Originaltitel: Arthur, malédiction__Herstellungsland: Frankreich__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: Barthélémy Grossmann__Drehbuch und Produktion: Luc Besson__Darsteller: Vadim Agid, Lola Andreoni, Mathieu Berger, Ludovic Berthillot, Thalia Besson, Marceau Ebersolt, Maxime Elias-Menet, Mikaël Halimi, Jade Pedri u.a. |
2006 adaptierte Luc Besson („Anna“) selbst seinen Roman „Arthur und die Minimoys“ äußerst erfolgreich für die große Leinwand. Dem folgten zwei weitere Teile nach, ebenfalls in einer alles andere als billigen Kombination aus Animations- und Realfilmelementen. Zwölf Jahre nach dem dritten Teil hatte Luc Besson Lust, in die von ihm kreierte Welt zurückzukehren. Dementsprechend entwarf er die Story des Filmes „Arthur Malediction“ – interessanterweise ein Horrorfilm.
Ein Horrorfilm, der trotzdem auf die gleiche Zielgruppe zielt: Die inzwischen herangewachsenen Fans der Ursprungstrilogie. Daraus macht der Film von Regisseur Barthélémy Grossmann auch keinen Hehl, präsentiert er uns alle Helden doch zunächst als fünf- bis sechsjährige Knöpfe, die gemeinsam Luc-Bessons-Trilogie genießen.
Jahre später sind sie immer noch Freunde und feiern den Geburtstag von Alex. Der junge Mann ist irgendwie in der Welt der Minimoys hängengeblieben. Sammelt alles, was er zu den Filmen und deren Welt in die Finger bekommen kann. Dabei verschließt er sich auch ein wenig vor der Welt und vor Freundin Samantha, die offenkundig in den Nerd verliebt ist.
Bei der Geburtstagsfeier präsentieren Alex’ Freunde ihm ein Video von anderen Bekannten. Diese haben ein Haus gefunden, das exakt wie der Schauplatz der „Arthur“-Filme aussieht. Natürlich bricht die Clique umgehend zu einem Trip zu dem Haus auf. Auf dem Weg passiert dann allmählich die Verschiebung des Filmes in Richtung Horror. Wegbekanntschaften machen einen finsteren Eindruck, alte Leute mit schlechten Zähnen warnen vor Gefahren.
Das kann unsere achtköpfige Crew freilich nicht aufhalten. Irgendwann stehen sie endlich vor dem Haus und es erweist sich als wahres Fan-Paradies. Alex und Co. erkunden das Haus und genießen jede Sekunde. Irgendwann genießt Alex dann auch Samantha.
Doch dann schlägt die Realität zu. Das Essen der Truppe wird vernichtet, einer der Freunde verschwindet, ein nächster tritt in eine Bärenfalle, nachdem er eine Leiche entdeckt hat. Urplötzlich wird der Trip in heile Fan-Welten zum puren Albtraum.
Schaut in den Horrorfilm hinein
Luc Besson deutet seinen Kinderfilmstoff in Horror um
Drehbuch und Regie liefern zu Beginn irren Fanservice. Man bekommt Impressionen aus den „Arthur“-Filmen zu sehen. Unzählige Filmprops und Fanmaterialien werden aufgefahren und es wird über die Filme sinniert. Kommen unsere Helden dann an dem eigentlichen Schauplatz, dem Haus aus den Filmen, an, schlägt das Selbstreferentielle beinahe Purzelbaum.
Dabei vergisst das Drehbuch von Luc Besson allerdings, die Charaktere greifbar zu machen. Eigentlich lässt er den Zuschauer nur an Alex und Samantha heran. Die Namen der anderen Charaktere etwa erfährt man teils erst beiläufig im letzten Drittel.
Man hat beständig das Gefühl, man schaut einem reichlich anonym bleibenden Fanclub bei dessen Reise in seine Traumwelt zu. Das mag für Fans der Ur-Trilogie angenehm sein, den Zuschauer, der die Horrorprämisse geil findet, hilft das aber nicht. Auch weil „Arthur Malediction“ seltsam kindlich wirkt und kaum Mittel findet, die Situation in Richtung Spannung zu verdichten.
Zudem zieht der Regisseur den Einstieg viel zu lang. Das lässt den eigentlich griffig kurzen Film tatsächlich zu lang wirken. Gleichzeitig gelingt ihm so aber auch ein kleiner Coup. Denn er lullt den Zuschauer mit dieser lange Zeit harmlos bleibenden Fan-Reise gehörig ein, wodurch der plötzliche, schroffe und beinahe überfallartige Umschwung in Richtung Horror durchaus funktioniert.
Der Baum brennt nun an mehreren Orten gleichzeitig, was für eine nette Ereignisdichte sorgt und beinahe Gefühle von Terror heraufbeschwört. Leider eben nur beinahe, denn „Arthur Malediction“ bleibt zu harmlos. Viel passiert im Off. Manche Todesfälle haben keinen Impact. Und irgendwie wirkt die Reihenfolge des Ablebens der Helden seltsam beliebig und – ja – egal.
Zumal von Anfang an klar ist, wer diesen Film überleben wird. Spannung ist also eher Fehlanzeige. Interessant ist eigentlich nur die Frage, was hier gespielt wird. Woher die Gefahr kommt. Ist Arthur etwa als Horrorikone denkbar? Leider ist die Auflösung geradezu banal und wird total antiklimaktisch gereicht. Dabei hätte sie gar Potential für eine sozialkritische Note geboten. Doch dies wird nicht genutzt.
Darstellerisch reißt „Arthur Malediction“ ganz sicher keine Bäume aus. Zumindest aber sind die Hauptdarsteller sympathisch und wirken ihre Interaktionen als enge Freunde erstaunlich geerdet und wahrhaftig. Interessant fand ich, dass keiner der Freunde Alex für seine Manie irgendwie verurteilt, selbst in der verzweifeltsten Lage bleibt unerwähnt, dass nur seine Fan-Liebe alle in diese Situation gebracht hat. Hier hat das Drehbuch ein erstaunliches Herz für Nerds.
Interessant ist ebenfalls, dass Luc Besson seinem Töchterlein Thalia („Valerian“) die weibliche Hauptrolle zugeschanzt hat. Die sehr hübsche junge Dame spielt ihre Samantha sehr gut und hat vor allem mit Hauptdarsteller Mathieu Berger als Alex eine überzeugende Chemie. Man nimmt beiden das Verliebtsein wirklich ab. Zudem hat sich der Autor dieser Zeilen in die sexy Spielfilmdebütantin Jade Pedri als Renata verliebt. Aber das nur am Rande.
In technischer Hinsicht sieht „Arthur Malediction“ extrem wertig aus. Wie die Charaktere im Film selbst irgendwann feststellen, wirkt der Schauplatz dank feiner Lichtsetzung und gediegener Kameraarbeit, als würde er sich irgendwo in den USA befinden und nicht in Europa. Das Haus wird ausführlich bespielt. Geheimgänge werden erkundet, der Keller wird zum Tor in eine andere Welt. Das funktioniert prächtig. Auch angesichts des kolportierten, sehr niedrig wirkenden Budgets von 2,4 Millionen Euro.
„Arthur Malediction“ hat eine reizvolle Prämisse
Die Idee, den Kinderfilm „Arthur und die Minimoys“ in einen Horrorstoff zu überführen, war von Anbeginn an das reizvollste Element an „Arthur Malediction“. Leider wirkt es, als habe Luc Besson selbst zu große Ehrfurcht vor seiner Schöpfung gehabt. Denn letzten Endes bleibt der Streifen zu brav im Umgang mit der Vorlage. So bleibt der erhoffte, komplette Turn des Stoffes in Richtung Horrorversion ziemlich aus.
Seinen besten Moment hat der Film, wenn er nach einer viel zu langen Exposition endlich unvermittelt in Richtung Horror umswitcht. Doch selbst hier kommt dank unterkomplexer und teils egaler Figuren kaum Spannung auf. Dafür zieht das Tempo ordentlich an und hält die große Frage nach dem „Was ist hier los?“ ausreichend im Film. Leider verkackt der Streifen dann ausgerechnet seine Auflösung heftigst. Das Ergebnis ist ein Film, der aufgrund seiner Prämisse seltsam interessant wirkte, es aber letzten Endes nicht ist.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film kommt von Capelight Pictures, ist ungeschnitten ab 16 freigegeben und hat keinerlei Extras zum Film zu bieten. Auf verschiedenen VoD-Plattformen kann man den Film auch streamen.
In diesem Sinne:
freeman
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