich wichtig für den Film ist er allerdings nicht. Und Cynthia Rothrock verwackelt als sie selbst erst alle „Helden“ und trainiert sie danach. Kurz vorher filmte Worth sie bei einem Telefonat und das war es dann auch schon an Cynthia-Screentime, die es aber dennoch schafft, all ihre bekannten Moves unterzubringen. Wenigstens sie liefert also einigermaßen ab und kickt dabei sogar Ludvig Borga mühelos um, einer der Brecher aus meiner Wrestlingaffinen Jugendzeit …
Was bleibt, ist ein wirklich stumpfer und dummer Actioner, der eigentlich in kaum einer filmischen Kategorie zu überzeugen vermag. Story, Dialoge, Figuren, Spannungsbogen … hier stimmt fast gar nichts. Zumindest versucht David Worth aus den sichtlich knappen Mitteln einigermaßen etwas herauszuholen. Das bemühte Einbinden von möglichst vielen Martial Arts Szenen, die für „Army of Convicts“ an sich aber keinen rechten Sinn machen, war aber nicht zwingend der idealste Weg. Zumindest ist dieser Teil des Filmes gewohnt sauber inszeniert, ansonsten herrscht wahrlich Tristesse vor, was sich irgendwann auch auf die Laune des Zuschauers auswirkt. Der erlebt zwar kein komplettes Debakel, richtig Spaß hat er – von ein zwei unglaublich dämlichen Momenten abgesehen – bei dem Film aber auch nicht. Zumindest ist der Film nun endlich uncut in Deutschland zu haben! Die alte deutsche Version konnte man getrost in der Pfeife rauchen, so harsch wurde dieser Film – im Übrigen vollkommen unverständlicherweise – unter dem Namen „American Tigers“ einst zensiert.
„Army of Convicts“ erschien ungeschnitten und mit FSK 18 Freigabe von dem Label Imperial Pictures im Vertrieb von Infopictures und kommt auf DVD in erstaunlicher Bildqualität!
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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