Originaltitel: Assassin Club__Herstellungsland: USA, Italien__Erscheinungsjahr: 2023__Regie: Camille Delamarre__Darsteller: Henry Golding, Daniela Melchior, Sam Neill, Jimmy Jean-Louis, Noomi Rapace, Claudio Del Falco, Anastasia Doaga, Bruno Bilotta, Alessia Alciati, Sheena Hao u.a. |
Auftragskiller Morgan hat sein nächstes Opfer lange genug ausgespäht. Er ist bereit, sein Ziel aus dem Spiel zu nehmen und legt an. Doch gerade, als er abdrücken will, steht er plötzlich selbst unter Feuer. Er fängt sich eine Kugel und kann in dem folgenden Tohuwabohu gerade so mit halbwegs heiler Haut entkommen. Für Morgan ist klar: Das war sein letzter Auftrag als Killer.
Doch seine Auftraggeber lassen ihn über ihr Sprachrohr Caldwell wissen, dass sie zumindest noch einen lukrativen Job für ihn haben. Er soll sechs Killer ausschalten. Es winken jeweils eine Million Dollar pro Abschuss. Bis hierhin könnte „Assassin Club“ storytechnisch kaum klassischere B-Kost im optischen A-Gewand sein. Alles ist straight und geradlinig. Und selbst, dass Morgan sich ziert, den Auftrag anzunehmen, passt prächtig ins Bild.
Erst nachdem Morgan und seine Flamme Sophie bei einem Spaziergang von einem der Killer attackiert werden, die Morgan ausschalten soll, lässt er sich zu dem Auftrag überreden. Genau hier bekommt der Film einen interessanten Dreh, denn wie Morgan haben auch die anderen sechs Killer den Auftrag erhalten, die jeweils anderen Killer auszuschalten. Eine Art Battle Royale unter den Killern scheint angeschoben. Es gibt wesentlich uninteressante Storyvorschübe.
Actionfilm mit Henry Golding und Noomi Rapace
Doch Drehbuch und Regie wollen dringend noch mehr. Es wird immer komplizierter. Wer ist der Auftraggeber für dieses irre Spiel? Und warum? Wer ist der geheimnisvolle Killer Falk? Wie steckt Caldwell in dem ganzen Gemisch mit drin? „Assassins Club“ nimmt gefühlt jede irgendmögliche Abbiegung, um immer noch komplizierter zu werden – ohne es jemals zu sein, dazu liegen die Karten zu offensichtlich auf dem Tisch.
Und weil der Film stolz auf die Handlung ist, lässt er sie jeden Charakter mindestens einmal erklären. Infolgedessen kauen sich die Figuren in „Assassins Club“ gegenseitig so richtig ein Ohr ab. Jeder erklärt sich, ohne etwas zu erklären. Jeder beantwortet Fragen, nur um nebenbei weitere Fragen aufzumachen. Spätestens nach 30 Minuten fliegen den Killern vor allem viele leere Worte um die Ohren. Die Kugeln haben derweil massivst Pause.
Und „Assassins Club“ wird nicht einmal mehr seinem Titel gerecht, denn die insgesamt sieben Killer, die im Wettstreit miteinander stehen, werden egaler und egaler. Manche werden gar nicht erst umgebracht. Wieder andere erwischt es so beiläufig, dass man nicht einmal ausmachen kann, was diese Killer nun so besonders machte.
Mehr und mehr beginnen dem geneigten Actionfan die Gesichtszüge einzuschlafen. Wie konnte der Film nach seinem wirklich straighten Einstieg denn zu so einem unerquicklichen Labermarathon werden? Ein Labermarathon, der zudem mit 151 Minuten Laufzeit viel zu lang geraten ist und sich dank fehlender Spannung mehr und mehr zu ziehen beginnt.
Zum Glück hält einen der bereits in „Snake Eyes: G.I. Joe Origins“ sehr sympathische Hauptdarsteller Henry Golding als Morgan halbwegs in der Story drin. Und auch die engagiert aufspielende Noomie Rapace („What happened to Monday?“), um die leider ein seltsam verquastes Verwirrspiel aufgemacht wird, das tatsächlich mit Fanfarenmusik aufgelöst wird und einen nur ungläubig gen TV-Screen starren lässt, holt mit ihrem Spiel einige Kastanien aus dem Feuer. Sam Neill („Jurassic World: Ein neues Zeitalter“) hat dafür leider zu wenige Auftritte und der Rest des Castes gerät leider arg glanzlos. Auch unter den Killern tummeln sich kaum Actiongesichter.
Keine Zierde ist leider zudem die Action im Film. Zum einen ist sie im Aufkommen viel zu gering, zum anderen hat Regisseur Camille Delamarre in seiner doch recht langen Leinwandabstinenz seit dem nicht ganz so eingeschlagen habenden „The Transporter Refueled“ das Vertrauen in das Können seiner Darsteller verloren. Und so wird jede Actionszene ultra kurzatmig geschnitten. Schlag, Schnitt, Tritt, Schnitt, Abwehr, Schnitt, jeder Move endet mit einem Schnitt. Dazu wird gezoomt und mit der Kamera gewackelt, dass es eine wahre Freude ist – nicht.
Ob in diesem Film irgendwer irgendetwas kann, was physischen Konfrontationen zuträglich wäre, man erkennt es nicht. Doch auch die Ballereien und die Verfolgungsjagden im Film ziehen ihre Dynamik nur aus ihrem extrem schnellen Schnitt, der immer wieder die Übersicht nimmt. Trotzdem merkt der Actionfan schnell: In dem Schnittmassaker sind auch keinerlei Highlights versteckt. Weder wird „Assassins Club“ mal wirklich rüde, noch gibt es aufwändigere Actionmomente zu entdecken. Ein auf dem Dach dahin rutschendes Auto bildet da zumindest ansatzweise so etwas wie eine Ausnahme. Eine zweite ist eine Bullet-Time-Sequenz, die ordentlich Druck hat.
Richtig übel wird es für den Actionfan, wenn zum vermeintlichen Showdown das Lumpenpack in hoher Anzahl aufläuft. Da reibt man sich nämlich schon die Hände, da der Bodycount so ordentlich hochgetrieben werden könnte. Und dann entpuppt sich all das nur als Teaser. Denn kaum hat die vermeintlich dicke Actionszene begonnen, ist sie auch schon wieder vorbei und mündet ihrerseits in eine Autoverfolgungsjagd. Auch hier wird viel geteast. Zig Karren jagen hinter dem Helden her. Man freut sich auf Blechschäden galore, fette Explosionen sowie Überschläge und man bekommt… etwas Schnittsoße an peinlich unaufgeregtem Ausgang. Alle bisherigen Delamarre-Filme hatten zigfach mehr zu bieten als „Assassin Club“.
Zumindest bemüht sich der Regisseur um einen wirklich coolen Look. Breite Kinobilder treffen auf Komplementärfarben und vor allem nächtliche Hochglanzmomente. Zudem versucht sich „Assassins Club“ an viel internationalem Flair, indem er seinen Helden quer durch Europa hetzt. Leider fällt schnell auf, dass hier nur mit viel Stock-Footage-Stadtpanoramen getrickst wird, während der eigentliche Film recht offensichtlich nur in einem eher begrenzten Schauplatzradius in Italien entstanden ist. Dennoch wirkt der Film nie billig.
„Assassins Club“ ist alles andere als ein Volltreffer
Was hätte ich einen Film bejubelt, in dem sich einfach nur sieben Superkiller gegenseitig jagen, im Zuge dessen schön abgedrehte Charakterprofile entwickelt und letzten Endes für gewaltiges Rambazamba gesorgt hätten, bei dem jeder seine verschiedenen Skills hätte einbringen können. Darauf hätte ich richtig Bock gehabt. „Assassins Club“ teast genau ein solches Storykonstrukt. Und macht dann sein eigenes Ding. Und immer, wenn der Film sein Ding macht und gefühlt dagegen aufbegehrt, einfach ein straighter Actioner zu sein, basiert das auf falschen Entscheidungen und einer ebensolchen Selbstwahrnehmung.
Das Ergebnis: Statt eines Actionfilmes bekommt man ein nicht enden wollendes Dialogwirrwarr, das gerne spannend oder knifflig wäre, dazu aber viel zu schnell durchschaut ist. Und so weiß man gar nicht, ob man die Schlussszene als Drohung oder als Willen, vielleicht bei einer Fortsetzung einiges besser machen zu wollen, verstehen soll. Letzteres könnte sich wieder als heftiges Teasen entpuppen, ersteres wäre zumindest Willkommen.
In England hat Paramount Pictures den Film auf DVD mit einer Freigabe ab 15 auf den Markt geworfen. In Deutschland schauen Fans physischer Datenträger vorerst in die Röhre. Hier kann man den Film aber zumindest über Paramount+ und andere VoD-Dienste genießen.
In diesem Sinne:
freeman
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