Originaltitel: Sofia__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2012__Regie: Isaac Florentine__Darsteller: Christian Slater, Donald Sutherland, Elika Portnoy, Timothy Spall, Bashar Rahal, Ivaylo Geraskov, Antoaneta Yordanova, Vassil Mihajlov, Tanya Mickov u.a |
Geheimagent Robert Diggs hat seinen Job beim FBI an den Nagel gehängt. Auslöser dafür war der Tod seiner Frau, den er in Bulgarien vergessen zu können hofft. Hier arbeitet er für die amerikanische Botschaft in Sofia als eine Art Sprachenexperte. Plötzlich fallen hochrangige Köpfe der internationalen Terrorszene immer neuen Anschlägen im Land zum Opfer. Der geisterhaft zuschlagende Killer erhält schnell den Spitznamen Dschinn und die Vorgesetzten von Robert reagieren höchst nervös, da der Killer für seine Mordaufträge anscheinend auf Informationen zurückgreift, die nicht einmal das FBI hat! Darum versetzt man Robert in seinen alten Status zurück und betraut ihn mit der Jagd auf den Killer …
Spätesten seit Genregroßtaten wie „Undisputed II und III“ oder „Ninja-Revenge will rise“ hat Regisseur Isaac Florentine bei den echten Fans des Actionfilmes ein Stein im Brett. Unerklärlicherweise scheint das im Studiosystem Hollywoods noch immer nicht bis in die Entscheideretagen durchgedrungen zu sein. Anders lassen sich uninspirierte Auftragsarbeiten wie „Assassin’s Bullet“ einfach nicht mehr erklären.
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Der Film fußt zu einem großen Teil auf dem Spiel mit Identitäten. Dies exerziert er an einer Figur durch und verhebt sich dabei großartig. An den darstellerischen Fähigkeiten des Schauspielers, der drei verschiedene Charaktere zu verkörpern hat, liegt es dabei nicht, vielmehr an der Physiognomie des Gesichts des Darstellers und eines wirklich extrem auffälligen Schönheitsmakels, den man teils so offensiv zu überschminken versuchte, dass er nur umso mehr auffällt. Und so ist dem Zuschauer schon meilenweit vor den Charakteren im Film klar, wer eigentlich der geheimnisvolle Killer ist. Doch dies ist Isaac Florentine sichtlich egal. Denn er bekommt die Mythologie um diesen Killer nie so recht in den Griff. So hofft man beispielsweise bei dem Motiv des Killers auf einen echten Knalleffekt, doch selbst dieser bleibt komplett aus. Also filmt Florentine Bauchtänzerinnen …
Gefühlte Ewigkeiten. Obendrein lässt er einen gelangweilten Donald Sutherland schon nach 20 Minuten die Schlusspointe des Filmes vorwegnehmen, die dadurch noch weniger gewitzt wirkt, als sie es gerne wäre. Kurzum: Die Story von „Assassin’s Bullet“ funktioniert überhaupt nicht, lässt einen vollkommen kalt und präsentiert einen Helden, der, anstatt zu ermitteln, in einer Tour in einen Bauchtanzladen rennt. Immer und immer wieder … vermutlich nicht der falscheste Weg, denn so muss sich Florentine nicht mit dem dünnen Charakter herumquälen, dem man zwar eine tragische Vergangenheit andichtet, die der Film aber niemals für irgendeinen spannungsbringenden Moment zu nutzen versteht. Und wenn man derart über den Helden der Chose urteilen muss, wird sich vermutlich niemand wundern, wenn man konstatiert, dass auch der Killercharakter trotz charakterlicher Dreifaltigkeit niemals so wirklich funktioniert. Man kann nicht einmal sagen, dass dies schade sei und Chancen verschenkt wurden, denn wirklich interessante Storyseiten will man an „Assassin’s Bullet“ einfach nicht ausmachen können …
Dennoch ist „Assassin’s Bullet“ kein Totalausfall. Dafür sorgen zum einen die etwas bekannteren Namen: Donald Sutherland und Timothy Spall verleihen dem Film schon durch ihre Gegenwart etwas Glanz, wobei Spall als Psychiater die etwas dankbarere Rolle abbekommen hat. Während Sutherland den Imageschaden begrenzen kann, da er als Botschafter eher ein besseres Cameo abliefert. Eine der Hauptrollen bestreitet Christian Slater, dessen Auftritte durch das unentschlossene Drehbuch extrem leiden, da seine Figur gefühlt nie so recht im Film ankommt und macht, wozu sie eigentlich da ist: Nämlich den Killer jagen. Das ist umso trauriger, da Slaters Karriere in B-Kreisen vor allem dank kleinen Reißern wie dem rotzencoolen „Soldiers of Fortune“, wieder ans Laufen gekommen schien. Da kommt ein solcher Downer relativ unverhofft. Die eigentliche Hauptrolle aber bestreitet Elika Portnoy (die im Übrigen auch die Story lieferte), die keinen schlechten Job macht, aber genauso wie Slater und Co. niemals gegen die verkorkste Story ankämpfen kann und deren Performance im Gegensatz zur gelangweilten Routine der großen Namen durchaus ins Overacting kippt. Allen Darstellern wäre schlichtweg ein besseres Skript zu wünschen gewesen!
Punkt zwei, der „Assassin’s Bullet“ zumindest ansatzweise interessant macht, ist freilich sein Regisseur, der teils mit allen inszenatorischen Mitteln versucht, dem faden Skript etwas Leben einzuhauchen. Da wird gezoomt und geschwenkt wie zu seinen besten Zeiten, werden vor allem Zooms sogar wieder mit den altbekannten untermalenden Geräuschen versehen und versucht Florentine sichtlich, dynamische Bilder abzuliefern. Leider kann die Handlung mit dieser Inszenierung überhaupt nicht Schritt halten. Die Schauplatzarmut (Botschaft, Bauchtanzclub, einige Außensets) kann der Regisseur ebenfalls nicht verschleiern. Dafür müht er sich redlich, nicht die übliche Ostblocktristesse einzufangen. Gerade der Bauchtanzclub hat doch etwas sehr mondänes und auch sonst zeigt Florentine vor allem schönere Seiten Sofias. Selbst in den Actionszenen geht es nicht in Hinterhöfe und haben die Schauplätze durchaus Stil.
Und damit zu Punkt 3, der „Assassin’s Bullet“ trotz seines geringen Aufkommens interessant macht: Die Action! Gleich der erste Auftritt des Dschinn genannten Killers macht definitiv Laune: Blut spritzt gegen die Wände, es gibt ein, zwei zackige Kampfsportmoves und echte Blutbeutel platzen anstelle ihrer CGI Pendants. Eine zweite, recht kurze Actionszene gipfelt in einer Explosion, die einen verwirrenden Mix aus dem explodierenden CGI Modell eines Autos und einem in der gleichen Szene tatsächlich gesprengten, realen Auto darstellt! Warum man diese Szene so zusammenmontieren musste, vermag ich nicht zu sagen, vermute aber, dass es mit den herumfliegenden Stuntmen zu tun hatte, die man nicht gefährden wollte? Highlight und etwas breiter ausgewalzte Actionszene ist dann freilich der Showdown, bei dem auch Christian Slater kurz handgreiflich werden darf, ansonsten aber nur dem Killer beim Wirken zuschaut, der unter Florentines Regie durch die Gegner pflügt wie das warme Brotmesser durch die Butter. Salti schlagend nietet der Killer dabei einen ganzen Berg Henchmen um – und das alles andere als unblutig, aber nie auf dem Niveau früherer Florentine Werke. Doch alleine schon die Choreographie dieser Szene lässt wieder erahnen, was der Regisseur zu leisten vermag, wenn die Begleitumstände stimmen …
Die passten hier aber sichtlich überhaupt nicht. „Assassin’s Bullet“ dürfte eine der uninspiriertesten Arbeiten des Regiederwisches sein, der sichtlich vor dem zerfahrenen Skript kapituliert. Und einen Film, der gefühlt zu einem Drittel aus Bauchtänzen besteht, hätte von dem guten Isaac wohl niemand erwartet. Am wenigsten er selbst. Zumindest verleihen Slater, Sutherland und Spall dem Film etwas – wenn auch gelangweilte – Routine und versucht Florentine zumindest ansatzweise gegen das Skript und das Ostblocksetting anzukämpfen. Dies sieht man vor allem in den gelungenen, leider viel zu selten aufkommenden Actionszenen.
Die deutsche DVD erscheint am 8. November 2012 auf DVD und Blu Ray von dem Label Sunfilm und ist mit einer harschen FSK 18 Freigabe uncut.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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