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Auf dem Highway ist die Hölle los

In der Auto-Actionkomödie „Auf dem Highway ist die Hölle los“ platzierte Hal Needham ein Starensemble rund um seinen Kompagnon Burt Reynolds. Dieser nimmt an einem Cross-Country-Rennen teil, ansonsten sind unter anderem Jackie Chan, Roger Moore, Farrah Fawcett, Dom DeLuise, Dean Martin, Sammy Davis jr., Adrienne Barbeau und Tara Buckman dabei.

Originaltitel: The Cannonball Run__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1981__Regie: Hal Needham__Darsteller: Burt Reynolds, Roger Moore, Farrah Fawcett, Dom DeLuise, Dean Martin, Sammy Davis Jr., Jack Elam, Adrienne Barbeau, Tara Buckman, Jackie Chan, Terry Bradshaw, Jamie Farr, Peter Fonda, George Furth, Michael Hui, Robert Tessier, Hal Needham u.a.
Auf dem Highway ist die Hölle los

In der Actionkomödie „Auf dem Highway ist die Hölle los“ treten unter anderem Burt Reynolds, Roger Moore und Jackie Chan zu einem Rennen an

Als Stuntman, Stunt Coordinator und Second-Unit-Regisseur wurde Hal Needham zum engen Vertrauten von Burt Reynolds, dem er mit seinem Regiedebüt „Ein ausgekochtes Schlitzohr“ einen massiven Hit bescherte. Obwohl der Star irgendwann vom Genre der PS-starken Actionkomödie wegwollte, ließ er sich von Needham breitschlagen die Hauptrolle in „Auf dem Highway ist die Hölle los“ zu spielen.

Für Needham und Drehbuchautor Brock Yates („Das ausgekochte Schlitzohr ist wieder auf Achse“) war „The Cannonball Run“, so der Originaltitel, ein Herzensprojekt, basierend auf mehreren Cross-Country-Rennen, die in den 1970ern abgehalten wurden. Yates gehörte zu den Organisatoren der Rennen, an der Ausgabe von 1979 nahm er gemeinsam mit Needham in einem Krankenwagen teil. Nachdem Exploitation-Genie Roger Corman das Ganze mit „Cannonball“ schon 1976 ausgeschlachtet hatte, wollten Needham und Yates nicht hinten anstehen. Nominelle Hauptfigur der Ensemble-Actionkomödie ist Rennprofi J.J. McClure (Burt Reynolds), der gemeinsam mit seinem Kompagnon Victor Prinzim (Dom DeLuise) nach einem möglichst polizistensicheren Vehikel für das Cannonball-Rennen sucht. Nach einem Unfall und einer Fahrt im Krankenwagen erkennen die beiden, welches Gefährt sie brauchen, womit Yates und Needham ihre eigene Erfahrung verarbeiten, auch wenn ihr Krankenwagen im realen Rennen vor der Ziellinie den Geist aufgab.

Im Folgenden stellt „Auf dem Highway ist die Hölle los“ dann weitere Fahrer vor. Darunter sind die als Priester verkleideten Hallodris Jamie Blake (Dean Martin) und Morris Fenderbaum (Sammy Davis jr.), das in Spandex gekleidete Damen-Duo aus Marcie Thatcher (Adrienne Barbeau) und Jill Rivers (Tara Buckman), der reiche Schnösel Seymour Goldfarb jr. (Roger Moore), der sich für Roger Moore hält, sowie der japanische (!) Fahrer Jackie Chan, den Hongkong-Star Jackie Chan darstellt – die Hongkong-Produktionsfirma Golden Harvest kaum auch für einen Teil des Budgets auf. Ansonsten mischen noch ein Scheich, ein Redneck-Duo, zwei Mit-dem-Kopf-durch-die Wand-Fahrer und zwei Kerle auf dem Motorrad mit, die sich als frisch vermähltes Paar ausgeben, weshalb einer von ihnen die ganze Zeit eine Damenperücke trägt.

Das Procedere ist das Gleiche wie bei allem Cross-Country-Rennen bzw. den Filmen darüber: Die Teilnehmer müssen quer die USA rasen, wobei ihre Zeit gemessen wird und der oder die Schnellste gewinnt. Natürlich hat die Polizei etwas gegen die Geschwindigkeitsübertretungen, ebenso wie der Umweltaktivist Arthur J. Foyt (George Furth), der die Racer ebenfalls aufhalten will…

Schaut euch den Trailer zu „Auf dem Highway ist die Hölle los“ an

Die Ensemble-Komödie war und ist in den USA beliebt, etwa populär gemacht durch die Filme des Rat Pack, dessen Mitglieder Dean Martin („Rio Bravo“) und Sammy Davis jr. („Diamantenfieber“) hier ja auch als eine Art Tribut am Start sind. Außerdem war es eine gute Gelegenheit für Needham den widerwilligen Burt Reynolds („Sie nannten ihn Stick“) einerseits als Hauptdarsteller einzusetzen, dies andrerseits mit verhältnismäßig wenigen Drehtagen. Eine große Handlung gibt es in „Auf dem Highway ist die Hölle los“ eh nicht, stattdessen folgt der Film episodenhaft den ausgewählten Fahrern und Teams, wobei dies meist in die immergleichen Running Gags mündet: Die Rednecks saufen Bier, Marcie und Jill entgehen Strafzetteln durch ihre weiblichen Reize, während Jackie Chan („Ride On“) und sein Co-Pilot voll auf Hi-Tech wie Nachtsichtgeräte setzen – da sind die Schwächen eher im menschlichen Faktor zu finden, etwa wenn Jackie auf der Konsole des futuristischen Autos „Beyond the Green Door“ schaut und sich beim Pornogucken glatt verfährt. Für Chan war „Auf dem Highway ist die Hölle los“ zusammen mit dem Kassenflop „The Big Brawl“ eh eine ernüchternde erste US-Erfahrung: Needhams Spektakel landet in den US-Jahrescharts zwar auf Rang 6, doch das Casting von Chan als Japaner, den man dazu noch für weite Strecken hinters Steuer verbannte, war nicht allzu schmeichelhaft für den Martial-Arts-Star.

Auf dem Highway ist die Hölle los

J.J. McClure (Burt Reynolds) und Victor Prinzim (Dom DeLuise) wollen der Polizei in einem Krankenwagen ein Schnippchen schlagen

Einzig und allein kurz vor Schluss darf man einen Hauch von Chans wahrer Stärke sehen, wenn sich die Cannonball-Run-Teilnehmer während eines erzwungenen Stops mit einer Bikerhorde prügeln, deren Anführer von Peter „Easy Rider“ Fonda gespielt werden. Needham gibt Chan innerhalb der bunten Ensemble-Kloppe die meiste Screentime, nimmt den Kung-Fu-Tausendsassa aber an die Leine, denn dessen extravagante Choreographien sucht man hier vergeblich. Mit einigen Sprüngen und Kicks ist er zwar merklich akrobatischer unterwegs als der Rest der Belegschaft mit seinem Kneipenschlägerstil, aber es ist eben nur Chan light. Autofreak Needham liegen die zahlreichen Vehikelstunts mehr, für die jede noch so dünne Entschuldigung reicht: Eine gelöste Handbremse sorgt für einen Crash inklusive Explosion, ein Duo brettert aus Spaß in ein Cannonball-Hotel hinein, ein zu stark getuntes Motorrad verursachte eine Chaosfahrt durch das gleiche Etablissement, J.J. landet ein Flugzeug spaßeshalber in einer Kleinstadt usw. In seiner Durchschaubarkeit erinnert das Ganze an eine Stuntshow, allerdings ist Needham immerhin ein Könner seines Fachs, der mit reichlich Crashs, Blechschäden, Vehikelsprüngen und ähnlichen Scherzen für Schauwerte sorgt.

Ansonsten regiert die grobstollige Komik voller Klischees, mit notgeilen Polizisten, Umweltschützern mit Stock im Arsch und dem naiven, ökobewussten Reporterinnen-Dummchen Pamela Glover (Farrah Fawcett), das von J.J. als unfreiwillige Mitfahrerin eingesackt wird, um sie natürlich klarzumachen. Manches hat Meta-Charakter, etwa wenn Roger Moore auf charmant-selbstreflexive Weise das Muttersöhnchen Seymour Goldfarb jr. spielt, das sich wiederum für Roger Moore hält, dabei aber dessen reale Persona und James-Bond-Rolle miteinander vermischt. So hat sein Auto nicht nur die Gadgets diverser Bond-Karren an Bord, er hat auch ständig wechselnde Bond-, ähh, Seymour-Girls als Begleitungen an seiner Seite. Eine weitere Popkulturanspielung ist der Proktologe, den Victor als Arzt für ihren Krankenwagen heranschafft, denn der heißt Nikolas Van Helsing (Jack Elam), sieht aber eher wie eine Mischung aus Mad Scientist und Frankensteins Monster aus. Sonderlich hintersinnig oder gewieft ist das alles nicht, Needham und Yates sind eher auf den schnellen, platten Gag aus, für den auch die filminterne Logik auf der Strecke bleibt. So stürzen die Cannonball-Racer im Finale alle wie die Blöden los, um bloß als erste an der Stechuhr zu sein, obwohl ja eigentlich die gefahrene Zeit und nicht das erste Ankommen von Bedeutung sein soll. Es wird auch nie so recht erklärt, warum sich Blake und Fenderbaum als Priester verkleiden (gerade angesichts von Blakes Hang zur Vielweiberei), aber es soll wohl auch ein Ablenkungsmanöver für die Polizei sein – auch wenn zwei Priester im „Magnum“-Style-Ferrari nun alles andere als unverdächtig sind. Aber immerhin: Auf seinem niedrigen Blödelniveau ist das Ganze einigermaßen amüsant, auch wenn sich manche Running Gags erschöpfen und nicht jeder Schenkelklopfer ein Treffer ist.

Auf dem Highway ist die Hölle los

Hongkong-Star Jackie Chan spielt den japanischen High-Tech-Subaru-Fahrer Jackie Chan

Dafür, dass sich Burt Reynolds‘ Lust auf „Auf dem Highway ist die Hölle los“ in Grenzen hielt, absolviert der Star seinen Part aber routiniert und mit Charme, da lässt er seinen alten Kumpel Needham nicht hängen. Am meisten Eindruck hinterlassen Roger Moore („Ein Mann jagt sich selbst“), der sich selbst und sein eigenes Image auf die Schippe nimmt, sowie Dom DeLuise („Hochzeitsnacht im Geisterschloss“) als unsicherer Beifahrer mit Zweitidentität. Der Rest ist okay bis routiniert, Farrah Fawcett („Extremities“), Adrienne Barbeau („Kannibalinnen im Avocado-Dschungel des Todes“) und Tara Buckman („Lance – Stirb niemals jung“) ganz offensichtlich in erster Linie wegen Äußerlichkeiten gecastet, aber so funktioniert der Filmkosmos eines Hal Needham eben.

So ist „Auf dem Highway ist die Hölle los“ dann inhaltlich schwachbrüstiger Käse, der mangelnde Substanz und die bestenfalls rudimentär vorhandene Geschichte vor allem mit Stars, Stunts und Schenkelklopfern ausgleichen möchte. Das Ergebnis ist ein halbwegs kurzweiliges Kalauer-und-Car-Crash-Festival, das zum Ende der gerade mal 90-minütigen Laufzeit allerdings schon in Richtung Ermüdungsgrenze kommt.

Die aktuelle DVD- und Blu-Ray-Auflage von „Auf dem Highway ist die Hölle los“ in Deutschland kommt von Winkler Film und ist ungekürzt ab 6 Jahren freigegeben. Als Bonusmaterial gibt es Trailer und einen Audiokommentar von Hal Needham und Albert S. Ruddy.

© Nils Bothmann (McClane)

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