Originaltitel: Army of One__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2020__Regie: Stephen Durham__Darsteller: Ellen Hollman, Matt Passmore, Stephen Dunlevy, Gary Kasper, Kendra Carelli, Geraldine Singer, Debbie Sheridan, Duke Jackson, Barry Hanley, Cameron Bowen u.a. |
„Army of One“ überrascht zu Beginn mit einem kleinen Kniff, scheint er doch anhand einer Rückblende anzudeuten, er drehe sich um Dillon Baker. Seines Zeichens ein Cop, der bei seinem letzten Einsatz unliebsame Bekanntschaft mit einer scharfen Klinge machen musste. Um sich von diesem Vorfall körperlich wie geistig zu erholen, bricht er mit seiner Frau Brenner gen amerikanisches Hinterland auf. Bei diesem Ausflug spürt der Zuschauer schnell, dass der deutsche Alternativtitel „One Girl Army“ deutlich passender zu sein scheint, denn in dieser Beziehung hat eindeutig die taffe Brenner die Hosen an.
Und wirklich: Als Brenner und Dillon an misslaunige Hinterwäldler geraten, knallen die Dillon eiskalt über den Haufen, beißen sich an Brenners Sturkopf aber die Zähne aus. Die junge Dame überlebt den schlecht gesetzten Kopfschuss, wird scheinbar tot mit ihrem Ehemann in einem Loch im Wald abgeladen und erwacht kurz darauf mit Brummschädel aus der Schockstarre.
Natürlich schwört Brenner Rache. Was ihr dabei zugute kommt: Sie ist die bislang einzige Dame, die bei den Army Rangers aufgenommen wurde. Dementsprechend ist sie zäher als jedes zwei Euro Steak und verkürzt genüsslich die Lebenslinien der Mörder ihres Schatzes.
Schaut in den Actionfilm mit Ellen Hollman hinein
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Zu der Idee, den vermeintlichen männlichen Helden früh abzusägen, gesellt sich ein weiterer interessanter Story-Aspekt. Denn der Oberlump von „Army of One“ ist ebenfalls eine Dame. Eine ältere, beleibte Frau, die in ihrem Heimatdörfchen souverän alle Fäden in der Hand hält, sich eine kleine Armee ihr höriger Lumpen aufgebaut hat und als Teil des organisierten Verbrechens ihre Schreckensherrschaft aufrechterhält.
Dass die beiden Egos von Brenner und der vornehmlich Mama genannten Verbrecherlady einander in die Quere kommen werden, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Dementsprechend braucht man sich, von den beiden angesprochenen Variationen zum üblichen Genrefilm abgesehen, keinerlei weitere Überraschungen von dem Drehbuch zu „Army of One“ erwarten.
Brenner schleicht fortan durch den Wald, macht die Lumpen mit Messern, angespitzten Stöcken, improvisierten Fallen und Schusswaffen kalt, während Mama dem Affen reichlich Zucker gibt und alles daran setzt, Brenner auszuschalten, bevor die ihren Geschäften gefährlich werden kann. Witzig ist, dass die Mama eine Art Hinterwäldler-Boygroup als Henchmen um sich versammelt hat. Infolgedessen haben die Hinterwäldler also hier und da mal Dreck im Gesicht und pflegen schlechte Tischmanieren, aber irgendwie sehen sie nie wie Hinterwäldler aus.
Schade ist, dass sie Brenner allesamt nichts entgegenwerfen können. Blöd ist auch die Entscheidung, einen irren Henchman mit Endgegnerpotential viel zu früh im Film abzusägen. In der Folge gerät das Abräumen für Brenner gefühlt immer viel zu leicht. Die als einzige Rangerin überhaupt eh schon reichlich überhöht wird und an ihrem Superduperstatus auch nie Zweifel aufkommen lässt. Ergo sind vor allem die ersten Actioneinlagen irre schnell vorbei. Es gibt kaum Gegenwehr, Brenner-Darstellerin Ellen Hollman lässt ein oder zwei nette Moves erkennen, irgendein spitzer Gegenstand wird in irgendeinen Körperteil getrieben. Fertig.
Das drückt die Spannungskurve und lässt zwischen den Kills teilweise zu viel Luft. Die „Army of One“ auch kaum nutzt, um Brenner zu vertiefen. Stattdessen fokussiert der Film ein wenig zu stark auf die deutlich uninteressanteren Lumpen und deren egale Interaktionen. Das schlägt sich in einem etwas verschleppt wirkendem Tempo nieder. Erst im Finale werden die Actionszenen breiter ausgespielt. Hier darf Brenner dann auch mehrere Lumpen am Stück killen.
Großartige Brutalität kommt dabei nicht auf. Ein paar Kopfschüsse knallen angenehm trocken und hier und da darf Brenner angenehm derb das Messer wieder und immer wieder in gegnerische Körper stechen, die deutsche Freigabe ab 16 ist aber vollkommen ausreichend für das Gebotene. Das ist weitgehend handgemacht, scheitert in seiner Wirkung hier und da aber am sichtlich schmalen Budget des Streifens.
Was allgemein auch für die Optik gilt. So richtig wertig will „Army of One“ eigentlich nie rüberkommen. Ein Laubwald diente als bevorzugter Drehort. Dieser wird an einer eher kargen, farbreduzierten und kontrastarmen Farbpalette gereicht. Gegen Ende versucht Regisseur Stephen Durham auch mal längere, schnittlose Actionszenen zu präsentieren. Der Begriff One Shot kommt einem dabei letzten Endes aber nicht in den Sinn. Recht eintönig und beliebig tönt die Musik zum Film daher.
Wo „Army of One“ durchaus Punkte macht, sind seine Darsteller. Und dabei in erster Linie Ellen Hollman („Scorpion King 4“) als Brenner. Die Schauspielerin kriegt die taffen Seiten ihres Charakters richtig glaubwürdig transportiert, ohne dabei bemüht zu wirken. In den Szenen abseits der Action ist sie ebenso straight wie sympathisch und bricht sich keinen ab, wenn sie mal mehr als zwei Wörter am Stück aufsagen muss. Ihre nächste große Rolle wird sie in „Matrix 4“ haben. Ich bin gespannt, ob und wie sie sich da schlagen wird.
Ihr Mann Dillon wird von dem sympathischen Matt Passmore („Jigsaw“) betont locker und nahbar angelegt. Beide Darsteller sind als Ehepaar mehr als glaubwürdig. Als Mama überzeugt Geraldine Singer („Get out“), die zunächst die nette Seele spielen darf, nur um hernach immer mehr in Richtung psychotisches Muttertier abzugleiten. Stephen Dunlevy („Logan: The Wolverine“) und Gary Kasper („Bad Asses“) seien stellvertretend für Mamas rechte Hände genannt, die allesamt ordentlich fies daherkommen, aber gerne noch etwas überdrehter hätten sein dürfen. Dahingehend liefert zumindest Kasper ordentlich ab.
„Army of One“ liefert solide ab
Was am Ende bleibt, ist ein Actioner, in dem zur Abwechslung mal die Frau die Rache für ihren ermordeten Mann vollziehen darf. Das funktioniert vor allem aufgrund der überzeugend taffen Hauptfigur und ihrer guten Darstellerin Ellen Hollman ordentlich. Zumal Frau Hollman auch ein echter Augenschmeichler ist, den man nur zu gerne auf seiner Vendetta durch den Film begleitet.
Dieser könnte rasanter, packender und spannender abgespult werden, hätte gerne mehr Variationen zum üblichen Rache-Actioner haben dürfen und explodiert leider nicht so richtig im Magen des Zuschauers. Was auch daran liegt, dass Heldin Brenner kaum Gelegenheit bekommt, mal um ihren Mann zu trauern und ihren Verlust greifbar zu machen. Nicht nur deshalb ist man nie so richtig drin in dem Film, langweilig wird’s zugleich aber auch nie.
Der ab 16 freigegebene Film wurde von Nameless Media im Mediabook auf DVD und Blu-ray veröffentlicht. Eine Amaray dürfte in absehbarer Zeit folgen. Auf den verschiedensten VoD-Plattformen könnt ihr den Actioner für einen schmaleren Taler leihen oder kaufen. Dies allerdings meist unter dem deutschen Alternativtitel „One Girl Army“.
In diesem Sinne:
freeman
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