Originaltitel: Prityazhenie__Herstellungsland: Russland__Erscheinungsjahr: 2017__Regie: Fedor Bondarchuk__Darsteller: Irina Starshenbaum, Alexander Petrov, Rinal Mukhametov, Oleg Menshikov, Sergey Garmash, Nikita Kukushkin, Lyudmila Maksakova, Aleksey Maslodudov, Evgeniy Mikheev u.a. |
Im Orbit unserer schönen Erde kreist ein Raumschiff im Tarnmodus. Es scheint unsere Welt zu beobachten, zu studieren. Da wird es von einem Meteoriten getroffen. Das Raumschiff kommt ins Trudeln und tritt über Russland in unsere Atmosphäre ein. Seine Tarnung bricht zusammen und im russischen Verteidigungsministerium gehen alle Lampen an. Man attackiert das Flugobjekt sofort und verursacht damit Tod und Zerstörung.
Denn das Raumschiff stürzt über bewohntem Gebiet in der Metropole Moskau ab, reißt mit unvorstellbarer Wucht Häuser ein und zerstört russische Infrastruktur. Das Militär und die russischen Behörden scheinen fortan gelähmt. Nach diesem Desaster sind sie unschlüssig, wie sie weiter vorgehen sollen. Zum Glück fällt der alles befehligende Oberst Lebedeva einige sehr umsichtige Entscheidungen…
Dessen Tochter Yulya verlor im Chaosgebiet derweil nicht nur ihre Unschuld an den wenig sympathisch erscheinenden Artyom, sondern auch ihre beste Freundin. Voller Wut stiftet sie Artyom und dessen Gefolgschaft an, mit ihr zu der Absturzstelle zu gehen und dort Rache zu üben. Auf ihrer Queste begegnet Yulya einem Insassen des Raumschiffes. Der erweist sich als erstaunlich menschlich und schafft es irgendwann, Yulya zu überreden, ihm zu helfen, sein Raumschiff wieder flott zu kriegen.
Schaut in den Science-Fiction-Streifen „Attraction“ hinein:
httpv://www.youtube.com/watch?v=UV6TUKUh0QQ
Wenn nach etwa zehn Minuten das Raumschiff zu Paulina Andreevas grandiosem Song „Closer“ die russischen Hochhäuser eines Moskauer-Randbezirkes köpft, wie manche morgens ihr Frühstücksei mit einem Messer enthaupten, wuchert „Attraction“ von Regisseur Fedor Bondarchuk nur so mit Schauwerten. Diese Szene bereitet dann auch die Bühne für viele Bilder, die rund um den Ground Zero steigen.
Staub und Asche fliegen beständig durch die Luft. Alles ist von dem Dreck mausgrau eingefärbt. Es sieht aus, wie in einem Kriegsgebiet. Und das absolut überzeugend. Doch auch abseits der Absturzstelle haut „Attraction“ mit Schauwerten nur so um sich. Ein menschenleeres Moskau muss man auch erst einmal organisiert bekommen. Dazu der enorme Fuhrpark an militärischen Fahrzeugen. Nicht umsonst bedanken sich die Macher nach dem Film beim russischen Militär als wichtigen Unterstützer. Ich bin mir sicher, sogar ein Michael Bay hätte hier anerkennend genickt.
Leider kann die Geschichte mit den großen Bildern kaum mithalten. Die Story rund um die dysfunktionale Beziehung zwischen Yulya und ihrem Vater packt nicht. Dazu bleiben einem beide Figuren leider zu fremd. Hinzu kommt, dass Yulya lange Zeit recht unsympathisch wirkt. Erst dank der Interaktionen mit dem Außerirdischen beginnt sie als Identifikationsfigur zu taugen. Zumal ihr außerirdisches Gegenüber um ein Vielfaches angenehmer rüberkommt als Yulyas Artyom.
Natürlich hat sie den nur gepimpert, um ihrem Vater eins auszuwischen. Das bekommt man mit dem Holzhammer nachhaltig genug eingetrichtert. Der Figur der Yulya hilft das aber wenig. Zumal das Ganze nun in eine Dreiecksgeschichte nach hinlänglich bekanntem Young-Adult-Erzählschema mündet. Team Artyom oder Team Alien. Entscheidet ihr, wen ihr mehr mögt. Interessant ist das Geturtel aber kein Stück. Zudem fallen einige Handlungen aller Beteiligter arg unlogisch oder zumindest fragwürdig aus.
Erst gegen Ende gelingt es dem Film überzeugend, seine Handlung zuzuspitzen. Alles mündet in einen wilden Showdown, in dem die coolen Kampfanzüge der Außerirdischen zeigen, was sie drauf haben. Und die Russen hauen noch einmal ordentlich die Effekt-Maschine an! Zwar sitzen die CGIs hier einige Male nicht hundertprozentig, aber sie funktionieren prächtig und sorgen für ein zwar arg schnell geschnittenes, nichtsdestotrotz sehr wuchtiges Finale mit starken Bildern.
In den Spektakel-Szenen von „Attraction“ beweisen die Russen mal wieder, dass sie technisch mit der Hollywood-Maschinerie definitiv mithalten können. Doch auch abseits des Spektakels liefert der Film tadellose, kinoreife Bilder. Der wuchtige Score muss sich vor denen der großen amerikanischen Desaster-Movies ebenfalls nicht verstecken. Ansonsten hätte dem Film aber eine stärkere Abgrenzung zu den Vorbildern aus Übersee sicherlich nicht geschadet. Viel zu viele Klischees werden fast schon sklavisch aufgenommen und ungebrochen wiederholt. Dazu die sich arg ans junge Publikum anbiedernde Dreiecksgeschichte, die keinerlei Kraft zu entwickeln vermag. Inklusive einiger Darsteller und Figuren, die einfach nicht als Identifikationsmasse funktionieren wollen. Einige hübsche Ideen (etwa ein Wasserantrieb für Raumschiffe) sowie die eröffnende und die schließende Actionszene heben den Streifen über den Durchschnitt. Wenn auch nur knapp.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 25. August 2017 von Capelight Pictures und ist mit einer FSK 12 Freigabe ungeschnitten. Zum Glück hat Capelight dieses Mal das Kalauern bei der Synchronisation unterbunden (siehe der letzte russische Blockbuster „Guardians“).
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Capelight Pictures__Freigabe: FSK 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |